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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

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Zur litauischen Frage

und andererseits die Vorteile, die Landwirtschaft wie Handel ihres Landes aus
einer Vereinigung mit dem deutschen Wirtschaftsgebiete erwachsen müssen; denn
nur nach dieser Richtung läßt sich ein gewinnbringender Warenaustausch einrichten.

Die führende, von dem Tausend nationallitauischer Geistlichen abgesehen,
spärliche Oberschicht wünscht nicht bloß die Pflege der nationalen und kulturellen
Güter und die Leitung ihres unabhängigen Staates so bald wie möglich aus der
deutschen in die eigene Hand zu nehmen, sondern auch, dasz Litauen den Litauern
erhalten, also möglichst deutschen- und polenrein und auch Wohl protestantenrem
bleibt. Sie lehnen den deutschen Gedanken einer beträchtlichen deutschen Bauern-
ansiedlung im Lande Ober-Ost, das nach Herrn von Rümker zur Besiedlung mehr
als ein anderes geeignet ist, a limine ab und finden bei Deutschen Zustimmung.
Nach dem Reichstagsabgeordneten Dr. Quessel braucht Litauen seine Acker und
Länder für seine eigenen Kinder und ist dort für deutsche Ansiedler kein Raum.
Und nach Liersch, dessen Schrift "Litauen und Litauer" (Stuttgart 1917:
I. Schrader) nach Form und Inhalt gleich vortrefflich ist, wurde vie deutsche
Bauernansiedlung dort auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen; er teilt die
Ansicht Gciigalats. welcher dafür eintritt, daß der polnische überschüttete und
meist schlecht bewirtschaftete Großgrundbesitz in Litauens Grenzen wie bisher so
auch in Zukunft an landhungrige Litauer. Bauern und Landlose aufgeteilt wird.
Da dort achtzig und mehr Prozent auf dem Lande leben, sei dieses dicht bevölkert
und biete fremden Kolonisten in größerer Zahl keine Möglichkeit der BetaUgung.
Selbst bei Aufwand großer finanzieller Mittel sei die Aussicht auf deren Gedeihen
ausgeschlossen. Die nationalen Gegensätze würden bei dein starken Nationalbe¬
wußtsein der Ureinwohner sehr schroffe Formen annehmen und den Deutschen den
Aufenthalt verleiden. In dem wirtschaftlich noch so wenig erschlossenen Gebiete
würde der landwirtschaftliche Betrieb auf geraume Zeit recht schwierig und wenig
lohnend sein und die Deutschen zur Ansiedlung nicht zu verlocken vermögen Es
sei bemerkt, daß auch gegenseitige Stimmen laut werden. Nach Wronka ist im
Besitz der Litauer soviel Bauernland, daß ein kräftiger Bauernstand darauf ge¬
deihen kann. Und nach Zensur ist der litauische Bauer verhältnismäßig reich mit
Land ausgestattet (durchschnittlich 60 bis 70 Morgen), wäre also bei intensivem
Betriebe, gesteigerter Produktion und den höheren Preisen des deutschen Marktes,
von der unterbietenden Konkurrenz des russischen Getreides befreit, durchaus im-
stande, auch ohne Vergrößerung seines Besitzes zu gedeihen, und brauchte keinen
Landhunger mehr zu haben. Wenn es gestattet ist, eine Vermutung auszusprechen,
so wird die Umwaiidluug des polnischen Guts- in litauisches Bauernland sich
sehr bald vollziehen, und zwar um so schneller. le zahlreicher die über ziemlich
viel Geld verfügenden Litauer, deren Rückwanderung bereits organisiert wird, aus
Amerika in die Heimat zurückkehren werden. >. ^

