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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Weltvölkerbund und Weltgleichgewicht.
Ein Weltvölkerbund ist das neueste Be-
glückungsziel der Lenker der Weltgeschicke, der
leitenden Persönlichkeiten des Angelsachsen-
tums; ein Völkerbund, der den ewigen Frie"
den verbürgt und zu dem auch Deutschland
mit seinen Verbündeten nach ihrer Demü¬
tigung und endgültigen Knebelung in Gnaden
zugelassen werden sollen. Kein Krieg wird
dann je wieder die Erde durchtoben, alle
Mißstimmungen der Nationen werden fried¬
lich, schiedlich beglichen werden, und wenn
wirklich einmal ein Übeltäter gegen den Spruch
des unfehlbaren Wohlfahrtsausschusses dieses
Völkerbundes sich auflehnen sollte, so wird
dem Frevler durch die Machtmittel des ge¬
samten Verbandes unverzüglich das verdiente
Ende bereitet werden.

Fürwahr ein Ziel, jeder Anstrengung wert,
soweit die innere Hauptsache, der gegenseitig
verbürgte Friedenszustand, in Frage käme;
aber zugleich ein Ziel, das in sich unbedingt
die Verneinung seiner Gesamtexistenz trägt,
wenn die Umhüllung dieses Kernes zur Be¬
dingung seines Daseins erhoben wird. Denn
was besagt die Absicht der vorherigen Kne¬
belung Mitteleuropas bei der in Aussicht ge¬
nommenen Gründung jenes Völkerbundes?
Nichts anderes, als daß das Ziel, dessen
lockende Gloriole den harrenden Völkern in
den mystischen Nebeln des künftigen Welt¬
friedens strahlend gezeigt wird, das gleiche
geblieben ist, das der Selbstsucht des geeinten
Angelsachsentums überhaupt den Ansporn zur
unentwegter Fortführung des Weltkrieges ge¬
geben hat: die Aufrichtung des absoluten
angelsächsischen Weltimperiums durch Ver¬
nichtung der letzten Mächtegruppe, die im¬
stande ist, dem geeinten Angelsachsentun: die
Spitze zu bieten und damit das anglo-ame-
rikanische Joch vom Nacken aller anderen
Nationen fernzuhalten.?

Wir heben hervor: aller anderen Nationen!

[Spaltenumbruch]

Ist Mitteleuropa vernichtet, so ist die Freiheit
der Welt unwiederbringlich verloren. Oder
sollte jemand glauben, daß da" England, das
seit Jahrhunderten die Völker des Erdballs
in stets steigender Selbstvergottung zum Spiel
seiner selbstsüchtigen Interessen gemacht hat,
sich scheuen würde, aus der Niederzwingung
seines letzten Gegners die politischen Kon¬
sequenzen zu ziehen? Ist dem Zwingherrn
Irlands, Indien", Ägyptens, Griechenlands
gegenüber irgendein Zweifel überhaupt mög¬
lich? Keine Mächtegruppe, geschweige ein
einzelner Staat vermöchte fernerhin die Ver-
knechtung der Welt, deren riesiger Schatten
augenblicklich über die blutstarrende Erde
läuft, noch aufzuhalten.

Nicht nur für die eigene Freiheit also,
n"in, für die Freiheit der Welt blutet Deutsch¬
land im gegenwärtigen Kriege. Das wird
dann anerkannt werden, wenn durch sein
Ausharren die Gefahr der Weltknechtung ab¬
gewendet, das freie Spiel der politischen
Weltentwicklung weiter gewährleistet ist. Nicht
Weltherrschaft strebt demnach Deutschland an,
sondern Weltgleichgewicht. Seiner Schaffung
allein wird die Zukunft dienen müssen. Nur
ein siegreiches Mitteleuropa als Gegenpol
^ zum lastenden Druck des angelsächsischen Welt¬
imperiums wirkt für alle gleichgearteten oder
gleichstrebigen Mächtegruppen die Möglichkeit
ihres freien Zusammenschlusses, ihrer politi¬
schen Konsolidierung; nur ein starkes Mittel¬
europa läßt entgegen der steten Bedrohung
durch die Angelsachsen für die Zukunft die
Herstellung des politischen Weltgleichgewichts
und damit eines aus gleichterechtigten Glie¬
dern bestehenden Weltvöllerbundes erhoffen,
dem das Erstarken der japanisch-chinesischen
Welt, das Aufblühen des lateinischen Amerika
und das Wiedererstehen des europäisch-asiati¬
schen Slawenreiches die nötige Präponderanz
vielfacher, belebender Interessengegensätze ver¬
or. K, W. Friedrichs leihen dürfte.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Weltvölkerbund und Weltgleichgewicht.
Ein Weltvölkerbund ist das neueste Be-
glückungsziel der Lenker der Weltgeschicke, der
leitenden Persönlichkeiten des Angelsachsen-
tums; ein Völkerbund, der den ewigen Frie»
den verbürgt und zu dem auch Deutschland
mit seinen Verbündeten nach ihrer Demü¬
tigung und endgültigen Knebelung in Gnaden
zugelassen werden sollen. Kein Krieg wird
dann je wieder die Erde durchtoben, alle
Mißstimmungen der Nationen werden fried¬
lich, schiedlich beglichen werden, und wenn
wirklich einmal ein Übeltäter gegen den Spruch
des unfehlbaren Wohlfahrtsausschusses dieses
Völkerbundes sich auflehnen sollte, so wird
dem Frevler durch die Machtmittel des ge¬
samten Verbandes unverzüglich das verdiente
Ende bereitet werden.

