Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Freimaurer und der Weltkrieg

französischer Freimaurer im Gegensatz zu dem vollständig zum politischen Klub
herabgesunkenen GroßOrient gegründet war, in erträgliche Beziehungen zu
kommen. Die Mitglieder dieser neuen Großloge sind auch ehrlich bemüht
gewesen, in Gemeinschaft mit deutschen, namentlich elsässischen, Logen die beider¬
seitigen Beziehungen zu bessern. Die meisten "Friedensfreunde" gehören ihr an.
Einen nennenswerten Erfolg haben sie aber nicht gehabt, weil der älteste und
mächtigste Hauptteil der französischen Freimaurerei, eben jener Groß-Orient von
Frankreich, dem der größte Teil der politischen und militärischen Machthaber
angehört, geblieben ist, wie er war. Dieser immer radikaler werdende Gro߬
Orient schürte im geheimen durch seine Agenten den Volkshaß gegen Deutschland
und das Papsttum. Den unerbittlichen Kampf gegen das letztere machte er
besonders seit der erwähnten Enzyklika Leo's des Dreizehnter zu einer Haupi-
aufgabe seines Daseins.

Unter Anwendung jedes geeigneten Mittels dirigierte diese in Frankreich
so mächtige Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten ihre ergebensten Mitglieder
in alle maßgebenden Behörden und setzte durch sie auch im Jahre 1905 die
Trennung von Staat und Kirche durch. Zur Überwachung der politischen
Gesinnung von Offizieren richtete sie gegen Beginn des Jahrhunderts das zuni
öffentlichen Skandal gewordene System der politischen Spionage und des
Spitzeltums ein, das trotz seiner Prangerstellung vor zehn Jahren noch in
jüngster Zeit funktionierte. Dadurch sollten Personen herangezogen werden,
deren Ehrgeiz sie zu allem fähig machte. So wurde die politische Macht des
Groß-Orients von Jahr zu Jahr größer; denn jeder ehrgeizige Streber in
Frankreich, unter anderen der überwiegende Teil der Deputierten, ist Frei¬
maurer, und es hat seit 1870 kein Ministerium bestanden, dessen Mitglieder
nicht wenigstens zur Hälfte Freimaurer gewesen wären. Dem Groß-Orient
gehört der Präsident Poincarö und der Generalissimus Joffre an. Und alle
diese Freimaurerpolitiker haben im Verein mit anderen deutschfeindlichen Völkern
seit Jahren das Netz gesponnen, in dem sich Deutschland fangen und verbluten
sollte. So mußte die in den Logen gepflegte Revancheidee, auch gegen den
Willen des Volkes, früher oder später zum Kriege führen.

(Schluß folgt)




Die Freimaurer und der Weltkrieg

französischer Freimaurer im Gegensatz zu dem vollständig zum politischen Klub
herabgesunkenen GroßOrient gegründet war, in erträgliche Beziehungen zu
kommen. Die Mitglieder dieser neuen Großloge sind auch ehrlich bemüht
gewesen, in Gemeinschaft mit deutschen, namentlich elsässischen, Logen die beider¬
seitigen Beziehungen zu bessern. Die meisten „Friedensfreunde" gehören ihr an.
Einen nennenswerten Erfolg haben sie aber nicht gehabt, weil der älteste und
mächtigste Hauptteil der französischen Freimaurerei, eben jener Groß-Orient von
Frankreich, dem der größte Teil der politischen und militärischen Machthaber
angehört, geblieben ist, wie er war. Dieser immer radikaler werdende Gro߬
Orient schürte im geheimen durch seine Agenten den Volkshaß gegen Deutschland
und das Papsttum. Den unerbittlichen Kampf gegen das letztere machte er
besonders seit der erwähnten Enzyklika Leo's des Dreizehnter zu einer Haupi-
aufgabe seines Daseins.

Unter Anwendung jedes geeigneten Mittels dirigierte diese in Frankreich
so mächtige Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten ihre ergebensten Mitglieder
in alle maßgebenden Behörden und setzte durch sie auch im Jahre 1905 die
Trennung von Staat und Kirche durch. Zur Überwachung der politischen
Gesinnung von Offizieren richtete sie gegen Beginn des Jahrhunderts das zuni
öffentlichen Skandal gewordene System der politischen Spionage und des
Spitzeltums ein, das trotz seiner Prangerstellung vor zehn Jahren noch in
jüngster Zeit funktionierte. Dadurch sollten Personen herangezogen werden,
deren Ehrgeiz sie zu allem fähig machte. So wurde die politische Macht des
Groß-Orients von Jahr zu Jahr größer; denn jeder ehrgeizige Streber in
Frankreich, unter anderen der überwiegende Teil der Deputierten, ist Frei¬
maurer, und es hat seit 1870 kein Ministerium bestanden, dessen Mitglieder
nicht wenigstens zur Hälfte Freimaurer gewesen wären. Dem Groß-Orient
gehört der Präsident Poincarö und der Generalissimus Joffre an. Und alle
diese Freimaurerpolitiker haben im Verein mit anderen deutschfeindlichen Völkern
seit Jahren das Netz gesponnen, in dem sich Deutschland fangen und verbluten
sollte. So mußte die in den Logen gepflegte Revancheidee, auch gegen den
Willen des Volkes, früher oder später zum Kriege führen.

