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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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für diese zu einem inneren Erlebnis machen,
und die Schüler werden fühlen, daß sie
wachsen an ihrem inneren Menschen unter
den treibenden Strahlen der Wärme, die
von ihren Lehrern ausgehen.

Zu warnen ist vor dem bisher hochge¬
haltenen "Trugbild der Allgemeinbildung".
Den "allgemeinen Menschen" hat es nie ge¬
geben und wird es nie geben. Zur wahren
Größe gehört eine gewisse Einseitigkeit. Darum:
Einschränkung hinsichtlich des Stoffes, Ver¬
tiefung hinsichtlich des Gehaltes; Heranbil¬
dung zu wissenschaftlichem Verständnis der
Lebensaufgaben eines deutschen Mannes;
weniger künstliches Mosaik, mehr lebendigen
Organismus I

Mit allen Mitteln muß versucht werden,
das Mißtrauen der Eltern gegen die höheren
Schulen, das weder der Volksschule noch der
Hochschule in gleichem Maße entgegengebracht
wird, wieder zu beseitigen. Dazu könnte
vielleicht auch durch weiteren Ausbau der
Alumnatserziehung, Abschaffung einiger Prü¬
fungen und Loslösung des Berechtigungs¬
wesens etwas beigetragen werden.

Im einzelnen sind für den Ausbau der
höheren Schule stärker als bisher zu betonen
deutsches Schrifttum und deutsche Kultur im
weitesten Sinne, aber ohne nationale Be¬
schränktheit. Ebenso möchte der Unterricht in
Geschichte und Erdkunde erweitert, die Fähig¬
keit im Zeichnen zum gemeinsamen Besitz aller
Schüler gemacht werden. Mathematik und
Naturwissenschaften könnten durch weise Be¬
schränkung für die Meisterschaft im Denken,
durch tägliches Praktisches Handeln für die
Bildung von Charakteren in ganz anderer
Weise als bisher nutzbar gemacht werden.
Aber auch für Philosophie, Biologie und
Hygiene, wenn möglich auch für Handfertig¬
keitsübungen möchte der neue Lehrplan an
allen höheren Schulen den nötigen Raum
schaffen I Hier will einem das alte "Leicht

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beieinander wohnen die Gedanken" doch
manchmal einige Beklemmung verursachen.

Mit dem Ausbau der wissenschaftlichen
Aufgaben muß natürlich eine Vervollkommnung
der körperlichen Ausbildung Hand in Hand
gehen. Drei wöchentliche Turnstunden, ein
regelmäßiger Spiel- oder Wandernachmittag
ist das Mindeste, was verlangt werden muß,
dazu turnerische und Spielwettkämpfe, wo¬
möglich auch für jede Schule ein Landheim.
Militärische Fachvorbildung ist nicht zu er¬
streben, Wohl aber ein Zustand, wo jeder
Oberlehrer ein Turner, jeder Turnlehrer ein
akademisch gebildeter wissenschaftlicher Lehrer
wäre.

Nicht unerwähnt darf bleiben, daß auch
den höheren Mädchenschulen mit einigen
kräftigen Strichen neue Wege und Ziele vor¬
gezeichnet werden. Sie müssen sich darauf
einrichten, daß unsere weibliche Jugend sich
für jede künftige Lage des deutschen Volkes
ihrer Pflichten und Aufgaben gegen das
Vaterland bewußt ist. Deshalb ist in allen
Fächern auf Deutschgesinnung hinzuarbeiten,
Unterweisung in Haus- und volkswirtschaft¬
lichen, sozialen und beruflichen Fragen Plan¬
mäßig zu bieten und in den Studienanstalten
zur Erhaltung des in den Knabenschulen
vielleicht gefährdeten Erbes der Vergangen¬
heit anstelle der Oberrealschulbildung lieber
die der humanistischen Gymnasien zu Pflegen.

So ist das ganze Buch überreich an wert¬
vollen Anregungen, und wenn auch für man¬
ches von dem, was darin empfohlen wird,
zuguderletzt weder die genügende Zeit noch
die ausreichenden Kräfte und Mittel vor¬
handen sein werden, so kann man doch dem
Herausgeber und seinen Mitarbeitern nicht
dankbar genug sein, daß sie für die ein¬
gehende Erörterung unserer wichtigsten Er-
ziehungs- und Unterrichtsfragen durch ihre
Beiträge eine so wertvolle Grundlage ge¬
G. Se. schaffen haben.

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Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.




R"chdr""! f"endlich"r ""ff""" n"r mit ausdrücklich"" "rta"""" b"" "or."Sö ""statt?.",
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Briefe werden erbeten unter der Adresse: "" ",n H"r""S,,""r ""r Grenzb-dei" w Berlin-Lichters-"" W"se, "t"r"her"ße SS.
gernsMch"" "et Herausgeber": Amt "ichterf-lde "9S, des Verlag? und der Gchriftlettima: Amt Uiitzou-
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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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für diese zu einem inneren Erlebnis machen,
und die Schüler werden fühlen, daß sie
wachsen an ihrem inneren Menschen unter
den treibenden Strahlen der Wärme, die
von ihren Lehrern ausgehen.

