Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.Der Weltkrieg und die Laao der Lohnarbeiterschaft in Europa richten vom Anfang November 1914 waren am 24, Oktober 1914 von den or¬ Auch im Hochgang der Entlohnung der drei nordischen Staaten zeigt sich In den übrigen neutralen Staaten zeigt sich ein ähnliches Bild. Nach einer Der Weltkrieg und die Laao der Lohnarbeiterschaft in Europa richten vom Anfang November 1914 waren am 24, Oktober 1914 von den or¬ Auch im Hochgang der Entlohnung der drei nordischen Staaten zeigt sich In den übrigen neutralen Staaten zeigt sich ein ähnliches Bild. Nach einer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0197" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/324610"/> <fw type="header" place="top"> Der Weltkrieg und die Laao der Lohnarbeiterschaft in Europa</fw><lb/> <p xml:id="ID_671" prev="#ID_670"> richten vom Anfang November 1914 waren am 24, Oktober 1914 von den or¬<lb/> ganisierten Arbeitern Dänemarks 12200 völlig arbeitslos, und 12300 arbeiteten<lb/> unter verkürzter Arbeitszeit. Am schlimmsten herrschte die Arbeitslosigkeit im Bau»<lb/> gewerbe und in den Hafenbetrieben. Dank der Bemühungen der Regierungen und<lb/> Kommunen der drei skandinavischen Reiche besserte sich die allgemeine Lage zusehends<lb/> und die militärischen Lieferungen für verschiedene der kriegführenden Staaten brachten<lb/> sogar für einen ganzen Teil der Arbeiterschaft und speziell für qualifizierte Arbeiter<lb/> bestimmter Branchen eine recht rege Beschäftigung. Die Arbeitslosenzählung in<lb/> Dänemark vom 29. Mai bis 10. Juni 1915 gab daher auch ein erfreuliches Bild.<lb/> Von den 135500 organisierten Arbeitern, auf welche sich die Zählung erstreckte,<lb/> waren nur 5400 oder 4 Prozent arbeitslos. Das ist aber der normale Stand,<lb/> wie er auch in den vergangenen Jahren um diese Zeit zu verzeichnen war.</p><lb/> <p xml:id="ID_672"> Auch im Hochgang der Entlohnung der drei nordischen Staaten zeigt sich<lb/> die günstige Entwicklung. So wurde beispielsweise nach Mitteilungen vom An¬<lb/> fang Januar 1915 in der schwedischen Schiffahrt der Lohn der Heizer und des<lb/> Deckpersonals durchschnittlich um 10 .Kronen für den Monat erhöht. Hierzu kommt<lb/> noch eine Kriegszulage von 20 bis 25 Kronen für die Reise auf der Nordsee und<lb/> 10 Kronen nach den deutschen Ostseehäfen und norwegischen Häfen. Auch die<lb/> Kriegsrisikoversicherung wurde entsprechend erhöht. Im Januar 1915 bekamen<lb/> die dänischen Seeleute eine Heuererhöhung von zehn Kronen für den Monat.<lb/> Entsprechend der Lohnsteigerung der Seeleute war diejenige der Hafenarbeiter.<lb/> So wurde beispielsweise im Mai 1915 der Stunden lohn der Hafenarbeiter in<lb/> Nyköbing (Dänemark) von 40 Öre auf 44 Öre erhöht und die meisten Akkord¬<lb/> sätze um 10 Prozent. Besonders gut war in Dänemark die Entlohnung in der<lb/> Eisen- und Schiffbauindustrie und im Sattlergewerbe, die an Kriegslieferungen<lb/> arbeiteten. ' Laut Mitteilungen vom April 1915 wurde der minimale Stunden¬<lb/> lohn der eben ausgelernten Sattler in Kopenhagen um fünf Ore von 48 auf<lb/> 53 Ore erhöht, auch erhielten die Akkordsätze eine Steigerung von 14 Pro¬<lb/> zent. Ähnliche Lohnhochgänge wurden aus der Eisen- und Metallindustrie be¬<lb/> richtet. Die allgemeine Lage der Arbeiterschaft in den drei nordischen Staaten<lb/> wurde vielfach durch Streikbewegungen beeinflußt. Besonders gilt dies von Nor¬<lb/> wegen. So legten beispielsweise im Hafen von Trondhjem am 10. März 1915<lb/> etwa 600 Hafenarbeiter wegen der Einstellung von unorganisierten Arbeitern die<lb/> Arbeit nieder- -</p><lb/> <p xml:id="ID_673" next="#ID_674"> In den übrigen neutralen Staaten zeigt sich ein ähnliches Bild. Nach einer<lb/> gewerkschaftlichen Erhebung hatten in Holland am 1> März 1915 die größte<lb/> Arbeitslosigkeit zu verzeichnen die Organisationen der Diamantarbeiter mit 75,1<lb/> Prozent, der Hafenarbeiter mit 36,3 Prozent, der Stukkateure mit 30,0 Prozent,<lb/> der Maler mit 29,0 Prozent und der Bauarbeiter mit 19,0 Prozent; demgegen¬<lb/> über stehen die Organisationen der Textilarbeiter mit 0,8 Prozent und der Land¬<lb/> arbeiter mit 0,7 Prozent. Nach den Erhebungen des Schweizerischen Gewerk¬<lb/> schaftsbundes waren von der organisierten Arbeiterschaft der Schweiz im Oktober<lb/> 1914 11964 Mitglieder ganz und 15769 teilweise arbeitslos — auf die Stadt<lb/> Zürich kamen allein etwa 2000 Arbeitslose. Die meisten Arbeitslosen — 6000 —<lb/> hatte der Uhrenarbeiterverbcmd; ihm reihten sich die Textilarbeiter mit 1742,<lb/> die Holzarbeiter mit 1031, die Metallarbeiter mit 1000 Arbeitslosen an; alle anderen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0197]
