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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Johann Friedrich August Tischbein und August Wilhelm Schlegel

ihre Schwester von ihm gemalt zu sein wünschten, wenn er sich entschließen
konte dorthin zu kommen; es soll ein großes Gemälde geben die beiden
Schwestern en Zi-upo in Lebensgröße"^), und dieß soll in Engeland gestochen
werden; Tisschbein^ hat sich nicht lange bedacht dieß anzunämen; denn -die
Prinzeßinen sollen beide sehr schön und unbeschreiblich reizende Figuren sein;
er wird dort die Büsten malen und dann das große Gemälde hier machen; auch
dieß würden Sie sehen wenn Ihnen mein Vorschlag uns zu desund/in gefallen
könte. Ti^schbein^ ist gestern abgereißt und bleibt 3 Wochen aus. -- Sie
sind mir noch eine Antwort auf einen Brief schuldig den ich Ihnen (es ist
jetzt beinah ein Jahr) 7°) nach Amsterdam schrieb; beantworten Sie mir ihn
jetzt, aber gleich nach Empfang dieses Briefs. Machen Sie aber nicht etwa
aus Versehen die Adreße nach Berlin; ich bin hier in Dessau geblieben.
Wundern Sie sich nicht über die Sprache dieses Briefs; sie wird immer so
sein so lange der Brief nicht beantwortet ist. -- Holland haben wier nun aus
ewig lebewohl gesagt. Ich denke doch noch immer mit Entzücken der
schönen Jahre die ich in Amsterdam zugebracht habe. Ernnnern Sie sich wohl
noch des Hauß naÄ8t ac (irunIanäsLdö Pa1<lui3en?^) Leben Sie wohl
theurer Freund. Schreiben Sie recht bald

Ihrer S^ophie^s Ti^schbein^. Freundin

Schlegel hatte im Sommer des Jahres 1796 wichtigeres vor als nach
Dessau zu fahren. Fiel doch in diese Zeit seine Verheiratung mit Caroline^)
und die Übersiedelung des jungen Paares nach Jena^). Seine Vermählung
hatte Schlegel Tischbeins nicht angezeigt, gewiß mit Absicht, weil er wohl
wußte, daß die Freunde im Grunde ihres Herzens mit dieser Verbindung nicht
einverstanden waren, sondern ihnen erst einige Monate später, im September,
geschrieben. Tischbein freute sich herzlich darüber, daß Schlegel fortan voraus¬
sichtlich für längere Zeit in seiner Nähe weilen würde, noch mehr aber, daß
der Freund nunmehr die zur Entfaltung einer umfassenderen literarischen
Tätigkeit erwünschte Anregung, Muße und Sammlung haben würde. Um"
gehend antwortete er daher:

Dessau 21, 7ten 1796.

Ob, und daß uns Ihr heutiger Brief, lieber Freund, angenehm überrascht
Habe, bedarf weder Frage noch Betheuerung. Um so viel eher aber werden
Sie es glauben" wenn ich Ihnen sage, daß wir gerade heute von Arolsen auß,







7°) Über das Tischbeinsche Doppelbildnis der Kronprinzessin Luise und ihrer Schwester
Friederike, Prinzessin Louis von Preußen, siehe Stoll a. a. O. 328. Nach diesem Bilde
wurde, wie es scheint, der Kupferstich hergestellt, den Tafel XII des 8. Jahrg. (1904) des
Hohenzollernjahrbuchs wiedergibt, vgl. dazu Banken, Königin Luise 366.
Frau Tischbein hielt sich damals bei ihrer Schwester in Mengeringhausen auf,
vgl. Anmerkung 63.
In der Nähe der Grunlcmdschen Magazine.
Die Trauung fand am 1. Juli 1796 statt.
7v) Am 3. Juli zogen Schlegels in Jena ein, vgl. Caroline I 712.
Johann Friedrich August Tischbein und August Wilhelm Schlegel

ihre Schwester von ihm gemalt zu sein wünschten, wenn er sich entschließen
konte dorthin zu kommen; es soll ein großes Gemälde geben die beiden
Schwestern en Zi-upo in Lebensgröße"^), und dieß soll in Engeland gestochen
werden; Tisschbein^ hat sich nicht lange bedacht dieß anzunämen; denn -die
Prinzeßinen sollen beide sehr schön und unbeschreiblich reizende Figuren sein;
er wird dort die Büsten malen und dann das große Gemälde hier machen; auch
dieß würden Sie sehen wenn Ihnen mein Vorschlag uns zu desund/in gefallen
könte. Ti^schbein^ ist gestern abgereißt und bleibt 3 Wochen aus. — Sie
sind mir noch eine Antwort auf einen Brief schuldig den ich Ihnen (es ist
jetzt beinah ein Jahr) 7°) nach Amsterdam schrieb; beantworten Sie mir ihn
jetzt, aber gleich nach Empfang dieses Briefs. Machen Sie aber nicht etwa
aus Versehen die Adreße nach Berlin; ich bin hier in Dessau geblieben.
Wundern Sie sich nicht über die Sprache dieses Briefs; sie wird immer so
sein so lange der Brief nicht beantwortet ist. — Holland haben wier nun aus
ewig lebewohl gesagt. Ich denke doch noch immer mit Entzücken der
schönen Jahre die ich in Amsterdam zugebracht habe. Ernnnern Sie sich wohl
noch des Hauß naÄ8t ac (irunIanäsLdö Pa1<lui3en?^) Leben Sie wohl
theurer Freund. Schreiben Sie recht bald

