Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Gallieni die jüngst bekanntlich in seinem Kriegsrat in Paris zutage traten, auch aus Eine Äußerung Gallienis nur möchte ich wörtlich anführen, weil sie aufs Erlauben Sie mir hinzuzufügen, daß meiner Ansicht nach Ihre Regierung Aus diesen Äußerungen Gallienis geht in. E. zweierlei hervor. Zunächst Aus dem zweiten Teil seiner Äußerungen geht ferner deutlich hervor, daß Gallieni die jüngst bekanntlich in seinem Kriegsrat in Paris zutage traten, auch aus Eine Äußerung Gallienis nur möchte ich wörtlich anführen, weil sie aufs Erlauben Sie mir hinzuzufügen, daß meiner Ansicht nach Ihre Regierung Aus diesen Äußerungen Gallienis geht in. E. zweierlei hervor. Zunächst Aus dem zweiten Teil seiner Äußerungen geht ferner deutlich hervor, daß <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0202" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329870"/> <fw type="header" place="top"> Gallieni</fw><lb/> <p xml:id="ID_625" prev="#ID_624"> die jüngst bekanntlich in seinem Kriegsrat in Paris zutage traten, auch aus<lb/> seinen Briefen an mich deutlich herauszulesen sind. Er stand der englischen<lb/> Kolonialpolitik entschieden weniger sympathisch gegenüber wie der deutschen, die<lb/> er mit freundlichem Interesse verfolgte.</p><lb/> <p xml:id="ID_626"> Eine Äußerung Gallienis nur möchte ich wörtlich anführen, weil sie aufs<lb/> militärisch-politische Gebiet herüberspielt und nach verschiedenen Seiten Schlüsse<lb/> auf die politischen Anschauungen des gegenwärtigen französischen Kriegsministers<lb/> zuläßt. Der betreffende Brief stammt vom März 1904, aus der Zeit des<lb/> großen Aufstandes in Südwest. Er schreibt darin: „Ich verfolge meinerseits<lb/> mit Aufmerksamkeit die Fortschritte der deutschen Kolonialentwicklung. Die sehr<lb/> eingehenden Artikel des Militär-Wochenblatts' halten mich auf dem Laufenden,<lb/> was die Ereignisse im Damaralande und die verschiedenen Zufälle des Herero¬<lb/> aufstandes betrifft. Ich sehe mit Vergnügen, daß dieser Aufstand zu Ende zu<lb/> sein scheint und dies wegen der Geschicklichkeit und der Entscheidungskraft, mit<lb/> welcher die militärischen und politischen Maßregeln getroffen worden sind, und<lb/> auch dank der schönen Eigenschaften des deutschen Soldaten, der von Anfang<lb/> der Operationen an soviel Mut und Ausdauer gezeigt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_627"> Erlauben Sie mir hinzuzufügen, daß meiner Ansicht nach Ihre Regierung<lb/> gut täte, sobald als möglich eine Kolonialarmee zu schaffen. Diese, durch sorg¬<lb/> fältig rekrutierte europäische Formationen eingefaßt, müßte aus zahlreichen<lb/> Eingeborenentruppen bestehen, welche allein fähig sind, lange einem tropischen<lb/> Klima zu widerstehen und ihre Rassegenossen mit Erfolg zu bekämpfen." Es<lb/> folgen dann Einzelheiten, die hier außer Betracht bleiben können.</p><lb/> <p xml:id="ID_628"> Aus diesen Äußerungen Gallienis geht in. E. zweierlei hervor. Zunächst<lb/> kann man aus ihnen unzweifelhaft freundliche Gesinnungen gegenüber Deutsch¬<lb/> land herauslesen. Dies bestätigen mir gelegentliche Äußerungen in anderen<lb/> Briefen, die die Vorteile eines kolonialen Zusammengehens mit uns andeuten.<lb/> Aber auch, wenn man die beifälligen Äußerungen über die Beendigung des<lb/> Hereroaufstandes, über unsere militärisch-politische Energie und die Tüchtigkeit<lb/> des deutschen Soldaten als französische Höflichkeiten einschätzt, so bleibt doch die<lb/> Tatsache bestehen, daß Gallieni (was er später auch direkt äußerte), keinen Sinn<lb/> für die englische Politik hatte, die die Aufständischen in Südwest als kriegsführende<lb/> Macht anerkannte und auf Umwegen begünstigte, statt im Interesse einer<lb/> kolonialpolitischen Gemeinbürgschaft der Europäer und im nachbarlichen Interesse<lb/> eine rasche Niederwerfung des Aufstands zu wünschen. Für Gallieni als<lb/> ehrlichen Kolonialmann war der Krieg in Südwest eben selbstverständlich ein<lb/> Emgeborenenaufstand und nichts anderes.</p><lb/> <p xml:id="ID_629"> Aus dem zweiten Teil seiner Äußerungen geht ferner deutlich hervor, daß<lb/> ein Kampf zwischen Franzosen und Deutschen in Afrika außerhalb feiner<lb/> Gedanken lag, denn sonst würde er uns nicht die Schaffung einer Kolonialarmee<lb/> empfohlen haben. Hätten wir diese Kolonialarmee gehabt, so wäre wohl<lb/> manches anders gekommen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0202]
Gallieni
die jüngst bekanntlich in seinem Kriegsrat in Paris zutage traten, auch aus
seinen Briefen an mich deutlich herauszulesen sind. Er stand der englischen
Kolonialpolitik entschieden weniger sympathisch gegenüber wie der deutschen, die
er mit freundlichem Interesse verfolgte.