Zu warnen ist vor dem bisher hochge¬
haltenen „Trugbild der Allgemeinbildung".
Den „allgemeinen Menschen" hat es nie ge¬
geben und wird es nie geben. Zur wahren
Größe gehört eine gewisse Einseitigkeit. Darum:
Einschränkung hinsichtlich des Stoffes, Ver¬
tiefung hinsichtlich des Gehaltes; Heranbil¬
dung zu wissenschaftlichem Verständnis der
Lebensaufgaben eines deutschen Mannes;
weniger künstliches Mosaik, mehr lebendigen
Organismus I

Mit allen Mitteln muß versucht werden,
das Mißtrauen der Eltern gegen die höheren
Schulen, das weder der Volksschule noch der
Hochschule in gleichem Maße entgegengebracht
wird, wieder zu beseitigen. Dazu könnte
vielleicht auch durch weiteren Ausbau der
Alumnatserziehung, Abschaffung einiger Prü¬
fungen und Loslösung des Berechtigungs¬
wesens etwas beigetragen werden.

Im einzelnen sind für den Ausbau der
höheren Schule stärker als bisher zu betonen
deutsches Schrifttum und deutsche Kultur im
weitesten Sinne, aber ohne nationale Be¬
schränktheit. Ebenso möchte der Unterricht in
Geschichte und Erdkunde erweitert, die Fähig¬
keit im Zeichnen zum gemeinsamen Besitz aller
Schüler gemacht werden. Mathematik und
Naturwissenschaften könnten durch weise Be¬
schränkung für die Meisterschaft im Denken,
durch tägliches Praktisches Handeln für die
Bildung von Charakteren in ganz anderer
Weise als bisher nutzbar gemacht werden.
Aber auch für Philosophie, Biologie und
Hygiene, wenn möglich auch für Handfertig¬
keitsübungen möchte der neue Lehrplan an
allen höheren Schulen den nötigen Raum
schaffen I Hier will einem das alte „Leicht

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beieinander wohnen die Gedanken" doch
manchmal einige Beklemmung verursachen.

Mit dem Ausbau der wissenschaftlichen
Aufgaben muß natürlich eine Vervollkommnung
der körperlichen Ausbildung Hand in Hand
gehen. Drei wöchentliche Turnstunden, ein
regelmäßiger Spiel- oder Wandernachmittag
ist das Mindeste, was verlangt werden muß,
dazu turnerische und Spielwettkämpfe, wo¬
möglich auch für jede Schule ein Landheim.
Militärische Fachvorbildung ist nicht zu er¬
streben, Wohl aber ein Zustand, wo jeder
Oberlehrer ein Turner, jeder Turnlehrer ein
akademisch gebildeter wissenschaftlicher Lehrer
wäre.

Nicht unerwähnt darf bleiben, daß auch
den höheren Mädchenschulen mit einigen
kräftigen Strichen neue Wege und Ziele vor¬
gezeichnet werden. Sie müssen sich darauf
einrichten, daß unsere weibliche Jugend sich
für jede künftige Lage des deutschen Volkes
ihrer Pflichten und Aufgaben gegen das
Vaterland bewußt ist. Deshalb ist in allen
Fächern auf Deutschgesinnung hinzuarbeiten,
Unterweisung in Haus- und volkswirtschaft¬
lichen, sozialen und beruflichen Fragen Plan¬
mäßig zu bieten und in den Studienanstalten
zur Erhaltung des in den Knabenschulen
vielleicht gefährdeten Erbes der Vergangen¬
heit anstelle der Oberrealschulbildung lieber
die der humanistischen Gymnasien zu Pflegen.

So ist das ganze Buch überreich an wert¬
vollen Anregungen, und wenn auch für man¬
ches von dem, was darin empfohlen wird,
zuguderletzt weder die genügende Zeit noch
die ausreichenden Kräfte und Mittel vor¬
handen sein werden, so kann man doch dem
Herausgeber und seinen Mitarbeitern nicht
dankbar genug sein, daß sie für die ein¬
gehende Erörterung unserer wichtigsten Er-
ziehungs- und Unterrichtsfragen durch ihre
Beiträge eine so wertvolle Grundlage ge¬
G. Se. schaffen haben.

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Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.




