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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr.

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Zeitgemäße Lucher

Kultur der Gegenwart von M. Schwarte redigiert wurde, aber den Ertrag ein¬
gehender Spezialarbeiten einer ganzen Reihe von Autoren darstellt (Verlag von
B. G. Teubner. Leipzig 1913. Preis geheftet 24 Mark). Treffend bezeichnet
Schwarte das Kriegswesen als einen der markantesten Faktoren der Kultur der
Gegenwart, und daß die Kriegstechnik die Grundlage der Kriegskunst ist und daher
in erster Linie eine Darstellung erfordert, wenn das Kriegswesen dem Verständnis
näher gebracht werden soll, liegt auf der Hand. Wer aus irgendeinem Grunde
den 869 Seiten starken Band nicht durchlesen kann, wird ihn gern zum gelegent¬
lichen Nachschlagen benutzen. Die reichlichen Marginalien erleichtern das Zurecht¬
finden außerordentlich und die klare Darstellung führt den spröden Stoff dem
Geiste leicht zu. Die Technik des Kriegswesens wird zweifellos gleich den übrigen
Bänden des Hinnebergschen Sammelwerks ungeteilten Beifall finden.

Das andere abschließend zu erwähnende Buch ist die Arbeit des schwedischen
Professors Rudolf Kjellen über "Die Großmächte der Gegenwart", die
uns Dr. C. Koch in trefflicher deutscher Übersetzung vorlegt. (Verlag von B. G.
Teubner in Leipzig und Berlin 1914. Preis 2,40 Mark). Wer sich über die politische
Lage, wie sie bei Ausbruch des Krieges bestanden hat, großzügig orientieren und
damit ein vertieftes Verständnis für die kriegerischen Verwicklungen gewinnen will,
der nehme dies ausgezeichnete, mit Ernst und Fleiß verfaßte kleine Buch zur
Hand. Mit durchsichtiger Klarheit entwickelt der Verfasser die Physiognomien der
Großstaaten, wie sie sich vom geographischen, ethnischen, sozialen und verfassungs¬
rechtlichen Gesichtspunkt aus darstellen. Der Schluß, zu dem der Verfasser auf
Grund seiner Untersuchungen gelangt, steht heute mehr denn je zur Diskussion --
die föderative Staatenverbindung im größeren oder geringeren Umfang. Die
Prognose für Deutschland ist günstig: es erscheint dem Verfasser als Verwalter
des Erstgeburtsrechts Europas. Um den Weltherrscherberuf anzutreten,
braucht es nur die unermeßliche Kraftquelle auszunutzen, die heute
noch brachliegt, -- den Glauben an eine solche Mission.




Zeitgemäße Lucher

Kultur der Gegenwart von M. Schwarte redigiert wurde, aber den Ertrag ein¬
gehender Spezialarbeiten einer ganzen Reihe von Autoren darstellt (Verlag von
B. G. Teubner. Leipzig 1913. Preis geheftet 24 Mark). Treffend bezeichnet
Schwarte das Kriegswesen als einen der markantesten Faktoren der Kultur der
Gegenwart, und daß die Kriegstechnik die Grundlage der Kriegskunst ist und daher
in erster Linie eine Darstellung erfordert, wenn das Kriegswesen dem Verständnis
näher gebracht werden soll, liegt auf der Hand. Wer aus irgendeinem Grunde
den 869 Seiten starken Band nicht durchlesen kann, wird ihn gern zum gelegent¬
lichen Nachschlagen benutzen. Die reichlichen Marginalien erleichtern das Zurecht¬
finden außerordentlich und die klare Darstellung führt den spröden Stoff dem
Geiste leicht zu. Die Technik des Kriegswesens wird zweifellos gleich den übrigen
Bänden des Hinnebergschen Sammelwerks ungeteilten Beifall finden.

