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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr.

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Die wirtschaftliche Bedeutung der Jagd

Dinge entweder gar nicht berichtet, oder ihren Lesern gelegentlich einmal durchaus
laienhaft abgefaßte Mitteilungen über das "Jagdglück" irgend eines armseligen
Schießers vorsetzt -- noch höchst unklare Anschauungen über die wirtschaftliche
und, was beinahe wichtiger ist, über die ethische, erzieherische und hygienische
Bedeutung der Jagd, und es ist zu beklagen, daß aus der so überaus reichen
weidmännischen Fachliteratur so wenig in unsere Tageszeitungen und Familien¬
blätter durchsickert.

Eine im Jahre 1910 erschienene, zunächst als Doktordissertation geschriebene
Abhandlung des jungen Nationalökonomen Karl Erker, "Die volkswirtschaftliche
Bedeutung der Jagd in Deutschland und die Entwicklung der Wildstande im
letzten Jahrhundert" (I. Neumann. Neudamm), bietet eine auf so sorgfältige
statistische Erhebungen gegründete Darstellung des Gegenstandes, daß es sich
verlohnt, hier näher darauf einzugehen und an der Hand des kleinen Buches
einen Birschgcmg über das ja erst durch K. Th. v. Eheberg der national¬
ökonomischen Wissenschaft erschlossene Gebiet zu unternehmen.

Es muß vorausgeschickt werden, daß genaue Berechnungen über den Wert
des heutigen Wildabschusses innerhalb des Deutschen Reiches noch nicht vorliegen.
Die einzige einigermaßen sichere Grundlage ist die preußische Statistik vom
Jahre 1885/86, bei der allerdings die Angaben von 44 Bezirken fehlen und
der Abschuß aus Furcht vor einer zu bedeutenden Pachtsteigerung wahrscheinlich
in vielen Fällen zu niedrig angegeben worden ist. Nach dieser Ausstellung
wurden vom 1. April 1886 bis zum 31. März 1886 in Preußen erlegt:
14986 Stück Rotwild im Werte von 580542 Mark, 8586 Stück Damwild
(185202 Mach, 109702 Stück Rehwild (1794095 Mary, 9391 Stück Schwarz¬
wild (229538 Mary, 2373499 Hasen (5209310 Mary, 314116 Kaninchen
(157058 Mary, 397 Stück Auerwild (1890 Mary, 6036 Stück Birkwild
(14805 Mary, 2521868 Rebhühner (1933871 Mary, 139623 Fasanen
(508486 Mary, 41299 Waldschnepfen (84967 Mary, 270071 Wildenten
(264832 Mary, 52011 Bekassinen (21592 Mary. -- Der Wertberechnung
liegt die für den Administrationsbeschluß in den Königlichen Forsten aufgestellte
Taxe zugrunde, die den Durchschnittspreis für das Stück Rotwild auf 39 Mark,
für Damwild auf 21,50 Mark, für Rehwild auf 16,50 Mark, für Schwarzwild
auf 24,45 Mark, für den Hasen auf 2.20 Mark, für das Rebhuhn auf 0.75 Mark,
für den Fasan auf 3.65 Mark und für die Wildente auf etwa 1 Mark festsetzt.
Diese Preise sind jedoch längst nicht mehr maßgebend, sie sind, allerdings haupt¬
sächlich infolge der durch den Krieg verursachten Fleischnot, beträchtlich gestiegen
und betrugen nach dem amtlichen Berliner Bericht im letzten Herbst für das
Stück Rotwild im Durchschnitt etwa 127,50 Mark, für Damwild 56 Mark, für
Rehwild 33 Mark, für Schwarzwild 48.75 Mark, für den Hasen je nach Größe
2 bis 5.50 Mark, für das Rebhuhn 1,10 bis 1.30 Mark, für den Fasan 2
bis 3.25 Mark, für die Wildente 1.50 bis 2 Mark, für das Kaninchen 0.50
bis 1.60 Mark.


Die wirtschaftliche Bedeutung der Jagd

Dinge entweder gar nicht berichtet, oder ihren Lesern gelegentlich einmal durchaus
laienhaft abgefaßte Mitteilungen über das „Jagdglück" irgend eines armseligen
Schießers vorsetzt — noch höchst unklare Anschauungen über die wirtschaftliche
und, was beinahe wichtiger ist, über die ethische, erzieherische und hygienische
Bedeutung der Jagd, und es ist zu beklagen, daß aus der so überaus reichen
weidmännischen Fachliteratur so wenig in unsere Tageszeitungen und Familien¬
blätter durchsickert.

Eine im Jahre 1910 erschienene, zunächst als Doktordissertation geschriebene
Abhandlung des jungen Nationalökonomen Karl Erker, „Die volkswirtschaftliche
Bedeutung der Jagd in Deutschland und die Entwicklung der Wildstande im
letzten Jahrhundert" (I. Neumann. Neudamm), bietet eine auf so sorgfältige
statistische Erhebungen gegründete Darstellung des Gegenstandes, daß es sich
verlohnt, hier näher darauf einzugehen und an der Hand des kleinen Buches
einen Birschgcmg über das ja erst durch K. Th. v. Eheberg der national¬
ökonomischen Wissenschaft erschlossene Gebiet zu unternehmen.

