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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Johann Friedrich August Tischbein und August Wilhelm Schlegel

lieb gehabt. Das bekundet der schöne Brief, den Frau Sophie am 28. August
von Leipzig aus an Caroline richtete""). Es heißt darin: "Sie haben meinen
Kindern viel Schmerz, aber auch zugleich viel Freude mit den überschickten
Sachen von der Himmlischen Auguste gemacht -- die guten Mädchens konten sich
den ganzen Tag nicht faßen, sie weinten unauffhörlich. -- Ich sahe gern diese
Tränen fließen, denn die holde Auguste verdient, daß sie ihrer so gedenken. --
O Gott, liebe Schlegelin. Ihnen sage ich nichts -- Ihr Schmerz ist gerecht,
und Ihr Verlust unersezlich -- wie Sie ihn tragen, begreiffe ich nicht. -- Auch
mich kostet der Thode des guten Kindes manche Träne, ich hatte sie lieb und
werth beinah wie mein eigen Kind, und liebte mich nicht Auguste auch mit
beinah Kindlicher Zärtlichkeit?____ Meine Kinder werden nie wieder ein
Mädchen finden, die sie so lieben werden. Auguste wird ihnen ewig unvergeßlich
bleiben. -- Leben Sie wohl, arme, bedaurungswürdige Mutter. Ihre Sie
i Sophie Tischbein." mmer liebende

Ein inniges, wenn auch mit der Zeit nicht ganz ungetrübtes Freundschafts¬
verhältnis hatte, wie wir sahen, über acht Jahre zwischen Tischbein und Schlegel
bestanden. Auch in der Folgezeit, die im Leben der Freunde große Verände¬
rungen mit sich brachte^"), wurden die beiderseitigen Beziehungen nicht völlig
abgebrochen. Doch sind sie weder anziehend noch wichtig genug, um näher
darauf einzugehen.






Caroline I 608 f.
"i) Schlegel, verließ Jena im Sommer 1800, um sich im kommenden Frühjahr in
Berlin einen neuen Wirkungskreis zu gründen, und wurde nach langen Verhandlungen am
17. Mai 1803 von Caroline geschieden, während Tischbein im Frühjahr 1801 als Nachfolger
Desers die Leitung der Königlichen Kunstakademie in Leipzig übernahm.
Johann Friedrich August Tischbein und August Wilhelm Schlegel

lieb gehabt. Das bekundet der schöne Brief, den Frau Sophie am 28. August
von Leipzig aus an Caroline richtete""). Es heißt darin: „Sie haben meinen
Kindern viel Schmerz, aber auch zugleich viel Freude mit den überschickten
Sachen von der Himmlischen Auguste gemacht — die guten Mädchens konten sich
den ganzen Tag nicht faßen, sie weinten unauffhörlich. — Ich sahe gern diese
Tränen fließen, denn die holde Auguste verdient, daß sie ihrer so gedenken. —
O Gott, liebe Schlegelin. Ihnen sage ich nichts — Ihr Schmerz ist gerecht,
und Ihr Verlust unersezlich — wie Sie ihn tragen, begreiffe ich nicht. — Auch
mich kostet der Thode des guten Kindes manche Träne, ich hatte sie lieb und
werth beinah wie mein eigen Kind, und liebte mich nicht Auguste auch mit
beinah Kindlicher Zärtlichkeit?____ Meine Kinder werden nie wieder ein
Mädchen finden, die sie so lieben werden. Auguste wird ihnen ewig unvergeßlich
bleiben. — Leben Sie wohl, arme, bedaurungswürdige Mutter. Ihre Sie
i Sophie Tischbein." mmer liebende

Ein inniges, wenn auch mit der Zeit nicht ganz ungetrübtes Freundschafts¬
verhältnis hatte, wie wir sahen, über acht Jahre zwischen Tischbein und Schlegel
bestanden. Auch in der Folgezeit, die im Leben der Freunde große Verände¬
rungen mit sich brachte^"), wurden die beiderseitigen Beziehungen nicht völlig
abgebrochen. Doch sind sie weder anziehend noch wichtig genug, um näher
darauf einzugehen.






Caroline I 608 f.
"i) Schlegel, verließ Jena im Sommer 1800, um sich im kommenden Frühjahr in
Berlin einen neuen Wirkungskreis zu gründen, und wurde nach langen Verhandlungen am
17. Mai 1803 von Caroline geschieden, während Tischbein im Frühjahr 1801 als Nachfolger
Desers die Leitung der Königlichen Kunstakademie in Leipzig übernahm.
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[0353] Johann Friedrich August Tischbein und August Wilhelm Schlegel lieb gehabt. Das bekundet der schöne Brief, den Frau Sophie am 28. August von Leipzig aus an Caroline richtete""). Es heißt darin: „Sie haben meinen Kindern viel Schmerz, aber auch zugleich viel Freude mit den überschickten Sachen von der Himmlischen Auguste gemacht — die guten Mädchens konten sich den ganzen Tag nicht faßen, sie weinten unauffhörlich. — Ich sahe gern diese Tränen fließen, denn die holde Auguste verdient, daß sie ihrer so gedenken. — O Gott, liebe Schlegelin. Ihnen sage ich nichts — Ihr Schmerz ist gerecht, und Ihr Verlust unersezlich — wie Sie ihn tragen, begreiffe ich nicht. — Auch mich kostet der Thode des guten Kindes manche Träne, ich hatte sie lieb und werth beinah wie mein eigen Kind, und liebte mich nicht Auguste auch mit beinah Kindlicher Zärtlichkeit?____ Meine Kinder werden nie wieder ein Mädchen finden, die sie so lieben werden. Auguste wird ihnen ewig unvergeßlich bleiben. — Leben Sie wohl, arme, bedaurungswürdige Mutter. Ihre Sie i Sophie Tischbein." mmer liebende Ein inniges, wenn auch mit der Zeit nicht ganz ungetrübtes Freundschafts¬ verhältnis hatte, wie wir sahen, über acht Jahre zwischen Tischbein und Schlegel bestanden. Auch in der Folgezeit, die im Leben der Freunde große Verände¬ rungen mit sich brachte^"), wurden die beiderseitigen Beziehungen nicht völlig abgebrochen. Doch sind sie weder anziehend noch wichtig genug, um näher darauf einzugehen. Caroline I 608 f. "i) Schlegel, verließ Jena im Sommer 1800, um sich im kommenden Frühjahr in Berlin einen neuen Wirkungskreis zu gründen, und wurde nach langen Verhandlungen am 17. Mai 1803 von Caroline geschieden, während Tischbein im Frühjahr 1801 als Nachfolger Desers die Leitung der Königlichen Kunstakademie in Leipzig übernahm.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/353>, abgerufen am 29.06.2024.