Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Aus "Lmcmuel Gcibels Schulerzeit

Nachmittag
[Beginn Spaltensatz] Die Sonne streut ins klare Meer
Ihr funkelnd Gold hinein,
Und blitzt und blinkt darüber her
Mit wunderbarem Schein.
Die Flut ist still, die Flut ist grün,
Man schauet fast den Grund,
Wo heilge Blumensterne blühn
Und Stauden seltsam bunt, [Spaltenumbruch] Wo brennend rot in feuchter Pracht
Korallenriffe stehn,
Und um die Zeit der Mitternacht
Der Nixen Lieder wehn.
Ich schau hinunter wie betört,
Mein Blick ist festgebannt;
Das macht der Klang, den ich gehört
In stiller Nacht am Strand. [Ende Spaltensatz]

Sturm
[Beginn Spaltensatz] DaS Meer ist wild, die Stürme sind los,
Die Wogen bäumen sich auf,
Die Tiefe wirbelt aus ihrem Schoß
Ihre düsteren Wunder herauf. [Spaltenumbruch] Es hängt die schwarze Wolkennacht
Bis tief in die Fluten hinein,
Die Wetter blitzen, der Donner kracht^
Die Möven schrillen darein. [Ende Spaltensatz] Das tost und rauscht und schäumt und brüllt
Und sprudelt himmelwärts --
Und ist doch lange nicht so wild
Als wie mein wildes Herz.

6.

SonnenUntergang
[Beginn Spaltensatz] Ruhig leuchtend senkt die Sonne
Sich am blauen Himmelsbogen,
Abendgoldner Strahlenregen
Strömet nieder in die Wogen.
Aber endlich, dunkler glühend,
Naht sie sich dem Flutenrande,
Und es lodern Meer und Himmel
Wie verklärt im Purpurbrande. [Spaltenumbruch] Jedes Wölkchen schwimmt als Flamme
In den weiten Opfergluten,
Jede Welle blüht als Rose
Aus dein dunklen Reich der Fluten.
Glocken klingen, Feierglocken,
Von bersunknen Wunderstädten --
Laß uns horchen, süßes Liebchen,
Laß bewundern uns -- und beten I [Ende Spaltensatz]

Frühlingsabend
Dämmerung

Gaedertz, daselbst S. 136.

Gaedertz, E. G., S. 137, Überschrift
"Dämmerluft."

".

ahrwohl
[Beginn Spaltensatz] Fahrwohl, du heimischer Strand,
Du trauliche Matter, die mich gebar,
Meiner Jugend blühendes Land,
Fahrwohl, fahrewohl auf immerdar.
In der Ferne so trüb und feucht,
Unter herbstlichen Nebelschauern,
Wo dein Odem mich nimmer erreicht,
Muß ich einsam trauern. [Spaltenumbruch] Fahrwohl, fahrewohl, mein Kind,
Und wir dürfen nun nimmer beisammen sein,
Die Segel schwellet der Wind,
Fahrwohl, fahrewohl, und gedenke mein l
Wo kein jubelnder Lenz mich bewegt,
Wo nicht Blumen, nicht Früchte mich laben,
Wo kein Herz, wo kein Herz mir schlägt,
Wird man mich begraben. Lebewohl I Grüße allel
E. G.[Ende Spaltensatz]

Aus «Lmcmuel Gcibels Schulerzeit

Nachmittag
[Beginn Spaltensatz] Die Sonne streut ins klare Meer
Ihr funkelnd Gold hinein,
Und blitzt und blinkt darüber her
Mit wunderbarem Schein.
Die Flut ist still, die Flut ist grün,
Man schauet fast den Grund,
Wo heilge Blumensterne blühn
Und Stauden seltsam bunt, [Spaltenumbruch] Wo brennend rot in feuchter Pracht
Korallenriffe stehn,
Und um die Zeit der Mitternacht
Der Nixen Lieder wehn.
Ich schau hinunter wie betört,
Mein Blick ist festgebannt;
Das macht der Klang, den ich gehört
In stiller Nacht am Strand. [Ende Spaltensatz]

Sturm
[Beginn Spaltensatz] DaS Meer ist wild, die Stürme sind los,
Die Wogen bäumen sich auf,
Die Tiefe wirbelt aus ihrem Schoß
Ihre düsteren Wunder herauf. [Spaltenumbruch] Es hängt die schwarze Wolkennacht
Bis tief in die Fluten hinein,
Die Wetter blitzen, der Donner kracht^
Die Möven schrillen darein. [Ende Spaltensatz] Das tost und rauscht und schäumt und brüllt
Und sprudelt himmelwärts —
Und ist doch lange nicht so wild
Als wie mein wildes Herz.