Eine Äußerung Gallienis nur möchte ich wörtlich anführen, weil sie aufs
militärisch-politische Gebiet herüberspielt und nach verschiedenen Seiten Schlüsse
auf die politischen Anschauungen des gegenwärtigen französischen Kriegsministers
zuläßt. Der betreffende Brief stammt vom März 1904, aus der Zeit des
großen Aufstandes in Südwest. Er schreibt darin: „Ich verfolge meinerseits
mit Aufmerksamkeit die Fortschritte der deutschen Kolonialentwicklung. Die sehr
eingehenden Artikel des Militär-Wochenblatts' halten mich auf dem Laufenden,
was die Ereignisse im Damaralande und die verschiedenen Zufälle des Herero¬
aufstandes betrifft. Ich sehe mit Vergnügen, daß dieser Aufstand zu Ende zu
sein scheint und dies wegen der Geschicklichkeit und der Entscheidungskraft, mit
welcher die militärischen und politischen Maßregeln getroffen worden sind, und
auch dank der schönen Eigenschaften des deutschen Soldaten, der von Anfang
der Operationen an soviel Mut und Ausdauer gezeigt hat.
Erlauben Sie mir hinzuzufügen, daß meiner Ansicht nach Ihre Regierung
gut täte, sobald als möglich eine Kolonialarmee zu schaffen. Diese, durch sorg¬
fältig rekrutierte europäische Formationen eingefaßt, müßte aus zahlreichen
Eingeborenentruppen bestehen, welche allein fähig sind, lange einem tropischen
Klima zu widerstehen und ihre Rassegenossen mit Erfolg zu bekämpfen." Es
folgen dann Einzelheiten, die hier außer Betracht bleiben können.
Aus diesen Äußerungen Gallienis geht in. E. zweierlei hervor. Zunächst
kann man aus ihnen unzweifelhaft freundliche Gesinnungen gegenüber Deutsch¬
land herauslesen. Dies bestätigen mir gelegentliche Äußerungen in anderen
Briefen, die die Vorteile eines kolonialen Zusammengehens mit uns andeuten.
Aber auch, wenn man die beifälligen Äußerungen über die Beendigung des
Hereroaufstandes, über unsere militärisch-politische Energie und die Tüchtigkeit
des deutschen Soldaten als französische Höflichkeiten einschätzt, so bleibt doch die
Tatsache bestehen, daß Gallieni (was er später auch direkt äußerte), keinen Sinn
für die englische Politik hatte, die die Aufständischen in Südwest als kriegsführende
Macht anerkannte und auf Umwegen begünstigte, statt im Interesse einer
kolonialpolitischen Gemeinbürgschaft der Europäer und im nachbarlichen Interesse
eine rasche Niederwerfung des Aufstands zu wünschen. Für Gallieni als
ehrlichen Kolonialmann war der Krieg in Südwest eben selbstverständlich ein
Emgeborenenaufstand und nichts anderes.
Aus dem zweiten Teil seiner Äußerungen geht ferner deutlich hervor, daß
ein Kampf zwischen Franzosen und Deutschen in Afrika außerhalb feiner
Gedanken lag, denn sonst würde er uns nicht die Schaffung einer Kolonialarmee
empfohlen haben. Hätten wir diese Kolonialarmee gehabt, so wäre wohl
manches anders gekommen.
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