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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr.

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Charakterbild eines altrömischen Leibarztes

Person einschätzt, sondern verspricht, sie werde in gleicher Weise allen, die
sie um Hilfe anflehen, beistehen". So überflüssig die laute Verkündigung-
dieses Grundsatzes heute erscheinen mag, wo jeder Kranke, ob Freund oder
Feind, dieselbe sorgfältige Behandlung und dieselbe aufopfernde Pflege findet,
für das Altertum, wo rücksichtslose Vernichtung auch des verletzten und kampf¬
unfähigen Gegners erstes Gesetz war, bekundet gerade dieser Satz das starke
Humanitätsgefühl des Scribonius, der hier wohl einer Erinnerung an eigene
militärische Erlebnisse nachgibt.

Mit kriegerischem Auftakt hatten wir begonnen, mit kriegerischem Schluß-
akkord wollen wir enden. Hervorragende Eigenschaften des Kopfes und deK
Herzens, eiserner Fleiß, gründliche praktische Durchbildung, ehrliche Begeisterung
für seine Wissenschaft und feinen Beruf, ein warmes Mitgefühl und edle Sinnesart^
alle diese Tugenden fanden wir in diesem Feldarzte, dessen Andenken selbst in
den engeren Fachkreisen der Medizinhistoriker und Altphilologen fast gänzlich
erloschen ist, in bewunderungswürdiger Fülle vereint. So besteht kein Zweifel,
daß seine Persönlichkeit auch den heutigen Standesgenossen als leuchtendes Vor¬
bild dienen kann. Der Feldzug des Jahres 43. auf dem er in militärischer
Stellung seinen kaiserlichen Herrn begleitete, hatte als Ziel -- Britannien.
Das Ergebnis des schon vor Ende 44 beendeten Streifzuges, welches im
wesentlichen dem römischen Admiral Plautius verdankt wurde, war befriedigend
genug; es glückte dreierlei: die Zersplitterung der keltischen Stämme, die Blockade
und Besetzung der Küste, als Krönung des Erfolges sogar die Romanisierung
des Landes. Wer wollte bei der Erinnerung an diese geschichtlichen Vorgänge^
deren mittleres Endziel heute jeden vaterlandsliebenden Deutschen frohlocken
ließe, noch bestreiten, daß selbst in unserer eisernen Zeit ein Rückblick auf die
versunkene Welt des klassischen Altertums eine gewisse Genugtuung und den
aufrichtigen Wunsch gleichen Gelingens hervorzurufen imstande ist.






Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.




Nachdruck sämtlicher Aufsätze "ur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags gestattet.
Verantwortlich: der Herausgeber Georg Cleinow in Berlin-Lichterseide West. -- Manuslriptsendungen und
Briere werden erbeten unter der Adresse:
An den Herausgeber der Grenzboten in Berlin-Lichterfelde West, SternstraKe S".
Fernsprecher des Herausgeber": Amt Lichterselde 498, des Verlags und der Schriftleitung: Amt Lützow LSIO.
Verlag: Verlag der Grenzboten G. in, b. H, in Berlin SV II, Temp-thos-r Ufer 35s.
Druck: "Der R-ichsbote" G, in. b. H. in Berlin SV 11. Dessau" Straße 3V/37.
Charakterbild eines altrömischen Leibarztes

Person einschätzt, sondern verspricht, sie werde in gleicher Weise allen, die
sie um Hilfe anflehen, beistehen". So überflüssig die laute Verkündigung-
dieses Grundsatzes heute erscheinen mag, wo jeder Kranke, ob Freund oder
Feind, dieselbe sorgfältige Behandlung und dieselbe aufopfernde Pflege findet,
für das Altertum, wo rücksichtslose Vernichtung auch des verletzten und kampf¬
unfähigen Gegners erstes Gesetz war, bekundet gerade dieser Satz das starke
Humanitätsgefühl des Scribonius, der hier wohl einer Erinnerung an eigene
militärische Erlebnisse nachgibt.

