Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Neue Homerbüchcr

Kurz*). Eines Dichters Tochter, selber Dichterin, ist sie ausgezeichnet durch
tiefes, poetisches Erfassen der Antike, vor allem Homers. "Es war eines
der ganz großen Feste meines Lebens, als ich die Ilias ohne Übersetzung las;
da war es mitunter bei einem Vers oder auch einem einzelnen Wort, als ob
plötzlich ein Schleier zerrisse und daraus die Welt in einem unerhörten Glänze
Heroorträte, der mir einen Jubelschrei entriß", bekennt sie aus ihrer Jugend¬
zeit, und den Besuch in der Argolis schließt sie mit der Nennung des Palamedes
und den Worten: "So wären wir wieder in der homerischen Welt angelangt,
in deren Namen wir ausgezogen sind und zu der alle Wege zurückführen. Mit
dem leisen Anrauschen der Wellen umgeben mich ihre Bilder, bis der Schlaf
mich einhüllt".

Voll tiefer Empfindung und von scharfem Blicke gezeichnet sind die
Schilderungen dieser herrlichen "Wandertage", mögen sie uns führen nach der
Akropolis, Eleusts, Delphi, Olympia, in den arkadischen Frühling oder wieder
nach Athen -- kraftvoll und innig die Zueignung an die "versprengte Griechin",
ihre mütterliche Freundin:


"Auf einen Hügel, Heilige, leg' ich nun
Dies Buch von Hellas, dein ist jedes Wort
Und dir vertraut, du warst ja mit dabei!


Die schönen Mären, die dem Kinde du
Erzählt, sind alle, alle wahr! Ich sah
Den Isthmus, wo des jungen Theseus Hand
Den Räuber Smilis zwang, ich sah die Stelle,
Wo rastend saß die mütterliche Göttin,
Ich sah den Weg, auf dem Antigone
Lebendig einging in des Hades Haus.
So heimatinnig sah das heilige Land
Mich an, weil jeder Schritt mich dein gemahnte."




Bücher wie die von Georg Finster und Isolde Kurz tun uns not; was
sie leitet, ist Liebe: denn "wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen
redete und Hütte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende
Schelle".





Allen Whanüskripten ist Porto hinzuznfiigen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden tan".




Nachdruck sämtlicher AufsStze n"r mit ausdrücklicher Erlaubnis de" "ert-ins iii-se-ille'.
"erantwortüch: der Herausgeber "eorg Eleinow in Berlin - Lichterjelde W-se. -- Manuftnnrjendunge"
Buche werde" erbeten "meer der Adresse:
A" t-e" Heraus"""",? der Greuzbote" in Serliu.Lichrrrlrlde West, Eterufiraße "".
S"ruf"rend" de" Herausgeber"! Am! Lichlerseld- <l8g, de" B-rlagS und der SchrisUeitung: Amt "iho" "SIS,
Verlag: Verlag der wrenzbolen S. in. i>. H. in Berlin SW it, Temp-lhoser Ufer LK"
"ruck: .Der Sieich"b"te- ".".". H. in Berto SV/ U, "ess-ner Strafe SS/L7.
') "Wandertage in Hellas". München 1S13, Goorg Müller (8° 248 S. u. 47 Bild¬
beigaben).
Neue Homerbüchcr

Kurz*). Eines Dichters Tochter, selber Dichterin, ist sie ausgezeichnet durch
tiefes, poetisches Erfassen der Antike, vor allem Homers. „Es war eines
der ganz großen Feste meines Lebens, als ich die Ilias ohne Übersetzung las;
da war es mitunter bei einem Vers oder auch einem einzelnen Wort, als ob
plötzlich ein Schleier zerrisse und daraus die Welt in einem unerhörten Glänze
Heroorträte, der mir einen Jubelschrei entriß", bekennt sie aus ihrer Jugend¬
zeit, und den Besuch in der Argolis schließt sie mit der Nennung des Palamedes
und den Worten: „So wären wir wieder in der homerischen Welt angelangt,
in deren Namen wir ausgezogen sind und zu der alle Wege zurückführen. Mit
dem leisen Anrauschen der Wellen umgeben mich ihre Bilder, bis der Schlaf
mich einhüllt".

Voll tiefer Empfindung und von scharfem Blicke gezeichnet sind die
Schilderungen dieser herrlichen „Wandertage", mögen sie uns führen nach der
Akropolis, Eleusts, Delphi, Olympia, in den arkadischen Frühling oder wieder
nach Athen — kraftvoll und innig die Zueignung an die „versprengte Griechin",
ihre mütterliche Freundin:


„Auf einen Hügel, Heilige, leg' ich nun
Dies Buch von Hellas, dein ist jedes Wort
Und dir vertraut, du warst ja mit dabei!


