Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr.Die böhmische Frage durchgehen. Ist es dem Schreiber dieser Zeilen doch selbst geschehen, daß man Gewiß ist die Kraft, die in nationaler Arbeit angelegt ist, nicht verloren, Die böhmische Frage durchgehen. Ist es dem Schreiber dieser Zeilen doch selbst geschehen, daß man Gewiß ist die Kraft, die in nationaler Arbeit angelegt ist, nicht verloren, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0320" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330420"/> <fw type="header" place="top"> Die böhmische Frage</fw><lb/> <p xml:id="ID_1277" prev="#ID_1276"> durchgehen. Ist es dem Schreiber dieser Zeilen doch selbst geschehen, daß man<lb/> auf einem Moldaudampfer einen amtlich vermerkten deutschen Ortsnamen<lb/> (Königsaal) nicht kennen wollte, daß im Landesmuseum, auf dem Archiv und<lb/> in einer öffentlichen Bank kein Beamter Deutsch verstehen wollte. Der Krieg<lb/> wird auch den tschechischen Bauernsohn und Handwerker gelehrt haben, wie<lb/> groß die Welt und wie töricht eine solche Ablehnung deutschen Wesens ist.<lb/> Fassen wir zusammen, so sind folgende unschwer zu erfüllende Forderungen<lb/> der Deutschen zu verzeichnen: Deutsche Amtssprache der landesfürstlichen Be¬<lb/> hörden, Schaffung nationaler Kreise mit nationalen Kreisvertretungen, Reform<lb/> der Landtagswahlordnung mit Zugrundelegung nationaler Wahlkreise, Be¬<lb/> rücksichtigung der Deutschen bei der Besetzung staatlicher Beamtenstellen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1278"> Gewiß ist die Kraft, die in nationaler Arbeit angelegt ist, nicht verloren,<lb/> sie dient zu einer Vertiefung des Wesens, aber die Kraft, die in nationaler<lb/> Hetzarbeit vergeudet wird, muß für edle Zwecke künftig frei gemacht werden.<lb/> So grüßt Reichsdeutschland die Deutschböhmen mit herzlichem Heilruf.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0320]
Die böhmische Frage
durchgehen. Ist es dem Schreiber dieser Zeilen doch selbst geschehen, daß man
auf einem Moldaudampfer einen amtlich vermerkten deutschen Ortsnamen
(Königsaal) nicht kennen wollte, daß im Landesmuseum, auf dem Archiv und
in einer öffentlichen Bank kein Beamter Deutsch verstehen wollte. Der Krieg
wird auch den tschechischen Bauernsohn und Handwerker gelehrt haben, wie
groß die Welt und wie töricht eine solche Ablehnung deutschen Wesens ist.
Fassen wir zusammen, so sind folgende unschwer zu erfüllende Forderungen
der Deutschen zu verzeichnen: Deutsche Amtssprache der landesfürstlichen Be¬
hörden, Schaffung nationaler Kreise mit nationalen Kreisvertretungen, Reform
der Landtagswahlordnung mit Zugrundelegung nationaler Wahlkreise, Be¬
rücksichtigung der Deutschen bei der Besetzung staatlicher Beamtenstellen.
Gewiß ist die Kraft, die in nationaler Arbeit angelegt ist, nicht verloren,
sie dient zu einer Vertiefung des Wesens, aber die Kraft, die in nationaler
Hetzarbeit vergeudet wird, muß für edle Zwecke künftig frei gemacht werden.
So grüßt Reichsdeutschland die Deutschböhmen mit herzlichem Heilruf.
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