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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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das "Leben" als Ganzes nicht zu erklären
vermöge. Sie standen vor einem verzwei¬
felten Dilemma: entweder wenden wir die
einzige jetzt vorhandene wissenschaftliche Me¬
thode an, um die Welt zu deuten, und dann
deuten wir sie einseitig, deuten nicht das
Ganze der Welt -- oder aber, wenn wir das
Leben in seiner ganzen Fülle betrachten, so
haben wir überhaupt keine Methode, um dem
Problem gerecht zu werden.

Neuerdingshat sich nun derber Philosophie¬
geschichte nicht fremde Gedanke wieder hervor¬
gewagt, das; die Wissenschaft als rein ratio¬
nales Verfahren vielleicht überhaupt unfähig
sei, das Leben in seiner Tiefe zu erfassen.
Tiefer denkende Naturwissenschaftler sahen ein,
daß die mechanistische Methode nicht das
wirklich vorhandene Leben deute, sondern es
vergewaltige, nämlich mechanisiere. Weiter
aber bezweifelte man dann, ob wir durch
"Erkenntnis" überhaupt in das Wesen der
Welt eindringen könnten, und Dilthey wies
bedeutungsvoll darauf hin, daß unser Er¬
kennen nur ein logisches, also einseitiges
Weltbild schaffen, nur das Äußere der Dinge
und die Beziehungen zwischen ihnen vor uns
ausbreiten könne. Das Tiefste, Letzte des
Lebens, das Irrationale, gegen das schon
Kant die Wissenschaft scharf abzugrenzen
suchte, läßt sich eben erkenntnismäßig nicht
fassen. Der Sprung von der Peripherie ins
Zentrum ist, wie Hebbel sagt, noch nicht ge¬
lungen.

So entstand eine gewisse Enttäuschung,
die Wissenschaft habe das, was sie versprochen,
nicht gehalten, in ihrem Übereifer habe sie
Rätsel zu lösen versucht, die ihr ewig ver¬
schlossen bleiben müßten. Es bemächtigte sich
des modernen Menschen das Gefühl, daß
das wissenschaftliche Denken uns die Dinge
in die Ferne gerückt habe. Die Sehnsucht
nach dem unmittelbaren Erlebnis der Welt
erwachte und fand auch in Philosophischen
Systemen ihren Ausdruck. Rudolf Eucken,
dessen Einfluß weitere Kreise ergriffen hat,
predigt das Evangelium einer höheren geistigen

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Welt, die erlebt und geglaubt, aber kaum
bewiesen werden kann. Besonders eigenartig
aber gestaltet sich der Widerspruch gegen
Übergriffe des Intellekts in der Gedanken¬
welt Henri Bergsons, der auf das Denken
des heranwachsenden Geschlechts in Frankreich
vielfach bestimmend gewirkt hat. Bergson
geht auf einem von Kant betretenen Pfade
weiter: er schränkt das Gebiet des Erkenn¬
baren noch weiter ein als der "Alleszer-
malmer". Nun verbleibt der Wissenschaft
eigentlich nur noch die Aufgabe, eine Praktisch
bequeme Deutung der äußeren Welt zu geben.
Ins Innere der Natur und des Lebens
dringt nur das unmittelbare "Erleben", eine
Art höheren, vergeistigter Instinkts. Daß
solches intuitives Anschauen der Nährboden
ist, in dem alle Erkenntnis wurzelt, und daß
es beim Denken auch immer geübt worden
ist, steht ganz außer Frage. Es steckt latent
in jeder sprachlichen Darstellung, und volles
Verständnis eines Gelesenen oder Gehörten
ist eben nichts anderes als die Erzeugung
des inneren Schemens und Erlebens. Aber
das intuitive Erlebnis für sich ist streng ge¬
nommen unaussprechbar; es kann nicht ein¬
mal beschrieben, höchstens umschrieben werden.
Und doch spricht Bergson von "intuitiver Er¬
kenntnis", muß also auf daS intuitio Er¬
schaubare die hergebrachten wissenschaftlichen
Begriffe anwenden. Nimmt er damit nicht
dem innerlich Erlebten sein wesentlichstes
Gepräge, den Charakter des Ursprünglichen,
Lebendigen, Einzigartigen? Hier scheint ein
Widerspruch zu klaffen. Aber trotzdemI Die
ganze Richtung ist zu stark im Geiste der
Zeit verankert, um nicht die größte Beachtung
zu verdienen. Manche meinen zwar, sie
müsse in Mystik enden. Aber enthält nicht
jede tiefere Weltanschauung, jede Metaphysik
mystische Elemente? -- Oder sollte es schlie߬
lich noch ein anderes Mittel geben, in das
Wesen der Dinge einzudringen? Sollten
Hölderlin und Hebbel recht haben, die von
der Kunst die letzte Deutung des Lebens er¬
Paul sinket warteten?

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Allen Manuskripten ist Porto hinznzufiigeu, im andernfalls bei NSlehmmg eine Rücksentmug
nicht verbürgt werden our.


