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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

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und dem osmanischen Reich sieht. -- An dieser Stelle sei auch gleich eine
andere Schrift desselben Verfassers erwähnt, die im Verlage von Puttkammer
u. Mühlbrecht in Berlin unter dem Titel: "Der Aufstieg des Islam" er¬
schienen ist, und in der Trietsch darauf hinweist, welche Vorteile in politischer,,
militärischer und vor allem wirtschaftlicher Hinsicht für die Zentralmächte aus
einer Stärkung der Türkei und aus ihrer Einbeziehung in den neuen mittel¬
europäischen Wirtschaftsbereich entstehen würden.

Im neunten, dem letzten bisher erschienen Hefte der Grotheschen Samm¬
lung behandelt Dr. Karl Dieterich: "Das Griechentum Kleinasiens." Nach
einem kurzen Rückblick auf die Kulturstellung der kleinasiatischen Griechen im
späten Altertum, ihre politische Machtstellung im Mittelalter und ihren Zu¬
sammenbruch im vierzehnten Jahrhundert schildert der Verfasser ihre wirtschaft¬
liche und geistige Wiedergeburt seit dem achtzehnten Jahrhundert und besonders
das griechische Schulwesen in der Gegenwart. --

Eine zweite Sammlung von Einzelschriften, über die Türkei und den
nahen Orient wird von dem bekannten Orientschriftsteller Dr. Ernst Jacks im
Verlage von Gustav Kiepenhauer in Weimar unter dem Titel "Deutsche
Orient-Bücherei" herausgegeben. Bekannte Schriftsteller und gute Kenner des
Orients haben ihre Mitarbeit an dieser Bücherei zur Verfügung gestellt. Bis
jetzt liegen fünf Bände der Sammlung vor: als erster Band erschien aus der
Fcdsr des bisherigen türkischen Botschafters in Berlin, Mahmud Mukhtar
Pascha: "Die Welt des Islam im Lichte des Koran und der Hadith". Der
aus dem Balkankriege rühmlichst bekannte General gibt dem Leser einen
interessanten Einblick in die Religion des Islams und macht ihn bekannt mit
den Lehren und dem Wesen des Korans und der Hadith. einer Sammlung
von Worten und Sprüchen des Propheten, die das von Gott dem Propheten
offenbarte Buch ergänzen oder erläutern. Der Verfasser stützt seine Aus¬
führungen durch eine geschickte und sorgfältige Auswahl von Stellen der
heiligen Bücher, die er im Wortlaut zitiert.

In dem zweiten Hefte gibt uns einer der Führer der jungtürkischen Be¬
wegung, der sich unter dem Pseudonym Tekin Alp verbirgt, eine Schilderung
von der geschichtlichen Entwicklung der türkisch-nationalen Bewegung, die ihren
Ausgang nahm vom Osmcmismus und Panislamismus und -- wie die
meisten großen nationalen Bewegungen eines Volkes -- ihren Hauptaufschwung
erfuhr in der Zeit der tiefsten Erniederung, der Zeit nach den Balkankriegen,
als die Schwächen der Türkei im Kampfe mit ihren europäischen Nachbarn
offen zutage getreten waren und sie den größten Teil ihres europäischen
Länderbesitzes gekostet hatten. Der Verfasser führt aus. wie diese neue Be¬
wegung zunächst die akademische Jugend ergriffen hat. wie Philosophie, Literatur
und Sprache wieder zu ihren nationalen Quellen zurück verfolgt und von dem
zahlreichen entbehrlichen Beiwerk fremden Einflusses gereinigt wurden, wie
diese Bewegung dann allmählich in der Negierung die Oberhand gewinnt und


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und dem osmanischen Reich sieht. — An dieser Stelle sei auch gleich eine
andere Schrift desselben Verfassers erwähnt, die im Verlage von Puttkammer
u. Mühlbrecht in Berlin unter dem Titel: „Der Aufstieg des Islam" er¬
schienen ist, und in der Trietsch darauf hinweist, welche Vorteile in politischer,,
militärischer und vor allem wirtschaftlicher Hinsicht für die Zentralmächte aus
einer Stärkung der Türkei und aus ihrer Einbeziehung in den neuen mittel¬
europäischen Wirtschaftsbereich entstehen würden.

Im neunten, dem letzten bisher erschienen Hefte der Grotheschen Samm¬
lung behandelt Dr. Karl Dieterich: „Das Griechentum Kleinasiens." Nach
einem kurzen Rückblick auf die Kulturstellung der kleinasiatischen Griechen im
späten Altertum, ihre politische Machtstellung im Mittelalter und ihren Zu¬
sammenbruch im vierzehnten Jahrhundert schildert der Verfasser ihre wirtschaft¬
liche und geistige Wiedergeburt seit dem achtzehnten Jahrhundert und besonders
das griechische Schulwesen in der Gegenwart. —

Eine zweite Sammlung von Einzelschriften, über die Türkei und den
nahen Orient wird von dem bekannten Orientschriftsteller Dr. Ernst Jacks im
Verlage von Gustav Kiepenhauer in Weimar unter dem Titel „Deutsche
Orient-Bücherei" herausgegeben. Bekannte Schriftsteller und gute Kenner des
Orients haben ihre Mitarbeit an dieser Bücherei zur Verfügung gestellt. Bis
jetzt liegen fünf Bände der Sammlung vor: als erster Band erschien aus der
Fcdsr des bisherigen türkischen Botschafters in Berlin, Mahmud Mukhtar
Pascha: „Die Welt des Islam im Lichte des Koran und der Hadith". Der
aus dem Balkankriege rühmlichst bekannte General gibt dem Leser einen
interessanten Einblick in die Religion des Islams und macht ihn bekannt mit
den Lehren und dem Wesen des Korans und der Hadith. einer Sammlung
von Worten und Sprüchen des Propheten, die das von Gott dem Propheten
offenbarte Buch ergänzen oder erläutern. Der Verfasser stützt seine Aus¬
führungen durch eine geschickte und sorgfältige Auswahl von Stellen der
heiligen Bücher, die er im Wortlaut zitiert.