Mit kriegerischem Auftakt hatten wir begonnen, mit kriegerischem Schluß-
akkord wollen wir enden. Hervorragende Eigenschaften des Kopfes und deK
Herzens, eiserner Fleiß, gründliche praktische Durchbildung, ehrliche Begeisterung
für seine Wissenschaft und feinen Beruf, ein warmes Mitgefühl und edle Sinnesart^
alle diese Tugenden fanden wir in diesem Feldarzte, dessen Andenken selbst in
den engeren Fachkreisen der Medizinhistoriker und Altphilologen fast gänzlich
erloschen ist, in bewunderungswürdiger Fülle vereint. So besteht kein Zweifel,
daß seine Persönlichkeit auch den heutigen Standesgenossen als leuchtendes Vor¬
bild dienen kann. Der Feldzug des Jahres 43. auf dem er in militärischer
Stellung seinen kaiserlichen Herrn begleitete, hatte als Ziel — Britannien.
Das Ergebnis des schon vor Ende 44 beendeten Streifzuges, welches im
wesentlichen dem römischen Admiral Plautius verdankt wurde, war befriedigend
genug; es glückte dreierlei: die Zersplitterung der keltischen Stämme, die Blockade
und Besetzung der Küste, als Krönung des Erfolges sogar die Romanisierung
des Landes. Wer wollte bei der Erinnerung an diese geschichtlichen Vorgänge^
deren mittleres Endziel heute jeden vaterlandsliebenden Deutschen frohlocken
ließe, noch bestreiten, daß selbst in unserer eisernen Zeit ein Rückblick auf die
versunkene Welt des klassischen Altertums eine gewisse Genugtuung und den
aufrichtigen Wunsch gleichen Gelingens hervorzurufen imstande ist.






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nicht verbürgt werden kann.




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Druck: „Der R-ichsbote" G, in. b. H. in Berlin SV 11. Dessau» Straße 3V/37.
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[0396] Charakterbild eines altrömischen Leibarztes Person einschätzt, sondern verspricht, sie werde in gleicher Weise allen, die sie um Hilfe anflehen, beistehen". So überflüssig die laute Verkündigung- dieses Grundsatzes heute erscheinen mag, wo jeder Kranke, ob Freund oder Feind, dieselbe sorgfältige Behandlung und dieselbe aufopfernde Pflege findet, für das Altertum, wo rücksichtslose Vernichtung auch des verletzten und kampf¬ unfähigen Gegners erstes Gesetz war, bekundet gerade dieser Satz das starke Humanitätsgefühl des Scribonius, der hier wohl einer Erinnerung an eigene militärische Erlebnisse nachgibt. Mit kriegerischem Auftakt hatten wir begonnen, mit kriegerischem Schluß- akkord wollen wir enden. Hervorragende Eigenschaften des Kopfes und deK Herzens, eiserner Fleiß, gründliche praktische Durchbildung, ehrliche Begeisterung für seine Wissenschaft und feinen Beruf, ein warmes Mitgefühl und edle Sinnesart^ alle diese Tugenden fanden wir in diesem Feldarzte, dessen Andenken selbst in den engeren Fachkreisen der Medizinhistoriker und Altphilologen fast gänzlich erloschen ist, in bewunderungswürdiger Fülle vereint. So besteht kein Zweifel, daß seine Persönlichkeit auch den heutigen Standesgenossen als leuchtendes Vor¬ bild dienen kann. Der Feldzug des Jahres 43. auf dem er in militärischer Stellung seinen kaiserlichen Herrn begleitete, hatte als Ziel — Britannien. Das Ergebnis des schon vor Ende 44 beendeten Streifzuges, welches im wesentlichen dem römischen Admiral Plautius verdankt wurde, war befriedigend genug; es glückte dreierlei: die Zersplitterung der keltischen Stämme, die Blockade und Besetzung der Küste, als Krönung des Erfolges sogar die Romanisierung des Landes. Wer wollte bei der Erinnerung an diese geschichtlichen Vorgänge^ deren mittleres Endziel heute jeden vaterlandsliebenden Deutschen frohlocken ließe, noch bestreiten, daß selbst in unserer eisernen Zeit ein Rückblick auf die versunkene Welt des klassischen Altertums eine gewisse Genugtuung und den aufrichtigen Wunsch gleichen Gelingens hervorzurufen imstande ist. Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung nicht verbürgt werden kann. Nachdruck sämtlicher Aufsätze »ur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags gestattet. Verantwortlich: der Herausgeber Georg Cleinow in Berlin-Lichterseide West. — Manuslriptsendungen und Briere werden erbeten unter der Adresse: An den Herausgeber der Grenzboten in Berlin-Lichterfelde West, SternstraKe S«. Fernsprecher des Herausgeber«: Amt Lichterselde 498, des Verlags und der Schriftleitung: Amt Lützow LSIO. Verlag: Verlag der Grenzboten G. in, b. H, in Berlin SV II, Temp-thos-r Ufer 35s. Druck: „Der R-ichsbote" G, in. b. H. in Berlin SV 11. Dessau» Straße 3V/37.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323538/396>, abgerufen am 22.07.2024.