Die schönen Mären, die dem Kinde du
Erzählt, sind alle, alle wahr! Ich sah
Den Isthmus, wo des jungen Theseus Hand
Den Räuber Smilis zwang, ich sah die Stelle,
Wo rastend saß die mütterliche Göttin,
Ich sah den Weg, auf dem Antigone
Lebendig einging in des Hades Haus.
So heimatinnig sah das heilige Land
Mich an, weil jeder Schritt mich dein gemahnte."




Bücher wie die von Georg Finster und Isolde Kurz tun uns not; was
sie leitet, ist Liebe: denn „wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen
redete und Hütte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende
Schelle".





Allen Whanüskripten ist Porto hinzuznfiigen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden tan».




Nachdruck sämtlicher AufsStze n«r mit ausdrücklicher Erlaubnis de« »ert-ins iii-se-ille'.
«erantwortüch: der Herausgeber «eorg Eleinow in Berlin - Lichterjelde W-se. — Manuftnnrjendunge»
Buche werde» erbeten »meer der Adresse:
A« t-e» Heraus»«»»,? der Greuzbote« in Serliu.Lichrrrlrlde West, Eterufiraße »«.
S»ruf»rend« de» Herausgeber»! Am! Lichlerseld- <l8g, de« B-rlagS und der SchrisUeitung: Amt «iho« «SIS,
Verlag: Verlag der wrenzbolen S. in. i>. H. in Berlin SW it, Temp-lhoser Ufer LK»
»ruck: .Der Sieich»b»te- «.».». H. in Berto SV/ U, »ess-ner Strafe SS/L7.
') „Wandertage in Hellas". München 1S13, Goorg Müller (8° 248 S. u. 47 Bild¬
beigaben).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0428" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/331836"/>
          <fw type="header" place="top"> Neue Homerbüchcr</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1364" prev="#ID_1363"> Kurz*). Eines Dichters Tochter, selber Dichterin, ist sie ausgezeichnet durch<lb/>
tiefes, poetisches Erfassen der Antike, vor allem Homers. &#x201E;Es war eines<lb/>
der ganz großen Feste meines Lebens, als ich die Ilias ohne Übersetzung las;<lb/>
da war es mitunter bei einem Vers oder auch einem einzelnen Wort, als ob<lb/>
plötzlich ein Schleier zerrisse und daraus die Welt in einem unerhörten Glänze<lb/>
Heroorträte, der mir einen Jubelschrei entriß", bekennt sie aus ihrer Jugend¬<lb/>
zeit, und den Besuch in der Argolis schließt sie mit der Nennung des Palamedes<lb/>
und den Worten: &#x201E;So wären wir wieder in der homerischen Welt angelangt,<lb/>
in deren Namen wir ausgezogen sind und zu der alle Wege zurückführen. Mit<lb/>
dem leisen Anrauschen der Wellen umgeben mich ihre Bilder, bis der Schlaf<lb/>
mich einhüllt".</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1365"> Voll tiefer Empfindung und von scharfem Blicke gezeichnet sind die<lb/>
Schilderungen dieser herrlichen &#x201E;Wandertage", mögen sie uns führen nach der<lb/>
Akropolis, Eleusts, Delphi, Olympia, in den arkadischen Frühling oder wieder<lb/>
nach Athen &#x2014; kraftvoll und innig die Zueignung an die &#x201E;versprengte Griechin",<lb/>
ihre mütterliche Freundin:</p><lb/>
          <quote>
            <p xml:id="ID_1366"> &#x201E;Auf einen Hügel, Heilige, leg' ich nun<lb/>
Dies Buch von Hellas, dein ist jedes Wort<lb/>
Und dir vertraut, du warst ja mit dabei!</p>
          </quote>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p xml:id="ID_1367"> Die schönen Mären, die dem Kinde du<lb/>
Erzählt, sind alle, alle wahr! Ich sah<lb/>
Den Isthmus, wo des jungen Theseus Hand<lb/>
Den Räuber Smilis zwang, ich sah die Stelle,<lb/>
Wo rastend saß die mütterliche Göttin,<lb/>
Ich sah den Weg, auf dem Antigone<lb/>
Lebendig einging in des Hades Haus.<lb/>
So heimatinnig sah das heilige Land<lb/>
Mich an, weil jeder Schritt mich dein gemahnte."</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_1368"> Bücher wie die von Georg Finster und Isolde Kurz tun uns not; was<lb/>
sie leitet, ist Liebe: denn &#x201E;wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen<lb/>
redete und Hütte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende<lb/>
Schelle".</p><lb/>