In dem zweiten Hefte gibt uns einer der Führer der jungtürkischen Be¬
wegung, der sich unter dem Pseudonym Tekin Alp verbirgt, eine Schilderung
von der geschichtlichen Entwicklung der türkisch-nationalen Bewegung, die ihren
Ausgang nahm vom Osmcmismus und Panislamismus und — wie die
meisten großen nationalen Bewegungen eines Volkes — ihren Hauptaufschwung
erfuhr in der Zeit der tiefsten Erniederung, der Zeit nach den Balkankriegen,
als die Schwächen der Türkei im Kampfe mit ihren europäischen Nachbarn
offen zutage getreten waren und sie den größten Teil ihres europäischen
Länderbesitzes gekostet hatten. Der Verfasser führt aus. wie diese neue Be¬
wegung zunächst die akademische Jugend ergriffen hat. wie Philosophie, Literatur
und Sprache wieder zu ihren nationalen Quellen zurück verfolgt und von dem
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diese Bewegung dann allmählich in der Negierung die Oberhand gewinnt und


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[0162] Rriegsliteratur und dem osmanischen Reich sieht. — An dieser Stelle sei auch gleich eine andere Schrift desselben Verfassers erwähnt, die im Verlage von Puttkammer u. Mühlbrecht in Berlin unter dem Titel: „Der Aufstieg des Islam" er¬ schienen ist, und in der Trietsch darauf hinweist, welche Vorteile in politischer,, militärischer und vor allem wirtschaftlicher Hinsicht für die Zentralmächte aus einer Stärkung der Türkei und aus ihrer Einbeziehung in den neuen mittel¬ europäischen Wirtschaftsbereich entstehen würden. Im neunten, dem letzten bisher erschienen Hefte der Grotheschen Samm¬ lung behandelt Dr. Karl Dieterich: „Das Griechentum Kleinasiens." Nach einem kurzen Rückblick auf die Kulturstellung der kleinasiatischen Griechen im späten Altertum, ihre politische Machtstellung im Mittelalter und ihren Zu¬ sammenbruch im vierzehnten Jahrhundert schildert der Verfasser ihre wirtschaft¬ liche und geistige Wiedergeburt seit dem achtzehnten Jahrhundert und besonders das griechische Schulwesen in der Gegenwart. — Eine zweite Sammlung von Einzelschriften, über die Türkei und den nahen Orient wird von dem bekannten Orientschriftsteller Dr. Ernst Jacks im Verlage von Gustav Kiepenhauer in Weimar unter dem Titel „Deutsche Orient-Bücherei" herausgegeben. Bekannte Schriftsteller und gute Kenner des Orients haben ihre Mitarbeit an dieser Bücherei zur Verfügung gestellt. Bis jetzt liegen fünf Bände der Sammlung vor: als erster Band erschien aus der Fcdsr des bisherigen türkischen Botschafters in Berlin, Mahmud Mukhtar Pascha: „Die Welt des Islam im Lichte des Koran und der Hadith". Der aus dem Balkankriege rühmlichst bekannte General gibt dem Leser einen interessanten Einblick in die Religion des Islams und macht ihn bekannt mit den Lehren und dem Wesen des Korans und der Hadith. einer Sammlung von Worten und Sprüchen des Propheten, die das von Gott dem Propheten offenbarte Buch ergänzen oder erläutern. Der Verfasser stützt seine Aus¬ führungen durch eine geschickte und sorgfältige Auswahl von Stellen der heiligen Bücher, die er im Wortlaut zitiert. In dem zweiten Hefte gibt uns einer der Führer der jungtürkischen Be¬ wegung, der sich unter dem Pseudonym Tekin Alp verbirgt, eine Schilderung von der geschichtlichen Entwicklung der türkisch-nationalen Bewegung, die ihren Ausgang nahm vom Osmcmismus und Panislamismus und — wie die meisten großen nationalen Bewegungen eines Volkes — ihren Hauptaufschwung erfuhr in der Zeit der tiefsten Erniederung, der Zeit nach den Balkankriegen, als die Schwächen der Türkei im Kampfe mit ihren europäischen Nachbarn offen zutage getreten waren und sie den größten Teil ihres europäischen Länderbesitzes gekostet hatten. Der Verfasser führt aus. wie diese neue Be¬ wegung zunächst die akademische Jugend ergriffen hat. wie Philosophie, Literatur und Sprache wieder zu ihren nationalen Quellen zurück verfolgt und von dem zahlreichen entbehrlichen Beiwerk fremden Einflusses gereinigt wurden, wie diese Bewegung dann allmählich in der Negierung die Oberhand gewinnt und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/162>, abgerufen am 22.07.2024.