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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr.

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vom Argot Polin

solche Mannschaften genannt, die sich gewöhnlich nicht in der Feuerlinie auf¬
halten. Unter aviateur wird ein Dieb verstanden, da voler sowohl fliegen
als auch stehlen heißt. Lurieux (neugierig) wird ein Aufklärer und auch ein
aufklärendes Flugzeug genannt.

Ein Mensch von kleiner Figur heißt ba3 ein cul> rase terre, loin nu
ciel, von großer Figur Uralte-ciel (Wolkenkratzer) clouble-metre, ein magerer
fil cle ter (Eisendraht) kams ä'acier (Stahlklinge), ein dicker prL8Le-papier.

Der französischen Soldatensprache eigentümlich ist eine Anzahl von
algerischen Wörtern, die von den nach Europa in die Schützengräben beförderten
farbigen Truppen übermittelt, schon ihres originellen Klanges wegen sich großer
Beliebtheit bei den Poltus erfreuen, sprachlich jedoch dem Französischen angepaßt
wurden. So werden die Unterstände der Offiziere, der Reservetruppen und der
Truppen der zweiten Linie Zuitoune oder auch Zourbi genannt. Im Ara¬
bischen bezeichnet Kitoun das Reisezeit und Zourbi eine aus Zweigen und
Erde hergerichtete Hütte der Kabylen. Auch das Wort caZna ist für Unter¬
stand gebräuchlich und wurde während dieses Krieges aus Nordafrika nach
Frankreich importiert. Diese cagna8 tragen übrigens sehr bezeichnende Namen
wie Villa clef Obu8> ach NarmitsZ, ach Lourants ä'air, Villa <les pie68
Zeiss etc. Füri^romaZe wird gern unter Benutzung des algerischen LuMxe8
ji fromZi gesagt. Durch die vielfache Berührung mit den englischen Truppen
sind auch mancherlei englische Wörter in den französischen Sprachgebrauch über¬
gegangen, z. B. das Wort doxon, das eine Kneipe niedersten Ranges und
auch Bordell bezeichnet.

Damit seien der Kostproben genug gegeben. Es liegt nahe, das ^rZor
poilu mit der Sprache unserer Feldgrauen zu vergleichen. Eine solche Be¬
trachtung aber läßt den zweifellos größeren Reichtum an Phantasie und an¬
schaulichen Ausdrücken der deutschen Soldatensprache erkennen, eine Tatsache,
die in der weitaus größeren Geschmeidigkeit und Entwicklungsfähigkeit der
deutschen Sprache überhaupt begründet ist.






Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.




Nackw"S sSmtl!"er Anssüch" ""r "it ""Sdrücklicher Erlaubnis des "erlagS gestattet.
"erantwoniicin de, Hel"us"-ber "rorg Tleinow tu Berlin-Lichtcrselde West, --- Manuskrtptsenlmnge" >mK
Prieir werden erbeten unter der Adresse:
"n den Herausgeber de, Grenzboten in Berlin-Lichterfelde West, "ternstraße 5S.
ffernsprecher HerauKgetels- Ann Lichierieit" 438. des Verlags mit der Schriftleiwng: Amt L,lxnw "it"
Verlag: Berto" der Wren"bot"n B. in. b. H. in Veriw LV/ 11, Tempellinfer User SS"
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vom Argot Polin

solche Mannschaften genannt, die sich gewöhnlich nicht in der Feuerlinie auf¬
halten. Unter aviateur wird ein Dieb verstanden, da voler sowohl fliegen
als auch stehlen heißt. Lurieux (neugierig) wird ein Aufklärer und auch ein
aufklärendes Flugzeug genannt.

Ein Mensch von kleiner Figur heißt ba3 ein cul> rase terre, loin nu
ciel, von großer Figur Uralte-ciel (Wolkenkratzer) clouble-metre, ein magerer
fil cle ter (Eisendraht) kams ä'acier (Stahlklinge), ein dicker prL8Le-papier.

Der französischen Soldatensprache eigentümlich ist eine Anzahl von
algerischen Wörtern, die von den nach Europa in die Schützengräben beförderten
farbigen Truppen übermittelt, schon ihres originellen Klanges wegen sich großer
Beliebtheit bei den Poltus erfreuen, sprachlich jedoch dem Französischen angepaßt
wurden. So werden die Unterstände der Offiziere, der Reservetruppen und der
Truppen der zweiten Linie Zuitoune oder auch Zourbi genannt. Im Ara¬
bischen bezeichnet Kitoun das Reisezeit und Zourbi eine aus Zweigen und
Erde hergerichtete Hütte der Kabylen. Auch das Wort caZna ist für Unter¬
stand gebräuchlich und wurde während dieses Krieges aus Nordafrika nach
Frankreich importiert. Diese cagna8 tragen übrigens sehr bezeichnende Namen
wie Villa clef Obu8> ach NarmitsZ, ach Lourants ä'air, Villa <les pie68
Zeiss etc. Füri^romaZe wird gern unter Benutzung des algerischen LuMxe8
ji fromZi gesagt. Durch die vielfache Berührung mit den englischen Truppen
sind auch mancherlei englische Wörter in den französischen Sprachgebrauch über¬
gegangen, z. B. das Wort doxon, das eine Kneipe niedersten Ranges und
auch Bordell bezeichnet.

