Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr.Die Polen und Rußland bürg jenes Fenster nach Europa öffnete, durch das europäische, deutsche Somit braucht sich auch niemand in Deutschland über die Taufe zu ärgern. Ich bitte daher meine Leser, sich durch die Anwendung des Wortes George Lleinow Die Polen und Rußland bürg jenes Fenster nach Europa öffnete, durch das europäische, deutsche Somit braucht sich auch niemand in Deutschland über die Taufe zu ärgern. Ich bitte daher meine Leser, sich durch die Anwendung des Wortes George Lleinow <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0078" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329306"/> <fw type="header" place="top"> Die Polen und Rußland</fw><lb/> <p xml:id="ID_188" prev="#ID_187"> bürg jenes Fenster nach Europa öffnete, durch das europäische, deutsche<lb/> Kultur in Rußland einströmte. Die Umlaufe der Newastadt in Petrograd<lb/> ist vielleicht eine der größten Torheiten, die die russische Regierung auf dem<lb/> Gebiet der inneren Politik seit Jahren begangen hat. Denn sie zeigt deutlich<lb/> den Russen im Innern, wie emsig die moskowitischen Halbasiaten in der<lb/> Negierung, welchem Volksstamme sie auch ethnographisch zuzurechnen sein mögen,<lb/> bemüht sind, das Fenster nach Europa zuzumauern und Rußland von der<lb/> westlichen Kultur abzusperren. Der gebildete Russe, der hier in Deutschland<lb/> aufgehalten worden ist. nennt die Reichshauptstadt weder Petersburg noch<lb/> Petrograd, sondern „Retrograd", und ich kann mir wohl denken, daß diese<lb/> Bezeichnung jetzt in Rußland selbst gang und gäbe ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_189"> Somit braucht sich auch niemand in Deutschland über die Taufe zu ärgern.<lb/> Der Name Petrograd wird allmählich zum Schlagwort, mit dem unsere<lb/> natürlichen Bundesgenossen im Innern Rußlands, eben die gebildeten Kreise<lb/> des russischen Volkes, das Volk gegen ihre eigene Regierung aufrufen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_190"> Ich bitte daher meine Leser, sich durch die Anwendung des Wortes<lb/> Petrograd nicht stören zu lassen und die Grenzboten gewähren zu lassen.</p><lb/> <note type="byline"> George Lleinow</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0078]
Die Polen und Rußland
bürg jenes Fenster nach Europa öffnete, durch das europäische, deutsche
Kultur in Rußland einströmte. Die Umlaufe der Newastadt in Petrograd
ist vielleicht eine der größten Torheiten, die die russische Regierung auf dem
Gebiet der inneren Politik seit Jahren begangen hat. Denn sie zeigt deutlich
den Russen im Innern, wie emsig die moskowitischen Halbasiaten in der
Negierung, welchem Volksstamme sie auch ethnographisch zuzurechnen sein mögen,
bemüht sind, das Fenster nach Europa zuzumauern und Rußland von der
westlichen Kultur abzusperren. Der gebildete Russe, der hier in Deutschland
aufgehalten worden ist. nennt die Reichshauptstadt weder Petersburg noch
Petrograd, sondern „Retrograd", und ich kann mir wohl denken, daß diese
Bezeichnung jetzt in Rußland selbst gang und gäbe ist.
Somit braucht sich auch niemand in Deutschland über die Taufe zu ärgern.
Der Name Petrograd wird allmählich zum Schlagwort, mit dem unsere
natürlichen Bundesgenossen im Innern Rußlands, eben die gebildeten Kreise
des russischen Volkes, das Volk gegen ihre eigene Regierung aufrufen werden.
Ich bitte daher meine Leser, sich durch die Anwendung des Wortes
Petrograd nicht stören zu lassen und die Grenzboten gewähren zu lassen.
George Lleinow
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