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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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und soll fordern, daß wir Lehrer uns ihrer annehmen, damit sie sich wieder
einfühle in den Dienst der Wissenschaft, die dem innerlich gewandelten Gesamt-
volle Rechnung tragen muß, nicht aber dem überlebten Ballast aus der Friedenszeit
ein unfruchtbares Dasein verbürgen darf. Auch im Leben unserer Universitäten be¬
zeichnet der Völkerkrieg einen tiefen Einschnitt, den Bruch des Glaubens an die
völkerverbindende Kraft der Wissenschaft, die nur im freien Staate mit weiten
Zielen gedeihen kann und wird. Der Mut, allen Schwierigkeiten im frohen
Schaffen zu begegnen, wird und muß den Widerstand des Veralteten sieghaft
überwinden; unsere Hochschulen möchten den Druck einer Belastungsprobe, wie
sie "ach den Freiheitskriegen einsetzte, nicht noch einmal überwinden, weil es
ihre Aufgabe bleiben wird, die großen Errungenschaften geistiger Art, die im
Ringen um die Erhaltung unseres Vaterlandes erworben wurden, den künftigen
Geschlechtern zu erhalten und auf ihnen als sicheren Grundlagen weiterzubauen,
Wittenberg mußte sinken, weil sein Staat zusammenbrach; Halle--Wittenberg
aber möge im ruhmvoll verteidigten und gesicherten Reiche Bismarcks den Ehren¬
platz behaupten, zu dem es sein Name und seine Geschichte berufen.




Neue Bücher

Dr. Ernst Meuman", weiland Professor am Allgemeine" Vorlesungswese" in
Hamburg: Zeitfragen deutscher Nationalerziehung. Sechs Vorlesungen.
Herausgegeben von Georg Anschütz. (Verlag von Quelle und Meyer in Leipzig
1917.) Preis geh. 2,60 Mk.. geb. 3,20 Mk.

Im ersten Kriegsjahr, im Frühling 1915, ist Ernst Meumann an der Stätte
seines Wirkens im rüstigen Mannesalter nach kurzer Krankheit gestorben. Nicht
allzu viele waren sich damals bewußt, daß ein Mann von nicht gewöhnlicher Geistes-
art von uns gegangen war. Sein Tod verklang im großen Sterben unserer Tage.
Und doch hatte er mit großem Eifer an den Aufgaben der Zeit gewirkt. Er war
kein weltfremder Gelehrter. Philosophisch reich begabt, stark gefesselt von den


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und soll fordern, daß wir Lehrer uns ihrer annehmen, damit sie sich wieder
einfühle in den Dienst der Wissenschaft, die dem innerlich gewandelten Gesamt-
volle Rechnung tragen muß, nicht aber dem überlebten Ballast aus der Friedenszeit
ein unfruchtbares Dasein verbürgen darf. Auch im Leben unserer Universitäten be¬
zeichnet der Völkerkrieg einen tiefen Einschnitt, den Bruch des Glaubens an die
völkerverbindende Kraft der Wissenschaft, die nur im freien Staate mit weiten
Zielen gedeihen kann und wird. Der Mut, allen Schwierigkeiten im frohen
Schaffen zu begegnen, wird und muß den Widerstand des Veralteten sieghaft
überwinden; unsere Hochschulen möchten den Druck einer Belastungsprobe, wie
sie «ach den Freiheitskriegen einsetzte, nicht noch einmal überwinden, weil es
ihre Aufgabe bleiben wird, die großen Errungenschaften geistiger Art, die im
Ringen um die Erhaltung unseres Vaterlandes erworben wurden, den künftigen
Geschlechtern zu erhalten und auf ihnen als sicheren Grundlagen weiterzubauen,
Wittenberg mußte sinken, weil sein Staat zusammenbrach; Halle—Wittenberg
aber möge im ruhmvoll verteidigten und gesicherten Reiche Bismarcks den Ehren¬
platz behaupten, zu dem es sein Name und seine Geschichte berufen.




Neue Bücher

Dr. Ernst Meuman», weiland Professor am Allgemeine» Vorlesungswese» in
Hamburg: Zeitfragen deutscher Nationalerziehung. Sechs Vorlesungen.
Herausgegeben von Georg Anschütz. (Verlag von Quelle und Meyer in Leipzig
1917.) Preis geh. 2,60 Mk.. geb. 3,20 Mk.

Im ersten Kriegsjahr, im Frühling 1915, ist Ernst Meumann an der Stätte
seines Wirkens im rüstigen Mannesalter nach kurzer Krankheit gestorben. Nicht
allzu viele waren sich damals bewußt, daß ein Mann von nicht gewöhnlicher Geistes-
art von uns gegangen war. Sein Tod verklang im großen Sterben unserer Tage.
Und doch hatte er mit großem Eifer an den Aufgaben der Zeit gewirkt. Er war
kein weltfremder Gelehrter. Philosophisch reich begabt, stark gefesselt von den


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[0426] Neue Bücher und soll fordern, daß wir Lehrer uns ihrer annehmen, damit sie sich wieder einfühle in den Dienst der Wissenschaft, die dem innerlich gewandelten Gesamt- volle Rechnung tragen muß, nicht aber dem überlebten Ballast aus der Friedenszeit ein unfruchtbares Dasein verbürgen darf. Auch im Leben unserer Universitäten be¬ zeichnet der Völkerkrieg einen tiefen Einschnitt, den Bruch des Glaubens an die völkerverbindende Kraft der Wissenschaft, die nur im freien Staate mit weiten Zielen gedeihen kann und wird. Der Mut, allen Schwierigkeiten im frohen Schaffen zu begegnen, wird und muß den Widerstand des Veralteten sieghaft überwinden; unsere Hochschulen möchten den Druck einer Belastungsprobe, wie sie «ach den Freiheitskriegen einsetzte, nicht noch einmal überwinden, weil es ihre Aufgabe bleiben wird, die großen Errungenschaften geistiger Art, die im Ringen um die Erhaltung unseres Vaterlandes erworben wurden, den künftigen Geschlechtern zu erhalten und auf ihnen als sicheren Grundlagen weiterzubauen, Wittenberg mußte sinken, weil sein Staat zusammenbrach; Halle—Wittenberg aber möge im ruhmvoll verteidigten und gesicherten Reiche Bismarcks den Ehren¬ platz behaupten, zu dem es sein Name und seine Geschichte berufen. Neue Bücher Dr. Ernst Meuman», weiland Professor am Allgemeine» Vorlesungswese» in Hamburg: Zeitfragen deutscher Nationalerziehung. Sechs Vorlesungen. Herausgegeben von Georg Anschütz. (Verlag von Quelle und Meyer in Leipzig 1917.) Preis geh. 2,60 Mk.. geb. 3,20 Mk. Im ersten Kriegsjahr, im Frühling 1915, ist Ernst Meumann an der Stätte seines Wirkens im rüstigen Mannesalter nach kurzer Krankheit gestorben. Nicht allzu viele waren sich damals bewußt, daß ein Mann von nicht gewöhnlicher Geistes- art von uns gegangen war. Sein Tod verklang im großen Sterben unserer Tage. Und doch hatte er mit großem Eifer an den Aufgaben der Zeit gewirkt. Er war kein weltfremder Gelehrter. Philosophisch reich begabt, stark gefesselt von den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/426>, abgerufen am 01.07.2024.