Der Weltkrieg und die Laao der Lohnarbeiterschaft in Europa
richten vom Anfang November 1914 waren am 24, Oktober 1914 von den or¬
ganisierten Arbeitern Dänemarks 12200 völlig arbeitslos, und 12300 arbeiteten
unter verkürzter Arbeitszeit. Am schlimmsten herrschte die Arbeitslosigkeit im Bau»
gewerbe und in den Hafenbetrieben. Dank der Bemühungen der Regierungen und
Kommunen der drei skandinavischen Reiche besserte sich die allgemeine Lage zusehends
und die militärischen Lieferungen für verschiedene der kriegführenden Staaten brachten
sogar für einen ganzen Teil der Arbeiterschaft und speziell für qualifizierte Arbeiter
bestimmter Branchen eine recht rege Beschäftigung. Die Arbeitslosenzählung in
Dänemark vom 29. Mai bis 10. Juni 1915 gab daher auch ein erfreuliches Bild.
Von den 135500 organisierten Arbeitern, auf welche sich die Zählung erstreckte,
waren nur 5400 oder 4 Prozent arbeitslos. Das ist aber der normale Stand,
wie er auch in den vergangenen Jahren um diese Zeit zu verzeichnen war.
Auch im Hochgang der Entlohnung der drei nordischen Staaten zeigt sich
die günstige Entwicklung. So wurde beispielsweise nach Mitteilungen vom An¬
fang Januar 1915 in der schwedischen Schiffahrt der Lohn der Heizer und des
Deckpersonals durchschnittlich um 10 .Kronen für den Monat erhöht. Hierzu kommt
noch eine Kriegszulage von 20 bis 25 Kronen für die Reise auf der Nordsee und
10 Kronen nach den deutschen Ostseehäfen und norwegischen Häfen. Auch die
Kriegsrisikoversicherung wurde entsprechend erhöht. Im Januar 1915 bekamen
die dänischen Seeleute eine Heuererhöhung von zehn Kronen für den Monat.
Entsprechend der Lohnsteigerung der Seeleute war diejenige der Hafenarbeiter.
So wurde beispielsweise im Mai 1915 der Stunden lohn der Hafenarbeiter in
Nyköbing (Dänemark) von 40 Öre auf 44 Öre erhöht und die meisten Akkord¬
sätze um 10 Prozent. Besonders gut war in Dänemark die Entlohnung in der
Eisen- und Schiffbauindustrie und im Sattlergewerbe, die an Kriegslieferungen
arbeiteten. ' Laut Mitteilungen vom April 1915 wurde der minimale Stunden¬
lohn der eben ausgelernten Sattler in Kopenhagen um fünf Ore von 48 auf
53 Ore erhöht, auch erhielten die Akkordsätze eine Steigerung von 14 Pro¬
zent. Ähnliche Lohnhochgänge wurden aus der Eisen- und Metallindustrie be¬
richtet. Die allgemeine Lage der Arbeiterschaft in den drei nordischen Staaten
wurde vielfach durch Streikbewegungen beeinflußt. Besonders gilt dies von Nor¬
wegen. So legten beispielsweise im Hafen von Trondhjem am 10. März 1915
etwa 600 Hafenarbeiter wegen der Einstellung von unorganisierten Arbeitern die
Arbeit nieder- -
In den übrigen neutralen Staaten zeigt sich ein ähnliches Bild. Nach einer
gewerkschaftlichen Erhebung hatten in Holland am 1> März 1915 die größte
Arbeitslosigkeit zu verzeichnen die Organisationen der Diamantarbeiter mit 75,1
Prozent, der Hafenarbeiter mit 36,3 Prozent, der Stukkateure mit 30,0 Prozent,
der Maler mit 29,0 Prozent und der Bauarbeiter mit 19,0 Prozent; demgegen¬
über stehen die Organisationen der Textilarbeiter mit 0,8 Prozent und der Land¬
arbeiter mit 0,7 Prozent. Nach den Erhebungen des Schweizerischen Gewerk¬
schaftsbundes waren von der organisierten Arbeiterschaft der Schweiz im Oktober
1914 11964 Mitglieder ganz und 15769 teilweise arbeitslos — auf die Stadt
Zürich kamen allein etwa 2000 Arbeitslose. Die meisten Arbeitslosen — 6000 —
hatte der Uhrenarbeiterverbcmd; ihm reihten sich die Textilarbeiter mit 1742,
die Holzarbeiter mit 1031, die Metallarbeiter mit 1000 Arbeitslosen an; alle anderen
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