Ihrer S^ophie^s Ti^schbein^. Freundin

Schlegel hatte im Sommer des Jahres 1796 wichtigeres vor als nach
Dessau zu fahren. Fiel doch in diese Zeit seine Verheiratung mit Caroline^)
und die Übersiedelung des jungen Paares nach Jena^). Seine Vermählung
hatte Schlegel Tischbeins nicht angezeigt, gewiß mit Absicht, weil er wohl
wußte, daß die Freunde im Grunde ihres Herzens mit dieser Verbindung nicht
einverstanden waren, sondern ihnen erst einige Monate später, im September,
geschrieben. Tischbein freute sich herzlich darüber, daß Schlegel fortan voraus¬
sichtlich für längere Zeit in seiner Nähe weilen würde, noch mehr aber, daß
der Freund nunmehr die zur Entfaltung einer umfassenderen literarischen
Tätigkeit erwünschte Anregung, Muße und Sammlung haben würde. Um«
gehend antwortete er daher:

Dessau 21, 7ten 1796.

Ob, und daß uns Ihr heutiger Brief, lieber Freund, angenehm überrascht
Habe, bedarf weder Frage noch Betheuerung. Um so viel eher aber werden
Sie es glauben» wenn ich Ihnen sage, daß wir gerade heute von Arolsen auß,







7°) Über das Tischbeinsche Doppelbildnis der Kronprinzessin Luise und ihrer Schwester
Friederike, Prinzessin Louis von Preußen, siehe Stoll a. a. O. 328. Nach diesem Bilde
wurde, wie es scheint, der Kupferstich hergestellt, den Tafel XII des 8. Jahrg. (1904) des
Hohenzollernjahrbuchs wiedergibt, vgl. dazu Banken, Königin Luise 366.
Frau Tischbein hielt sich damals bei ihrer Schwester in Mengeringhausen auf,
vgl. Anmerkung 63.
In der Nähe der Grunlcmdschen Magazine.
Die Trauung fand am 1. Juli 1796 statt.
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[0346] Johann Friedrich August Tischbein und August Wilhelm Schlegel ihre Schwester von ihm gemalt zu sein wünschten, wenn er sich entschließen konte dorthin zu kommen; es soll ein großes Gemälde geben die beiden Schwestern en Zi-upo in Lebensgröße"^), und dieß soll in Engeland gestochen werden; Tisschbein^ hat sich nicht lange bedacht dieß anzunämen; denn -die Prinzeßinen sollen beide sehr schön und unbeschreiblich reizende Figuren sein; er wird dort die Büsten malen und dann das große Gemälde hier machen; auch dieß würden Sie sehen wenn Ihnen mein Vorschlag uns zu desund/in gefallen könte. Ti^schbein^ ist gestern abgereißt und bleibt 3 Wochen aus. — Sie sind mir noch eine Antwort auf einen Brief schuldig den ich Ihnen (es ist jetzt beinah ein Jahr) 7°) nach Amsterdam schrieb; beantworten Sie mir ihn jetzt, aber gleich nach Empfang dieses Briefs. Machen Sie aber nicht etwa aus Versehen die Adreße nach Berlin; ich bin hier in Dessau geblieben. Wundern Sie sich nicht über die Sprache dieses Briefs; sie wird immer so sein so lange der Brief nicht beantwortet ist. — Holland haben wier nun aus ewig lebewohl gesagt. Ich denke doch noch immer mit Entzücken der schönen Jahre die ich in Amsterdam zugebracht habe. Ernnnern Sie sich wohl noch des Hauß naÄ8t ac (irunIanäsLdö Pa1<lui3en?^) Leben Sie wohl theurer Freund. Schreiben Sie recht bald Ihrer S^ophie^s Ti^schbein^. Freundin Schlegel hatte im Sommer des Jahres 1796 wichtigeres vor als nach Dessau zu fahren. Fiel doch in diese Zeit seine Verheiratung mit Caroline^) und die Übersiedelung des jungen Paares nach Jena^). Seine Vermählung hatte Schlegel Tischbeins nicht angezeigt, gewiß mit Absicht, weil er wohl wußte, daß die Freunde im Grunde ihres Herzens mit dieser Verbindung nicht einverstanden waren, sondern ihnen erst einige Monate später, im September, geschrieben. Tischbein freute sich herzlich darüber, daß Schlegel fortan voraus¬ sichtlich für längere Zeit in seiner Nähe weilen würde, noch mehr aber, daß der Freund nunmehr die zur Entfaltung einer umfassenderen literarischen Tätigkeit erwünschte Anregung, Muße und Sammlung haben würde. Um« gehend antwortete er daher: Dessau 21, 7ten 1796. Ob, und daß uns Ihr heutiger Brief, lieber Freund, angenehm überrascht Habe, bedarf weder Frage noch Betheuerung. Um so viel eher aber werden Sie es glauben» wenn ich Ihnen sage, daß wir gerade heute von Arolsen auß, 7°) Über das Tischbeinsche Doppelbildnis der Kronprinzessin Luise und ihrer Schwester Friederike, Prinzessin Louis von Preußen, siehe Stoll a. a. O. 328. Nach diesem Bilde wurde, wie es scheint, der Kupferstich hergestellt, den Tafel XII des 8. Jahrg. (1904) des Hohenzollernjahrbuchs wiedergibt, vgl. dazu Banken, Königin Luise 366. Frau Tischbein hielt sich damals bei ihrer Schwester in Mengeringhausen auf, vgl. Anmerkung 63. In der Nähe der Grunlcmdschen Magazine. Die Trauung fand am 1. Juli 1796 statt. 7v) Am 3. Juli zogen Schlegels in Jena ein, vgl. Caroline I 712.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/346>, abgerufen am 03.07.2024.