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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr.

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Um "die öffentliche Meinung"

zu gestatten, machen wir nicht mit. Wird Zensur geübt, so ist das erste
Erfordernis, daß sie gleichmäßig geübt wird, wobei in dem besagten Fall wir
doch nicht die Erinnerung unterlassen möchten, an die weiter oben geäußerte
Ansicht der Überschätzung der Wirkung eines Zeitungsartikels.

Und nun zum Schluß noch einige Worte über die bereits angedeutete
Eigenart der deutschen Presse in Wesen und Organisation. Sie ist vor allem
gegenüber der anglo-amerikanischen Presse außerordentlich dezentralisiert und die
öffentlichen Meinungen werden im allgemeinen durchaus demokratisch gehand¬
habt. Jede Zeitung schreibt eben für ihr Publikum, für ihre öffentliche Mei¬
nung. Und doch möchten wir mit Nachdruck gerade aus dem Anlaß, aus dem
diese Zeilen geschrieben werden, hervorheben, daß auf diesem Gebiete sich ein
böser Zustand herausgebildet hat, der Öffentlichkeit unsichtbar, dem Kenner aber
höchst bedenklich. Gehen wir davon aus: Jede öffentliche Meinung hat ihren
Führer; es ist also danach zu fragen, wer hinter der betreffenden Zeitung steht
und in Anbetracht dessen, daß der Zeitungsverleger (bis auf die Parteiorgane)
wirtschaftlich abhängig ist von dem Gedeihen des Inseratenteils, in Abhängigkeit
auch von dem Kundenkreise der Anzeigen steht, auch danach zu forschen. Es ist,
als müßte man den Mut eines Bekenntnisses finden, und doch ist es nichts
weiter als ein offenes Wort der Wahrheit, wenn man daran erinnert, daß das
jüdische Kapital hier von einem Einfluß und einer Macht ist, die in ihrer
Rückwirkung auf den Textteil einer Zeitung fast bis zu einem Trust mit dem
Zwecke des Ausschlusses der Erörterung gewisser Fragen gediehen ist. Die
Haupteinnahmequellen sind für den Verleger die Annoncen der Warenhäuser,
daneben Bankinserate usw. Es bedarf also nur der wahrheitsgemäßen Fest¬
stellung, daß diese Institute zum großen Teil in jüdischen Händen sind, woraus
folgert, wie es ja auch erfahrungsgemäß den Tatsachen entspricht, daß wir
selten oder nie in der Tageszeitung die wichtigen Probleme der mit diesen
Schichten zusammenhängenden Fragen aller Art erörtert sehen. Der deutsche
Zeitungsmann darf in den Spalten seines Blattes wohl über Katholiken oder
Protestanten, Slawen oder Polen zu Gericht sitzen, aber das Geschäftsinteresse
verbietet entschieden auch die leiseste Berührung z. B. des Wortes Judenfrage.
Man nennt das Rückstchtnehmen auf die Inserenten. In diesem Punkte hat
die öffentliche Meinung, soweit sie in der Presse zum Ausdruck kommt, wirklich
und unbestreitbar ihre Souveränität ausgegeben, zumal ja auch die jüdische Presse
mit ihrer Bequemlichkeitspolitik es verstanden hat, sich dem kritiklosen Gro߬
stadtpublikum gegenüber als glänzend ausgemachte Modepresse "unentbehrlich"
zu machen. Hier ist die Geldmacht die Grundlage eines Meinungstrustes,
wenn auch im negativen Sinne geworden. Ganz abseits liegen für den Ver¬
fasser in diesem Zusammenhang die Fragen von Philosemitismus und Anti¬
semitismus oder Gleichgültigkeit diesem Problem gegenüber. Es handelt sich
hier lediglich um die Feststellung einer Tatsache, über die kein Ehrlicher hinweg-


Um „die öffentliche Meinung"

zu gestatten, machen wir nicht mit. Wird Zensur geübt, so ist das erste
Erfordernis, daß sie gleichmäßig geübt wird, wobei in dem besagten Fall wir
doch nicht die Erinnerung unterlassen möchten, an die weiter oben geäußerte
Ansicht der Überschätzung der Wirkung eines Zeitungsartikels.

Und nun zum Schluß noch einige Worte über die bereits angedeutete
Eigenart der deutschen Presse in Wesen und Organisation. Sie ist vor allem
gegenüber der anglo-amerikanischen Presse außerordentlich dezentralisiert und die
öffentlichen Meinungen werden im allgemeinen durchaus demokratisch gehand¬
habt. Jede Zeitung schreibt eben für ihr Publikum, für ihre öffentliche Mei¬
nung. Und doch möchten wir mit Nachdruck gerade aus dem Anlaß, aus dem
diese Zeilen geschrieben werden, hervorheben, daß auf diesem Gebiete sich ein
böser Zustand herausgebildet hat, der Öffentlichkeit unsichtbar, dem Kenner aber
höchst bedenklich. Gehen wir davon aus: Jede öffentliche Meinung hat ihren
Führer; es ist also danach zu fragen, wer hinter der betreffenden Zeitung steht
und in Anbetracht dessen, daß der Zeitungsverleger (bis auf die Parteiorgane)
wirtschaftlich abhängig ist von dem Gedeihen des Inseratenteils, in Abhängigkeit
auch von dem Kundenkreise der Anzeigen steht, auch danach zu forschen. Es ist,
als müßte man den Mut eines Bekenntnisses finden, und doch ist es nichts
weiter als ein offenes Wort der Wahrheit, wenn man daran erinnert, daß das
jüdische Kapital hier von einem Einfluß und einer Macht ist, die in ihrer
Rückwirkung auf den Textteil einer Zeitung fast bis zu einem Trust mit dem
Zwecke des Ausschlusses der Erörterung gewisser Fragen gediehen ist. Die
Haupteinnahmequellen sind für den Verleger die Annoncen der Warenhäuser,
daneben Bankinserate usw. Es bedarf also nur der wahrheitsgemäßen Fest¬
stellung, daß diese Institute zum großen Teil in jüdischen Händen sind, woraus
folgert, wie es ja auch erfahrungsgemäß den Tatsachen entspricht, daß wir
selten oder nie in der Tageszeitung die wichtigen Probleme der mit diesen
Schichten zusammenhängenden Fragen aller Art erörtert sehen. Der deutsche
Zeitungsmann darf in den Spalten seines Blattes wohl über Katholiken oder
Protestanten, Slawen oder Polen zu Gericht sitzen, aber das Geschäftsinteresse
verbietet entschieden auch die leiseste Berührung z. B. des Wortes Judenfrage.
Man nennt das Rückstchtnehmen auf die Inserenten. In diesem Punkte hat
die öffentliche Meinung, soweit sie in der Presse zum Ausdruck kommt, wirklich
und unbestreitbar ihre Souveränität ausgegeben, zumal ja auch die jüdische Presse
mit ihrer Bequemlichkeitspolitik es verstanden hat, sich dem kritiklosen Gro߬
stadtpublikum gegenüber als glänzend ausgemachte Modepresse „unentbehrlich"
zu machen. Hier ist die Geldmacht die Grundlage eines Meinungstrustes,
wenn auch im negativen Sinne geworden. Ganz abseits liegen für den Ver¬
fasser in diesem Zusammenhang die Fragen von Philosemitismus und Anti¬
semitismus oder Gleichgültigkeit diesem Problem gegenüber. Es handelt sich
hier lediglich um die Feststellung einer Tatsache, über die kein Ehrlicher hinweg-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330101/388>, abgerufen am 27.07.2024.