Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.des angestrebten Zieles beitragen könne, die Verfassung des Heeres zu studieren, Zum Gesandten dieser schwierigen Mission ersah der König seinen Flügel- Friedrich ließ sich durch diesen Mißerfolg nicht abschrecken. Schon warf des angestrebten Zieles beitragen könne, die Verfassung des Heeres zu studieren, Zum Gesandten dieser schwierigen Mission ersah der König seinen Flügel- Friedrich ließ sich durch diesen Mißerfolg nicht abschrecken. Schon warf <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0375" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330043"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1265" prev="#ID_1264"> des angestrebten Zieles beitragen könne, die Verfassung des Heeres zu studieren,<lb/> die Stellung der Pforte zu Osterreich und zu Rußland zu Sortieren, vor allem<lb/> aber in Erfahrung zu bringen, ob der Sultan von „martialischem und entre-<lb/> prenautem Humeur sei", ob er Friedrich günstig gesinnt und den preußischen<lb/> Allianzplänen vielleicht seine Zustimmung gäbe. Nach außen sollte die Mission<lb/> einen ganz wirtschaftlichen Charakter haben. Der Gesandte sollte nur von einem<lb/> Handelsvertrag sprechen, insgeheim aber eine „ganz extraordinäre und favorable<lb/> Gelegenheit" abwarten, um die Bündnispläne des Königs dem Divan vorzu¬<lb/> tragen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1266"> Zum Gesandten dieser schwierigen Mission ersah der König seinen Flügel-<lb/> adjudanten Leutnant Gottfried Fabian Hände. Hände war, so glaubte wenigstens<lb/> Friedrich, mit den Verhältnissen des osmanischen Reiches vertraut und be¬<lb/> herrschte die türkische Sprache, da er schon zweimal in Konstantinopel gewesen war.<lb/> Er war Schlesier von Geburt, war eine Zeitlang Handlungsgehilfe einer<lb/> Breslauer Filiale in Pera gewesen, hatte später als Kornett in österreichischen<lb/> Diensten den Türkenkrieg von 1736 bis 1739 mitgemacht und war dabei in<lb/> türkische Gefangenschaft geraten. Später, nach der Eroberung Schlesiens durch<lb/> Friedrich, war er Leutnant in dessen Potsdamer Gardedukorps - Regiment ge¬<lb/> worden. Um seiner Reise alles Verdächtige zu nehmen, auch damit man ihn<lb/> in Konstantinopel nicht wieder erkenne, trat Hände dort als Geheimer<lb/> Kommerzienrat Karl Adolph von Rexin aus Pommern auf. Trotzdem aber<lb/> die Pforte ihn freundlich empfing, verlief auch seine Sendung ergebnislos.<lb/> Der preußensreundliche Großvezier Ali - Pascha, ein begeisterter Bewunderer<lb/> Friedrichs, den er mit Alexander und Caesar zu vergleichen liebte, war bald<lb/> nach Rexins Ankunft in Konstantinopel gestürzt worden. Unruhen, die damals<lb/> ausbrachen, häufige Ministerwechsel. besonders aber die Gegenarbeit der<lb/> österreichischen, russischen und englischen Gesandten, die trotz aller Geheim¬<lb/> haltung Wind von Rexins Auftrag bekommen hatten, trugen zum Scheitern<lb/> des Allianzplanes wesentlich bei.</p><lb/> <p xml:id="ID_1267"> Friedrich ließ sich durch diesen Mißerfolg nicht abschrecken. Schon warf<lb/> der große Krieg seine Schatten. Schon drohten überall die Flammen auf¬<lb/> zulodern, die die ehrgeizige und unversöhnliche Habsburgerin entzündet, um<lb/> den widerspenstigen Preußenstaat zu vernichten. Friedrich, der die Gefahr<lb/> ahnte, arbeitete fieberhaft, sich neue Bundesgenossen zu werben. Deshalb<lb/> sandte er zum zweitenmal dem eigensinnigen Türken einen Gesandten, allzu<lb/> optimistisch auf Rexins letzte Botschaft hin. „daß die Pforte Preußen wie ihren<lb/> Zweiten Freund ansehe und zu denen rechne, die eine aufrichtige Neigung zum<lb/> glorreichen Osmanenreich hegten." Diesmal versah Friedrich seinen Emissär.<lb/> Marquis de Varenne, mit Vollmacht, schickte ihn, mit der Instruktion, über<lb/> seine Mission strengstens zu schweigen, nach Smyrna, wo er warten sollte, bis<lb/> der schwedische und französische Botschafter die Zeit für günstig hielten, ihn<lb/> nach Stambul zu berufen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0375]
