Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Worte Friedrichs des Großen für die Gegenwart

Es ist schlimm, daß die Handlungen der Staatsmänner der Kritik so vieler
Leute unterliegen, die sie gar nicht beurteilen können, aber unwiderrufliche Urteile
fällen, Leuten, die Müßiggang und Klatschsucht zu Staatsmännern machen.




Der Verleumdung zur Zielscheibe zu dienen ist das Los der in der Öffent¬
lichkeit Stehenden.




Es gehört nun einmal zum Wesen eines Mannes von öffentlicher Stellung,
daß Kritik und Satire und oft sogar Verleumdung ihn aufs Korn nehmen.
Wer nur je einen Staat geleitet hat, sei es ein Minister, ein General oder ein
König: Ohne Stiche ist er nicht davongekommen.




Ich liebe den Frieden und sehne ihn herbei. Aber ich will einen guten,
dauerhaften und ehrenvollen Frieden.




Ich verlange nichts weiter als Frieden, aber ich will keinen schimpflichen
Frieden. Nachdem ich mit Erfolg gegen ganz Europa gefochten habe, wäre es
allzu schmachvoll, wenn ich durch einen Federstrich das verlöre, was ich mit
dem Degen behauptet habe.




Wie werden uns solange herumschlagen, bis unsere verfluchten Feinde sich
zum Frieden bequemen.




Sie sprechen wieder von Frieden. Aber was für Bedingungen! Gewiß
haben die Leute, die sie vorschlagen, keine Lust dazu.




Wir müssen den englischen Ministern deutlich erklären, daß, wenn in den
Friedensverhandlungen davon die Rede sein sollte, Abtretungen von mir zu
fordern, ich mich mein Lebtag nicht dazu hergeben würde, auch nur ein Dorf
abzutreten.....Wir müssen ihnen erklären, daß nichts in der Welt imstande
sein würde, mich von diesem festen Entschlüsse abzubringen, daß ich den Krieg
mit Ehren geführt habe, und daß ich nicht gewillt bin, den Frieden mit
Schanden zu schließen, daß ich mich, Gott sei Dank, noch nicht so schwach und
erniedrigt fühle, daß ich meinen Feinden nicht mehr standhalten könnte.




Wenn Europa erst einmal von seinen wahnwitzigen Erregungen zu sich kommt,
wird es vielleicht selber staunen, wohin es in seiner Tollheit geraten ist.





Worte Friedrichs des Großen für die Gegenwart

Es ist schlimm, daß die Handlungen der Staatsmänner der Kritik so vieler
Leute unterliegen, die sie gar nicht beurteilen können, aber unwiderrufliche Urteile
fällen, Leuten, die Müßiggang und Klatschsucht zu Staatsmännern machen.




Der Verleumdung zur Zielscheibe zu dienen ist das Los der in der Öffent¬
lichkeit Stehenden.




Es gehört nun einmal zum Wesen eines Mannes von öffentlicher Stellung,
daß Kritik und Satire und oft sogar Verleumdung ihn aufs Korn nehmen.
Wer nur je einen Staat geleitet hat, sei es ein Minister, ein General oder ein
König: Ohne Stiche ist er nicht davongekommen.




Ich liebe den Frieden und sehne ihn herbei. Aber ich will einen guten,
dauerhaften und ehrenvollen Frieden.




Ich verlange nichts weiter als Frieden, aber ich will keinen schimpflichen
Frieden. Nachdem ich mit Erfolg gegen ganz Europa gefochten habe, wäre es
allzu schmachvoll, wenn ich durch einen Federstrich das verlöre, was ich mit
dem Degen behauptet habe.




Wie werden uns solange herumschlagen, bis unsere verfluchten Feinde sich
zum Frieden bequemen.




Sie sprechen wieder von Frieden. Aber was für Bedingungen! Gewiß
haben die Leute, die sie vorschlagen, keine Lust dazu.




Wir müssen den englischen Ministern deutlich erklären, daß, wenn in den
Friedensverhandlungen davon die Rede sein sollte, Abtretungen von mir zu
fordern, ich mich mein Lebtag nicht dazu hergeben würde, auch nur ein Dorf
abzutreten.....Wir müssen ihnen erklären, daß nichts in der Welt imstande
sein würde, mich von diesem festen Entschlüsse abzubringen, daß ich den Krieg
mit Ehren geführt habe, und daß ich nicht gewillt bin, den Frieden mit
Schanden zu schließen, daß ich mich, Gott sei Dank, noch nicht so schwach und
erniedrigt fühle, daß ich meinen Feinden nicht mehr standhalten könnte.




Wenn Europa erst einmal von seinen wahnwitzigen Erregungen zu sich kommt,
wird es vielleicht selber staunen, wohin es in seiner Tollheit geraten ist.





