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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Frcimauror-Jubiläum

England Herr in allen Weltteilen, die russische Gefahr beseitigt, Deutsch¬
land von allen Seiten abgeschnürt, das lebt nicht mehr bloß im überhitzten
Gehirne eines englischen Imperialisten, sondern ist auch ohne Besiegung Deutsch¬
lands bereits zur Tatsache geworden. Mag Deutschland mit seinen Verbündeten
sonst siegen, mögen Englands Verbündete auf allen Seiten unterliegen und
damit sich für England verbluten, England hat wenigstens seinen Krieg gewonnen.

So steht es vorläufig. Wie kann es anders werden?

Nicht durch einen Verständigungsfrieden. Germania mit einem Stricke
um den Hals, den England fest in der Hand HM, um ihn jederzeit zuziehen
zu können, das würde das Ergebnis eines Verständigungsfriedens sein. Ein
Wandel der Dinge ist nur zu erwarten, wenn es durch den Unterseeboot-Krieg
gelingt, England zu einer Kapitulation auf Gnade und Ungnade und zur Heraus¬
gabe seiner Kriegsbeute zu bestimmen.




Freimaurer-Jubiläum
von Professor Otto Hesse

le Freimauerei hat in diesen Tagen ihr zweihundertjähriges
Jubiläum erlebt. Am 24. Juni 1717 vereinigten sich die vier
Logen der Londoner Freimaurer-Brüderschaft, um die englische
Großloge der symbolischen Freimauerei zu gründen. In England
bestanden damals zwei Körperschaften ähnlichen Namens: die zu
Zünften vereinigten Werkmaurer (Lompany), welche sich rein lokal in ihren
Bauhütten vereinigten und nirgends untereinander zusammenhingen, und der
in den Logen organisierte Bund der "Brüderschaft der Freimaurer" (Society
of tke I^reenm8on8), der seit dem vierzehnten Jahrhundert über ganz England
und Schottland verbreitet war, und dessen Logen in enger Verbindung unter¬
einander standen. In den Bauhütten der Werkmaurer wurden nur Vauhand-
werker aufgenommen, die sieben Jahre das Handwerk erlernt hatten; in den
Logen der Freimaurer-Brüderschaft nahm man auch Fremde auf; ihre Mit¬
glieder waren sogar meist wissenschaftlich Gebildete und Gelehrte. Als im
Jahre 1545 die Brüderschaft verboten wurde, "kroch die Society bei der Company
unter", um unter den: Schutze der alten Bauhüttenrechte weiter zu bestehen.


Frcimauror-Jubiläum

England Herr in allen Weltteilen, die russische Gefahr beseitigt, Deutsch¬
land von allen Seiten abgeschnürt, das lebt nicht mehr bloß im überhitzten
Gehirne eines englischen Imperialisten, sondern ist auch ohne Besiegung Deutsch¬
lands bereits zur Tatsache geworden. Mag Deutschland mit seinen Verbündeten
sonst siegen, mögen Englands Verbündete auf allen Seiten unterliegen und
damit sich für England verbluten, England hat wenigstens seinen Krieg gewonnen.

So steht es vorläufig. Wie kann es anders werden?

Nicht durch einen Verständigungsfrieden. Germania mit einem Stricke
um den Hals, den England fest in der Hand HM, um ihn jederzeit zuziehen
zu können, das würde das Ergebnis eines Verständigungsfriedens sein. Ein
Wandel der Dinge ist nur zu erwarten, wenn es durch den Unterseeboot-Krieg
gelingt, England zu einer Kapitulation auf Gnade und Ungnade und zur Heraus¬
gabe seiner Kriegsbeute zu bestimmen.




Freimaurer-Jubiläum
von Professor Otto Hesse

le Freimauerei hat in diesen Tagen ihr zweihundertjähriges
Jubiläum erlebt. Am 24. Juni 1717 vereinigten sich die vier
Logen der Londoner Freimaurer-Brüderschaft, um die englische
Großloge der symbolischen Freimauerei zu gründen. In England
bestanden damals zwei Körperschaften ähnlichen Namens: die zu
Zünften vereinigten Werkmaurer (Lompany), welche sich rein lokal in ihren
Bauhütten vereinigten und nirgends untereinander zusammenhingen, und der
in den Logen organisierte Bund der „Brüderschaft der Freimaurer" (Society
of tke I^reenm8on8), der seit dem vierzehnten Jahrhundert über ganz England
und Schottland verbreitet war, und dessen Logen in enger Verbindung unter¬
einander standen. In den Bauhütten der Werkmaurer wurden nur Vauhand-
werker aufgenommen, die sieben Jahre das Handwerk erlernt hatten; in den
Logen der Freimaurer-Brüderschaft nahm man auch Fremde auf; ihre Mit¬
glieder waren sogar meist wissenschaftlich Gebildete und Gelehrte. Als im
Jahre 1545 die Brüderschaft verboten wurde, „kroch die Society bei der Company
unter", um unter den: Schutze der alten Bauhüttenrechte weiter zu bestehen.


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[0083] Frcimauror-Jubiläum England Herr in allen Weltteilen, die russische Gefahr beseitigt, Deutsch¬ land von allen Seiten abgeschnürt, das lebt nicht mehr bloß im überhitzten Gehirne eines englischen Imperialisten, sondern ist auch ohne Besiegung Deutsch¬ lands bereits zur Tatsache geworden. Mag Deutschland mit seinen Verbündeten sonst siegen, mögen Englands Verbündete auf allen Seiten unterliegen und damit sich für England verbluten, England hat wenigstens seinen Krieg gewonnen. So steht es vorläufig. Wie kann es anders werden? Nicht durch einen Verständigungsfrieden. Germania mit einem Stricke um den Hals, den England fest in der Hand HM, um ihn jederzeit zuziehen zu können, das würde das Ergebnis eines Verständigungsfriedens sein. Ein Wandel der Dinge ist nur zu erwarten, wenn es durch den Unterseeboot-Krieg gelingt, England zu einer Kapitulation auf Gnade und Ungnade und zur Heraus¬ gabe seiner Kriegsbeute zu bestimmen. Freimaurer-Jubiläum von Professor Otto Hesse le Freimauerei hat in diesen Tagen ihr zweihundertjähriges Jubiläum erlebt. Am 24. Juni 1717 vereinigten sich die vier Logen der Londoner Freimaurer-Brüderschaft, um die englische Großloge der symbolischen Freimauerei zu gründen. In England bestanden damals zwei Körperschaften ähnlichen Namens: die zu Zünften vereinigten Werkmaurer (Lompany), welche sich rein lokal in ihren Bauhütten vereinigten und nirgends untereinander zusammenhingen, und der in den Logen organisierte Bund der „Brüderschaft der Freimaurer" (Society of tke I^reenm8on8), der seit dem vierzehnten Jahrhundert über ganz England und Schottland verbreitet war, und dessen Logen in enger Verbindung unter¬ einander standen. In den Bauhütten der Werkmaurer wurden nur Vauhand- werker aufgenommen, die sieben Jahre das Handwerk erlernt hatten; in den Logen der Freimaurer-Brüderschaft nahm man auch Fremde auf; ihre Mit¬ glieder waren sogar meist wissenschaftlich Gebildete und Gelehrte. Als im Jahre 1545 die Brüderschaft verboten wurde, „kroch die Society bei der Company unter", um unter den: Schutze der alten Bauhüttenrechte weiter zu bestehen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/83>, abgerufen am 01.07.2024.