Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr.Die Ankunft der deutschen Seeschiffahrt Hamburger - Werft-A. G.. tatsächlich ein Unternehmen der Hapag, beabsichtigt Der Zusammenschluß der Schiffahrt mit der Großindustrie, das ist das Die Ankunft der deutschen Seeschiffahrt Hamburger - Werft-A. G.. tatsächlich ein Unternehmen der Hapag, beabsichtigt Der Zusammenschluß der Schiffahrt mit der Großindustrie, das ist das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0227" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/331199"/> <fw type="header" place="top"> Die Ankunft der deutschen Seeschiffahrt</fw><lb/> <p xml:id="ID_772" prev="#ID_771"> Hamburger - Werft-A. G.. tatsächlich ein Unternehmen der Hapag, beabsichtigt<lb/> den Bau von Reihenschiffen für die freie Schiffahrt. Bisher herrschte in Deutsch¬<lb/> land im Gegensatz zu England, wo die „Trampschiffahrt" einen großen Platz<lb/> einnimmt, durchaus die Linienschiffahrt! in dem gleichen Augenblick, da England<lb/> die Linienschiffahrt nach deutschem Vorbild stärker organisiren will, wird in<lb/> Deuschland also eine stärkere Pflege der freien Schiffahrt, natürlich ohne Vernach¬<lb/> lässigung der regelmäßigen Linienschiffahrt vorbereitet. Im Gegensatz zu letzterer,<lb/> die Schiffe für bestimmte Fahrten in individueller Bauart benötigt, muß die<lb/> freie Schiffahrt über überall verwendbare Schiffe verfügen können. Dadurch ist<lb/> es möglich, diese Schiffe nach einem Typ, als „Normalschiffe" herzustellen, ein<lb/> Gedanke, der in Amerika schon lange und in England seit einiger Zeit eine<lb/> große Rolle spielt, auch in Deutschland früher schon theoretisch empfohlen wurde.<lb/> Der „Großbetrieb", die Massenfabrikation hält damit ihren Einzug in den<lb/> Schiffsbau, selbstverständlich mit dem Vorzug einer billigeren Herstellung. Eine<lb/> zweite Gründung auf der Fischerinsel Finkenwärder. deren Bewohner insgesamt<lb/> ausgesiedelt werden sollen, nachdem die Insel vom Hamburger Staat für die<lb/> Erweiterung der Hafenanlagen angekauft worden ist, plant die Allgemeine<lb/> Elektrizitätsgesellschaft, nicht ohne Fühlung wiederum mit der Hapag. Die<lb/> A. E. G. hat mit dem Hamburger Staat einen Vorkaufsvertrag abgeschlossen,<lb/> um eine umfassende Industrie- und Schiffswerftanlage zu errichten. Sie beabsichtigt<lb/> dort den Bau moderner Dieselmotorenschiffe für die überseeische Frachtschiffahrt.<lb/> Bezeichnend für die weitreichenden Folgen dieser neuen Schiffahrtspolitik ist die<lb/> Nachricht, daß die A. E. G. auch Vorsorge getroffen hat, sich die nötigen Rohstoff-<lb/> vorträge durch Erwerb von Ölquellen in den Ursprungs gebieten zu sichern.</p><lb/> <p xml:id="ID_773"> Der Zusammenschluß der Schiffahrt mit der Großindustrie, das ist das<lb/> Charakteristikum dieser neuen Entwicklung. Was auch die Zukunft bringen<lb/> mag, die deutsche Schiffahrt ist „in Bereitschaft."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0227]
Die Ankunft der deutschen Seeschiffahrt
Hamburger - Werft-A. G.. tatsächlich ein Unternehmen der Hapag, beabsichtigt
den Bau von Reihenschiffen für die freie Schiffahrt. Bisher herrschte in Deutsch¬
land im Gegensatz zu England, wo die „Trampschiffahrt" einen großen Platz
einnimmt, durchaus die Linienschiffahrt! in dem gleichen Augenblick, da England
die Linienschiffahrt nach deutschem Vorbild stärker organisiren will, wird in
Deuschland also eine stärkere Pflege der freien Schiffahrt, natürlich ohne Vernach¬
lässigung der regelmäßigen Linienschiffahrt vorbereitet. Im Gegensatz zu letzterer,
die Schiffe für bestimmte Fahrten in individueller Bauart benötigt, muß die
freie Schiffahrt über überall verwendbare Schiffe verfügen können. Dadurch ist
es möglich, diese Schiffe nach einem Typ, als „Normalschiffe" herzustellen, ein
Gedanke, der in Amerika schon lange und in England seit einiger Zeit eine
große Rolle spielt, auch in Deutschland früher schon theoretisch empfohlen wurde.
Der „Großbetrieb", die Massenfabrikation hält damit ihren Einzug in den
Schiffsbau, selbstverständlich mit dem Vorzug einer billigeren Herstellung. Eine
zweite Gründung auf der Fischerinsel Finkenwärder. deren Bewohner insgesamt
ausgesiedelt werden sollen, nachdem die Insel vom Hamburger Staat für die
Erweiterung der Hafenanlagen angekauft worden ist, plant die Allgemeine
Elektrizitätsgesellschaft, nicht ohne Fühlung wiederum mit der Hapag. Die
A. E. G. hat mit dem Hamburger Staat einen Vorkaufsvertrag abgeschlossen,
um eine umfassende Industrie- und Schiffswerftanlage zu errichten. Sie beabsichtigt
dort den Bau moderner Dieselmotorenschiffe für die überseeische Frachtschiffahrt.
Bezeichnend für die weitreichenden Folgen dieser neuen Schiffahrtspolitik ist die
Nachricht, daß die A. E. G. auch Vorsorge getroffen hat, sich die nötigen Rohstoff-
vorträge durch Erwerb von Ölquellen in den Ursprungs gebieten zu sichern.
Der Zusammenschluß der Schiffahrt mit der Großindustrie, das ist das
Charakteristikum dieser neuen Entwicklung. Was auch die Zukunft bringen
mag, die deutsche Schiffahrt ist „in Bereitschaft."
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