Das andere abschließend zu erwähnende Buch ist die Arbeit des schwedischen
Professors Rudolf Kjellen über „Die Großmächte der Gegenwart", die
uns Dr. C. Koch in trefflicher deutscher Übersetzung vorlegt. (Verlag von B. G.
Teubner in Leipzig und Berlin 1914. Preis 2,40 Mark). Wer sich über die politische
Lage, wie sie bei Ausbruch des Krieges bestanden hat, großzügig orientieren und
damit ein vertieftes Verständnis für die kriegerischen Verwicklungen gewinnen will,
der nehme dies ausgezeichnete, mit Ernst und Fleiß verfaßte kleine Buch zur
Hand. Mit durchsichtiger Klarheit entwickelt der Verfasser die Physiognomien der
Großstaaten, wie sie sich vom geographischen, ethnischen, sozialen und verfassungs¬
rechtlichen Gesichtspunkt aus darstellen. Der Schluß, zu dem der Verfasser auf
Grund seiner Untersuchungen gelangt, steht heute mehr denn je zur Diskussion —
die föderative Staatenverbindung im größeren oder geringeren Umfang. Die
Prognose für Deutschland ist günstig: es erscheint dem Verfasser als Verwalter
des Erstgeburtsrechts Europas. Um den Weltherrscherberuf anzutreten,
braucht es nur die unermeßliche Kraftquelle auszunutzen, die heute
noch brachliegt, — den Glauben an eine solche Mission.




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[0232] Zeitgemäße Lucher Kultur der Gegenwart von M. Schwarte redigiert wurde, aber den Ertrag ein¬ gehender Spezialarbeiten einer ganzen Reihe von Autoren darstellt (Verlag von B. G. Teubner. Leipzig 1913. Preis geheftet 24 Mark). Treffend bezeichnet Schwarte das Kriegswesen als einen der markantesten Faktoren der Kultur der Gegenwart, und daß die Kriegstechnik die Grundlage der Kriegskunst ist und daher in erster Linie eine Darstellung erfordert, wenn das Kriegswesen dem Verständnis näher gebracht werden soll, liegt auf der Hand. Wer aus irgendeinem Grunde den 869 Seiten starken Band nicht durchlesen kann, wird ihn gern zum gelegent¬ lichen Nachschlagen benutzen. Die reichlichen Marginalien erleichtern das Zurecht¬ finden außerordentlich und die klare Darstellung führt den spröden Stoff dem Geiste leicht zu. Die Technik des Kriegswesens wird zweifellos gleich den übrigen Bänden des Hinnebergschen Sammelwerks ungeteilten Beifall finden. Das andere abschließend zu erwähnende Buch ist die Arbeit des schwedischen Professors Rudolf Kjellen über „Die Großmächte der Gegenwart", die uns Dr. C. Koch in trefflicher deutscher Übersetzung vorlegt. (Verlag von B. G. Teubner in Leipzig und Berlin 1914. Preis 2,40 Mark). Wer sich über die politische Lage, wie sie bei Ausbruch des Krieges bestanden hat, großzügig orientieren und damit ein vertieftes Verständnis für die kriegerischen Verwicklungen gewinnen will, der nehme dies ausgezeichnete, mit Ernst und Fleiß verfaßte kleine Buch zur Hand. Mit durchsichtiger Klarheit entwickelt der Verfasser die Physiognomien der Großstaaten, wie sie sich vom geographischen, ethnischen, sozialen und verfassungs¬ rechtlichen Gesichtspunkt aus darstellen. Der Schluß, zu dem der Verfasser auf Grund seiner Untersuchungen gelangt, steht heute mehr denn je zur Diskussion — die föderative Staatenverbindung im größeren oder geringeren Umfang. Die Prognose für Deutschland ist günstig: es erscheint dem Verfasser als Verwalter des Erstgeburtsrechts Europas. Um den Weltherrscherberuf anzutreten, braucht es nur die unermeßliche Kraftquelle auszunutzen, die heute noch brachliegt, — den Glauben an eine solche Mission.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_329227/232>, abgerufen am 30.06.2024.