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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr.

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T>as Geld bleibt im Lande
v Rechtsanwalt Dr. zur. et pkil. Dalberg on

as Märzheft von "Recht und Wirtschaft" bringt Ausführungen
des Herrn Landgerichtsrath Kulemann zu der Frage, ob ein Vorteil
darin liege, daß bei uns der Erlös der Kriegsanleihen im Lande
bleibe, während die Feinde ihn zum großen Teil an das Ausland
abführen zur Bezahlung von Kriegsmaterial- und Nahrungs-
mittelzufuhr. Diese Frage wird von Kulemann im Gegensatz zu Äußerungen
des Herrn Staatssekretärs im Neichsschatzamt Dr. Helfferich verneint. Eine
eingehende Untersuchung muß jedoch zu der Überzeugung führen, daß unser
Neichsschatzsekretär auch in diesem Punkte, wie in so vielen anderen, das Rechte
getroffen hat.*)

Wenn man von dem von Kulemann angenommenen Fall ausgeht, daß
der eine Staat (England) für 10 Milliarden Mark Kriegsmaterial und Nah¬
rungsmittel ans dein Auslande bezogen, der andere aber (Deutschland) gleiche
10 Milliarden für die gleichen Zwecke im Inland ausgegeben habe'""), so muß
bei sonst gleichen Verhältnissen derjenige Staat, dessen Jnlandsmartt alles zur
Kriegführung notwendige geliefert hat, sich in einer unvergleichlich besseren
Wirtschaftslage befinden als der andere; sein Nationalvermögen erleidet durch
den Krieg die geringere Einbuße. Kulemann geht von der Anschauung aus,
daß die 10 Milliarden ans Ausland in barem Gelde gezahlt würden; er meint,




") "Don Ausführungen Knieen-aus tritt bereits Prof. Dr. Heat im APrilhest von "Recht
und Wirtschaft" entgegen, ohne jedoch die vorliegend angestellten Erwägungen in ihrem we¬
sentlichen Teile vorwegzunehmen.
**) Bei einer Höhe der deutschen Kriegsausgaben von monatlich 2 Milliarden Mark
könnten die als Beispiel angenommenen Ziffern noch erheblich höher gesetzt werden als
10 Milliarden Mark.
Grenzboten II 1916 5


T>as Geld bleibt im Lande
v Rechtsanwalt Dr. zur. et pkil. Dalberg on

as Märzheft von „Recht und Wirtschaft" bringt Ausführungen
des Herrn Landgerichtsrath Kulemann zu der Frage, ob ein Vorteil
darin liege, daß bei uns der Erlös der Kriegsanleihen im Lande
bleibe, während die Feinde ihn zum großen Teil an das Ausland
abführen zur Bezahlung von Kriegsmaterial- und Nahrungs-
mittelzufuhr. Diese Frage wird von Kulemann im Gegensatz zu Äußerungen
des Herrn Staatssekretärs im Neichsschatzamt Dr. Helfferich verneint. Eine
eingehende Untersuchung muß jedoch zu der Überzeugung führen, daß unser
Neichsschatzsekretär auch in diesem Punkte, wie in so vielen anderen, das Rechte
getroffen hat.*)

Wenn man von dem von Kulemann angenommenen Fall ausgeht, daß
der eine Staat (England) für 10 Milliarden Mark Kriegsmaterial und Nah¬
rungsmittel ans dein Auslande bezogen, der andere aber (Deutschland) gleiche
10 Milliarden für die gleichen Zwecke im Inland ausgegeben habe'""), so muß
bei sonst gleichen Verhältnissen derjenige Staat, dessen Jnlandsmartt alles zur
Kriegführung notwendige geliefert hat, sich in einer unvergleichlich besseren
Wirtschaftslage befinden als der andere; sein Nationalvermögen erleidet durch
den Krieg die geringere Einbuße. Kulemann geht von der Anschauung aus,
daß die 10 Milliarden ans Ausland in barem Gelde gezahlt würden; er meint,




") «Don Ausführungen Knieen-aus tritt bereits Prof. Dr. Heat im APrilhest von „Recht
und Wirtschaft" entgegen, ohne jedoch die vorliegend angestellten Erwägungen in ihrem we¬
sentlichen Teile vorwegzunehmen.
**) Bei einer Höhe der deutschen Kriegsausgaben von monatlich 2 Milliarden Mark
könnten die als Beispiel angenommenen Ziffern noch erheblich höher gesetzt werden als
10 Milliarden Mark.
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[0077] [Abbildung] T>as Geld bleibt im Lande v Rechtsanwalt Dr. zur. et pkil. Dalberg on as Märzheft von „Recht und Wirtschaft" bringt Ausführungen des Herrn Landgerichtsrath Kulemann zu der Frage, ob ein Vorteil darin liege, daß bei uns der Erlös der Kriegsanleihen im Lande bleibe, während die Feinde ihn zum großen Teil an das Ausland abführen zur Bezahlung von Kriegsmaterial- und Nahrungs- mittelzufuhr. Diese Frage wird von Kulemann im Gegensatz zu Äußerungen des Herrn Staatssekretärs im Neichsschatzamt Dr. Helfferich verneint. Eine eingehende Untersuchung muß jedoch zu der Überzeugung führen, daß unser Neichsschatzsekretär auch in diesem Punkte, wie in so vielen anderen, das Rechte getroffen hat.*) Wenn man von dem von Kulemann angenommenen Fall ausgeht, daß der eine Staat (England) für 10 Milliarden Mark Kriegsmaterial und Nah¬ rungsmittel ans dein Auslande bezogen, der andere aber (Deutschland) gleiche 10 Milliarden für die gleichen Zwecke im Inland ausgegeben habe'""), so muß bei sonst gleichen Verhältnissen derjenige Staat, dessen Jnlandsmartt alles zur Kriegführung notwendige geliefert hat, sich in einer unvergleichlich besseren Wirtschaftslage befinden als der andere; sein Nationalvermögen erleidet durch den Krieg die geringere Einbuße. Kulemann geht von der Anschauung aus, daß die 10 Milliarden ans Ausland in barem Gelde gezahlt würden; er meint, ") «Don Ausführungen Knieen-aus tritt bereits Prof. Dr. Heat im APrilhest von „Recht und Wirtschaft" entgegen, ohne jedoch die vorliegend angestellten Erwägungen in ihrem we¬ sentlichen Teile vorwegzunehmen. **) Bei einer Höhe der deutschen Kriegsausgaben von monatlich 2 Milliarden Mark könnten die als Beispiel angenommenen Ziffern noch erheblich höher gesetzt werden als 10 Milliarden Mark. Grenzboten II 1916 5

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330101/77>, abgerufen am 27.07.2024.