Damit seien der Kostproben genug gegeben. Es liegt nahe, das ^rZor
poilu mit der Sprache unserer Feldgrauen zu vergleichen. Eine solche Be¬
trachtung aber läßt den zweifellos größeren Reichtum an Phantasie und an¬
schaulichen Ausdrücken der deutschen Soldatensprache erkennen, eine Tatsache,
die in der weitaus größeren Geschmeidigkeit und Entwicklungsfähigkeit der
deutschen Sprache überhaupt begründet ist.






Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.




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ffernsprecher HerauKgetels- Ann Lichierieit« 438. des Verlags mit der Schriftleiwng: Amt L,lxnw «it»
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[0268] vom Argot Polin solche Mannschaften genannt, die sich gewöhnlich nicht in der Feuerlinie auf¬ halten. Unter aviateur wird ein Dieb verstanden, da voler sowohl fliegen als auch stehlen heißt. Lurieux (neugierig) wird ein Aufklärer und auch ein aufklärendes Flugzeug genannt. Ein Mensch von kleiner Figur heißt ba3 ein cul> rase terre, loin nu ciel, von großer Figur Uralte-ciel (Wolkenkratzer) clouble-metre, ein magerer fil cle ter (Eisendraht) kams ä'acier (Stahlklinge), ein dicker prL8Le-papier. Der französischen Soldatensprache eigentümlich ist eine Anzahl von algerischen Wörtern, die von den nach Europa in die Schützengräben beförderten farbigen Truppen übermittelt, schon ihres originellen Klanges wegen sich großer Beliebtheit bei den Poltus erfreuen, sprachlich jedoch dem Französischen angepaßt wurden. So werden die Unterstände der Offiziere, der Reservetruppen und der Truppen der zweiten Linie Zuitoune oder auch Zourbi genannt. Im Ara¬ bischen bezeichnet Kitoun das Reisezeit und Zourbi eine aus Zweigen und Erde hergerichtete Hütte der Kabylen. Auch das Wort caZna ist für Unter¬ stand gebräuchlich und wurde während dieses Krieges aus Nordafrika nach Frankreich importiert. Diese cagna8 tragen übrigens sehr bezeichnende Namen wie Villa clef Obu8> ach NarmitsZ, ach Lourants ä'air, Villa <les pie68 Zeiss etc. Füri^romaZe wird gern unter Benutzung des algerischen LuMxe8 ji fromZi gesagt. Durch die vielfache Berührung mit den englischen Truppen sind auch mancherlei englische Wörter in den französischen Sprachgebrauch über¬ gegangen, z. B. das Wort doxon, das eine Kneipe niedersten Ranges und auch Bordell bezeichnet. Damit seien der Kostproben genug gegeben. Es liegt nahe, das ^rZor poilu mit der Sprache unserer Feldgrauen zu vergleichen. Eine solche Be¬ trachtung aber läßt den zweifellos größeren Reichtum an Phantasie und an¬ schaulichen Ausdrücken der deutschen Soldatensprache erkennen, eine Tatsache, die in der weitaus größeren Geschmeidigkeit und Entwicklungsfähigkeit der deutschen Sprache überhaupt begründet ist. Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung nicht verbürgt werden kann. Nackw«S sSmtl!»er Anssüch« »«r «it «»Sdrücklicher Erlaubnis des «erlagS gestattet. »erantwoniicin de, Hel«us«-ber »rorg Tleinow tu Berlin-Lichtcrselde West, -— Manuskrtptsenlmnge« >mK Prieir werden erbeten unter der Adresse: «n den Herausgeber de, Grenzboten in Berlin-Lichterfelde West, «ternstraße 5S. ffernsprecher HerauKgetels- Ann Lichierieit« 438. des Verlags mit der Schriftleiwng: Amt L,lxnw «it» Verlag: Berto» der Wren»bot»n B. in. b. H. in Veriw LV/ 11, Tempellinfer User SS» Dr»»: .Der Retchsdote' «. in, b. H, w Berlin ZV 11, Dess-mer Stcaw IM/K?,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971/268>, abgerufen am 23.07.2024.