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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

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Organe hier und da in ihren Mitteln daneben greifen, so hat die Partei doch das
hohe und im wesentlichen erfolgreich angestrebte Ziel, die Nation zu einem
Frieden zu führen, der ihr'die Sicherheit bringt, sich ungestört friedlich auszuleben,
d. h. unter anderm. der auch die Existenz des deutschen Arbeiters, der ja gerade
dafür seine Knochen zu Markte trägt, in aller Zukunft sichert. -- Nun stellt die
angeführte Wiener Korrespondenz es so hin, als wenn die Vaterlandspartei in
Osterreich den Weg zum "demokratischen Internationalismus" ebne, weil sie den
Friedensschluß mit Rußland aufhalte. Ich glaube, die Dinge in Österreich würden
auch ohne die Vaterlandspartei zum Internationalismus treiben, nachdem dort
wieder alle die in den Pariser Kaffeehäusern großgewordenen Kulturpolitiker freie
Meinungsäußerung erhalten haben und es ihnen möglich ist, für die russische
Revolution Propaganda zu machen. Wir weisen nur in der Abwehr auf die
Quelle der neu - österreichischen Stimmungen hin; im übrigen ist es vorläufig
nicht unsere Sache, ob die Monarchie, nachdem sie Rußland und Italien gegen¬
über siegreich geblieben ist, ihre historische Mission an einen von der russischen Demo¬
kratie geleiteten Panslawismus abtreten will. Der christlich-soziale Abgeordnete
Niklas kennzeichnete die Lage treffend, als er ausführte, der Hauptgrund der
Schwierigkeiten der Brester Verhandlungen liege in dem Versuch der Bolschewik,
ihre Ideen nach Österreich zu tragen.

In letzter Stunde kommt die erfreuliche Kunde aus Brest-Litowsk. daß
zwischen den Vertretern der Mittemächte und der Ukraina Grundlagen für einen
Friedensschluß ausgearbeitet sind, die nunmehr den Parlamenten zur Begut¬
achtung und Annahme vorgelegt werden sollen. So geht denn über Brest-Litowsk
der Vorhang zum zweiten Male nieder und in gehobenerer Stimmung erwartet
das Publikum sein Hochgehen zum dritten, hoffentlichen letzten Akte!


<S, Lleinow


Neue Bücher
R. KjellSn "Studien zur Weltkrise". Übersetzt von Dr. Stieve. Bruckmann.
München 1917. Preis 3.60 M.

Auf unsere Seele, die wund geworden ist von den Pfeilen der Verleumdung,
legt sich wie lindernder Balsam dies Wort eines Freundes, und unser Gewissen,
das sich bei noch so strenger Selbstprüfung der Sünden nicht zeihen kann, die
Feindeshetze uns nachsagt, wird durch sein Zeugnis entlastet. Nicht zum ersten
Male erhebt der schwedische Gelehrte seine Stimme zugunsten der deutschen Sache.


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Organe hier und da in ihren Mitteln daneben greifen, so hat die Partei doch das
hohe und im wesentlichen erfolgreich angestrebte Ziel, die Nation zu einem
Frieden zu führen, der ihr'die Sicherheit bringt, sich ungestört friedlich auszuleben,
d. h. unter anderm. der auch die Existenz des deutschen Arbeiters, der ja gerade
dafür seine Knochen zu Markte trägt, in aller Zukunft sichert. — Nun stellt die
angeführte Wiener Korrespondenz es so hin, als wenn die Vaterlandspartei in
Osterreich den Weg zum „demokratischen Internationalismus" ebne, weil sie den
Friedensschluß mit Rußland aufhalte. Ich glaube, die Dinge in Österreich würden
auch ohne die Vaterlandspartei zum Internationalismus treiben, nachdem dort
wieder alle die in den Pariser Kaffeehäusern großgewordenen Kulturpolitiker freie
Meinungsäußerung erhalten haben und es ihnen möglich ist, für die russische
Revolution Propaganda zu machen. Wir weisen nur in der Abwehr auf die
Quelle der neu - österreichischen Stimmungen hin; im übrigen ist es vorläufig
nicht unsere Sache, ob die Monarchie, nachdem sie Rußland und Italien gegen¬
über siegreich geblieben ist, ihre historische Mission an einen von der russischen Demo¬
kratie geleiteten Panslawismus abtreten will. Der christlich-soziale Abgeordnete
Niklas kennzeichnete die Lage treffend, als er ausführte, der Hauptgrund der
Schwierigkeiten der Brester Verhandlungen liege in dem Versuch der Bolschewik,
ihre Ideen nach Österreich zu tragen.

