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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.

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Finanzen nach dem Kriege

den eigenen Gebrauch immer wieder vorhalten, daß wir unsere finanziellen
Hilfsquellen vollständig ausgeschöpft haben. Tatsächlich hat der Krieg dem
Block der Zentralmächte absolut und relativ weniger finanzielle Lasten auferlegt
als England und seinen Verbündeten. Vor dem Krieg war der Stand der
Staatsschulden:


[Beginn Spaltensatz]
Milliarden Mark
Deutschland (Reich und
.Bundesstaaten)*) . . 21
Österreich-Ungarn. . . 15
Türkei, Bulgarien... 3
39
[Spaltenumbruch]
Milliarde!" Mark
England........ 14,4
Frankreich....... 26.3
Rußland........ 20.--
Italien......... 12,--
Rumänien....... 1.6
74,3
[Ende Spaltensatz]

Kriegsanleihen seit 1. August 1914:


[Beginn Spaltensatz]
Milliarden Mark
Deutschland...... 36
Österreich-Ungarn. . . 11
Türkei und Bulgarien ._1
48
[Spaltenumbruch]
England........ 46.--
Frankreich....... 32,--
Rußland........ 22,--
Italien. ..... _5,4
107,4
[Ende Spaltensatz]
Milliarden Ma k

Sie veränderten den Stand der Staatsschulden am 1. September 1916
in folgender Form:


[Beginn Spaltensatz]
Milliarden Mark
Deutschland...... 57
Österreich-Ungarn. . . 26
Türkei und Bulgarien . 4
87
[Spaltenumbruch]
Milliarden Mark
England........ 60,4
Frankreich....... 58.3
Rußland........ 44,--
Italien........ . 17,4
180,1
[Ende Spaltensatz]

Während die Zentralmächte ihre Anleihen hauptsächlich auf langfristigen
Terminen abschlossen, haben England. Frankreich und Rußland alte und neue
Kreditoperationen vornehmen müssen, mit dem Ergebnis, daß rund zwei Drittel
ihrer Kriegsanleihen von 107,4 Milliarden Mark als fließende Schulden anzu¬
sprechen sind. Allerdings wirkt dabei die verschieden geartete Organisation der
Kapitalmärkte mit. Während Deutschland vorzog, den Nettoüberschuß des Volks¬
einkommens in heimischen industriellen Neuanlagen, in Pfandbriefen und Spar¬
kassen unterzubringen, pflegten England und Frankreich die Kapitalanlage im
Auslande. Daß es infolgedessen den Westmächten nicht oder nur schwer gelingt,
ihre Kriegskosten in festen Schulden zu fundieren, läßt nicht den Schluß zu,
als ob sie auf dem eigenen Markt nicht genügend Vertrauen fänden oder gar,
daß die Reserven erschöpft seien. Die Sorgen der City sind vielmehr anderer
Natur. Die Westmächte sind nicht entfernt in der Lage, den Bedarf an Kriegs-



*) Durch den Wert der staatlichen Eisenbahnen nahezu gedeckt.
Finanzen nach dem Kriege

den eigenen Gebrauch immer wieder vorhalten, daß wir unsere finanziellen
Hilfsquellen vollständig ausgeschöpft haben. Tatsächlich hat der Krieg dem
Block der Zentralmächte absolut und relativ weniger finanzielle Lasten auferlegt
als England und seinen Verbündeten. Vor dem Krieg war der Stand der
Staatsschulden:


[Beginn Spaltensatz]
Milliarden Mark
Deutschland (Reich und
.Bundesstaaten)*) . . 21
Österreich-Ungarn. . . 15
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39
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Milliarde!« Mark
England........ 14,4
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74,3
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Kriegsanleihen seit 1. August 1914:


[Beginn Spaltensatz]
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[Ende Spaltensatz]
Milliarden Ma k

Sie veränderten den Stand der Staatsschulden am 1. September 1916
in folgender Form:


[Beginn Spaltensatz]
Milliarden Mark
Deutschland...... 57
Österreich-Ungarn. . . 26
Türkei und Bulgarien . 4
87
[Spaltenumbruch]
Milliarden Mark
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Frankreich....... 58.3
Rußland........ 44,—
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180,1
[Ende Spaltensatz]

