Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.^- ^ Nationalkirchliche Phantasien eines Engländers von Dr. Albert Werminghosf, Professor der Geschichte an der Universität Halle or uns liegt der Auszug aus einem Aufsatze, den der englische Der Verfasser erinnert zunächst an das bittere Gefühl der Verlassenheit, Grenzboten I 1916 6
^- ^ Nationalkirchliche Phantasien eines Engländers von Dr. Albert Werminghosf, Professor der Geschichte an der Universität Halle or uns liegt der Auszug aus einem Aufsatze, den der englische Der Verfasser erinnert zunächst an das bittere Gefühl der Verlassenheit, Grenzboten I 1916 6
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Wir bitten die Freunde der :: ::
Grenzboten
das Abonnement zum I. Quartal 1916
erneuern zu wollen. — Bestellungen Verlag der
nimmt jede Buchhandlung und jedes. in. b. Ä.
Postanstalt entgegen. Preis 6 M. Berlin SWn.
__.V
Nationalkirchliche Phantasien eines Engländers
von Dr. Albert Werminghosf, Professor der Geschichte an der Universität Halle
or uns liegt der Auszug aus einem Aufsatze, den der englische
Schriftsteller R. B. Sheridan in der Oktobernummer der „Nineteenth
Century" veröffentlicht hat —, es verlohnt ihn zu wiederholen
und alsdann mit Anmerkungen zu versehen, die der Bedeutung
der darin ausgebreiteten Gedanken das Urteil sprechen sollen.
Der Verfasser erinnert zunächst an das bittere Gefühl der Verlassenheit,
das sich der Katholiken in den Ländern des Vierverbandes bemächtigt habe,
dank nämlich der „wenig heldenhaften Neutralität", zu welcher der Papst in
einem Augenblick seine Zuflucht genommen, als seine geistlichen Untertanen nach
seiner Führung verlangten. Sie hatten eine Verurteilung der unaussprechlichen
Greuel erwartet, gegen die das Haupt der belgischen Kirche, Kardinal Mercier,
protestierte. Sie fühlen sich fast bloßgestellt durch das Schweigen ihres Ober¬
hauptes. Geraden dadurch nicht die Bischöfe der katholischen Kirche in den
kriegführenden Ländern in eine zweideutige Lage? Die neuerlichen Unterredungen
des Papstes mit Journalisten, die eine nur wenig verschleierte Parteilichkeit für
die Sache der Barbarei durchblicken lassen, mehr noch die Vorschrift eines
Gebetes um Frieden für englische und französische Katholiken, dessen Wortlaut
mehr im Sinne ihrer Feinde als in ihrem eigenen ist, hindern die Be¬
mühungen der Bischöfe um die Förderung der Sache der Zivilisation. Belgien
wird es nimmer verwinden, daß der Papst im kritischen Augenblick kein Wort
in der Öffentlichkeit für sein Märtyrertum fand. Er hätte dazu gar nicht nötig
gehabt, die ihm zugeschriebene Gabe der Unfehlbarkeit durch ein ex Lutdeära-
Urteil anzuwenden. Jedenfalls, meint der Verfasser, würde es für die katholische
Glaubensgemeinschaft weniger verhängnisvoll gewesen sein, wenn sich der Papst
bei einer Gelegenheit dieser Art einmal geirrt hätte, als daß er gleichgültig
blieb. Selbst eine neutrale Haltung schließt noch nicht die Möglichkeit aus,
Grenzboten I 1916 6
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