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[0268] Maßgebliches und Unmaßgebliches für diese zu einem inneren Erlebnis machen, und die Schüler werden fühlen, daß sie wachsen an ihrem inneren Menschen unter den treibenden Strahlen der Wärme, die von ihren Lehrern ausgehen. Zu warnen ist vor dem bisher hochge¬ haltenen „Trugbild der Allgemeinbildung". Den „allgemeinen Menschen" hat es nie ge¬ geben und wird es nie geben. Zur wahren Größe gehört eine gewisse Einseitigkeit. Darum: Einschränkung hinsichtlich des Stoffes, Ver¬ tiefung hinsichtlich des Gehaltes; Heranbil¬ dung zu wissenschaftlichem Verständnis der Lebensaufgaben eines deutschen Mannes; weniger künstliches Mosaik, mehr lebendigen Organismus I Mit allen Mitteln muß versucht werden, das Mißtrauen der Eltern gegen die höheren Schulen, das weder der Volksschule noch der Hochschule in gleichem Maße entgegengebracht wird, wieder zu beseitigen. Dazu könnte vielleicht auch durch weiteren Ausbau der Alumnatserziehung, Abschaffung einiger Prü¬ fungen und Loslösung des Berechtigungs¬ wesens etwas beigetragen werden. Im einzelnen sind für den Ausbau der höheren Schule stärker als bisher zu betonen deutsches Schrifttum und deutsche Kultur im weitesten Sinne, aber ohne nationale Be¬ schränktheit. Ebenso möchte der Unterricht in Geschichte und Erdkunde erweitert, die Fähig¬ keit im Zeichnen zum gemeinsamen Besitz aller Schüler gemacht werden. Mathematik und Naturwissenschaften könnten durch weise Be¬ schränkung für die Meisterschaft im Denken, durch tägliches Praktisches Handeln für die Bildung von Charakteren in ganz anderer Weise als bisher nutzbar gemacht werden. Aber auch für Philosophie, Biologie und Hygiene, wenn möglich auch für Handfertig¬ keitsübungen möchte der neue Lehrplan an allen höheren Schulen den nötigen Raum schaffen I Hier will einem das alte „Leicht beieinander wohnen die Gedanken" doch manchmal einige Beklemmung verursachen. Mit dem Ausbau der wissenschaftlichen Aufgaben muß natürlich eine Vervollkommnung der körperlichen Ausbildung Hand in Hand gehen. Drei wöchentliche Turnstunden, ein regelmäßiger Spiel- oder Wandernachmittag ist das Mindeste, was verlangt werden muß, dazu turnerische und Spielwettkämpfe, wo¬ möglich auch für jede Schule ein Landheim. Militärische Fachvorbildung ist nicht zu er¬ streben, Wohl aber ein Zustand, wo jeder Oberlehrer ein Turner, jeder Turnlehrer ein akademisch gebildeter wissenschaftlicher Lehrer wäre. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß auch den höheren Mädchenschulen mit einigen kräftigen Strichen neue Wege und Ziele vor¬ gezeichnet werden. Sie müssen sich darauf einrichten, daß unsere weibliche Jugend sich für jede künftige Lage des deutschen Volkes ihrer Pflichten und Aufgaben gegen das Vaterland bewußt ist. Deshalb ist in allen Fächern auf Deutschgesinnung hinzuarbeiten, Unterweisung in Haus- und volkswirtschaft¬ lichen, sozialen und beruflichen Fragen Plan¬ mäßig zu bieten und in den Studienanstalten zur Erhaltung des in den Knabenschulen vielleicht gefährdeten Erbes der Vergangen¬ heit anstelle der Oberrealschulbildung lieber die der humanistischen Gymnasien zu Pflegen. So ist das ganze Buch überreich an wert¬ vollen Anregungen, und wenn auch für man¬ ches von dem, was darin empfohlen wird, zuguderletzt weder die genügende Zeit noch die ausreichenden Kräfte und Mittel vor¬ handen sein werden, so kann man doch dem Herausgeber und seinen Mitarbeitern nicht dankbar genug sein, daß sie für die ein¬ gehende Erörterung unserer wichtigsten Er- ziehungs- und Unterrichtsfragen durch ihre Beiträge eine so wertvolle Grundlage ge¬ G. Se. schaffen haben. Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung nicht verbürgt werden kann. R»chdr»«! f»endlich«r ««ff»»« n»r mit ausdrücklich«» «rta«»»» b«» «or.«Sö «»statt?.», »»«»ntvortltch: der Her«»«»«»« Georg «it-in-w in Berlin - Lichttrseld« «est. — ManusKtvtsendimgen Briefe werden erbeten unter der Adresse: «« »,n H«r««S,,»«r »«r Grenzb-dei» w Berlin-Lichters-»« W«se, «t«r»her«ße SS. gernsMch«» »et Herausgeber»: Amt «ichterf-lde «9S, des Verlag? und der Gchriftlettima: Amt Uiitzou- «erlag: «erlag der VrenzSoten S. in. b.H. in Berlin SV II. TemPelhoser Ufer so» Drü«: .Der R,ich»böte" S. «. b.in Birlin SV it. »effauer Straf,« SW?,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330101/268>, abgerufen am 27.07.2024.