6.

SonnenUntergang
[Beginn Spaltensatz] Ruhig leuchtend senkt die Sonne
Sich am blauen Himmelsbogen,
Abendgoldner Strahlenregen
Strömet nieder in die Wogen.
Aber endlich, dunkler glühend,
Naht sie sich dem Flutenrande,
Und es lodern Meer und Himmel
Wie verklärt im Purpurbrande. [Spaltenumbruch] Jedes Wölkchen schwimmt als Flamme
In den weiten Opfergluten,
Jede Welle blüht als Rose
Aus dein dunklen Reich der Fluten.
Glocken klingen, Feierglocken,
Von bersunknen Wunderstädten —
Laß uns horchen, süßes Liebchen,
Laß bewundern uns — und beten I [Ende Spaltensatz]

Frühlingsabend
Dämmerung

Gaedertz, daselbst S. 136.

Gaedertz, E. G., S. 137, Überschrift
„Dämmerluft."

».

ahrwohl
[Beginn Spaltensatz] Fahrwohl, du heimischer Strand,
Du trauliche Matter, die mich gebar,
Meiner Jugend blühendes Land,
Fahrwohl, fahrewohl auf immerdar.
In der Ferne so trüb und feucht,
Unter herbstlichen Nebelschauern,
Wo dein Odem mich nimmer erreicht,
Muß ich einsam trauern. [Spaltenumbruch] Fahrwohl, fahrewohl, mein Kind,
Und wir dürfen nun nimmer beisammen sein,
Die Segel schwellet der Wind,
Fahrwohl, fahrewohl, und gedenke mein l
Wo kein jubelnder Lenz mich bewegt,
Wo nicht Blumen, nicht Früchte mich laben,
Wo kein Herz, wo kein Herz mir schlägt,
Wird man mich begraben. Lebewohl I Grüße allel
E. G.[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0098" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/324507"/>
          <fw type="header" place="top"> Aus «Lmcmuel Gcibels Schulerzeit</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_303"/><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_11" type="poem">
            <head> Nachmittag</head>
            <l><cb type="start"/>
Die Sonne streut ins klare Meer<lb/>
Ihr funkelnd Gold hinein,<lb/>
Und blitzt und blinkt darüber her<lb/>
Mit wunderbarem Schein.<lb/>
Die Flut ist still, die Flut ist grün,<lb/>
Man schauet fast den Grund,<lb/>
Wo heilge Blumensterne blühn<lb/>
Und Stauden seltsam bunt, <cb/>
Wo brennend rot in feuchter Pracht<lb/>
Korallenriffe stehn,<lb/>
Und um die Zeit der Mitternacht<lb/>
Der Nixen Lieder wehn.<lb/>
Ich schau hinunter wie betört,<lb/>
Mein Blick ist festgebannt;<lb/>
Das macht der Klang, den ich gehört<lb/>
In stiller Nacht am Strand. <cb type="end"/>
</l>
          </lg><lb/>
          <p xml:id="ID_304"/><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_12" type="poem">
            <head> Sturm</head>
            <l><cb type="start"/>
DaS Meer ist wild, die Stürme sind los,<lb/>
Die Wogen bäumen sich auf,<lb/>
Die Tiefe wirbelt aus ihrem Schoß<lb/>
Ihre düsteren Wunder herauf. <cb/>
Es hängt die schwarze Wolkennacht<lb/>
Bis tief in die Fluten hinein,<lb/>
Die Wetter blitzen, der Donner kracht^<lb/>
Die Möven schrillen darein. <cb type="end"/>
Das tost und rauscht und schäumt und brüllt<lb/>
Und sprudelt himmelwärts &#x2014;<lb/>
Und ist doch lange nicht so wild<lb/>
Als wie mein wildes Herz. </l>
          </lg><lb/>
          <p xml:id="ID_305"> 6.</p><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_13" type="poem">
            <head> SonnenUntergang</head>
            <l><cb type="start"/>
Ruhig leuchtend senkt die Sonne<lb/>
Sich am blauen Himmelsbogen,<lb/>
Abendgoldner Strahlenregen<lb/>
Strömet nieder in die Wogen.<lb/>
Aber endlich, dunkler glühend,<lb/>
Naht sie sich dem Flutenrande,<lb/>
Und es lodern Meer und Himmel<lb/>
Wie verklärt im Purpurbrande. <cb/>
Jedes Wölkchen schwimmt als Flamme<lb/>
In den weiten Opfergluten,<lb/>
Jede Welle blüht als Rose<lb/>
Aus dein dunklen Reich der Fluten.<lb/>
Glocken klingen, Feierglocken,<lb/>
Von bersunknen Wunderstädten &#x2014;<lb/>
Laß uns horchen, süßes Liebchen,<lb/>
Laß bewundern uns &#x2014; und beten I <cb type="end"/>
</l>
          </lg><lb/>
