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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

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Aufgaben der Elektrotechnik im Kriege

Zink ein. Daraus folgt, daß die Verwendung von Zink für von Gleichstrom
durchflossene Leitungen weniger bedenklich erscheint als für Leitungen, die
Wechselstrom, besonders von hoher Frequenz, zu führen haben, für ruhende,
der Erwärmung weniger ausgesetzte Leitungen minder nachteilig, als sür be¬
wegte Leitungen, bei denen die Abkühlungsverhältnisse ungünstiger sind. Nach
den vorliegenden Berichten geht nämlich das Zink infolge der Erwärmung
allmählich in grobkristallinischen Zustand über. Wenn auch die Leitfähigkeit
darunter nicht leidet, so sinkt doch die Bruch- und Biegungsfestigkeit. Aus dem
Gesagten geht hervor, daß Zink z. B. für Gleichstrom-Sammelschienen inner¬
halb von Schaltanlagen und Verbindungsleitungen zwischen den Stromerzeugern
und den Schaltzellen ohne Nachteil verwendet werden kann, wenn die Räume
gut belüftet sind und bei längeren Schienen mit Rücksicht auf den großen
Ausdehnungskoeffizienten von Zink Dehnungsstücke vorgesehen werden.

Auch in Bleikabeln kann Zink ohne Nachteil das Kupfer ersetzen, wenn
die Verlegung und die Montage der Armaturen sachgemäß ausgeführt, die
Kabel nicht umgelegt und keinen Erschütterungen ausgesetzt werden. Die Be¬
lastung der Zinkkabel darf die Hälfte des vom V. D. E. für Kupferkabel
gleichen Leiterquerschnittes angegebenen Wertes des Höchststromes nicht über¬
schreiten. Wendepolwicklungen und Magnetwicklungen sind in der Regel unter
gewissen Vorbehalten durch Zinkwicklungen ersetzbar. Die Erfahrungen, die
während einer mehrmonatlichen Beobachtungszeit mit Motoren, welche voll¬
kommen mit Zink- statt Kupferwicklungen hergestellt waren, gesammelt wurden,
waren befriedigend.

Bei den Motoren wird mit einer Verringerung der Leistung und einer
Herabsetzung des Nutzeffektes zu rechnen sein, da die Erwärmung des Zinks
über die Temperaturen, die für die einzelnen Konstruktionsteile in den Normalien
des V. D. E. vorgeschrieben sind, nicht gesteigert werden darf und der Kon¬
struktionsraum eine Vergrößerung der Leiterquerschnitte auch meistens nicht
zuläßt. Bei Gleichstrommotoren wird der Nutzeffekt je nach Größe 5--20
geringer sein, die Leistung der Maschinentype wird 80--85 der normalen
betragen. Bei Transformatoren von etwa 50 KV/>. Leistung wird der Nutz¬
effekt schätzungsweise auf etwa 95 °/g sinken, die Leistung 95 °/g der normalen
betragen.

Für Eisen, welches lediglich in Form von Freileitungen als Ersatz für
Kupfer und Aluminium in Frage kommt, lassen sich die elektrischen Konstanten
nicht generell angeben. Die Leitfähigkeit ist je nach der chemischen Znsammen¬
setzung und dem Härtegrad für die verschiedenen im Handel befindlichen Sorten
verschieden und schwankt bei Belastung mit Gleichstrom zwischen 5 und 10
gegen 57 beim Kupfer. Da das Eisen nur verzinnt oder verzinkt Verwendung
findet, wird die Vorausbestimmung des Leitungswiderstandes noch weiter erschwert.
Sie hängt von der Art und Dicke des Überzuges ab. Infolge der magnetischen
Eigenschaften des Eisens hängt der spezifische Widerstand ferner von der Strom-

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Aufgaben der Elektrotechnik im Kriege

Zink ein. Daraus folgt, daß die Verwendung von Zink für von Gleichstrom
durchflossene Leitungen weniger bedenklich erscheint als für Leitungen, die
Wechselstrom, besonders von hoher Frequenz, zu führen haben, für ruhende,
der Erwärmung weniger ausgesetzte Leitungen minder nachteilig, als sür be¬
wegte Leitungen, bei denen die Abkühlungsverhältnisse ungünstiger sind. Nach
den vorliegenden Berichten geht nämlich das Zink infolge der Erwärmung
allmählich in grobkristallinischen Zustand über. Wenn auch die Leitfähigkeit
darunter nicht leidet, so sinkt doch die Bruch- und Biegungsfestigkeit. Aus dem
Gesagten geht hervor, daß Zink z. B. für Gleichstrom-Sammelschienen inner¬
halb von Schaltanlagen und Verbindungsleitungen zwischen den Stromerzeugern
und den Schaltzellen ohne Nachteil verwendet werden kann, wenn die Räume
gut belüftet sind und bei längeren Schienen mit Rücksicht auf den großen
Ausdehnungskoeffizienten von Zink Dehnungsstücke vorgesehen werden.

Auch in Bleikabeln kann Zink ohne Nachteil das Kupfer ersetzen, wenn
die Verlegung und die Montage der Armaturen sachgemäß ausgeführt, die
Kabel nicht umgelegt und keinen Erschütterungen ausgesetzt werden. Die Be¬
lastung der Zinkkabel darf die Hälfte des vom V. D. E. für Kupferkabel
gleichen Leiterquerschnittes angegebenen Wertes des Höchststromes nicht über¬
schreiten. Wendepolwicklungen und Magnetwicklungen sind in der Regel unter
gewissen Vorbehalten durch Zinkwicklungen ersetzbar. Die Erfahrungen, die
während einer mehrmonatlichen Beobachtungszeit mit Motoren, welche voll¬
kommen mit Zink- statt Kupferwicklungen hergestellt waren, gesammelt wurden,
waren befriedigend.

