Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Worte Friedrichs des Großen für die Gegenwart

Die Herren Europas haben Gewalt anstatt der Gesetze eingeführt. Auf
dem weiten Erdenrund sieht man nur noch Unrecht und Gewalttat.




Es gilt hier einen so großen, erhabenen Kampfpreis, daß ein Stein da¬
durch beseelt werden könnte. Die Freiheitsliebe und der Haß gegen die
Tyrannen steckt den Menschen so im Blute, daß sie, abgesehen von erbärmlichen
Wiesler, gerne ihr Leben für die Freiheit hingeben.




Jch bin zu den äußersten Kraftanstrengungen entschlossen, um mein Vater¬
land zu retten.




Ich werde Mittel finden, mich aller meiner Feinde zu entledigen. Ich
werde, wenn es dem Himmel gefällt, den Staat aus der Gefahr retten.







Es wird das Jahr stark und scharf hergehen. Aber man muß die Ohren
steif halten, und jeder, der Ehre und Liebe für das Vaterland hat, muß alles
dransetzen.




Siegen oder sterben ist in meiner jetzigen Lage mein Wahlspruch.




Und wenn Himmel und Erde zusammenstürzen, ich lasse mich unter ihren
Trümmern mit derselben Kaltblütigkeit begraben, mit der ich diese Zeilen
schreibe. In solchen schicksalsvollen Zeiten muß Man sich ein eisernes Gemüt
und ein ehernes Herz anschaffen, um jedes Gefühl zu verlieren.




Hörst du, daß einem von uns ein Unglück zugestoßen ist. so frage, ob er
im Kampfe gefallen ist, und ist es so. dann danke Gott. Für uns gibt es nur
Tod oder Sieg; eins von beiden muß uns beschieden sein.




Ich sehe die Gefahren, die mich umringen. Doch rauben sie mir nicht
den Mut.




Wenn unsere Feinde uns den Krieg aufdrängen, so haben wir nur zu
fragen: Wo stehen sie? Nicht aber: Wie viel sind es? Wir haben nichts


Worte Friedrichs des Großen für die Gegenwart

Die Herren Europas haben Gewalt anstatt der Gesetze eingeführt. Auf
dem weiten Erdenrund sieht man nur noch Unrecht und Gewalttat.




Es gilt hier einen so großen, erhabenen Kampfpreis, daß ein Stein da¬
durch beseelt werden könnte. Die Freiheitsliebe und der Haß gegen die
Tyrannen steckt den Menschen so im Blute, daß sie, abgesehen von erbärmlichen
Wiesler, gerne ihr Leben für die Freiheit hingeben.




Jch bin zu den äußersten Kraftanstrengungen entschlossen, um mein Vater¬
land zu retten.




Ich werde Mittel finden, mich aller meiner Feinde zu entledigen. Ich
werde, wenn es dem Himmel gefällt, den Staat aus der Gefahr retten.







Es wird das Jahr stark und scharf hergehen. Aber man muß die Ohren
steif halten, und jeder, der Ehre und Liebe für das Vaterland hat, muß alles
dransetzen.




Siegen oder sterben ist in meiner jetzigen Lage mein Wahlspruch.




Und wenn Himmel und Erde zusammenstürzen, ich lasse mich unter ihren
Trümmern mit derselben Kaltblütigkeit begraben, mit der ich diese Zeilen
schreibe. In solchen schicksalsvollen Zeiten muß Man sich ein eisernes Gemüt
und ein ehernes Herz anschaffen, um jedes Gefühl zu verlieren.




Hörst du, daß einem von uns ein Unglück zugestoßen ist. so frage, ob er
im Kampfe gefallen ist, und ist es so. dann danke Gott. Für uns gibt es nur
Tod oder Sieg; eins von beiden muß uns beschieden sein.




Ich sehe die Gefahren, die mich umringen. Doch rauben sie mir nicht
den Mut.




