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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Das Deutschtum im Auslande

Eine solche Zentralstelle ist im Januar dieses Jahres in Stuttgart in dem
"Museum und Institut für das Deutschtum im Auslande" erstanden. Es ist
dies ein Institut, das, wie aus den Eröffnungsreden hervorgeht, dem Ziele
nachstrebt, das Deutschtum draußen und daheim in fruchtbarere Fühlung zu
setzen als bisher und eine Sammelstelle aller Bestrebungen zugunsten des Aus-
landsdeutschtums und der deutschen Interessen im Auslande zu werden; es be¬
absichtigt, durch häufige Veranstaltung von Sonderausstellungen, durch Museum.
Bücherei. Archiv und Auskunftsstelle die Kunde des Auslandsdeutschtums, der
wirtschaftlichen Betätigung und Betätigungsmöglichkeiten Deutscher im Auslande
Zu verbreiten, durch private Vertrauensmänner im fremden Lande, durch un¬
mittelbare briefliche Beziewngen zu den Einzelpersönlichkeiten draußen, wie auch
durch reisende Redner und Vermittler die wirtschaftliche und geistige Wechsel¬
wirkung zwischen der Heimat und dem Auslandsdeutschtum intensiver und
wirkungsvoller zu gestalten. Es soll so die segensreiche Wirksamkeit des "Vereins
für das Deutschtum im Auslande" ergänzen.

Aber dasselbe Institut scheint mir auch berufen, die in diesem Aufsatz an-
gedeuteten wichtigen Aufgaben der nächsten Zukunft zu übernehmen: die mög¬
lichste Stützung des Auslandsdeutschtums, mit der Absicht, einerseits ein Zurück¬
strömen desselben nach der Heimat einzudämmen und damit feste Vorposten¬
stellungen draußen zu halten, andererseits aber denen, die unbedingt zurückkehren
müssen, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und sich zu diesem Zweck mit
anderen Hilfsorganisationen in Wechselbeziehungen zu setzen bzw.. wo solche
noch fehlen, sie anzuregen.

Unter den Hilfsorganisationen dürfte für Landarbeiter und Bauern vor
allem der 1909 von der preußischen Staatsregierung ins Leben gerufene "Fur-
sorgeverein für deutsche Rückwanderer",*) der bis Kriegsbeginn bereits dreißig-
tausend deutschrussische Rückwanderer untergebracht hat, eine wichtige Rolle spielen;
nur müßte die Organisation zu einer reichsdeutschen erweitert werden. Für
Unterbringung rückwandernder gewerblicher Arbeiter dürften die bereits vor¬
handenen Organisationen genügen; kaufmännische, industrielle, technische und
sonstige Fachvereine müßten sich auf die kommenden Fragen der Übergangszeit
einstellen und mit der Stuttgarter Zentralvermittlungsstelle zusammenarbeiten,
damit diese die Flut der Rückwanderer sorgsam in die richtigen Kanäle ver¬
teilen könne. Eine besondere neuzuschaffende Hilfsorganisation müßte aber vor
allem auch für die Mittel sorgen, die eine Stützung der Auslandsdeutschen
draußen und eine materielle Hilfeleistung für die heimkehrenden ermöglichen
würde.

Damit das Institut für das Allslandsdeutschtum in Stuttgart seine viel-
fältigen Aufgaben erfüllen könne, wird es freilich der Unterstützung weitester



*) Vgl. A. Borchardt "D-utschrusflsche Rückwanderung" in "Preuß. Jahrbücher", Bd. 1SS.
S. 133--150.
Grenzboten III 1917
Das Deutschtum im Auslande

Eine solche Zentralstelle ist im Januar dieses Jahres in Stuttgart in dem
"Museum und Institut für das Deutschtum im Auslande" erstanden. Es ist
dies ein Institut, das, wie aus den Eröffnungsreden hervorgeht, dem Ziele
nachstrebt, das Deutschtum draußen und daheim in fruchtbarere Fühlung zu
setzen als bisher und eine Sammelstelle aller Bestrebungen zugunsten des Aus-
landsdeutschtums und der deutschen Interessen im Auslande zu werden; es be¬
absichtigt, durch häufige Veranstaltung von Sonderausstellungen, durch Museum.
Bücherei. Archiv und Auskunftsstelle die Kunde des Auslandsdeutschtums, der
wirtschaftlichen Betätigung und Betätigungsmöglichkeiten Deutscher im Auslande
Zu verbreiten, durch private Vertrauensmänner im fremden Lande, durch un¬
mittelbare briefliche Beziewngen zu den Einzelpersönlichkeiten draußen, wie auch
durch reisende Redner und Vermittler die wirtschaftliche und geistige Wechsel¬
wirkung zwischen der Heimat und dem Auslandsdeutschtum intensiver und
wirkungsvoller zu gestalten. Es soll so die segensreiche Wirksamkeit des „Vereins
für das Deutschtum im Auslande" ergänzen.

Aber dasselbe Institut scheint mir auch berufen, die in diesem Aufsatz an-
gedeuteten wichtigen Aufgaben der nächsten Zukunft zu übernehmen: die mög¬
lichste Stützung des Auslandsdeutschtums, mit der Absicht, einerseits ein Zurück¬
strömen desselben nach der Heimat einzudämmen und damit feste Vorposten¬
stellungen draußen zu halten, andererseits aber denen, die unbedingt zurückkehren
müssen, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und sich zu diesem Zweck mit
anderen Hilfsorganisationen in Wechselbeziehungen zu setzen bzw.. wo solche
noch fehlen, sie anzuregen.