(Schluß folgt)




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0353" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/324326"/>
          <fw type="header" place="top"> Die Freimaurer und der Weltkrieg</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1073" prev="#ID_1072"> französischer Freimaurer im Gegensatz zu dem vollständig zum politischen Klub<lb/>
herabgesunkenen GroßOrient gegründet war, in erträgliche Beziehungen zu<lb/>
kommen. Die Mitglieder dieser neuen Großloge sind auch ehrlich bemüht<lb/>
gewesen, in Gemeinschaft mit deutschen, namentlich elsässischen, Logen die beider¬<lb/>
seitigen Beziehungen zu bessern. Die meisten &#x201E;Friedensfreunde" gehören ihr an.<lb/>
Einen nennenswerten Erfolg haben sie aber nicht gehabt, weil der älteste und<lb/>
mächtigste Hauptteil der französischen Freimaurerei, eben jener Groß-Orient von<lb/>
Frankreich, dem der größte Teil der politischen und militärischen Machthaber<lb/>
angehört, geblieben ist, wie er war. Dieser immer radikaler werdende Gro߬<lb/>
Orient schürte im geheimen durch seine Agenten den Volkshaß gegen Deutschland<lb/>
und das Papsttum. Den unerbittlichen Kampf gegen das letztere machte er<lb/>
besonders seit der erwähnten Enzyklika Leo's des Dreizehnter zu einer Haupi-<lb/>
aufgabe seines Daseins.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1074"> Unter Anwendung jedes geeigneten Mittels dirigierte diese in Frankreich<lb/>
so mächtige Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten ihre ergebensten Mitglieder<lb/>
in alle maßgebenden Behörden und setzte durch sie auch im Jahre 1905 die<lb/>
Trennung von Staat und Kirche durch. Zur Überwachung der politischen<lb/>
Gesinnung von Offizieren richtete sie gegen Beginn des Jahrhunderts das zuni<lb/>
öffentlichen Skandal gewordene System der politischen Spionage und des<lb/>
Spitzeltums ein, das trotz seiner Prangerstellung vor zehn Jahren noch in<lb/>
jüngster Zeit funktionierte. Dadurch sollten Personen herangezogen werden,<lb/>
deren Ehrgeiz sie zu allem fähig machte. So wurde die politische Macht des<lb/>
Groß-Orients von Jahr zu Jahr größer; denn jeder ehrgeizige Streber in<lb/>
Frankreich, unter anderen der überwiegende Teil der Deputierten, ist Frei¬<lb/>
maurer, und es hat seit 1870 kein Ministerium bestanden, dessen Mitglieder<lb/>
nicht wenigstens zur Hälfte Freimaurer gewesen wären. Dem Groß-Orient<lb/>
gehört der Präsident Poincarö und der Generalissimus Joffre an. Und alle<lb/>
diese Freimaurerpolitiker haben im Verein mit anderen deutschfeindlichen Völkern<lb/>
seit Jahren das Netz gesponnen, in dem sich Deutschland fangen und verbluten<lb/>
sollte. So mußte die in den Logen gepflegte Revancheidee, auch gegen den<lb/>
Willen des Volkes, früher oder später zum Kriege führen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1075"> (Schluß folgt)</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0353] Die Freimaurer und der Weltkrieg französischer Freimaurer im Gegensatz zu dem vollständig zum politischen Klub herabgesunkenen GroßOrient gegründet war, in erträgliche Beziehungen zu kommen. Die Mitglieder dieser neuen Großloge sind auch ehrlich bemüht gewesen, in Gemeinschaft mit deutschen, namentlich elsässischen, Logen die beider¬ seitigen Beziehungen zu bessern. Die meisten „Friedensfreunde" gehören ihr an. Einen nennenswerten Erfolg haben sie aber nicht gehabt, weil der älteste und mächtigste Hauptteil der französischen Freimaurerei, eben jener Groß-Orient von Frankreich, dem der größte Teil der politischen und militärischen Machthaber angehört, geblieben ist, wie er war. Dieser immer radikaler werdende Gro߬ Orient schürte im geheimen durch seine Agenten den Volkshaß gegen Deutschland und das Papsttum. Den unerbittlichen Kampf gegen das letztere machte er besonders seit der erwähnten Enzyklika Leo's des Dreizehnter zu einer Haupi- aufgabe seines Daseins. Unter Anwendung jedes geeigneten Mittels dirigierte diese in Frankreich so mächtige Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten ihre ergebensten Mitglieder in alle maßgebenden Behörden und setzte durch sie auch im Jahre 1905 die Trennung von Staat und Kirche durch. Zur Überwachung der politischen Gesinnung von Offizieren richtete sie gegen Beginn des Jahrhunderts das zuni öffentlichen Skandal gewordene System der politischen Spionage und des Spitzeltums ein, das trotz seiner Prangerstellung vor zehn Jahren noch in jüngster Zeit funktionierte. Dadurch sollten Personen herangezogen werden, deren Ehrgeiz sie zu allem fähig machte. So wurde die politische Macht des Groß-Orients von Jahr zu Jahr größer; denn jeder ehrgeizige Streber in Frankreich, unter anderen der überwiegende Teil der Deputierten, ist Frei¬ maurer, und es hat seit 1870 kein Ministerium bestanden, dessen Mitglieder nicht wenigstens zur Hälfte Freimaurer gewesen wären. Dem Groß-Orient gehört der Präsident Poincarö und der Generalissimus Joffre an. Und alle diese Freimaurerpolitiker haben im Verein mit anderen deutschfeindlichen Völkern seit Jahren das Netz gesponnen, in dem sich Deutschland fangen und verbluten sollte. So mußte die in den Logen gepflegte Revancheidee, auch gegen den Willen des Volkes, früher oder später zum Kriege führen. (Schluß folgt)

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323972
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323972/353
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323972/353>, abgerufen am 22.07.2024.