Ich könnte schließen, doch nutz ich noch auf eins hinweisen Liersch. der
den Litauerstaat sich bereits zu einem nordischen Bulgarien entwickeln sieht, rät
warnend ab, die litauischen Bauern durch Vermengung mit denk chen zu der-
stimmen und dadurch russische oder polnische Strömungen heraufzubeschwören,
stauen solle doch "ein Puffer nach Osten" sein. Als ob wir Deutschen einen
wichen. zudem recht winzigen, nötig haben. Sicherlich dann nicht, wenn eine
"reite, mit Deutschen besiedelte Militärgrenze angelegt und wir selber die Grenz¬
wacht beziehen würden, wie eigentlich selbstverständlich ist. Unsere Kulturdiplomaten
schaffen docy nicht uns zuliebe und uns zum Vorteil, um uns vor dem ohnmächtigen
und ohne die Ukraina armen Großrußland zu schützen, im Westgelnete souveräne Klein-
staaten, sondern um das Nationalitätsprinzip zu verwirklichen und um der deutschen
Selbstlosigkeit, deren eben nur ein Deutscher fähig ist. zu fröhnen. was Erich
Arsch, obgleich er ein Deutscher ist. nicht zu begreifen scheint. Der bisherige
Mes der Militärverwaltung Litauen. Fürst von Jsenburg - Birstein, der für die
Hebung Litauens so unendlich viel getan hat, sagte am 23. September 1917 zudem litauischen Landesrat: "Ein Kulturland soll Litauen werden, das allen seinen
Bewohnern unter Wahrung titanischer Eigenart freie Betätigung und Entwicklung


Zur litauischen Frage

und andererseits die Vorteile, die Landwirtschaft wie Handel ihres Landes aus
einer Vereinigung mit dem deutschen Wirtschaftsgebiete erwachsen müssen; denn
nur nach dieser Richtung läßt sich ein gewinnbringender Warenaustausch einrichten.

Die führende, von dem Tausend nationallitauischer Geistlichen abgesehen,
spärliche Oberschicht wünscht nicht bloß die Pflege der nationalen und kulturellen
Güter und die Leitung ihres unabhängigen Staates so bald wie möglich aus der
deutschen in die eigene Hand zu nehmen, sondern auch, dasz Litauen den Litauern
erhalten, also möglichst deutschen- und polenrein und auch Wohl protestantenrem
bleibt. Sie lehnen den deutschen Gedanken einer beträchtlichen deutschen Bauern-
ansiedlung im Lande Ober-Ost, das nach Herrn von Rümker zur Besiedlung mehr
als ein anderes geeignet ist, a limine ab und finden bei Deutschen Zustimmung.
Nach dem Reichstagsabgeordneten Dr. Quessel braucht Litauen seine Acker und
Länder für seine eigenen Kinder und ist dort für deutsche Ansiedler kein Raum.
Und nach Liersch, dessen Schrift „Litauen und Litauer" (Stuttgart 1917:
I. Schrader) nach Form und Inhalt gleich vortrefflich ist, wurde vie deutsche
Bauernansiedlung dort auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen; er teilt die
Ansicht Gciigalats. welcher dafür eintritt, daß der polnische überschüttete und
meist schlecht bewirtschaftete Großgrundbesitz in Litauens Grenzen wie bisher so
auch in Zukunft an landhungrige Litauer. Bauern und Landlose aufgeteilt wird.
Da dort achtzig und mehr Prozent auf dem Lande leben, sei dieses dicht bevölkert
und biete fremden Kolonisten in größerer Zahl keine Möglichkeit der BetaUgung.
Selbst bei Aufwand großer finanzieller Mittel sei die Aussicht auf deren Gedeihen
ausgeschlossen. Die nationalen Gegensätze würden bei dein starken Nationalbe¬
wußtsein der Ureinwohner sehr schroffe Formen annehmen und den Deutschen den
Aufenthalt verleiden. In dem wirtschaftlich noch so wenig erschlossenen Gebiete
würde der landwirtschaftliche Betrieb auf geraume Zeit recht schwierig und wenig
lohnend sein und die Deutschen zur Ansiedlung nicht zu verlocken vermögen Es
sei bemerkt, daß auch gegenseitige Stimmen laut werden. Nach Wronka ist im
Besitz der Litauer soviel Bauernland, daß ein kräftiger Bauernstand darauf ge¬
deihen kann. Und nach Zensur ist der litauische Bauer verhältnismäßig reich mit
Land ausgestattet (durchschnittlich 60 bis 70 Morgen), wäre also bei intensivem
Betriebe, gesteigerter Produktion und den höheren Preisen des deutschen Marktes,
von der unterbietenden Konkurrenz des russischen Getreides befreit, durchaus im-
stande, auch ohne Vergrößerung seines Besitzes zu gedeihen, und brauchte keinen
Landhunger mehr zu haben. Wenn es gestattet ist, eine Vermutung auszusprechen,
so wird die Umwaiidluug des polnischen Guts- in litauisches Bauernland sich
sehr bald vollziehen, und zwar um so schneller. le zahlreicher die über ziemlich
viel Geld verfügenden Litauer, deren Rückwanderung bereits organisiert wird, aus
Amerika in die Heimat zurückkehren werden. >. ^

