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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.

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Beiträge zur Politik des Fernen Ostens

Zugang zum Persischen Meerbusen zuerkennen mußte. Nur droht auch hrer
wie an den Dardanellen und am Bosporus eine scharfe Verkehrskontrolle und
Zwar seitens Englands, derselben Macht, die neben den Vereinigten Staaten
Japans Plänen in China allein noch hinderlich im Wege steht. Ber einer
etwaigen Auseinandersetzung mit England dieserhalb kann Japan Rußland ,in
Hinblick auf die exponierte Lage Indiens sehr wertvolle Dienste leisten, aber
auch Rußland kann Japan auf dem Wege über Wladiwostock und Port Arthur
im Bündnisfalle gegen England und Nordamerika nachhaltige Unterstützung
gewähren. Erinnern wir uns daran, daß schon in den Jahren 1899 und
1900 England und die Vereinigten Staaten sich darüber verständigten, daß es
keiner Macht gestattet sein soll, in China für ihren Handel eine Interessen-
sphäre unter Ausschluß des Handels anderer Mächte zu reservieren. Denken wir
ferner daran, daß die beiden Mächte im Frieden von Portsmouth ihre Interessen
Japan gegenüber erfolgreich wahrnahmen, nachdem die russischen Absichten durch
den Ausgang des Krieges durchkreuzt worden waren. Schließlich verdankt
gerade die Verständigung von 1910. die zu dem jetzigen Abkommen zwischen
Japan und Rußland erweitert worden ist. ihr Zustandekommen einem auf die
mandschurischen Bahnen bezüglichen Neutralisierungsvorschlage des amerikanischen
Staatssekretärs Knox und nicht zuletzt war die Haltung Juanshikais den
Japanern gegenüber auf den Einfluß amerikanischer Ratgeber zurückzuführen.
Welche Stellung England gegenüber Japans Absichten auf China einnimmt, ist
bekannt. Trotzdem ist anzunehmen, daß England der Not gehorchend, zu dem
vorliegenden Abkommen seine Zustimmung erklärt hat, nachdem Grey schon im
Sommer 1911 im britischen Parlamente die besonderen Interessen Rußlands
und Japans in der Mandschurei und Mongolei zugegeben hat.

Es kann also kein Zweifel darüber bestehen, was mit dem politischen Ab-
kommen oder der Kombination gemeint ist. auf die sich der Geheimartikel im
neuen russisch-japanischen Vertrage bezieht, zumal sich England bei Erneuerung
der britisch-japanischen Allianz für den Fall eines Krieges zwischen Japan und
den Vereinigten Staaten freie Hand vorbehalten hat. Sollte nicht zwischen
England und den Vereinigten Staaten ein Bündnis der Art bestehen, daß bei
Verwicklung des einen in einen Konflikt der andere zu wohlwollender Neutralität
verpflichtet ist, so sprechen doch alle Anzeichen zum mindesten dafür, daß beim
Kampfe um die Vormacht am Stillen Ozean England und die Union-Staaten
Seite an Seite zu finden sein werden. Diesen Fall sieht der russisch-japanischeVertrag
voraus, ebenso wie er die Möglichkeit vorsehen soll, "zu Kompensationszwecken"
weitere Abmachungen zu treffen, die sich auf den Fernen Osten beziehen.


Japan in China

Graf Okuma äußerte sich kurz vor seinem Abgang über den Einfluß des
europäischen Krieges auf die japanische Politik wie folgt: "Der Grund, der Japan
zur Kriegserklärung gegen Deutschland bestimmt hat, in Gemäßheit des englisch.


Beiträge zur Politik des Fernen Ostens

Zugang zum Persischen Meerbusen zuerkennen mußte. Nur droht auch hrer
wie an den Dardanellen und am Bosporus eine scharfe Verkehrskontrolle und
Zwar seitens Englands, derselben Macht, die neben den Vereinigten Staaten
Japans Plänen in China allein noch hinderlich im Wege steht. Ber einer
etwaigen Auseinandersetzung mit England dieserhalb kann Japan Rußland ,in
Hinblick auf die exponierte Lage Indiens sehr wertvolle Dienste leisten, aber
auch Rußland kann Japan auf dem Wege über Wladiwostock und Port Arthur
im Bündnisfalle gegen England und Nordamerika nachhaltige Unterstützung
gewähren. Erinnern wir uns daran, daß schon in den Jahren 1899 und
1900 England und die Vereinigten Staaten sich darüber verständigten, daß es
keiner Macht gestattet sein soll, in China für ihren Handel eine Interessen-
sphäre unter Ausschluß des Handels anderer Mächte zu reservieren. Denken wir
ferner daran, daß die beiden Mächte im Frieden von Portsmouth ihre Interessen
Japan gegenüber erfolgreich wahrnahmen, nachdem die russischen Absichten durch
den Ausgang des Krieges durchkreuzt worden waren. Schließlich verdankt
gerade die Verständigung von 1910. die zu dem jetzigen Abkommen zwischen
Japan und Rußland erweitert worden ist. ihr Zustandekommen einem auf die
mandschurischen Bahnen bezüglichen Neutralisierungsvorschlage des amerikanischen
Staatssekretärs Knox und nicht zuletzt war die Haltung Juanshikais den
Japanern gegenüber auf den Einfluß amerikanischer Ratgeber zurückzuführen.
Welche Stellung England gegenüber Japans Absichten auf China einnimmt, ist
bekannt. Trotzdem ist anzunehmen, daß England der Not gehorchend, zu dem
vorliegenden Abkommen seine Zustimmung erklärt hat, nachdem Grey schon im
Sommer 1911 im britischen Parlamente die besonderen Interessen Rußlands
und Japans in der Mandschurei und Mongolei zugegeben hat.

Es kann also kein Zweifel darüber bestehen, was mit dem politischen Ab-
kommen oder der Kombination gemeint ist. auf die sich der Geheimartikel im
neuen russisch-japanischen Vertrage bezieht, zumal sich England bei Erneuerung
der britisch-japanischen Allianz für den Fall eines Krieges zwischen Japan und
den Vereinigten Staaten freie Hand vorbehalten hat. Sollte nicht zwischen
England und den Vereinigten Staaten ein Bündnis der Art bestehen, daß bei
Verwicklung des einen in einen Konflikt der andere zu wohlwollender Neutralität
verpflichtet ist, so sprechen doch alle Anzeichen zum mindesten dafür, daß beim
Kampfe um die Vormacht am Stillen Ozean England und die Union-Staaten
Seite an Seite zu finden sein werden. Diesen Fall sieht der russisch-japanischeVertrag
voraus, ebenso wie er die Möglichkeit vorsehen soll, „zu Kompensationszwecken"
weitere Abmachungen zu treffen, die sich auf den Fernen Osten beziehen.


Japan in China

Graf Okuma äußerte sich kurz vor seinem Abgang über den Einfluß des
europäischen Krieges auf die japanische Politik wie folgt: „Der Grund, der Japan
zur Kriegserklärung gegen Deutschland bestimmt hat, in Gemäßheit des englisch.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533/97>, abgerufen am 03.07.2024.