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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr.

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Deutsche Schutzgebiete in Europa

zuziehen ist. Versteht es dabei die deutsche Verwaltung namentlich, sich mit der
katholischen Kirche in ein gedeihliches Verhältnis zu setzen, so wird zum mindesten
das Vlamentum bei voller Wahrung seiner Sprache und Kultur auch den inneren
Anschluß an das große deutsche Mutterland wieder gewinnen.

Ein Kranz von Fremdstämmigen umgürtete seit den Zeiten Peters des
Großen, Katharina der Zweiten und Alexanders des Ersten das russische Reich
nud gab ihm Schutz nach Westen. Wie weit wir auch in Rußland vorgedrungen
sein mögen, die Grenzen großrussischen Volkstums sind noch lange nicht erreicht.
In den mannigfachsten Formen hatte das alte, noch von deuischer Staatskunst
beherrschte Rußland diese Angliederung vollzogen, als Realunion von Polen
und Finnland, die beide eigenen staatlichen Charakter hatten, mit ausgedehnter
Selbstverwaltung der deutschen Ostseeprovinzen. Erst das politisch unfähige
Moskowitertum seit Nikolaus dem Ersten hat diese Bildungen im Interesse einer
mechanischen Staatseinheit von Großrussentum und Orthodoxie zerstört und
damit die Frage der Fremdstämmigen geschaffen. Aber noch immer bilden sie
den schützenden Panzer nach Westen um den Riesenleib Rußlands.

Das Deutsche Reich, in der Mitte Europas durch Feinde von Ost und West
und von Nordwest bedroht, bedarf ebenfalls des sichernden Panzers gegen künftige
Überfälle. Den festgefügten Organismus des Reiches wollen wir uns nicht
durch fremde Völkerschaften und deren Vertretung im deutschen Reichstage trüben
lassen. Wir haben deren an unseren Polen, Dänen und Franzosen schon genug.
Schaffen wir uns deshalb für die Zukunft Schutzgebiete nach Ost und West
unter der politischen, militärischen und wirtschaftlichen Herrschaft des Reiches.




Deutsche Schutzgebiete in Europa

zuziehen ist. Versteht es dabei die deutsche Verwaltung namentlich, sich mit der
katholischen Kirche in ein gedeihliches Verhältnis zu setzen, so wird zum mindesten
das Vlamentum bei voller Wahrung seiner Sprache und Kultur auch den inneren
Anschluß an das große deutsche Mutterland wieder gewinnen.

Ein Kranz von Fremdstämmigen umgürtete seit den Zeiten Peters des
Großen, Katharina der Zweiten und Alexanders des Ersten das russische Reich
nud gab ihm Schutz nach Westen. Wie weit wir auch in Rußland vorgedrungen
sein mögen, die Grenzen großrussischen Volkstums sind noch lange nicht erreicht.
In den mannigfachsten Formen hatte das alte, noch von deuischer Staatskunst
beherrschte Rußland diese Angliederung vollzogen, als Realunion von Polen
und Finnland, die beide eigenen staatlichen Charakter hatten, mit ausgedehnter
Selbstverwaltung der deutschen Ostseeprovinzen. Erst das politisch unfähige
Moskowitertum seit Nikolaus dem Ersten hat diese Bildungen im Interesse einer
mechanischen Staatseinheit von Großrussentum und Orthodoxie zerstört und
damit die Frage der Fremdstämmigen geschaffen. Aber noch immer bilden sie
den schützenden Panzer nach Westen um den Riesenleib Rußlands.

Das Deutsche Reich, in der Mitte Europas durch Feinde von Ost und West
und von Nordwest bedroht, bedarf ebenfalls des sichernden Panzers gegen künftige
Überfälle. Den festgefügten Organismus des Reiches wollen wir uns nicht
durch fremde Völkerschaften und deren Vertretung im deutschen Reichstage trüben
lassen. Wir haben deren an unseren Polen, Dänen und Franzosen schon genug.
Schaffen wir uns deshalb für die Zukunft Schutzgebiete nach Ost und West
unter der politischen, militärischen und wirtschaftlichen Herrschaft des Reiches.




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[0307] Deutsche Schutzgebiete in Europa zuziehen ist. Versteht es dabei die deutsche Verwaltung namentlich, sich mit der katholischen Kirche in ein gedeihliches Verhältnis zu setzen, so wird zum mindesten das Vlamentum bei voller Wahrung seiner Sprache und Kultur auch den inneren Anschluß an das große deutsche Mutterland wieder gewinnen. Ein Kranz von Fremdstämmigen umgürtete seit den Zeiten Peters des Großen, Katharina der Zweiten und Alexanders des Ersten das russische Reich nud gab ihm Schutz nach Westen. Wie weit wir auch in Rußland vorgedrungen sein mögen, die Grenzen großrussischen Volkstums sind noch lange nicht erreicht. In den mannigfachsten Formen hatte das alte, noch von deuischer Staatskunst beherrschte Rußland diese Angliederung vollzogen, als Realunion von Polen und Finnland, die beide eigenen staatlichen Charakter hatten, mit ausgedehnter Selbstverwaltung der deutschen Ostseeprovinzen. Erst das politisch unfähige Moskowitertum seit Nikolaus dem Ersten hat diese Bildungen im Interesse einer mechanischen Staatseinheit von Großrussentum und Orthodoxie zerstört und damit die Frage der Fremdstämmigen geschaffen. Aber noch immer bilden sie den schützenden Panzer nach Westen um den Riesenleib Rußlands. Das Deutsche Reich, in der Mitte Europas durch Feinde von Ost und West und von Nordwest bedroht, bedarf ebenfalls des sichernden Panzers gegen künftige Überfälle. Den festgefügten Organismus des Reiches wollen wir uns nicht durch fremde Völkerschaften und deren Vertretung im deutschen Reichstage trüben lassen. Wir haben deren an unseren Polen, Dänen und Franzosen schon genug. Schaffen wir uns deshalb für die Zukunft Schutzgebiete nach Ost und West unter der politischen, militärischen und wirtschaftlichen Herrschaft des Reiches.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331409/307>, abgerufen am 23.07.2024.