des angestrebten Zieles beitragen könne, die Verfassung des Heeres zu studieren,
die Stellung der Pforte zu Osterreich und zu Rußland zu Sortieren, vor allem
aber in Erfahrung zu bringen, ob der Sultan von „martialischem und entre-
prenautem Humeur sei", ob er Friedrich günstig gesinnt und den preußischen
Allianzplänen vielleicht seine Zustimmung gäbe. Nach außen sollte die Mission
einen ganz wirtschaftlichen Charakter haben. Der Gesandte sollte nur von einem
Handelsvertrag sprechen, insgeheim aber eine „ganz extraordinäre und favorable
Gelegenheit" abwarten, um die Bündnispläne des Königs dem Divan vorzu¬
tragen.
Zum Gesandten dieser schwierigen Mission ersah der König seinen Flügel-
adjudanten Leutnant Gottfried Fabian Hände. Hände war, so glaubte wenigstens
Friedrich, mit den Verhältnissen des osmanischen Reiches vertraut und be¬
herrschte die türkische Sprache, da er schon zweimal in Konstantinopel gewesen war.
Er war Schlesier von Geburt, war eine Zeitlang Handlungsgehilfe einer
Breslauer Filiale in Pera gewesen, hatte später als Kornett in österreichischen
Diensten den Türkenkrieg von 1736 bis 1739 mitgemacht und war dabei in
türkische Gefangenschaft geraten. Später, nach der Eroberung Schlesiens durch
Friedrich, war er Leutnant in dessen Potsdamer Gardedukorps - Regiment ge¬
worden. Um seiner Reise alles Verdächtige zu nehmen, auch damit man ihn
in Konstantinopel nicht wieder erkenne, trat Hände dort als Geheimer
Kommerzienrat Karl Adolph von Rexin aus Pommern auf. Trotzdem aber
die Pforte ihn freundlich empfing, verlief auch seine Sendung ergebnislos.
Der preußensreundliche Großvezier Ali - Pascha, ein begeisterter Bewunderer
Friedrichs, den er mit Alexander und Caesar zu vergleichen liebte, war bald
nach Rexins Ankunft in Konstantinopel gestürzt worden. Unruhen, die damals
ausbrachen, häufige Ministerwechsel. besonders aber die Gegenarbeit der
österreichischen, russischen und englischen Gesandten, die trotz aller Geheim¬
haltung Wind von Rexins Auftrag bekommen hatten, trugen zum Scheitern
des Allianzplanes wesentlich bei.
Friedrich ließ sich durch diesen Mißerfolg nicht abschrecken. Schon warf
der große Krieg seine Schatten. Schon drohten überall die Flammen auf¬
zulodern, die die ehrgeizige und unversöhnliche Habsburgerin entzündet, um
den widerspenstigen Preußenstaat zu vernichten. Friedrich, der die Gefahr
ahnte, arbeitete fieberhaft, sich neue Bundesgenossen zu werben. Deshalb
sandte er zum zweitenmal dem eigensinnigen Türken einen Gesandten, allzu
optimistisch auf Rexins letzte Botschaft hin. „daß die Pforte Preußen wie ihren
Zweiten Freund ansehe und zu denen rechne, die eine aufrichtige Neigung zum
glorreichen Osmanenreich hegten." Diesmal versah Friedrich seinen Emissär.
Marquis de Varenne, mit Vollmacht, schickte ihn, mit der Instruktion, über
seine Mission strengstens zu schweigen, nach Smyrna, wo er warten sollte, bis
der schwedische und französische Botschafter die Zeit für günstig hielten, ihn
nach Stambul zu berufen.
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