          <p xml:id="ID_306"/><lb/>
          <p xml:id="ID_307"/><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_14" type="poem">
            <head> Frühlingsabend</head>
            <l> </l>
          </lg><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_15" type="poem">
            <head> Dämmerung</head>
            <l> </l>
          </lg><lb/>
          <p xml:id="ID_308"> Gaedertz, daselbst S. 136.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_309"> Gaedertz,  E. G.,  S. 137, Überschrift<lb/>
&#x201E;Dämmerluft."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_310"> ».</p><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_16" type="poem">
            <head> ahrwohl</head>
            <l><cb type="start"/>
Fahrwohl, du heimischer Strand,<lb/>
Du trauliche Matter, die mich gebar,<lb/>
Meiner Jugend blühendes Land,<lb/>
Fahrwohl, fahrewohl auf immerdar.<lb/>
In der Ferne so trüb und feucht,<lb/>
Unter herbstlichen Nebelschauern,<lb/>
Wo dein Odem mich nimmer erreicht,<lb/>
Muß ich einsam trauern. <cb/>
Fahrwohl, fahrewohl, mein Kind,<lb/>
Und wir dürfen nun nimmer beisammen sein,<lb/>
Die Segel schwellet der Wind,<lb/>
Fahrwohl, fahrewohl, und gedenke mein l<lb/>
Wo kein jubelnder Lenz mich bewegt,<lb/>
Wo nicht Blumen, nicht Früchte mich laben,<lb/>
Wo kein Herz, wo kein Herz mir schlägt,<lb/>
Wird man mich begraben. Lebewohl I Grüße allel<lb/><note type="bibl"> E. G.</note><cb type="end"/>
</l>
          </lg><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0098] Aus «Lmcmuel Gcibels Schulerzeit Nachmittag Die Sonne streut ins klare Meer Ihr funkelnd Gold hinein, Und blitzt und blinkt darüber her Mit wunderbarem Schein. Die Flut ist still, die Flut ist grün, Man schauet fast den Grund, Wo heilge Blumensterne blühn Und Stauden seltsam bunt, Wo brennend rot in feuchter Pracht Korallenriffe stehn, Und um die Zeit der Mitternacht Der Nixen Lieder wehn. Ich schau hinunter wie betört, Mein Blick ist festgebannt; Das macht der Klang, den ich gehört In stiller Nacht am Strand. Sturm DaS Meer ist wild, die Stürme sind los, Die Wogen bäumen sich auf, Die Tiefe wirbelt aus ihrem Schoß Ihre düsteren Wunder herauf. Es hängt die schwarze Wolkennacht Bis tief in die Fluten hinein, Die Wetter blitzen, der Donner kracht^ Die Möven schrillen darein. Das tost und rauscht und schäumt und brüllt Und sprudelt himmelwärts — Und ist doch lange nicht so wild Als wie mein wildes Herz. 6. SonnenUntergang Ruhig leuchtend senkt die Sonne Sich am blauen Himmelsbogen, Abendgoldner Strahlenregen Strömet nieder in die Wogen. Aber endlich, dunkler glühend, Naht sie sich dem Flutenrande, Und es lodern Meer und Himmel Wie verklärt im Purpurbrande. Jedes Wölkchen schwimmt als Flamme In den weiten Opfergluten, Jede Welle blüht als Rose Aus dein dunklen Reich der Fluten. Glocken klingen, Feierglocken, Von bersunknen Wunderstädten — Laß uns horchen, süßes Liebchen, Laß bewundern uns — und beten I Frühlingsabend Dämmerung Gaedertz, daselbst S. 136. Gaedertz, E. G., S. 137, Überschrift „Dämmerluft." ». ahrwohl Fahrwohl, du heimischer Strand, Du trauliche Matter, die mich gebar, Meiner Jugend blühendes Land, Fahrwohl, fahrewohl auf immerdar. In der Ferne so trüb und feucht, Unter herbstlichen Nebelschauern, Wo dein Odem mich nimmer erreicht, Muß ich einsam trauern. Fahrwohl, fahrewohl, mein Kind, Und wir dürfen nun nimmer beisammen sein, Die Segel schwellet der Wind, Fahrwohl, fahrewohl, und gedenke mein l Wo kein jubelnder Lenz mich bewegt, Wo nicht Blumen, nicht Früchte mich laben, Wo kein Herz, wo kein Herz mir schlägt, Wird man mich begraben. Lebewohl I Grüße allel E. G.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/98
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/98>, abgerufen am 24.08.2024.