Während die Zentralmächte ihre Anleihen hauptsächlich auf langfristigen
Terminen abschlossen, haben England. Frankreich und Rußland alte und neue
Kreditoperationen vornehmen müssen, mit dem Ergebnis, daß rund zwei Drittel
ihrer Kriegsanleihen von 107,4 Milliarden Mark als fließende Schulden anzu¬
sprechen sind. Allerdings wirkt dabei die verschieden geartete Organisation der
Kapitalmärkte mit. Während Deutschland vorzog, den Nettoüberschuß des Volks¬
einkommens in heimischen industriellen Neuanlagen, in Pfandbriefen und Spar¬
kassen unterzubringen, pflegten England und Frankreich die Kapitalanlage im
Auslande. Daß es infolgedessen den Westmächten nicht oder nur schwer gelingt,
ihre Kriegskosten in festen Schulden zu fundieren, läßt nicht den Schluß zu,
als ob sie auf dem eigenen Markt nicht genügend Vertrauen fänden oder gar,
daß die Reserven erschöpft seien. Die Sorgen der City sind vielmehr anderer
Natur. Die Westmächte sind nicht entfernt in der Lage, den Bedarf an Kriegs-



*) Durch den Wert der staatlichen Eisenbahnen nahezu gedeckt.
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[0366] Finanzen nach dem Kriege den eigenen Gebrauch immer wieder vorhalten, daß wir unsere finanziellen Hilfsquellen vollständig ausgeschöpft haben. Tatsächlich hat der Krieg dem Block der Zentralmächte absolut und relativ weniger finanzielle Lasten auferlegt als England und seinen Verbündeten. Vor dem Krieg war der Stand der Staatsschulden: Milliarden Mark Deutschland (Reich und .Bundesstaaten)*) . . 21 Österreich-Ungarn. . . 15 Türkei, Bulgarien... 3 39 Milliarde!« Mark England........ 14,4 Frankreich....... 26.3 Rußland........ 20.— Italien......... 12,— Rumänien....... 1.6 74,3 Kriegsanleihen seit 1. August 1914: Milliarden Mark Deutschland...... 36 Österreich-Ungarn. . . 11 Türkei und Bulgarien ._1 48 England........ 46.— Frankreich....... 32,— Rußland........ 22,— Italien. ..... _5,4 107,4 Milliarden Ma k Sie veränderten den Stand der Staatsschulden am 1. September 1916 in folgender Form: Milliarden Mark Deutschland...... 57 Österreich-Ungarn. . . 26 Türkei und Bulgarien . 4 87 Milliarden Mark England........ 60,4 Frankreich....... 58.3 Rußland........ 44,— Italien........ . 17,4 180,1 Während die Zentralmächte ihre Anleihen hauptsächlich auf langfristigen Terminen abschlossen, haben England. Frankreich und Rußland alte und neue Kreditoperationen vornehmen müssen, mit dem Ergebnis, daß rund zwei Drittel ihrer Kriegsanleihen von 107,4 Milliarden Mark als fließende Schulden anzu¬ sprechen sind. Allerdings wirkt dabei die verschieden geartete Organisation der Kapitalmärkte mit. Während Deutschland vorzog, den Nettoüberschuß des Volks¬ einkommens in heimischen industriellen Neuanlagen, in Pfandbriefen und Spar¬ kassen unterzubringen, pflegten England und Frankreich die Kapitalanlage im Auslande. Daß es infolgedessen den Westmächten nicht oder nur schwer gelingt, ihre Kriegskosten in festen Schulden zu fundieren, läßt nicht den Schluß zu, als ob sie auf dem eigenen Markt nicht genügend Vertrauen fänden oder gar, daß die Reserven erschöpft seien. Die Sorgen der City sind vielmehr anderer Natur. Die Westmächte sind nicht entfernt in der Lage, den Bedarf an Kriegs- *) Durch den Wert der staatlichen Eisenbahnen nahezu gedeckt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533/366>, abgerufen am 23.07.2024.