Ich könnte schließen, doch nutz ich noch auf eins hinweisen Liersch. der
den Litauerstaat sich bereits zu einem nordischen Bulgarien entwickeln sieht, rät
warnend ab, die litauischen Bauern durch Vermengung mit denk chen zu der-
stimmen und dadurch russische oder polnische Strömungen heraufzubeschwören,
stauen solle doch „ein Puffer nach Osten" sein. Als ob wir Deutschen einen
wichen. zudem recht winzigen, nötig haben. Sicherlich dann nicht, wenn eine
"reite, mit Deutschen besiedelte Militärgrenze angelegt und wir selber die Grenz¬
wacht beziehen würden, wie eigentlich selbstverständlich ist. Unsere Kulturdiplomaten
schaffen docy nicht uns zuliebe und uns zum Vorteil, um uns vor dem ohnmächtigen
und ohne die Ukraina armen Großrußland zu schützen, im Westgelnete souveräne Klein-
staaten, sondern um das Nationalitätsprinzip zu verwirklichen und um der deutschen
Selbstlosigkeit, deren eben nur ein Deutscher fähig ist. zu fröhnen. was Erich
Arsch, obgleich er ein Deutscher ist. nicht zu begreifen scheint. Der bisherige
Mes der Militärverwaltung Litauen. Fürst von Jsenburg - Birstein, der für die
Hebung Litauens so unendlich viel getan hat, sagte am 23. September 1917 zudem litauischen Landesrat: „Ein Kulturland soll Litauen werden, das allen seinen
Bewohnern unter Wahrung titanischer Eigenart freie Betätigung und Entwicklung


