Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.slawische Grtsnamen im Brandenburgischen zum Brennen von Kalk, deutsch daher Ofen-Pest. Ferner Budow in Pommern, Ein Dorf heißt ßelo; davon Namen wie Seelow und Selim; russisch Potsdam ist ein Name, dessen Bedeutung viel umstritten worden ist; Viele Ortsnamen sind im wesentlichen Eigenschaftsworte. Manche davon Von Farben ist namentlich zu nennen: kraßnü, rot, schön. Hiervon kommen slawische Grtsnamen im Brandenburgischen zum Brennen von Kalk, deutsch daher Ofen-Pest. Ferner Budow in Pommern, Ein Dorf heißt ßelo; davon Namen wie Seelow und Selim; russisch Potsdam ist ein Name, dessen Bedeutung viel umstritten worden ist; Viele Ortsnamen sind im wesentlichen Eigenschaftsworte. Manche davon Von Farben ist namentlich zu nennen: kraßnü, rot, schön. Hiervon kommen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0094" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329760"/> <fw type="header" place="top"> slawische Grtsnamen im Brandenburgischen</fw><lb/> <p xml:id="ID_238" prev="#ID_237"> zum Brennen von Kalk, deutsch daher Ofen-Pest. Ferner Budow in Pommern,<lb/> Beuthen in Brandenburg und Oberschlesten. Die Bauden im Riesengebirge,<lb/> sowie Kossebaude bei Dresden, gehören auch hierher. Letzteres ist mit kossa,<lb/> Landzunge, zusammengesetzt, vielleicht auch mit dem deutschen Käthe, so daß es<lb/> aus Kathebaude entstanden sein und etwa Bauernhof bedeuten kann. Diemitz<lb/> und Domnitz sind von dum, Rauch, Bauernhof oder dom, Haus, abzuleiten.<lb/> Ähnliche deutsche Namen sind z. B. Schönschornstein und Rauchfangwerder.<lb/> Auch ßtroi heißt Bau, ußtroitj, bauen; davon Dobristroh (Schönbau, Schön¬<lb/> hausen) und Wustrow. Wustrow wurde dann mehrfach zu Wusterhausen, wobei<lb/> Hausen die Übersetzung von ßtroi bildet; insbesondere wurde aus Wendisch-<lb/> Wustrow unter Friedrich Wilhelm dem Ersten: Königswusterhausen. Wand<lb/> heißt ßtjena, davon Stiemtz.</p><lb/> <p xml:id="ID_239"> Ein Dorf heißt ßelo; davon Namen wie Seelow und Selim; russisch<lb/> z. B. Tzarßkoje ßelo: Zarendorf, bei Se. Petersburg; ßelo ist dem Stamme<lb/> nach das deutsche Saal, das z. B. in Bruchsal, andere Form Brüssel, sich<lb/> findet: Ansiedelung am Bruch. Gleichen Namens ist auch ßedlo, Sattel (Sitz);<lb/> davon Siedlce in Polen, und bei uns Seydlitz. Ein anderer Name für Dorf<lb/> ist wessj, wovon Wesselin und Wesloe (in Lübeck; mit dem deutschen loh, Wald,<lb/> zusammengesetzt). Mistiz oder Masten kommt von meßto, Platz, Städtchen;<lb/> Torgau von torg, Handel (tschechisch: tres, Marktplatz); Ullitz von ulitza,<lb/> Straße; Stetzsch von ßtesja, Pfad; Stahnsdorf von ßtan, Lager, Dorfkrug;<lb/> Stolpe von ßtolp, Säule.</p><lb/> <p xml:id="ID_240"> Potsdam ist ein Name, dessen Bedeutung viel umstritten worden ist;<lb/> wahrscheinlich kommt es von pot, unter, und ßtupa, Tenne (Mörser). Es<lb/> würde dann also Ort unter den Tennen bedeuten; vielleicht brachte man das<lb/> Getreide aus den Ortschaften der Insel Potsdam dorthin zum Ausdreschen.</p><lb/> <p xml:id="ID_241"> Viele Ortsnamen sind im wesentlichen Eigenschaftsworte. Manche davon<lb/> wurden schon an einer passenden Stelle erwähnt. Hier ist etwa noch folgendes<lb/> nachzutragen. Dohrn heißt gut, davon kommen Dobritz und Döberitz, wie<lb/> Dobritsch in der Dobrudscha und, in italienischer Aufmachung: Doberedo im<lb/> Küstenland. Von ljubo, lieb, kommen Lübben, Lübbenau, Lubow, auch Lübke,<lb/> sowie das polnische Ljublin. Von bolschoi, groß: Bölzig und Bölsche; von<lb/> oculi, groß, erhaben: Welka; Mahlow und Mahlisch von maln, klein; der<lb/> Personenname Kralle von kratki, kurz.