Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Die amerikanische Organisation in China Amerika faßt dieser Plan kühn ins Auge. Die Leistungsfähigkeit jener Ver¬ "Während", so führte Ende vergangenen Jahres bei einem Klubfrühstück Liest man Blätter wie "l'ne Kations on8ins88" und andere Publikationen, 13*
Die amerikanische Organisation in China Amerika faßt dieser Plan kühn ins Auge. Die Leistungsfähigkeit jener Ver¬ „Während", so führte Ende vergangenen Jahres bei einem Klubfrühstück Liest man Blätter wie „l'ne Kations on8ins88" und andere Publikationen, 13*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0207" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329875"/> <fw type="header" place="top"> Die amerikanische Organisation in China</fw><lb/> <p xml:id="ID_638" prev="#ID_637"> Amerika faßt dieser Plan kühn ins Auge. Die Leistungsfähigkeit jener Ver¬<lb/> einigten Staaten, denen, wie Robert S. Lovett jüngst versicherte, aus dem<lb/> verarmten, unter schwersten Steuerdruck fast zusammenbrechenden, „zerschundenen,<lb/> gemarterten, gequälten Europa", insbesondere aber aus dem „von den über¬<lb/> seeischen Märkten durch unerbittliche, auf dem Meere übermächtige Feinde aus¬<lb/> geschlossenen Deutschland" nicht mehr wie einst der Abhub, sondern die Tüch¬<lb/> tigsten, die Kapitalkräftigsten, die Zähesten, die Klügsten und die Geschicktesten<lb/> zuströmen werden. Sie werden, so rechnet man, froh sein, im freien, reichen,<lb/> mächtig aufstrebenden Amerika die vorteilhaftester Anlagegelegenheiten für ihre<lb/> vor dem Steuerhunger der alten Welt in Sicherheit gebrachten Vermögen, ein<lb/> weites Betätigüngsgebiet für ihre Arbeitskraft, ihre Geschicklichkeit, ihren Er¬<lb/> werbssinn zu finden. Und sie werden dadurch zu Streitern für die große<lb/> Friedensarmee der Arbeit werden, welche den Vereinigten Staaten von Amerika<lb/> den Weltmarkt erobern soll.</p><lb/> <p xml:id="ID_639"> „Während", so führte Ende vergangenen Jahres bei einem Klubfrühstück<lb/> erster New Yorker Geschäftsleute ein großer Bankherr aus. „man uns in Europa<lb/> mit der Vorbereitung kleinlicher Gesetzesmaßnahmen für die Abwehr der nach<lb/> dem Kriege zu erwartenden Einwanderung beschäftigt glaubt, müssen wir uns<lb/> für den providentiellen Augenblick des Friedensschlusses in aller Stille durch<lb/> organisatorische Maßnahmen rüsten, welche es uns ermöglichen, ohne jedwede<lb/> Schädigung der nationalen Arbeit auch die stärkste Hochflut potenter und tüch¬<lb/> tigster Einwanderung in unser Wirtschaftsleben einströmen zu lassen. Wir<lb/> müssen in der Lage sein, jedem, der zu uns kommt, alsbald einen ihm zu¬<lb/> sagenden Platz anzuweisen, auf dem er unseren Interessen dient, indem er für<lb/> seine eigenen wirkt. Dann wird es zu einer starken neuen Quelle unserer wirt¬<lb/> schaftlichen, kommerziellen, industriellen und technischen Kraft werden, wenn<lb/> Europa im Vertrauen auf unsere engherzige Ängstlichkeit von einer energischen<lb/> Abbindung der aufgeschlagenen Adern absieht, aus denen das beste Blut, das<lb/> ihm geblieben, in unseren Wirtschaftsorganismus Hineinfließen wird. Wir ver-<lb/> mögen die europäische Einwanderung aber nur zu verdauen, wenn wir den<lb/> Augenblick nutzen, um jene großen Unternehmungen anzupacken, durch welche<lb/> ein wahrhafter Weltmarkt für amerikanische Produkte geschaffen werden kann.<lb/> Zu diesen Unternehmungen rechne ich in erster Reihe die Erschließung des<lb/> chinesischen Absatzgebietes, wo eine friedliebende, fleißige und zähe Bevölkerung,<lb/> die acht- oder neunmal so groß als die von ganz Südamerika ist. amerikanisches<lb/> Kapital und amerikanische Tatkraft freundlich einläd zur Teilnahme an einem<lb/> Werke, das unserer stolzen Nation würdig ist".</p><lb/> <p xml:id="ID_640" next="#ID_641"> Liest man Blätter wie „l'ne Kations on8ins88" und andere Publikationen,<lb/> 1o erkennt man. wieviel Überlegung die verschiedenen Handelsvereinigungen einer<lb/> den Außenhandel stützenden großzügigen Gesetzgebung widmen. Die neuen<lb/> Bankgesetze enthalten Bestimmungen zur Förderung des Außenhandels. Das<lb/> neue Schiffskaufgesetz der Regierung hatte dieses Ziel direkt im Auge. Die</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 13*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0207]