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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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das „Leben" als Ganzes nicht zu erklären
vermöge. Sie standen vor einem verzwei¬
felten Dilemma: entweder wenden wir die
einzige jetzt vorhandene wissenschaftliche Me¬
thode an, um die Welt zu deuten, und dann
deuten wir sie einseitig, deuten nicht das
Ganze der Welt — oder aber, wenn wir das
Leben in seiner ganzen Fülle betrachten, so
haben wir überhaupt keine Methode, um dem
Problem gerecht zu werden.

Neuerdingshat sich nun derber Philosophie¬
geschichte nicht fremde Gedanke wieder hervor¬
gewagt, das; die Wissenschaft als rein ratio¬
nales Verfahren vielleicht überhaupt unfähig
sei, das Leben in seiner Tiefe zu erfassen.
Tiefer denkende Naturwissenschaftler sahen ein,
daß die mechanistische Methode nicht das
wirklich vorhandene Leben deute, sondern es
vergewaltige, nämlich mechanisiere. Weiter
aber bezweifelte man dann, ob wir durch
„Erkenntnis" überhaupt in das Wesen der
Welt eindringen könnten, und Dilthey wies
bedeutungsvoll darauf hin, daß unser Er¬
kennen nur ein logisches, also einseitiges
Weltbild schaffen, nur das Äußere der Dinge
und die Beziehungen zwischen ihnen vor uns
ausbreiten könne. Das Tiefste, Letzte des
Lebens, das Irrationale, gegen das schon
Kant die Wissenschaft scharf abzugrenzen
suchte, läßt sich eben erkenntnismäßig nicht
fassen. Der Sprung von der Peripherie ins
Zentrum ist, wie Hebbel sagt, noch nicht ge¬
lungen.

So entstand eine gewisse Enttäuschung,
die Wissenschaft habe das, was sie versprochen,
nicht gehalten, in ihrem Übereifer habe sie
Rätsel zu lösen versucht, die ihr ewig ver¬
schlossen bleiben müßten. Es bemächtigte sich
des modernen Menschen das Gefühl, daß
das wissenschaftliche Denken uns die Dinge
in die Ferne gerückt habe. Die Sehnsucht
nach dem unmittelbaren Erlebnis der Welt
erwachte und fand auch in Philosophischen
Systemen ihren Ausdruck. Rudolf Eucken,
dessen Einfluß weitere Kreise ergriffen hat,
predigt das Evangelium einer höheren geistigen

[Spaltenumbruch]

Welt, die erlebt und geglaubt, aber kaum
bewiesen werden kann. Besonders eigenartig
aber gestaltet sich der Widerspruch gegen
Übergriffe des Intellekts in der Gedanken¬
welt Henri Bergsons, der auf das Denken
des heranwachsenden Geschlechts in Frankreich
vielfach bestimmend gewirkt hat. Bergson
geht auf einem von Kant betretenen Pfade
weiter: er schränkt das Gebiet des Erkenn¬
baren noch weiter ein als der „Alleszer-
malmer". Nun verbleibt der Wissenschaft
eigentlich nur noch die Aufgabe, eine Praktisch
bequeme Deutung der äußeren Welt zu geben.
Ins Innere der Natur und des Lebens
dringt nur das unmittelbare „Erleben", eine
Art höheren, vergeistigter Instinkts. Daß
solches intuitives Anschauen der Nährboden
ist, in dem alle Erkenntnis wurzelt, und daß
es beim Denken auch immer geübt worden
ist, steht ganz außer Frage. Es steckt latent
in jeder sprachlichen Darstellung, und volles
Verständnis eines Gelesenen oder Gehörten
ist eben nichts anderes als die Erzeugung
des inneren Schemens und Erlebens. Aber
das intuitive Erlebnis für sich ist streng ge¬
nommen unaussprechbar; es kann nicht ein¬
mal beschrieben, höchstens umschrieben werden.
Und doch spricht Bergson von „intuitiver Er¬
kenntnis", muß also auf daS intuitio Er¬
schaubare die hergebrachten wissenschaftlichen
Begriffe anwenden. Nimmt er damit nicht
dem innerlich Erlebten sein wesentlichstes
Gepräge, den Charakter des Ursprünglichen,
Lebendigen, Einzigartigen? Hier scheint ein
Widerspruch zu klaffen. Aber trotzdemI Die
ganze Richtung ist zu stark im Geiste der
Zeit verankert, um nicht die größte Beachtung
zu verdienen. Manche meinen zwar, sie
müsse in Mystik enden. Aber enthält nicht
jede tiefere Weltanschauung, jede Metaphysik
mystische Elemente? — Oder sollte es schlie߬
lich noch ein anderes Mittel geben, in das
Wesen der Dinge einzudringen? Sollten
Hölderlin und Hebbel recht haben, die von
der Kunst die letzte Deutung des Lebens er¬
Paul sinket warteten?

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Allen Manuskripten ist Porto hinznzufiigeu, im andernfalls bei NSlehmmg eine Rücksentmug
nicht verbürgt werden our.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/44>, abgerufen am 29.06.2024.