</p><lb/> <p xml:id="ID_242"> Von Farben ist namentlich zu nennen: kraßnü, rot, schön. Hiervon kommen<lb/> Krausnick und Kraschen. Ähnlich der polnische Personenname Krasnopolski:<lb/> von Schönfeld. Bein heißt weiß; davon Beelitz, Bielitz, Bilin. Von tschsrnü,<lb/> schwarz, kommen Zorndorf, Tschirnhausen, Tschernitz, Tschernowitz und das<lb/> Land der schwarzen Berge Tzrnagora, italienisch Montenegro. Auch Personen¬<lb/> namen wie Zörner und Tschirner kommen von „schwarz", wobei noch zu<lb/> bemerken ist, daß tschsrnü auch der Leibeigene, und tscherr das gemeine Volk<lb/> heißt. Von kari, braun, kommt Karow.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0094]
slawische Grtsnamen im Brandenburgischen
zum Brennen von Kalk, deutsch daher Ofen-Pest. Ferner Budow in Pommern,
Beuthen in Brandenburg und Oberschlesten. Die Bauden im Riesengebirge,
sowie Kossebaude bei Dresden, gehören auch hierher. Letzteres ist mit kossa,
Landzunge, zusammengesetzt, vielleicht auch mit dem deutschen Käthe, so daß es
aus Kathebaude entstanden sein und etwa Bauernhof bedeuten kann. Diemitz
und Domnitz sind von dum, Rauch, Bauernhof oder dom, Haus, abzuleiten.
Ähnliche deutsche Namen sind z. B. Schönschornstein und Rauchfangwerder.
Auch ßtroi heißt Bau, ußtroitj, bauen; davon Dobristroh (Schönbau, Schön¬
hausen) und Wustrow. Wustrow wurde dann mehrfach zu Wusterhausen, wobei
Hausen die Übersetzung von ßtroi bildet; insbesondere wurde aus Wendisch-
Wustrow unter Friedrich Wilhelm dem Ersten: Königswusterhausen. Wand
heißt ßtjena, davon Stiemtz.
Ein Dorf heißt ßelo; davon Namen wie Seelow und Selim; russisch
z. B. Tzarßkoje ßelo: Zarendorf, bei Se. Petersburg; ßelo ist dem Stamme
nach das deutsche Saal, das z. B. in Bruchsal, andere Form Brüssel, sich
findet: Ansiedelung am Bruch. Gleichen Namens ist auch ßedlo, Sattel (Sitz);
davon Siedlce in Polen, und bei uns Seydlitz. Ein anderer Name für Dorf
ist wessj, wovon Wesselin und Wesloe (in Lübeck; mit dem deutschen loh, Wald,
zusammengesetzt). Mistiz oder Masten kommt von meßto, Platz, Städtchen;
Torgau von torg, Handel (tschechisch: tres, Marktplatz); Ullitz von ulitza,
Straße; Stetzsch von ßtesja, Pfad; Stahnsdorf von ßtan, Lager, Dorfkrug;
Stolpe von ßtolp, Säule.
Potsdam ist ein Name, dessen Bedeutung viel umstritten worden ist;
wahrscheinlich kommt es von pot, unter, und ßtupa, Tenne (Mörser). Es
würde dann also Ort unter den Tennen bedeuten; vielleicht brachte man das
Getreide aus den Ortschaften der Insel Potsdam dorthin zum Ausdreschen.
Viele Ortsnamen sind im wesentlichen Eigenschaftsworte. Manche davon
wurden schon an einer passenden Stelle erwähnt. Hier ist etwa noch folgendes
nachzutragen. Dohrn heißt gut, davon kommen Dobritz und Döberitz, wie
Dobritsch in der Dobrudscha und, in italienischer Aufmachung: Doberedo im
Küstenland. Von ljubo, lieb, kommen Lübben, Lübbenau, Lubow, auch Lübke,
sowie das polnische Ljublin. Von bolschoi, groß: Bölzig und Bölsche; von
oculi, groß, erhaben: Welka; Mahlow und Mahlisch von maln, klein; der
Personenname Kralle von kratki, kurz.
Von Farben ist namentlich zu nennen: kraßnü, rot, schön. Hiervon kommen
Krausnick und Kraschen. Ähnlich der polnische Personenname Krasnopolski:
von Schönfeld. Bein heißt weiß; davon Beelitz, Bielitz, Bilin. Von tschsrnü,
schwarz, kommen Zorndorf, Tschirnhausen, Tschernitz, Tschernowitz und das
Land der schwarzen Berge Tzrnagora, italienisch Montenegro. Auch Personen¬
namen wie Zörner und Tschirner kommen von „schwarz", wobei noch zu
bemerken ist, daß tschsrnü auch der Leibeigene, und tscherr das gemeine Volk
heißt. Von kari, braun, kommt Karow.
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