In letzter Stunde kommt die erfreuliche Kunde aus Brest-Litowsk. daß
zwischen den Vertretern der Mittemächte und der Ukraina Grundlagen für einen
Friedensschluß ausgearbeitet sind, die nunmehr den Parlamenten zur Begut¬
achtung und Annahme vorgelegt werden sollen. So geht denn über Brest-Litowsk
der Vorhang zum zweiten Male nieder und in gehobenerer Stimmung erwartet
das Publikum sein Hochgehen zum dritten, hoffentlichen letzten Akte!


<S, Lleinow


Neue Bücher
R. KjellSn „Studien zur Weltkrise". Übersetzt von Dr. Stieve. Bruckmann.
München 1917. Preis 3.60 M.

Auf unsere Seele, die wund geworden ist von den Pfeilen der Verleumdung,
legt sich wie lindernder Balsam dies Wort eines Freundes, und unser Gewissen,
das sich bei noch so strenger Selbstprüfung der Sünden nicht zeihen kann, die
Feindeshetze uns nachsagt, wird durch sein Zeugnis entlastet. Nicht zum ersten
Male erhebt der schwedische Gelehrte seine Stimme zugunsten der deutschen Sache.


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[0119] Neue Bücher Organe hier und da in ihren Mitteln daneben greifen, so hat die Partei doch das hohe und im wesentlichen erfolgreich angestrebte Ziel, die Nation zu einem Frieden zu führen, der ihr'die Sicherheit bringt, sich ungestört friedlich auszuleben, d. h. unter anderm. der auch die Existenz des deutschen Arbeiters, der ja gerade dafür seine Knochen zu Markte trägt, in aller Zukunft sichert. — Nun stellt die angeführte Wiener Korrespondenz es so hin, als wenn die Vaterlandspartei in Osterreich den Weg zum „demokratischen Internationalismus" ebne, weil sie den Friedensschluß mit Rußland aufhalte. Ich glaube, die Dinge in Österreich würden auch ohne die Vaterlandspartei zum Internationalismus treiben, nachdem dort wieder alle die in den Pariser Kaffeehäusern großgewordenen Kulturpolitiker freie Meinungsäußerung erhalten haben und es ihnen möglich ist, für die russische Revolution Propaganda zu machen. Wir weisen nur in der Abwehr auf die Quelle der neu - österreichischen Stimmungen hin; im übrigen ist es vorläufig nicht unsere Sache, ob die Monarchie, nachdem sie Rußland und Italien gegen¬ über siegreich geblieben ist, ihre historische Mission an einen von der russischen Demo¬ kratie geleiteten Panslawismus abtreten will. Der christlich-soziale Abgeordnete Niklas kennzeichnete die Lage treffend, als er ausführte, der Hauptgrund der Schwierigkeiten der Brester Verhandlungen liege in dem Versuch der Bolschewik, ihre Ideen nach Österreich zu tragen. In letzter Stunde kommt die erfreuliche Kunde aus Brest-Litowsk. daß zwischen den Vertretern der Mittemächte und der Ukraina Grundlagen für einen Friedensschluß ausgearbeitet sind, die nunmehr den Parlamenten zur Begut¬ achtung und Annahme vorgelegt werden sollen. So geht denn über Brest-Litowsk der Vorhang zum zweiten Male nieder und in gehobenerer Stimmung erwartet das Publikum sein Hochgehen zum dritten, hoffentlichen letzten Akte! <S, Lleinow Neue Bücher R. KjellSn „Studien zur Weltkrise". Übersetzt von Dr. Stieve. Bruckmann. München 1917. Preis 3.60 M. Auf unsere Seele, die wund geworden ist von den Pfeilen der Verleumdung, legt sich wie lindernder Balsam dies Wort eines Freundes, und unser Gewissen, das sich bei noch so strenger Selbstprüfung der Sünden nicht zeihen kann, die Feindeshetze uns nachsagt, wird durch sein Zeugnis entlastet. Nicht zum ersten Male erhebt der schwedische Gelehrte seine Stimme zugunsten der deutschen Sache.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/119>, abgerufen am 26.06.2024.