Wenn unsere Feinde uns den Krieg aufdrängen, so haben wir nur zu
fragen: Wo stehen sie? Nicht aber: Wie viel sind es? Wir haben nichts


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0145" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/331117"/>
          <fw type="header" place="top"> Worte Friedrichs des Großen für die Gegenwart</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_490"> Die Herren Europas haben Gewalt anstatt der Gesetze eingeführt. Auf<lb/>
dem weiten Erdenrund sieht man nur noch Unrecht und Gewalttat.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_491"> Es gilt hier einen so großen, erhabenen Kampfpreis, daß ein Stein da¬<lb/>
durch beseelt werden könnte. Die Freiheitsliebe und der Haß gegen die<lb/>
Tyrannen steckt den Menschen so im Blute, daß sie, abgesehen von erbärmlichen<lb/>
Wiesler, gerne ihr Leben für die Freiheit hingeben.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_492"> Jch bin zu den äußersten Kraftanstrengungen entschlossen, um mein Vater¬<lb/>
land zu retten.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_493"> Ich werde Mittel finden, mich aller meiner Feinde zu entledigen. Ich<lb/>
werde, wenn es dem Himmel gefällt, den Staat aus der Gefahr retten.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_6" type="poem">
            <l/>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_494"> Es wird das Jahr stark und scharf hergehen. Aber man muß die Ohren<lb/>
steif halten, und jeder, der Ehre und Liebe für das Vaterland hat, muß alles<lb/>
dransetzen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_495"> Siegen oder sterben ist in meiner jetzigen Lage mein Wahlspruch.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_496"> Und wenn Himmel und Erde zusammenstürzen, ich lasse mich unter ihren<lb/>
Trümmern mit derselben Kaltblütigkeit begraben, mit der ich diese Zeilen<lb/>
schreibe. In solchen schicksalsvollen Zeiten muß Man sich ein eisernes Gemüt<lb/>
und ein ehernes Herz anschaffen, um jedes Gefühl zu verlieren.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_497"> Hörst du, daß einem von uns ein Unglück zugestoßen ist. so frage, ob er<lb/>
im Kampfe gefallen ist, und ist es so. dann danke Gott. Für uns gibt es nur<lb/>
Tod oder Sieg; eins von beiden muß uns beschieden sein.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_498"> Ich sehe die Gefahren, die mich umringen. Doch rauben sie mir nicht<lb/>
den Mut.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_499" next="#ID_500"> Wenn unsere Feinde uns den Krieg aufdrängen, so haben wir nur zu<lb/>
fragen: Wo stehen sie?  Nicht aber: Wie viel sind es?  Wir haben nichts</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0145] Worte Friedrichs des Großen für die Gegenwart Die Herren Europas haben Gewalt anstatt der Gesetze eingeführt. Auf dem weiten Erdenrund sieht man nur noch Unrecht und Gewalttat. Es gilt hier einen so großen, erhabenen Kampfpreis, daß ein Stein da¬ durch beseelt werden könnte. Die Freiheitsliebe und der Haß gegen die Tyrannen steckt den Menschen so im Blute, daß sie, abgesehen von erbärmlichen Wiesler, gerne ihr Leben für die Freiheit hingeben. Jch bin zu den äußersten Kraftanstrengungen entschlossen, um mein Vater¬ land zu retten. Ich werde Mittel finden, mich aller meiner Feinde zu entledigen. Ich werde, wenn es dem Himmel gefällt, den Staat aus der Gefahr retten. Es wird das Jahr stark und scharf hergehen. Aber man muß die Ohren steif halten, und jeder, der Ehre und Liebe für das Vaterland hat, muß alles dransetzen. Siegen oder sterben ist in meiner jetzigen Lage mein Wahlspruch. Und wenn Himmel und Erde zusammenstürzen, ich lasse mich unter ihren Trümmern mit derselben Kaltblütigkeit begraben, mit der ich diese Zeilen schreibe. In solchen schicksalsvollen Zeiten muß Man sich ein eisernes Gemüt und ein ehernes Herz anschaffen, um jedes Gefühl zu verlieren. Hörst du, daß einem von uns ein Unglück zugestoßen ist. so frage, ob er im Kampfe gefallen ist, und ist es so. dann danke Gott. Für uns gibt es nur Tod oder Sieg; eins von beiden muß uns beschieden sein. Ich sehe die Gefahren, die mich umringen. Doch rauben sie mir nicht den Mut. Wenn unsere Feinde uns den Krieg aufdrängen, so haben wir nur zu fragen: Wo stehen sie? Nicht aber: Wie viel sind es? Wir haben nichts

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971/145
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971/145>, abgerufen am 23.07.2024.