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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

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^nmeumecrpoliiik in den Gzecinen

Verdeschen Inseln und den Azoren begrenzt, ein westliches von Neu-Fundland,
den Bermudas, Se. Thomas, Venezuela und dem mittelamerikanischen Festland.
Dieses zuletzt genannte Binnenmeer zerfällt wiederum in das mexikanische und
karaibische. Ein mittlerer Binnensee des nordatlantischen Beckens liegt dann
zwischen den Azoren und den Bermudas. Als große Begleiterscheinungen dieses
nordatlantischen Systems sehen wir im Norden die von Grönland bewerkstelligten
Teilungen des Eismeeres, das jedoch in der Gegenwart politisch noch ebenso¬
wenig zu bedeuten hat wie sein Gegenstück auf der südlichen Halbkugel.

Das südatlantische Becken ist in seiner unförmlichen Trichtergestalt nicht
reich an Organen. Das ist eine Eigentümlichkeit, die es mit den großen Welt¬
meeren der südlichen Erdhälfte gemein hat. Auch die Weitung nach Süden ist
eine Eigenschaft, in der das südatlantische System mit dem Indischen und dem
Stillen Ozean übereinstimmt. Bei allen dreien sind die Ausgänge nach Norden
verhältnismäßig schmal. Infolgedessen kommt ihr nördlicher Teil verkehrspolitisch
stärker in Betracht als ihr südlicher.

Der südatlantische Organismus umfaßt zunächst ein Seendreieck zwischen
den Verdischcn Inseln, dem brasilianischen Landvorsprung bei Pernambuco und
der afrikanischen Ausbuchtung der Guinea-Küste. Daran fügt sich südlich das
Meerstück vom Golf von Guinea bis zum Kap der Guten Hoffnung. Seine
recht unbestimmte Westgrenze besteht aus den Ascension-Jnseln und Se. Helena.
Der ungeheuere Nest ist zwischen der Linie Pernambuco--Ascension--Se. Helena
im Norden und der Strecke: Kap der Guten Hoffnung, Triften da Cunha, Süd-
Georgien, den Falklands-Inseln und Kap Horn ausgedehnt.

Der Verkehr um das Kap Horn aus dem Atlantischen nach dem Stillen
Ozean wird mit der Eröffnung des Panamakanals an Bedeutung einbüßen.
Das größte Weltmeer der Erde wird ebenfalls in eine nördliche und südliche
Hälfte zerlegt, und zwar durch die Linie, die über die Hawai-, Marschall-,
Karolinen- und Philippinen-Inseln nach Formosa läuft. Im nördlichen Teil
kommt das durch die Aleuten abgesplitterte Stück zwischen Alaska und Ost¬
sibirien wenig in Betracht. Daran hängt sich westlich ein von der sibirischen
Küste, der Halbinsel Kamtschatka, den Kurilen, der japanischen Inselgruppe und
Korea umrahmtes Binnenmeer, das durch Sachalin halbiert wird. Nach Süd¬
westen reiht sich daran das Gelbe Meer. Noch weiter nach Süden folgt das
fast kreisrunde und durch den indischen Archipel arg zerklüftete Becken zwischen
Jndo-China und Australien. Der große Nest des nördlichen Systems des
Stillen Ozeans ist eine einförmige, nicht weiter mit Zwischenfächern versehene
Mulde. Das südliche System dagegen hat sich reicher entfaltet. Gleich östlich
stößt an das Binnenmeer des indischen Archipels ein solches zwischen den
Philippinen, Neu-Guinea, den Bismarck-Inseln sowie den Marschall , Karolinen-,
Mariannen- und Patan-Inseln. Südlich davon liegt ein Seebecken zwischen
Neu-Guinea, Australien, Tasmanien, Neu-Seeland und Neu-Kaledonien. Es
wird durch den Vorsprung, der sich gegen die Buchiung von Queensland richtet,