Fürwahr ein Ziel, jeder Anstrengung wert,
soweit die innere Hauptsache, der gegenseitig
verbürgte Friedenszustand, in Frage käme;
aber zugleich ein Ziel, das in sich unbedingt
die Verneinung seiner Gesamtexistenz trägt,
wenn die Umhüllung dieses Kernes zur Be¬
dingung seines Daseins erhoben wird. Denn
was besagt die Absicht der vorherigen Kne¬
belung Mitteleuropas bei der in Aussicht ge¬
nommenen Gründung jenes Völkerbundes?
Nichts anderes, als daß das Ziel, dessen
lockende Gloriole den harrenden Völkern in
den mystischen Nebeln des künftigen Welt¬
friedens strahlend gezeigt wird, das gleiche
geblieben ist, das der Selbstsucht des geeinten
Angelsachsentums überhaupt den Ansporn zur
unentwegter Fortführung des Weltkrieges ge¬
geben hat: die Aufrichtung des absoluten
angelsächsischen Weltimperiums durch Ver¬
nichtung der letzten Mächtegruppe, die im¬
stande ist, dem geeinten Angelsachsentun: die
Spitze zu bieten und damit das anglo-ame-
rikanische Joch vom Nacken aller anderen
Nationen fernzuhalten.?

Wir heben hervor: aller anderen Nationen!

[Spaltenumbruch]

Ist Mitteleuropa vernichtet, so ist die Freiheit
der Welt unwiederbringlich verloren. Oder
sollte jemand glauben, daß da» England, das
seit Jahrhunderten die Völker des Erdballs
in stets steigender Selbstvergottung zum Spiel
seiner selbstsüchtigen Interessen gemacht hat,
sich scheuen würde, aus der Niederzwingung
seines letzten Gegners die politischen Kon¬
sequenzen zu ziehen? Ist dem Zwingherrn
Irlands, Indien», Ägyptens, Griechenlands
gegenüber irgendein Zweifel überhaupt mög¬
lich? Keine Mächtegruppe, geschweige ein
einzelner Staat vermöchte fernerhin die Ver-
knechtung der Welt, deren riesiger Schatten
augenblicklich über die blutstarrende Erde
läuft, noch aufzuhalten.

Nicht nur für die eigene Freiheit also,
n»in, für die Freiheit der Welt blutet Deutsch¬
land im gegenwärtigen Kriege. Das wird
dann anerkannt werden, wenn durch sein
Ausharren die Gefahr der Weltknechtung ab¬
gewendet, das freie Spiel der politischen
Weltentwicklung weiter gewährleistet ist. Nicht
Weltherrschaft strebt demnach Deutschland an,
sondern Weltgleichgewicht. Seiner Schaffung
allein wird die Zukunft dienen müssen. Nur
ein siegreiches Mitteleuropa als Gegenpol
^ zum lastenden Druck des angelsächsischen Welt¬
imperiums wirkt für alle gleichgearteten oder
gleichstrebigen Mächtegruppen die Möglichkeit
ihres freien Zusammenschlusses, ihrer politi¬
schen Konsolidierung; nur ein starkes Mittel¬
europa läßt entgegen der steten Bedrohung
durch die Angelsachsen für die Zukunft die
Herstellung des politischen Weltgleichgewichts
und damit eines aus gleichterechtigten Glie¬
dern bestehenden Weltvöllerbundes erhoffen,
dem das Erstarken der japanisch-chinesischen
Welt, das Aufblühen des lateinischen Amerika
und das Wiedererstehen des europäisch-asiati¬
schen Slawenreiches die nötige Präponderanz
vielfacher, belebender Interessengegensätze ver¬
or. K, W. Friedrichs leihen dürfte.

