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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Zur neuen Erhöhung der Suezkanal-Gebühren

die neutrale Schiffahrt in der Hauptsache gesperrt war. Wurden damals auch
die durch die längere Kapreise entstehenden vermehrten Betriebskosten nur sehr
ungern in den Kauf genommen, so wurden sie doch durch den Fortfall der
Kanalabgaben zum großen Teil ausgeglichen.

Wenn die Kanalverwaltnng im Laufe der vierziger Jahre vor Kriegs¬
ausbruch nicht weniger als dreizehnmal eine Herabsetzung der Gebühren vor¬
nahm, so war ihr Leitmotiv stets das Bestreben, in erster Linie der Konkurrenz
d-s Kapweges gewachsen zu sein. Durch das stete Wachsen der Schiffsgrößen
konnten die Frachten im allgemeinen eine Ermäßigung der Einheitsätze erfahren,
und von Zeit zu Zeit paßte daher die Kanalverwaltung ihre Taxe dem Sinken
der Beförderungskosten an. Stets war sie aber dabei bestrebt, zwischen Stärke
des Verkehrs und Belastung des Verkehrs so geschickt zu kavieren, daß für sie
eine möglichst hohe Einnahme heraussprang. Wie sehr sie darauf bedacht war,
der Schiffahrt nicht mehr Zugeständnisse zu machen, als unbedingt erforderlich
war. das zeigte sich am deutlichsten im Jahre 1912. als die Herabsetzung der
Gebühren für beladene Schiffe auf 6.25 Franken je Tonne beschlossen wurde.
Damals schien nämlich die Eröffnung des Panamakanals unmittelbar bevor¬
zustehen, der für gewisse Schiffsreisen dem Suezkanal Wettbewerb hätte machen
können. Kaum war nun im Sommer 1912 zuverlässig bekanntgeworden, daß
w Panamakanal den Fahrzeugen eine Abgabe von 1^4 Dollar auferlegt werden
würde, als die Verwaltung der Suezkanal-Gesellschaft beschloß, von Neuiahr
ab die Gebühren genau auf denselben Betrag. 6V4 Franken, herab¬
setzen. Damit war klar bewiesen, daß die Zugeständnisse der Gesellschaft an
den Handel und Wandel der Welt nie freiwillig, sondern nur unter dem Zwang
der Verhältnisse gewährt wurden.

Der Krieg hat nun weiterhin gezeigt, in wie hohem Maße die Kanal¬
gesellschaft sich von fiskalischen Gesichtspunkten leiten läßt. Gewiß hat ihr der
gegenüber den fetten Jahren der Friedenszeit ganz gewawge Ausfall
gebracht, und um die Dividenden wenigstens angenähert auf der Hohe der
Jahre vor 1914 zu halten, mußten die reichlich angesammelten Reh roer
w umfassender Weise herangezogen werden. Der Um-gewalt. der 1913
95"25383 ^ ließ sich mit Me solcher KunstMe^ersten Kriegsfahr. 1914. noch auf 92 180562 Franken halten ^ Zni ^Kriegsjahr aver das lange Zeit hindurch am und im Kanal wegerische Vor.
^nge brachte sank der erzielte Überschuß auf 66 198130 Franken, und nur
durch starkes Ver Geldreserven in Höhe von 18 7 MWouen FrMen
w°r es möglich einen Dividendensatz von 24 Prozent beizubehalten. Wa e
der Kanal nun ewstaatUches Unternehmen zum Wohle der Wg.mem^ 0
wäre es wohl zweifel os gewesen, daß in einer kritischen Zeit, wo ti Reedereien
anfänglichen ehr reichen Einnahmen in steigendem Maße unter gewaltig
gesteigerten Betriebskosten. Schwierigkeiten der Kohlenversorgung, nesigen Ver-
fHerungsgebühren und immer häufi-erer Schiffsverlusten zu leiden hatten.


Zur neuen Erhöhung der Suezkanal-Gebühren

die neutrale Schiffahrt in der Hauptsache gesperrt war. Wurden damals auch
die durch die längere Kapreise entstehenden vermehrten Betriebskosten nur sehr
ungern in den Kauf genommen, so wurden sie doch durch den Fortfall der
Kanalabgaben zum großen Teil ausgeglichen.

Wenn die Kanalverwaltnng im Laufe der vierziger Jahre vor Kriegs¬
ausbruch nicht weniger als dreizehnmal eine Herabsetzung der Gebühren vor¬
nahm, so war ihr Leitmotiv stets das Bestreben, in erster Linie der Konkurrenz
d-s Kapweges gewachsen zu sein. Durch das stete Wachsen der Schiffsgrößen
konnten die Frachten im allgemeinen eine Ermäßigung der Einheitsätze erfahren,
und von Zeit zu Zeit paßte daher die Kanalverwaltung ihre Taxe dem Sinken
der Beförderungskosten an. Stets war sie aber dabei bestrebt, zwischen Stärke
des Verkehrs und Belastung des Verkehrs so geschickt zu kavieren, daß für sie
eine möglichst hohe Einnahme heraussprang. Wie sehr sie darauf bedacht war,
der Schiffahrt nicht mehr Zugeständnisse zu machen, als unbedingt erforderlich
war. das zeigte sich am deutlichsten im Jahre 1912. als die Herabsetzung der
Gebühren für beladene Schiffe auf 6.25 Franken je Tonne beschlossen wurde.
Damals schien nämlich die Eröffnung des Panamakanals unmittelbar bevor¬
zustehen, der für gewisse Schiffsreisen dem Suezkanal Wettbewerb hätte machen
können. Kaum war nun im Sommer 1912 zuverlässig bekanntgeworden, daß
w Panamakanal den Fahrzeugen eine Abgabe von 1^4 Dollar auferlegt werden
würde, als die Verwaltung der Suezkanal-Gesellschaft beschloß, von Neuiahr
ab die Gebühren genau auf denselben Betrag. 6V4 Franken, herab¬
setzen. Damit war klar bewiesen, daß die Zugeständnisse der Gesellschaft an
den Handel und Wandel der Welt nie freiwillig, sondern nur unter dem Zwang
der Verhältnisse gewährt wurden.