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Verdeschen Inseln und den Azoren begrenzt, ein westliches von Neu-Fundland,
den Bermudas, Se. Thomas, Venezuela und dem mittelamerikanischen Festland.
Dieses zuletzt genannte Binnenmeer zerfällt wiederum in das mexikanische und
karaibische. Ein mittlerer Binnensee des nordatlantischen Beckens liegt dann
zwischen den Azoren und den Bermudas. Als große Begleiterscheinungen dieses
nordatlantischen Systems sehen wir im Norden die von Grönland bewerkstelligten
Teilungen des Eismeeres, das jedoch in der Gegenwart politisch noch ebenso¬
wenig zu bedeuten hat wie sein Gegenstück auf der südlichen Halbkugel.

Das südatlantische Becken ist in seiner unförmlichen Trichtergestalt nicht
reich an Organen. Das ist eine Eigentümlichkeit, die es mit den großen Welt¬
meeren der südlichen Erdhälfte gemein hat. Auch die Weitung nach Süden ist
eine Eigenschaft, in der das südatlantische System mit dem Indischen und dem
Stillen Ozean übereinstimmt. Bei allen dreien sind die Ausgänge nach Norden
verhältnismäßig schmal. Infolgedessen kommt ihr nördlicher Teil verkehrspolitisch
stärker in Betracht als ihr südlicher.

Der südatlantische Organismus umfaßt zunächst ein Seendreieck zwischen
den Verdischcn Inseln, dem brasilianischen Landvorsprung bei Pernambuco und
der afrikanischen Ausbuchtung der Guinea-Küste. Daran fügt sich südlich das
Meerstück vom Golf von Guinea bis zum Kap der Guten Hoffnung. Seine
recht unbestimmte Westgrenze besteht aus den Ascension-Jnseln und Se. Helena.
Der ungeheuere Nest ist zwischen der Linie Pernambuco—Ascension—Se. Helena
im Norden und der Strecke: Kap der Guten Hoffnung, Triften da Cunha, Süd-
Georgien, den Falklands-Inseln und Kap Horn ausgedehnt.

Der Verkehr um das Kap Horn aus dem Atlantischen nach dem Stillen
Ozean wird mit der Eröffnung des Panamakanals an Bedeutung einbüßen.
Das größte Weltmeer der Erde wird ebenfalls in eine nördliche und südliche
Hälfte zerlegt, und zwar durch die Linie, die über die Hawai-, Marschall-,
Karolinen- und Philippinen-Inseln nach Formosa läuft. Im nördlichen Teil
kommt das durch die Aleuten abgesplitterte Stück zwischen Alaska und Ost¬
sibirien wenig in Betracht. Daran hängt sich westlich ein von der sibirischen
Küste, der Halbinsel Kamtschatka, den Kurilen, der japanischen Inselgruppe und
Korea umrahmtes Binnenmeer, das durch Sachalin halbiert wird. Nach Süd¬
westen reiht sich daran das Gelbe Meer. Noch weiter nach Süden folgt das
fast kreisrunde und durch den indischen Archipel arg zerklüftete Becken zwischen
Jndo-China und Australien. Der große Nest des nördlichen Systems des
Stillen Ozeans ist eine einförmige, nicht weiter mit Zwischenfächern versehene
Mulde. Das südliche System dagegen hat sich reicher entfaltet. Gleich östlich
stößt an das Binnenmeer des indischen Archipels ein solches zwischen den
Philippinen, Neu-Guinea, den Bismarck-Inseln sowie den Marschall , Karolinen-,
Mariannen- und Patan-Inseln. Südlich davon liegt ein Seebecken zwischen
Neu-Guinea, Australien, Tasmanien, Neu-Seeland und Neu-Kaledonien. Es
wird durch den Vorsprung, der sich gegen die Buchiung von Queensland richtet,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/175>, abgerufen am 24.08.2024.