Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Vom Rulturwert des Architekturstudiums selber zur bedeutungslosen "Schachpuppe" geworden ist, um den sich im eigenen Es lag mir daran, an diesen flüchtig gezeichneten Bildern aus einer Vom Aulturwert des Architekturstudiums von Dr. R. Schacht enden man vor nicht viel länger als einem Jahrzehnt erkannt hat, Vom Rulturwert des Architekturstudiums selber zur bedeutungslosen „Schachpuppe" geworden ist, um den sich im eigenen Es lag mir daran, an diesen flüchtig gezeichneten Bildern aus einer Vom Aulturwert des Architekturstudiums von Dr. R. Schacht enden man vor nicht viel länger als einem Jahrzehnt erkannt hat, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0420" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330088"/> <fw type="header" place="top"> Vom Rulturwert des Architekturstudiums</fw><lb/> <p xml:id="ID_1437" prev="#ID_1436"> selber zur bedeutungslosen „Schachpuppe" geworden ist, um den sich im eigenen<lb/> Lande, seit Eduard dem Siebenten, kein Minister und kein Volk mehr zu kümmern<lb/> scheinen. Die Handhabung des politischen oder religiösen Meuchelmordes bei den<lb/> slawischen Völkern war so mannigfaltig, daß die Behandlung dieses Themas<lb/> einen Artikel für sich fordern würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1438"> Es lag mir daran, an diesen flüchtig gezeichneten Bildern aus einer<lb/> gewalttätiger Vergangenheit zu zeigen, wie gering die moralischen und<lb/> kulturellen Errungenschaften aus den Lehren der Jahrhunderte bei unsern<lb/> Feinden anzuschlagen sind. Mögen sie mit dem Versuch, die Mordberechtigung<lb/> der Regierung wieder einzuführen, auch probieren, das rollende Rad der<lb/> weltgeschichtlichen Entwicklung um einige Jahrhunderte zurückzudrehen! Es wird<lb/> ihnen nicht gelingen, toten Absolutismus gegen den lebendigen Geist eines<lb/> Volkes zu neuem Dasein zu wecken.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Vom Aulturwert des Architekturstudiums<lb/><note type="byline"> von Dr. R. Schacht</note></head><lb/> <p xml:id="ID_1439" next="#ID_1440"> enden man vor nicht viel länger als einem Jahrzehnt erkannt hat,<lb/> daß die lediglich auf Empfänglichkeit für schöne Literatur gerichtete<lb/> Bildung der künstlerischen Aufnahmefähigkeit leicht zu einer gefähr¬<lb/> lichen Verflachung, einer zerstreuenden, jeder stofflichen Sensation<lb/> haltlos nachgebenden Zersplitterung führt, und sich der Not¬<lb/> wendigkeit bewußt geworden ist, die hochfliegende, aber ungefüge Phantasie<lb/> des Deutschen mit sinnlichen Eindrücken von äußerster Klarheit und Ein-<lb/> drücklichkeit zu speisen, sein ungestümes, aber leicht schwärmendes, seine<lb/> Kraft verflatterndes Gefühl an der Erfassung einer durchgebildeten Formen¬<lb/> sprache zu läutern, zu bilden, formvoll zu bändigen, kann man ohne Über¬<lb/> treibung behaupten, daß die Gewinnung des Laien für die bildenden Künste<lb/> das kunstpädagogische Problem geworden ist. Nur über den Weg, auf dem<lb/> dieser am besten zu einer solchen, für eine gesunde Sinnenkultur unerläßlichen<lb/> Aufnahmefähigkeit für Werke der bildenden Kunst geführt werden kann, besteht<lb/> noch keine rechte Einigung. Die Entwicklung der modernen Abbildungstechnik,<lb/> aber auch der Museen und des Ausstellungswesens haben einstweilen die Be¬<lb/> schäftigung mit der Malerei und den zeichnenden Künsten in den Vordergrund<lb/> treten lassen. Jedoch gerade hier verfällt der literaturgewöhnte Laie am leichtesten<lb/> der Gefahr, sich mit dem bloßen Erfassen des dargestellten Gegenstandes zu</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0420]
Vom Rulturwert des Architekturstudiums
selber zur bedeutungslosen „Schachpuppe" geworden ist, um den sich im eigenen
Lande, seit Eduard dem Siebenten, kein Minister und kein Volk mehr zu kümmern
scheinen. Die Handhabung des politischen oder religiösen Meuchelmordes bei den
slawischen Völkern war so mannigfaltig, daß die Behandlung dieses Themas
einen Artikel für sich fordern würde.
Es lag mir daran, an diesen flüchtig gezeichneten Bildern aus einer
gewalttätiger Vergangenheit zu zeigen, wie gering die moralischen und
kulturellen Errungenschaften aus den Lehren der Jahrhunderte bei unsern
Feinden anzuschlagen sind. Mögen sie mit dem Versuch, die Mordberechtigung
der Regierung wieder einzuführen, auch probieren, das rollende Rad der
weltgeschichtlichen Entwicklung um einige Jahrhunderte zurückzudrehen! Es wird
ihnen nicht gelingen, toten Absolutismus gegen den lebendigen Geist eines
Volkes zu neuem Dasein zu wecken.
Vom Aulturwert des Architekturstudiums
von Dr. R. Schacht
enden man vor nicht viel länger als einem Jahrzehnt erkannt hat,
daß die lediglich auf Empfänglichkeit für schöne Literatur gerichtete
Bildung der künstlerischen Aufnahmefähigkeit leicht zu einer gefähr¬
lichen Verflachung, einer zerstreuenden, jeder stofflichen Sensation
haltlos nachgebenden Zersplitterung führt, und sich der Not¬
wendigkeit bewußt geworden ist, die hochfliegende, aber ungefüge Phantasie
des Deutschen mit sinnlichen Eindrücken von äußerster Klarheit und Ein-
drücklichkeit zu speisen, sein ungestümes, aber leicht schwärmendes, seine
Kraft verflatterndes Gefühl an der Erfassung einer durchgebildeten Formen¬
sprache zu läutern, zu bilden, formvoll zu bändigen, kann man ohne Über¬
treibung behaupten, daß die Gewinnung des Laien für die bildenden Künste
das kunstpädagogische Problem geworden ist. Nur über den Weg, auf dem
dieser am besten zu einer solchen, für eine gesunde Sinnenkultur unerläßlichen
Aufnahmefähigkeit für Werke der bildenden Kunst geführt werden kann, besteht
noch keine rechte Einigung. Die Entwicklung der modernen Abbildungstechnik,
aber auch der Museen und des Ausstellungswesens haben einstweilen die Be¬
schäftigung mit der Malerei und den zeichnenden Künsten in den Vordergrund
treten lassen. Jedoch gerade hier verfällt der literaturgewöhnte Laie am leichtesten
der Gefahr, sich mit dem bloßen Erfassen des dargestellten Gegenstandes zu
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