Unter den Hilfsorganisationen dürfte für Landarbeiter und Bauern vor
allem der 1909 von der preußischen Staatsregierung ins Leben gerufene „Fur-
sorgeverein für deutsche Rückwanderer",*) der bis Kriegsbeginn bereits dreißig-
tausend deutschrussische Rückwanderer untergebracht hat, eine wichtige Rolle spielen;
nur müßte die Organisation zu einer reichsdeutschen erweitert werden. Für
Unterbringung rückwandernder gewerblicher Arbeiter dürften die bereits vor¬
handenen Organisationen genügen; kaufmännische, industrielle, technische und
sonstige Fachvereine müßten sich auf die kommenden Fragen der Übergangszeit
einstellen und mit der Stuttgarter Zentralvermittlungsstelle zusammenarbeiten,
damit diese die Flut der Rückwanderer sorgsam in die richtigen Kanäle ver¬
teilen könne. Eine besondere neuzuschaffende Hilfsorganisation müßte aber vor
allem auch für die Mittel sorgen, die eine Stützung der Auslandsdeutschen
draußen und eine materielle Hilfeleistung für die heimkehrenden ermöglichen
würde.

Damit das Institut für das Allslandsdeutschtum in Stuttgart seine viel-
fältigen Aufgaben erfüllen könne, wird es freilich der Unterstützung weitester



*) Vgl. A. Borchardt „D-utschrusflsche Rückwanderung" in „Preuß. Jahrbücher", Bd. 1SS.
S. 133—150.
Grenzboten III 1917
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[0125] Das Deutschtum im Auslande Eine solche Zentralstelle ist im Januar dieses Jahres in Stuttgart in dem "Museum und Institut für das Deutschtum im Auslande" erstanden. Es ist dies ein Institut, das, wie aus den Eröffnungsreden hervorgeht, dem Ziele nachstrebt, das Deutschtum draußen und daheim in fruchtbarere Fühlung zu setzen als bisher und eine Sammelstelle aller Bestrebungen zugunsten des Aus- landsdeutschtums und der deutschen Interessen im Auslande zu werden; es be¬ absichtigt, durch häufige Veranstaltung von Sonderausstellungen, durch Museum. Bücherei. Archiv und Auskunftsstelle die Kunde des Auslandsdeutschtums, der wirtschaftlichen Betätigung und Betätigungsmöglichkeiten Deutscher im Auslande Zu verbreiten, durch private Vertrauensmänner im fremden Lande, durch un¬ mittelbare briefliche Beziewngen zu den Einzelpersönlichkeiten draußen, wie auch durch reisende Redner und Vermittler die wirtschaftliche und geistige Wechsel¬ wirkung zwischen der Heimat und dem Auslandsdeutschtum intensiver und wirkungsvoller zu gestalten. Es soll so die segensreiche Wirksamkeit des „Vereins für das Deutschtum im Auslande" ergänzen. Aber dasselbe Institut scheint mir auch berufen, die in diesem Aufsatz an- gedeuteten wichtigen Aufgaben der nächsten Zukunft zu übernehmen: die mög¬ lichste Stützung des Auslandsdeutschtums, mit der Absicht, einerseits ein Zurück¬ strömen desselben nach der Heimat einzudämmen und damit feste Vorposten¬ stellungen draußen zu halten, andererseits aber denen, die unbedingt zurückkehren müssen, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und sich zu diesem Zweck mit anderen Hilfsorganisationen in Wechselbeziehungen zu setzen bzw.. wo solche noch fehlen, sie anzuregen. Unter den Hilfsorganisationen dürfte für Landarbeiter und Bauern vor allem der 1909 von der preußischen Staatsregierung ins Leben gerufene „Fur- sorgeverein für deutsche Rückwanderer",*) der bis Kriegsbeginn bereits dreißig- tausend deutschrussische Rückwanderer untergebracht hat, eine wichtige Rolle spielen; nur müßte die Organisation zu einer reichsdeutschen erweitert werden. Für Unterbringung rückwandernder gewerblicher Arbeiter dürften die bereits vor¬ handenen Organisationen genügen; kaufmännische, industrielle, technische und sonstige Fachvereine müßten sich auf die kommenden Fragen der Übergangszeit einstellen und mit der Stuttgarter Zentralvermittlungsstelle zusammenarbeiten, damit diese die Flut der Rückwanderer sorgsam in die richtigen Kanäle ver¬ teilen könne. Eine besondere neuzuschaffende Hilfsorganisation müßte aber vor allem auch für die Mittel sorgen, die eine Stützung der Auslandsdeutschen draußen und eine materielle Hilfeleistung für die heimkehrenden ermöglichen würde. Damit das Institut für das Allslandsdeutschtum in Stuttgart seine viel- fältigen Aufgaben erfüllen könne, wird es freilich der Unterstützung weitester *) Vgl. A. Borchardt „D-utschrusflsche Rückwanderung" in „Preuß. Jahrbücher", Bd. 1SS. S. 133—150. Grenzboten III 1917

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/125>, abgerufen am 01.07.2024.