Es muß vorausgeschickt werden, daß genaue Berechnungen über den Wert
des heutigen Wildabschusses innerhalb des Deutschen Reiches noch nicht vorliegen.
Die einzige einigermaßen sichere Grundlage ist die preußische Statistik vom
Jahre 1885/86, bei der allerdings die Angaben von 44 Bezirken fehlen und
der Abschuß aus Furcht vor einer zu bedeutenden Pachtsteigerung wahrscheinlich
in vielen Fällen zu niedrig angegeben worden ist. Nach dieser Ausstellung
wurden vom 1. April 1886 bis zum 31. März 1886 in Preußen erlegt:
14986 Stück Rotwild im Werte von 580542 Mark, 8586 Stück Damwild
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liegt die für den Administrationsbeschluß in den Königlichen Forsten aufgestellte
Taxe zugrunde, die den Durchschnittspreis für das Stück Rotwild auf 39 Mark,
für Damwild auf 21,50 Mark, für Rehwild auf 16,50 Mark, für Schwarzwild
auf 24,45 Mark, für den Hasen auf 2.20 Mark, für das Rebhuhn auf 0.75 Mark,
für den Fasan auf 3.65 Mark und für die Wildente auf etwa 1 Mark festsetzt.
Diese Preise sind jedoch längst nicht mehr maßgebend, sie sind, allerdings haupt¬
sächlich infolge der durch den Krieg verursachten Fleischnot, beträchtlich gestiegen
und betrugen nach dem amtlichen Berliner Bericht im letzten Herbst für das
Stück Rotwild im Durchschnitt etwa 127,50 Mark, für Damwild 56 Mark, für
Rehwild 33 Mark, für Schwarzwild 48.75 Mark, für den Hasen je nach Größe
2 bis 5.50 Mark, für das Rebhuhn 1,10 bis 1.30 Mark, für den Fasan 2
bis 3.25 Mark, für die Wildente 1.50 bis 2 Mark, für das Kaninchen 0.50
bis 1.60 Mark.


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[0053] Die wirtschaftliche Bedeutung der Jagd Dinge entweder gar nicht berichtet, oder ihren Lesern gelegentlich einmal durchaus laienhaft abgefaßte Mitteilungen über das „Jagdglück" irgend eines armseligen Schießers vorsetzt — noch höchst unklare Anschauungen über die wirtschaftliche und, was beinahe wichtiger ist, über die ethische, erzieherische und hygienische Bedeutung der Jagd, und es ist zu beklagen, daß aus der so überaus reichen weidmännischen Fachliteratur so wenig in unsere Tageszeitungen und Familien¬ blätter durchsickert. Eine im Jahre 1910 erschienene, zunächst als Doktordissertation geschriebene Abhandlung des jungen Nationalökonomen Karl Erker, „Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Jagd in Deutschland und die Entwicklung der Wildstande im letzten Jahrhundert" (I. Neumann. Neudamm), bietet eine auf so sorgfältige statistische Erhebungen gegründete Darstellung des Gegenstandes, daß es sich verlohnt, hier näher darauf einzugehen und an der Hand des kleinen Buches einen Birschgcmg über das ja erst durch K. Th. v. Eheberg der national¬ ökonomischen Wissenschaft erschlossene Gebiet zu unternehmen. Es muß vorausgeschickt werden, daß genaue Berechnungen über den Wert des heutigen Wildabschusses innerhalb des Deutschen Reiches noch nicht vorliegen. Die einzige einigermaßen sichere Grundlage ist die preußische Statistik vom Jahre 1885/86, bei der allerdings die Angaben von 44 Bezirken fehlen und der Abschuß aus Furcht vor einer zu bedeutenden Pachtsteigerung wahrscheinlich in vielen Fällen zu niedrig angegeben worden ist. Nach dieser Ausstellung wurden vom 1. April 1886 bis zum 31. März 1886 in Preußen erlegt: 14986 Stück Rotwild im Werte von 580542 Mark, 8586 Stück Damwild (185202 Mach, 109702 Stück Rehwild (1794095 Mary, 9391 Stück Schwarz¬ wild (229538 Mary, 2373499 Hasen (5209310 Mary, 314116 Kaninchen (157058 Mary, 397 Stück Auerwild (1890 Mary, 6036 Stück Birkwild (14805 Mary, 2521868 Rebhühner (1933871 Mary, 139623 Fasanen (508486 Mary, 41299 Waldschnepfen (84967 Mary, 270071 Wildenten (264832 Mary, 52011 Bekassinen (21592 Mary. — Der Wertberechnung liegt die für den Administrationsbeschluß in den Königlichen Forsten aufgestellte Taxe zugrunde, die den Durchschnittspreis für das Stück Rotwild auf 39 Mark, für Damwild auf 21,50 Mark, für Rehwild auf 16,50 Mark, für Schwarzwild auf 24,45 Mark, für den Hasen auf 2.20 Mark, für das Rebhuhn auf 0.75 Mark, für den Fasan auf 3.65 Mark und für die Wildente auf etwa 1 Mark festsetzt. Diese Preise sind jedoch längst nicht mehr maßgebend, sie sind, allerdings haupt¬ sächlich infolge der durch den Krieg verursachten Fleischnot, beträchtlich gestiegen und betrugen nach dem amtlichen Berliner Bericht im letzten Herbst für das Stück Rotwild im Durchschnitt etwa 127,50 Mark, für Damwild 56 Mark, für Rehwild 33 Mark, für Schwarzwild 48.75 Mark, für den Hasen je nach Größe 2 bis 5.50 Mark, für das Rebhuhn 1,10 bis 1.30 Mark, für den Fasan 2 bis 3.25 Mark, für die Wildente 1.50 bis 2 Mark, für das Kaninchen 0.50 bis 1.60 Mark.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330101/53>, abgerufen am 27.07.2024.