[Ende Spaltensatz]


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[0112] Maßgebliches und Unmaßgebliches Maßgebliches und Unmaßgebliches Weltvölkerbund und Weltgleichgewicht. Ein Weltvölkerbund ist das neueste Be- glückungsziel der Lenker der Weltgeschicke, der leitenden Persönlichkeiten des Angelsachsen- tums; ein Völkerbund, der den ewigen Frie» den verbürgt und zu dem auch Deutschland mit seinen Verbündeten nach ihrer Demü¬ tigung und endgültigen Knebelung in Gnaden zugelassen werden sollen. Kein Krieg wird dann je wieder die Erde durchtoben, alle Mißstimmungen der Nationen werden fried¬ lich, schiedlich beglichen werden, und wenn wirklich einmal ein Übeltäter gegen den Spruch des unfehlbaren Wohlfahrtsausschusses dieses Völkerbundes sich auflehnen sollte, so wird dem Frevler durch die Machtmittel des ge¬ samten Verbandes unverzüglich das verdiente Ende bereitet werden. Fürwahr ein Ziel, jeder Anstrengung wert, soweit die innere Hauptsache, der gegenseitig verbürgte Friedenszustand, in Frage käme; aber zugleich ein Ziel, das in sich unbedingt die Verneinung seiner Gesamtexistenz trägt, wenn die Umhüllung dieses Kernes zur Be¬ dingung seines Daseins erhoben wird. Denn was besagt die Absicht der vorherigen Kne¬ belung Mitteleuropas bei der in Aussicht ge¬ nommenen Gründung jenes Völkerbundes? Nichts anderes, als daß das Ziel, dessen lockende Gloriole den harrenden Völkern in den mystischen Nebeln des künftigen Welt¬ friedens strahlend gezeigt wird, das gleiche geblieben ist, das der Selbstsucht des geeinten Angelsachsentums überhaupt den Ansporn zur unentwegter Fortführung des Weltkrieges ge¬ geben hat: die Aufrichtung des absoluten angelsächsischen Weltimperiums durch Ver¬ nichtung der letzten Mächtegruppe, die im¬ stande ist, dem geeinten Angelsachsentun: die Spitze zu bieten und damit das anglo-ame- rikanische Joch vom Nacken aller anderen Nationen fernzuhalten.? Wir heben hervor: aller anderen Nationen! Ist Mitteleuropa vernichtet, so ist die Freiheit der Welt unwiederbringlich verloren. Oder sollte jemand glauben, daß da» England, das seit Jahrhunderten die Völker des Erdballs in stets steigender Selbstvergottung zum Spiel seiner selbstsüchtigen Interessen gemacht hat, sich scheuen würde, aus der Niederzwingung seines letzten Gegners die politischen Kon¬ sequenzen zu ziehen? Ist dem Zwingherrn Irlands, Indien», Ägyptens, Griechenlands gegenüber irgendein Zweifel überhaupt mög¬ lich? Keine Mächtegruppe, geschweige ein einzelner Staat vermöchte fernerhin die Ver- knechtung der Welt, deren riesiger Schatten augenblicklich über die blutstarrende Erde läuft, noch aufzuhalten. Nicht nur für die eigene Freiheit also, n»in, für die Freiheit der Welt blutet Deutsch¬ land im gegenwärtigen Kriege. Das wird dann anerkannt werden, wenn durch sein Ausharren die Gefahr der Weltknechtung ab¬ gewendet, das freie Spiel der politischen Weltentwicklung weiter gewährleistet ist. Nicht Weltherrschaft strebt demnach Deutschland an, sondern Weltgleichgewicht. Seiner Schaffung allein wird die Zukunft dienen müssen. Nur ein siegreiches Mitteleuropa als Gegenpol ^ zum lastenden Druck des angelsächsischen Welt¬ imperiums wirkt für alle gleichgearteten oder gleichstrebigen Mächtegruppen die Möglichkeit ihres freien Zusammenschlusses, ihrer politi¬ schen Konsolidierung; nur ein starkes Mittel¬ europa läßt entgegen der steten Bedrohung durch die Angelsachsen für die Zukunft die Herstellung des politischen Weltgleichgewichts und damit eines aus gleichterechtigten Glie¬ dern bestehenden Weltvöllerbundes erhoffen, dem das Erstarken der japanisch-chinesischen Welt, das Aufblühen des lateinischen Amerika und das Wiedererstehen des europäisch-asiati¬ schen Slawenreiches die nötige Präponderanz vielfacher, belebender Interessengegensätze ver¬ or. K, W. Friedrichs leihen dürfte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/112>, abgerufen am 01.07.2024.