<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0147" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/331119"/>
          <fw type="header" place="top"> Worte Friedrichs des Großen für die Gegenwart</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_510"> Es ist schlimm, daß die Handlungen der Staatsmänner der Kritik so vieler<lb/>
Leute unterliegen, die sie gar nicht beurteilen können, aber unwiderrufliche Urteile<lb/>
fällen, Leuten, die Müßiggang und Klatschsucht zu Staatsmännern machen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_511"> Der Verleumdung zur Zielscheibe zu dienen ist das Los der in der Öffent¬<lb/>
lichkeit Stehenden.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_512"> Es gehört nun einmal zum Wesen eines Mannes von öffentlicher Stellung,<lb/>
daß Kritik und Satire und oft sogar Verleumdung ihn aufs Korn nehmen.<lb/>
Wer nur je einen Staat geleitet hat, sei es ein Minister, ein General oder ein<lb/>
König: Ohne Stiche ist er nicht davongekommen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_513"> Ich liebe den Frieden und sehne ihn herbei. Aber ich will einen guten,<lb/>
dauerhaften und ehrenvollen Frieden.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_514"> Ich verlange nichts weiter als Frieden, aber ich will keinen schimpflichen<lb/>
Frieden. Nachdem ich mit Erfolg gegen ganz Europa gefochten habe, wäre es<lb/>
allzu schmachvoll, wenn ich durch einen Federstrich das verlöre, was ich mit<lb/>
dem Degen behauptet habe.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_515"> Wie werden uns solange herumschlagen, bis unsere verfluchten Feinde sich<lb/>
zum Frieden bequemen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_516"> Sie sprechen wieder von Frieden.  Aber was für Bedingungen! Gewiß<lb/>
haben die Leute, die sie vorschlagen, keine Lust dazu.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_517"> Wir müssen den englischen Ministern deutlich erklären, daß, wenn in den<lb/>
Friedensverhandlungen davon die Rede sein sollte, Abtretungen von mir zu<lb/>
fordern, ich mich mein Lebtag nicht dazu hergeben würde, auch nur ein Dorf<lb/>
abzutreten.....Wir müssen ihnen erklären, daß nichts in der Welt imstande<lb/>
sein würde, mich von diesem festen Entschlüsse abzubringen, daß ich den Krieg<lb/>
mit Ehren geführt habe, und daß ich nicht gewillt bin, den Frieden mit<lb/>
Schanden zu schließen, daß ich mich, Gott sei Dank, noch nicht so schwach und<lb/>
erniedrigt fühle, daß ich meinen Feinden nicht mehr standhalten könnte.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_518" next="#ID_519"> Wenn Europa erst einmal von seinen wahnwitzigen Erregungen zu sich kommt,<lb/>
wird es vielleicht selber staunen, wohin es in seiner Tollheit geraten ist.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_7" type="poem">
            <l/>
          </lg><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0147] Worte Friedrichs des Großen für die Gegenwart Es ist schlimm, daß die Handlungen der Staatsmänner der Kritik so vieler Leute unterliegen, die sie gar nicht beurteilen können, aber unwiderrufliche Urteile fällen, Leuten, die Müßiggang und Klatschsucht zu Staatsmännern machen. Der Verleumdung zur Zielscheibe zu dienen ist das Los der in der Öffent¬ lichkeit Stehenden. Es gehört nun einmal zum Wesen eines Mannes von öffentlicher Stellung, daß Kritik und Satire und oft sogar Verleumdung ihn aufs Korn nehmen. Wer nur je einen Staat geleitet hat, sei es ein Minister, ein General oder ein König: Ohne Stiche ist er nicht davongekommen. Ich liebe den Frieden und sehne ihn herbei. Aber ich will einen guten, dauerhaften und ehrenvollen Frieden. Ich verlange nichts weiter als Frieden, aber ich will keinen schimpflichen Frieden. Nachdem ich mit Erfolg gegen ganz Europa gefochten habe, wäre es allzu schmachvoll, wenn ich durch einen Federstrich das verlöre, was ich mit dem Degen behauptet habe. Wie werden uns solange herumschlagen, bis unsere verfluchten Feinde sich zum Frieden bequemen. Sie sprechen wieder von Frieden. Aber was für Bedingungen! Gewiß haben die Leute, die sie vorschlagen, keine Lust dazu. Wir müssen den englischen Ministern deutlich erklären, daß, wenn in den Friedensverhandlungen davon die Rede sein sollte, Abtretungen von mir zu fordern, ich mich mein Lebtag nicht dazu hergeben würde, auch nur ein Dorf abzutreten.....Wir müssen ihnen erklären, daß nichts in der Welt imstande sein würde, mich von diesem festen Entschlüsse abzubringen, daß ich den Krieg mit Ehren geführt habe, und daß ich nicht gewillt bin, den Frieden mit Schanden zu schließen, daß ich mich, Gott sei Dank, noch nicht so schwach und erniedrigt fühle, daß ich meinen Feinden nicht mehr standhalten könnte. Wenn Europa erst einmal von seinen wahnwitzigen Erregungen zu sich kommt, wird es vielleicht selber staunen, wohin es in seiner Tollheit geraten ist.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971/147
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971/147>, abgerufen am 23.07.2024.