          <note xml:id="FID_60" place="foot"> ') &#x201E;Wandertage in Hellas". München 1S13, Goorg Müller (8° 248 S. u. 47 Bild¬<lb/>
beigaben).</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_1369"> Allen Whanüskripten ist Porto hinzuznfiigen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung<lb/>
nicht verbürgt werden tan».</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <note type="byline"> Nachdruck sämtlicher AufsStze n«r mit ausdrücklicher Erlaubnis de« »ert-ins iii-se-ille'.<lb/>
«erantwortüch: der Herausgeber «eorg Eleinow in Berlin - Lichterjelde W-se. &#x2014; Manuftnnrjendunge»<lb/>
Buche werde» erbeten »meer der Adresse:<lb/>
A« t-e» Heraus»«»»,? der Greuzbote« in Serliu.Lichrrrlrlde West, Eterufiraße »«.<lb/>
S»ruf»rend« de» Herausgeber»! Am! Lichlerseld- &lt;l8g, de« B-rlagS und der SchrisUeitung: Amt «iho« «SIS,<lb/>
Verlag: Verlag der wrenzbolen S. in. i&gt;. H. in Berlin SW it, Temp-lhoser Ufer LK»<lb/>
»ruck: .Der Sieich»b»te- «.».». H. in Berto SV/ U, »ess-ner Strafe SS/L7.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0428] Neue Homerbüchcr Kurz*). Eines Dichters Tochter, selber Dichterin, ist sie ausgezeichnet durch tiefes, poetisches Erfassen der Antike, vor allem Homers. „Es war eines der ganz großen Feste meines Lebens, als ich die Ilias ohne Übersetzung las; da war es mitunter bei einem Vers oder auch einem einzelnen Wort, als ob plötzlich ein Schleier zerrisse und daraus die Welt in einem unerhörten Glänze Heroorträte, der mir einen Jubelschrei entriß", bekennt sie aus ihrer Jugend¬ zeit, und den Besuch in der Argolis schließt sie mit der Nennung des Palamedes und den Worten: „So wären wir wieder in der homerischen Welt angelangt, in deren Namen wir ausgezogen sind und zu der alle Wege zurückführen. Mit dem leisen Anrauschen der Wellen umgeben mich ihre Bilder, bis der Schlaf mich einhüllt". Voll tiefer Empfindung und von scharfem Blicke gezeichnet sind die Schilderungen dieser herrlichen „Wandertage", mögen sie uns führen nach der Akropolis, Eleusts, Delphi, Olympia, in den arkadischen Frühling oder wieder nach Athen — kraftvoll und innig die Zueignung an die „versprengte Griechin", ihre mütterliche Freundin: „Auf einen Hügel, Heilige, leg' ich nun Dies Buch von Hellas, dein ist jedes Wort Und dir vertraut, du warst ja mit dabei! Die schönen Mären, die dem Kinde du Erzählt, sind alle, alle wahr! Ich sah Den Isthmus, wo des jungen Theseus Hand Den Räuber Smilis zwang, ich sah die Stelle, Wo rastend saß die mütterliche Göttin, Ich sah den Weg, auf dem Antigone Lebendig einging in des Hades Haus. So heimatinnig sah das heilige Land Mich an, weil jeder Schritt mich dein gemahnte." Bücher wie die von Georg Finster und Isolde Kurz tun uns not; was sie leitet, ist Liebe: denn „wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und Hütte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle". Allen Whanüskripten ist Porto hinzuznfiigen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung nicht verbürgt werden tan». Nachdruck sämtlicher AufsStze n«r mit ausdrücklicher Erlaubnis de« »ert-ins iii-se-ille'. «erantwortüch: der Herausgeber «eorg Eleinow in Berlin - Lichterjelde W-se. — Manuftnnrjendunge» Buche werde» erbeten »meer der Adresse: A« t-e» Heraus»«»»,? der Greuzbote« in Serliu.Lichrrrlrlde West, Eterufiraße »«. S»ruf»rend« de» Herausgeber»! Am! Lichlerseld- <l8g, de« B-rlagS und der SchrisUeitung: Amt «iho« «SIS, Verlag: Verlag der wrenzbolen S. in. i>. H. in Berlin SW it, Temp-lhoser Ufer LK» »ruck: .Der Sieich»b»te- «.».». H. in Berto SV/ U, »ess-ner Strafe SS/L7. ') „Wandertage in Hellas". München 1S13, Goorg Müller (8° 248 S. u. 47 Bild¬ beigaben).

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331409
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331409/428
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331409/428>, abgerufen am 23.07.2024.