Bei den Motoren wird mit einer Verringerung der Leistung und einer
Herabsetzung des Nutzeffektes zu rechnen sein, da die Erwärmung des Zinks
über die Temperaturen, die für die einzelnen Konstruktionsteile in den Normalien
des V. D. E. vorgeschrieben sind, nicht gesteigert werden darf und der Kon¬
struktionsraum eine Vergrößerung der Leiterquerschnitte auch meistens nicht
zuläßt. Bei Gleichstrommotoren wird der Nutzeffekt je nach Größe 5—20
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effekt schätzungsweise auf etwa 95 °/g sinken, die Leistung 95 °/g der normalen
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Für Eisen, welches lediglich in Form von Freileitungen als Ersatz für
Kupfer und Aluminium in Frage kommt, lassen sich die elektrischen Konstanten
nicht generell angeben. Die Leitfähigkeit ist je nach der chemischen Znsammen¬
setzung und dem Härtegrad für die verschiedenen im Handel befindlichen Sorten
verschieden und schwankt bei Belastung mit Gleichstrom zwischen 5 und 10
gegen 57 beim Kupfer. Da das Eisen nur verzinnt oder verzinkt Verwendung
findet, wird die Vorausbestimmung des Leitungswiderstandes noch weiter erschwert.
Sie hängt von der Art und Dicke des Überzuges ab. Infolge der magnetischen
Eigenschaften des Eisens hängt der spezifische Widerstand ferner von der Strom-

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[0252] Aufgaben der Elektrotechnik im Kriege Zink ein. Daraus folgt, daß die Verwendung von Zink für von Gleichstrom durchflossene Leitungen weniger bedenklich erscheint als für Leitungen, die Wechselstrom, besonders von hoher Frequenz, zu führen haben, für ruhende, der Erwärmung weniger ausgesetzte Leitungen minder nachteilig, als sür be¬ wegte Leitungen, bei denen die Abkühlungsverhältnisse ungünstiger sind. Nach den vorliegenden Berichten geht nämlich das Zink infolge der Erwärmung allmählich in grobkristallinischen Zustand über. Wenn auch die Leitfähigkeit darunter nicht leidet, so sinkt doch die Bruch- und Biegungsfestigkeit. Aus dem Gesagten geht hervor, daß Zink z. B. für Gleichstrom-Sammelschienen inner¬ halb von Schaltanlagen und Verbindungsleitungen zwischen den Stromerzeugern und den Schaltzellen ohne Nachteil verwendet werden kann, wenn die Räume gut belüftet sind und bei längeren Schienen mit Rücksicht auf den großen Ausdehnungskoeffizienten von Zink Dehnungsstücke vorgesehen werden. Auch in Bleikabeln kann Zink ohne Nachteil das Kupfer ersetzen, wenn die Verlegung und die Montage der Armaturen sachgemäß ausgeführt, die Kabel nicht umgelegt und keinen Erschütterungen ausgesetzt werden. Die Be¬ lastung der Zinkkabel darf die Hälfte des vom V. D. E. für Kupferkabel gleichen Leiterquerschnittes angegebenen Wertes des Höchststromes nicht über¬ schreiten. Wendepolwicklungen und Magnetwicklungen sind in der Regel unter gewissen Vorbehalten durch Zinkwicklungen ersetzbar. Die Erfahrungen, die während einer mehrmonatlichen Beobachtungszeit mit Motoren, welche voll¬ kommen mit Zink- statt Kupferwicklungen hergestellt waren, gesammelt wurden, waren befriedigend. Bei den Motoren wird mit einer Verringerung der Leistung und einer Herabsetzung des Nutzeffektes zu rechnen sein, da die Erwärmung des Zinks über die Temperaturen, die für die einzelnen Konstruktionsteile in den Normalien des V. D. E. vorgeschrieben sind, nicht gesteigert werden darf und der Kon¬ struktionsraum eine Vergrößerung der Leiterquerschnitte auch meistens nicht zuläßt. Bei Gleichstrommotoren wird der Nutzeffekt je nach Größe 5—20 geringer sein, die Leistung der Maschinentype wird 80—85 der normalen betragen. Bei Transformatoren von etwa 50 KV/>. Leistung wird der Nutz¬ effekt schätzungsweise auf etwa 95 °/g sinken, die Leistung 95 °/g der normalen betragen. Für Eisen, welches lediglich in Form von Freileitungen als Ersatz für Kupfer und Aluminium in Frage kommt, lassen sich die elektrischen Konstanten nicht generell angeben. Die Leitfähigkeit ist je nach der chemischen Znsammen¬ setzung und dem Härtegrad für die verschiedenen im Handel befindlichen Sorten verschieden und schwankt bei Belastung mit Gleichstrom zwischen 5 und 10 gegen 57 beim Kupfer. Da das Eisen nur verzinnt oder verzinkt Verwendung findet, wird die Vorausbestimmung des Leitungswiderstandes noch weiter erschwert. Sie hängt von der Art und Dicke des Überzuges ab. Infolge der magnetischen Eigenschaften des Eisens hängt der spezifische Widerstand ferner von der Strom- M

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/252>, abgerufen am 22.07.2024.