Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr.Schwedische Politik im Lichte der einheimischen Kritik gewesen. Es ist vorgekommen, daß dort in großen Firmen angestellte Engländer Schwedische Politik im Lichte der einheimischen Kritik gewesen. Es ist vorgekommen, daß dort in großen Firmen angestellte Engländer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0359" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/323898"/> <fw type="header" place="top"> Schwedische Politik im Lichte der einheimischen Kritik</fw><lb/> <p xml:id="ID_1179" prev="#ID_1178"> gewesen. Es ist vorgekommen, daß dort in großen Firmen angestellte Engländer<lb/> die ganze Korrespondenz der Firma dem englischen Konsul in Abschriften über¬<lb/> geben haben. Diese Schriftstücke werden der englischen Regierung übersandt<lb/> und die betreffenden für Deutschland bestimmten Güter in englische Häfen<lb/> geladen. Zwei englische Handelsspione find bereits ausgewiesen worden. In<lb/> der letzten Zeit hat ein bei der englischen Gesandtschaft in Stockholm angestellter<lb/> „Handelsattachögehilfe" Mr. Phillpotts viel von sich reden gemacht. Eine<lb/> Gotenburger Zeitung hat eine große Anzahl von seinen geheimen Berichten in<lb/> Durchschlagkopien auf irgendeine Weise erhalten, und läßt jetzt, um das Aus¬<lb/> wärtige Amt zu erforderlichen Maßnahmen zu zwingen, diese in Facsimile ver¬<lb/> öffentlichen. Vor einer Woche erschien der erste Bericht und die Zeitung besitzt<lb/> noch achtzehn. Sie ist von der Regierung gebeten worden, den Angriff ein¬<lb/> zustellen, sie setzt ihn aber ruhig fort und vor einigen Tagen wurde Mr. Phillpotts<lb/> bei einem Besuch in Gotenburg auf offener Straße belästigt. Der Heraus¬<lb/> geber der Zeitung hat ihn der Polizei wegen Handelsspionage gemeldet und<lb/> der Engländer hat ihn wegen systematischer Verfolgung angeklagt. Die Unter¬<lb/> suchung der Polizei ist auf höheren Wunsch eingestellt worden und die Regierung<lb/> hat die Angelegenheit selbst in die Hand genommen. Die Anklagen der<lb/> betreffenden Zeitung gegen den Minister des Auswärtigen sind außerordentlich<lb/> scharf. Es wird ganz offen behauptet, die Gründe der Ententefreundlichkeit<lb/> und der Nachgiebigkeit des Ministers gegen England seien ausschließlich<lb/> ökonomischer und privater Natur. Es darf nicht vergessen werden, daß der<lb/> Minister einer der größten Finanzleute Skandinaviens ist und besonders mit<lb/> Frankreich und England intime ökonomische Beziehungen unterhalten hat.<lb/> Daraus erklärt sich auch die große Sympathie, die er in den linksstehenden<lb/> Parteien genießt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0359]
Schwedische Politik im Lichte der einheimischen Kritik
gewesen. Es ist vorgekommen, daß dort in großen Firmen angestellte Engländer
die ganze Korrespondenz der Firma dem englischen Konsul in Abschriften über¬
geben haben. Diese Schriftstücke werden der englischen Regierung übersandt
und die betreffenden für Deutschland bestimmten Güter in englische Häfen
geladen. Zwei englische Handelsspione find bereits ausgewiesen worden. In
der letzten Zeit hat ein bei der englischen Gesandtschaft in Stockholm angestellter
„Handelsattachögehilfe" Mr. Phillpotts viel von sich reden gemacht. Eine
Gotenburger Zeitung hat eine große Anzahl von seinen geheimen Berichten in
Durchschlagkopien auf irgendeine Weise erhalten, und läßt jetzt, um das Aus¬
wärtige Amt zu erforderlichen Maßnahmen zu zwingen, diese in Facsimile ver¬
öffentlichen. Vor einer Woche erschien der erste Bericht und die Zeitung besitzt
noch achtzehn. Sie ist von der Regierung gebeten worden, den Angriff ein¬
zustellen, sie setzt ihn aber ruhig fort und vor einigen Tagen wurde Mr. Phillpotts
bei einem Besuch in Gotenburg auf offener Straße belästigt. Der Heraus¬
geber der Zeitung hat ihn der Polizei wegen Handelsspionage gemeldet und
der Engländer hat ihn wegen systematischer Verfolgung angeklagt. Die Unter¬
suchung der Polizei ist auf höheren Wunsch eingestellt worden und die Regierung
hat die Angelegenheit selbst in die Hand genommen. Die Anklagen der
betreffenden Zeitung gegen den Minister des Auswärtigen sind außerordentlich
scharf. Es wird ganz offen behauptet, die Gründe der Ententefreundlichkeit
und der Nachgiebigkeit des Ministers gegen England seien ausschließlich
ökonomischer und privater Natur. Es darf nicht vergessen werden, daß der
Minister einer der größten Finanzleute Skandinaviens ist und besonders mit
Frankreich und England intime ökonomische Beziehungen unterhalten hat.
Daraus erklärt sich auch die große Sympathie, die er in den linksstehenden
Parteien genießt.
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