Der Krieg hat nun weiterhin gezeigt, in wie hohem Maße die Kanal¬
gesellschaft sich von fiskalischen Gesichtspunkten leiten läßt. Gewiß hat ihr der
gegenüber den fetten Jahren der Friedenszeit ganz gewawge Ausfall
gebracht, und um die Dividenden wenigstens angenähert auf der Hohe der
Jahre vor 1914 zu halten, mußten die reichlich angesammelten Reh roer
w umfassender Weise herangezogen werden. Der Um-gewalt. der 1913
95«25383 ^ ließ sich mit Me solcher KunstMe^ersten Kriegsfahr. 1914. noch auf 92 180562 Franken halten ^ Zni ^Kriegsjahr aver das lange Zeit hindurch am und im Kanal wegerische Vor.
^nge brachte sank der erzielte Überschuß auf 66 198130 Franken, und nur
durch starkes Ver Geldreserven in Höhe von 18 7 MWouen FrMen
w°r es möglich einen Dividendensatz von 24 Prozent beizubehalten. Wa e
der Kanal nun ewstaatUches Unternehmen zum Wohle der Wg.mem^ 0
wäre es wohl zweifel os gewesen, daß in einer kritischen Zeit, wo ti Reedereien
anfänglichen ehr reichen Einnahmen in steigendem Maße unter gewaltig
gesteigerten Betriebskosten. Schwierigkeiten der Kohlenversorgung, nesigen Ver-
fHerungsgebühren und immer häufi-erer Schiffsverlusten zu leiden hatten.


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[0137] Zur neuen Erhöhung der Suezkanal-Gebühren die neutrale Schiffahrt in der Hauptsache gesperrt war. Wurden damals auch die durch die längere Kapreise entstehenden vermehrten Betriebskosten nur sehr ungern in den Kauf genommen, so wurden sie doch durch den Fortfall der Kanalabgaben zum großen Teil ausgeglichen. Wenn die Kanalverwaltnng im Laufe der vierziger Jahre vor Kriegs¬ ausbruch nicht weniger als dreizehnmal eine Herabsetzung der Gebühren vor¬ nahm, so war ihr Leitmotiv stets das Bestreben, in erster Linie der Konkurrenz d-s Kapweges gewachsen zu sein. Durch das stete Wachsen der Schiffsgrößen konnten die Frachten im allgemeinen eine Ermäßigung der Einheitsätze erfahren, und von Zeit zu Zeit paßte daher die Kanalverwaltung ihre Taxe dem Sinken der Beförderungskosten an. Stets war sie aber dabei bestrebt, zwischen Stärke des Verkehrs und Belastung des Verkehrs so geschickt zu kavieren, daß für sie eine möglichst hohe Einnahme heraussprang. Wie sehr sie darauf bedacht war, der Schiffahrt nicht mehr Zugeständnisse zu machen, als unbedingt erforderlich war. das zeigte sich am deutlichsten im Jahre 1912. als die Herabsetzung der Gebühren für beladene Schiffe auf 6.25 Franken je Tonne beschlossen wurde. Damals schien nämlich die Eröffnung des Panamakanals unmittelbar bevor¬ zustehen, der für gewisse Schiffsreisen dem Suezkanal Wettbewerb hätte machen können. Kaum war nun im Sommer 1912 zuverlässig bekanntgeworden, daß w Panamakanal den Fahrzeugen eine Abgabe von 1^4 Dollar auferlegt werden würde, als die Verwaltung der Suezkanal-Gesellschaft beschloß, von Neuiahr ab die Gebühren genau auf denselben Betrag. 6V4 Franken, herab¬ setzen. Damit war klar bewiesen, daß die Zugeständnisse der Gesellschaft an den Handel und Wandel der Welt nie freiwillig, sondern nur unter dem Zwang der Verhältnisse gewährt wurden. Der Krieg hat nun weiterhin gezeigt, in wie hohem Maße die Kanal¬ gesellschaft sich von fiskalischen Gesichtspunkten leiten läßt. Gewiß hat ihr der gegenüber den fetten Jahren der Friedenszeit ganz gewawge Ausfall gebracht, und um die Dividenden wenigstens angenähert auf der Hohe der Jahre vor 1914 zu halten, mußten die reichlich angesammelten Reh roer w umfassender Weise herangezogen werden. Der Um-gewalt. der 1913 95«25383 ^ ließ sich mit Me solcher KunstMe^ersten Kriegsfahr. 1914. noch auf 92 180562 Franken halten ^ Zni ^Kriegsjahr aver das lange Zeit hindurch am und im Kanal wegerische Vor. ^nge brachte sank der erzielte Überschuß auf 66 198130 Franken, und nur durch starkes Ver Geldreserven in Höhe von 18 7 MWouen FrMen w°r es möglich einen Dividendensatz von 24 Prozent beizubehalten. Wa e der Kanal nun ewstaatUches Unternehmen zum Wohle der Wg.mem^ 0 wäre es wohl zweifel os gewesen, daß in einer kritischen Zeit, wo ti Reedereien anfänglichen ehr reichen Einnahmen in steigendem Maße unter gewaltig gesteigerten Betriebskosten. Schwierigkeiten der Kohlenversorgung, nesigen Ver- fHerungsgebühren und immer häufi-erer Schiffsverlusten zu leiden hatten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/137>, abgerufen am 01.07.2024.