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[0291] Zur litauischen Frage und andererseits die Vorteile, die Landwirtschaft wie Handel ihres Landes aus einer Vereinigung mit dem deutschen Wirtschaftsgebiete erwachsen müssen; denn nur nach dieser Richtung läßt sich ein gewinnbringender Warenaustausch einrichten. Die führende, von dem Tausend nationallitauischer Geistlichen abgesehen, spärliche Oberschicht wünscht nicht bloß die Pflege der nationalen und kulturellen Güter und die Leitung ihres unabhängigen Staates so bald wie möglich aus der deutschen in die eigene Hand zu nehmen, sondern auch, dasz Litauen den Litauern erhalten, also möglichst deutschen- und polenrein und auch Wohl protestantenrem bleibt. Sie lehnen den deutschen Gedanken einer beträchtlichen deutschen Bauern- ansiedlung im Lande Ober-Ost, das nach Herrn von Rümker zur Besiedlung mehr als ein anderes geeignet ist, a limine ab und finden bei Deutschen Zustimmung. Nach dem Reichstagsabgeordneten Dr. Quessel braucht Litauen seine Acker und Länder für seine eigenen Kinder und ist dort für deutsche Ansiedler kein Raum. Und nach Liersch, dessen Schrift „Litauen und Litauer" (Stuttgart 1917: I. Schrader) nach Form und Inhalt gleich vortrefflich ist, wurde vie deutsche Bauernansiedlung dort auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen; er teilt die Ansicht Gciigalats. welcher dafür eintritt, daß der polnische überschüttete und meist schlecht bewirtschaftete Großgrundbesitz in Litauens Grenzen wie bisher so auch in Zukunft an landhungrige Litauer. Bauern und Landlose aufgeteilt wird. Da dort achtzig und mehr Prozent auf dem Lande leben, sei dieses dicht bevölkert und biete fremden Kolonisten in größerer Zahl keine Möglichkeit der BetaUgung. Selbst bei Aufwand großer finanzieller Mittel sei die Aussicht auf deren Gedeihen ausgeschlossen. Die nationalen Gegensätze würden bei dein starken Nationalbe¬ wußtsein der Ureinwohner sehr schroffe Formen annehmen und den Deutschen den Aufenthalt verleiden. In dem wirtschaftlich noch so wenig erschlossenen Gebiete würde der landwirtschaftliche Betrieb auf geraume Zeit recht schwierig und wenig lohnend sein und die Deutschen zur Ansiedlung nicht zu verlocken vermögen Es sei bemerkt, daß auch gegenseitige Stimmen laut werden. Nach Wronka ist im Besitz der Litauer soviel Bauernland, daß ein kräftiger Bauernstand darauf ge¬ deihen kann. Und nach Zensur ist der litauische Bauer verhältnismäßig reich mit Land ausgestattet (durchschnittlich 60 bis 70 Morgen), wäre also bei intensivem Betriebe, gesteigerter Produktion und den höheren Preisen des deutschen Marktes, von der unterbietenden Konkurrenz des russischen Getreides befreit, durchaus im- stande, auch ohne Vergrößerung seines Besitzes zu gedeihen, und brauchte keinen Landhunger mehr zu haben. Wenn es gestattet ist, eine Vermutung auszusprechen, so wird die Umwaiidluug des polnischen Guts- in litauisches Bauernland sich sehr bald vollziehen, und zwar um so schneller. le zahlreicher die über ziemlich viel Geld verfügenden Litauer, deren Rückwanderung bereits organisiert wird, aus Amerika in die Heimat zurückkehren werden. >. ^ Ich könnte schließen, doch nutz ich noch auf eins hinweisen Liersch. der den Litauerstaat sich bereits zu einem nordischen Bulgarien entwickeln sieht, rät warnend ab, die litauischen Bauern durch Vermengung mit denk chen zu der- stimmen und dadurch russische oder polnische Strömungen heraufzubeschwören, stauen solle doch „ein Puffer nach Osten" sein. Als ob wir Deutschen einen wichen. zudem recht winzigen, nötig haben. Sicherlich dann nicht, wenn eine "reite, mit Deutschen besiedelte Militärgrenze angelegt und wir selber die Grenz¬ wacht beziehen würden, wie eigentlich selbstverständlich ist. Unsere Kulturdiplomaten schaffen docy nicht uns zuliebe und uns zum Vorteil, um uns vor dem ohnmächtigen und ohne die Ukraina armen Großrußland zu schützen, im Westgelnete souveräne Klein- staaten, sondern um das Nationalitätsprinzip zu verwirklichen und um der deutschen Selbstlosigkeit, deren eben nur ein Deutscher fähig ist. zu fröhnen. was Erich Arsch, obgleich er ein Deutscher ist. nicht zu begreifen scheint. Der bisherige Mes der Militärverwaltung Litauen. Fürst von Jsenburg - Birstein, der für die Hebung Litauens so unendlich viel getan hat, sagte am 23. September 1917 zudem litauischen Landesrat: „Ein Kulturland soll Litauen werden, das allen seinen Bewohnern unter Wahrung titanischer Eigenart freie Betätigung und Entwicklung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/291>, abgerufen am 24.08.2024.