Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Viertes Vierteljahr.Bulgariens Rriegsziele beim alten. Anders allerdings würde sich gar bald das Los der Kirche in den Bulgariens Ariegsziele Rudolf Rothen von is einziger unter den vielen kriegführenden Staaten, dem die mili- Nachdem einmal bulgarisches Blut dafür geflossen ist, müssen alle diese Bulgariens Rriegsziele beim alten. Anders allerdings würde sich gar bald das Los der Kirche in den Bulgariens Ariegsziele Rudolf Rothen von is einziger unter den vielen kriegführenden Staaten, dem die mili- Nachdem einmal bulgarisches Blut dafür geflossen ist, müssen alle diese <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0235" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/332950"/> <fw type="header" place="top"> Bulgariens Rriegsziele</fw><lb/> <p xml:id="ID_769" prev="#ID_768"> beim alten. Anders allerdings würde sich gar bald das Los der Kirche in den<lb/> Ländern, die sich jetzt etwa von Rußland loslösen werden, gestalten. Während<lb/> in Finnland und in den Ostseeprovinzen mit ihrer lutherischen Bevölkerung die<lb/> Kirche sich wohl ohne weiteres, wie in den anderen evangelischen Ländern, als<lb/> staatserhaltende Macht erweisen würde, möchte vielleicht in der Ukraine, in Beß<lb/> arabien usw. auch die orthodoxe Kirche, von der bisherigen Abhängigkeit befreit und<lb/> in angestammter Autonomie bei der Regelung der öffentlichen Angelegenheiten<lb/> hilfreich mitwirkend, als kulturfördernder Faktor und wertvolle Stütze der neuen,<lb/> kleineren Staatsgebilde eher wieder zur Geltung gelangen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Bulgariens Ariegsziele<lb/><note type="byline"> Rudolf Rothen</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_770"> is einziger unter den vielen kriegführenden Staaten, dem die mili-<lb/> tärischen und politischen Umstände es erlauben, in seinen Er-<lb/> oberungsabsichten weit über den ursprünglich ins Auge gefaßten<lb/> Rahmen hinauszugehen, beansprucht Bulgarien heute nicht bloß<lb/> ^den im Jahre 1913 serbisch gewordenen Teil Mazedoniens, nicht<lb/> "losz das ihm im selben Jahre von Rumänien entrissene Dobrudschagebiet, sondern<lb/> ^und ein sehr beträchtliches Stück des Königreichs Serbien und dazu noch den<lb/> 1913 griechischen Kawalla-Landstrich und die ganze Dobrudscha bis hinan zur<lb/> -^onaumündung. Begründet werden die Ansprüche auf den Ostteil des Königreichs<lb/> Serbien sowie auf das Kawalla-Gebiet und die Dobrudscha mit der Wendung:<lb/> "Nachdem einmal.. ."</p><lb/> <p xml:id="ID_771" next="#ID_772"> Nachdem einmal bulgarisches Blut dafür geflossen ist, müssen alle diese<lb/> hegenden an Bulgarien fallen. Das ist bulgarischer Glaubenssatz geworden. Die<lb/> Besitzergreifung eines Teiles des Königreichs Serbien kündigte Radoslawow am<lb/> ^age der Einnahme von Risch in einer Ansprache an die jubelnde Volksmenge<lb/> "Ut den Worten an: „Die bulgarische Nation hat endlich ihre geschichtlichen Wünsche<lb/> ^erwirklicht und jene Städte in ihren Schoß zurückgebracht, die ihr vor vierzig<lb/> Zähren (Berliner Vertrag) entrissen wurden. Die Staatsmänner werden zu wahren<lb/> ^"sser. was das Heer mit seinem Blute erobert hat." Über Kawalla sprach sich<lb/> "rsichtig, aber doch deutlich genug König Ferdinand Mitte August dieses Jahres<lb/> einer Unterredung aus, die er einem ungarischen Schriftsteller gewährte. Er<lb/> Äußerte sich damals: „Das bulgarische Volk hat für König Konstantin, der mit<lb/> großer Selbstverleugnung der Neutralitätsverletzung der Entente entgegengetreten<lb/> ' ein gewisses Gefühl der Achtung, dagegen ist zu befürchten, daß gegenüber<lb/> .^'n Thronfolger diese Rücksicht in der Seele der Bulgaren weniger zur Geltung<lb/> orient." Das bedeutete: dem König Konstantin hätten die Bulgaren das von</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0235]
Bulgariens Rriegsziele
beim alten. Anders allerdings würde sich gar bald das Los der Kirche in den
Ländern, die sich jetzt etwa von Rußland loslösen werden, gestalten. Während
in Finnland und in den Ostseeprovinzen mit ihrer lutherischen Bevölkerung die
Kirche sich wohl ohne weiteres, wie in den anderen evangelischen Ländern, als
staatserhaltende Macht erweisen würde, möchte vielleicht in der Ukraine, in Beß
arabien usw. auch die orthodoxe Kirche, von der bisherigen Abhängigkeit befreit und
in angestammter Autonomie bei der Regelung der öffentlichen Angelegenheiten
hilfreich mitwirkend, als kulturfördernder Faktor und wertvolle Stütze der neuen,
kleineren Staatsgebilde eher wieder zur Geltung gelangen.
Bulgariens Ariegsziele
Rudolf Rothen von
is einziger unter den vielen kriegführenden Staaten, dem die mili-
tärischen und politischen Umstände es erlauben, in seinen Er-
oberungsabsichten weit über den ursprünglich ins Auge gefaßten
Rahmen hinauszugehen, beansprucht Bulgarien heute nicht bloß
^den im Jahre 1913 serbisch gewordenen Teil Mazedoniens, nicht
"losz das ihm im selben Jahre von Rumänien entrissene Dobrudschagebiet, sondern
^und ein sehr beträchtliches Stück des Königreichs Serbien und dazu noch den
1913 griechischen Kawalla-Landstrich und die ganze Dobrudscha bis hinan zur
-^onaumündung. Begründet werden die Ansprüche auf den Ostteil des Königreichs
Serbien sowie auf das Kawalla-Gebiet und die Dobrudscha mit der Wendung:
"Nachdem einmal.. ."
Nachdem einmal bulgarisches Blut dafür geflossen ist, müssen alle diese
hegenden an Bulgarien fallen. Das ist bulgarischer Glaubenssatz geworden. Die
Besitzergreifung eines Teiles des Königreichs Serbien kündigte Radoslawow am
^age der Einnahme von Risch in einer Ansprache an die jubelnde Volksmenge
"Ut den Worten an: „Die bulgarische Nation hat endlich ihre geschichtlichen Wünsche
^erwirklicht und jene Städte in ihren Schoß zurückgebracht, die ihr vor vierzig
Zähren (Berliner Vertrag) entrissen wurden. Die Staatsmänner werden zu wahren
^"sser. was das Heer mit seinem Blute erobert hat." Über Kawalla sprach sich
"rsichtig, aber doch deutlich genug König Ferdinand Mitte August dieses Jahres
einer Unterredung aus, die er einem ungarischen Schriftsteller gewährte. Er
Äußerte sich damals: „Das bulgarische Volk hat für König Konstantin, der mit
großer Selbstverleugnung der Neutralitätsverletzung der Entente entgegengetreten
' ein gewisses Gefühl der Achtung, dagegen ist zu befürchten, daß gegenüber
.^'n Thronfolger diese Rücksicht in der Seele der Bulgaren weniger zur Geltung
orient." Das bedeutete: dem König Konstantin hätten die Bulgaren das von
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