Die amerikanische Organisation in China
Amerika faßt dieser Plan kühn ins Auge. Die Leistungsfähigkeit jener Ver¬
einigten Staaten, denen, wie Robert S. Lovett jüngst versicherte, aus dem
verarmten, unter schwersten Steuerdruck fast zusammenbrechenden, „zerschundenen,
gemarterten, gequälten Europa", insbesondere aber aus dem „von den über¬
seeischen Märkten durch unerbittliche, auf dem Meere übermächtige Feinde aus¬
geschlossenen Deutschland" nicht mehr wie einst der Abhub, sondern die Tüch¬
tigsten, die Kapitalkräftigsten, die Zähesten, die Klügsten und die Geschicktesten
zuströmen werden. Sie werden, so rechnet man, froh sein, im freien, reichen,
mächtig aufstrebenden Amerika die vorteilhaftester Anlagegelegenheiten für ihre
vor dem Steuerhunger der alten Welt in Sicherheit gebrachten Vermögen, ein
weites Betätigüngsgebiet für ihre Arbeitskraft, ihre Geschicklichkeit, ihren Er¬
werbssinn zu finden. Und sie werden dadurch zu Streitern für die große
Friedensarmee der Arbeit werden, welche den Vereinigten Staaten von Amerika
den Weltmarkt erobern soll.
„Während", so führte Ende vergangenen Jahres bei einem Klubfrühstück
erster New Yorker Geschäftsleute ein großer Bankherr aus. „man uns in Europa
mit der Vorbereitung kleinlicher Gesetzesmaßnahmen für die Abwehr der nach
dem Kriege zu erwartenden Einwanderung beschäftigt glaubt, müssen wir uns
für den providentiellen Augenblick des Friedensschlusses in aller Stille durch
organisatorische Maßnahmen rüsten, welche es uns ermöglichen, ohne jedwede
Schädigung der nationalen Arbeit auch die stärkste Hochflut potenter und tüch¬
tigster Einwanderung in unser Wirtschaftsleben einströmen zu lassen. Wir
müssen in der Lage sein, jedem, der zu uns kommt, alsbald einen ihm zu¬
sagenden Platz anzuweisen, auf dem er unseren Interessen dient, indem er für
seine eigenen wirkt. Dann wird es zu einer starken neuen Quelle unserer wirt¬
schaftlichen, kommerziellen, industriellen und technischen Kraft werden, wenn
Europa im Vertrauen auf unsere engherzige Ängstlichkeit von einer energischen
Abbindung der aufgeschlagenen Adern absieht, aus denen das beste Blut, das
ihm geblieben, in unseren Wirtschaftsorganismus Hineinfließen wird. Wir ver-
mögen die europäische Einwanderung aber nur zu verdauen, wenn wir den
Augenblick nutzen, um jene großen Unternehmungen anzupacken, durch welche
ein wahrhafter Weltmarkt für amerikanische Produkte geschaffen werden kann.
Zu diesen Unternehmungen rechne ich in erster Reihe die Erschließung des
chinesischen Absatzgebietes, wo eine friedliebende, fleißige und zähe Bevölkerung,
die acht- oder neunmal so groß als die von ganz Südamerika ist. amerikanisches
Kapital und amerikanische Tatkraft freundlich einläd zur Teilnahme an einem
Werke, das unserer stolzen Nation würdig ist".
Liest man Blätter wie „l'ne Kations on8ins88" und andere Publikationen,
1o erkennt man. wieviel Überlegung die verschiedenen Handelsvereinigungen einer
den Außenhandel stützenden großzügigen Gesetzgebung widmen. Die neuen
Bankgesetze enthalten Bestimmungen zur Förderung des Außenhandels. Das
neue Schiffskaufgesetz der Regierung hatte dieses Ziel direkt im Auge. Die
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