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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr.

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Englands Geldwesen im Kriege

In 1000 Pfund Sterling

Bank von England



Am Ende des August waren also Banknoten und Verbindlichkeiten der
Bank von England nur mit kaum einem Viertel durch Metall gedeckt.

Zudem war die gesamte Geschäftslage in England wenig erfreulich. Es
zeigte sich, daß der Handelskrieg, den England in gehässigster Form mit Zwangs¬
auflösung deutscher Bankniederlassungen, Zahlungs- und Ausfuhrverboten,
Patentraub usw. gegen Deutschland eröffnet hat, der englischen Geschäftswelt
selbst außerordentlich schadet. Deutschlands Vergeltungsmaßnahmen haben dazu
geholfen und, da die Organisation der Kredithilfe, welche bei uns in den
Reichsdarlehnskassen und den Kriegskreditbanken in vorbildlicher Weise wirksam
ist, in England noch heute fehlen, so ist die Kreditnot dort sehr groß. In
englischen Zeitungen findet man jetzt bei Erörterung der Wege, auf denen der
deutsche Handel an England gebracht werden könne, immer wieder den Hinweis
auf den Mangel einer ausreichenden Kreditgewährung, deren der englische
Kaufmann gerade jetzt so sehr bedürfe. Das Anfang August erlassene Moratorium
mußte bis zum 4. Oktober verlängert werden, doch war es auch dann noch nicht
möglich, in die Bahnen geregelten Zahlungsverkehrs einzulenken. Es ist neuerdings
mit geringen Abschwächungen bis zum 4. November abermals verlängert worden.

Inzwischen hat sich der Stand der Bank von England infolge der ständigen
Goldzufuhren, welche zum Teil aus den Vereinigten Staaten fließen, schrittweise
gebessert. Von 23,7 Prozent am 26. August hat sich die Metalldeckung für
Noten und Verbindlichkeiten auf 28,5 Prozent am 7. Oktober gehoben.

Zur Einlösung der Kassenscheine des Schatzamtes wurden anfangs keinerlei
Reserven geschaffen. Dieser gesamte Notenumlauf blieb vom 7. August bis
9. September auf die Bestände in der Bank von England, an deren Kassen
die Scheine in Gold zahlbar sein sollten, angewiesen. Erst am 9. September
wurden 3 Millionen Pfund Sterling in Gold als besondere Einlösungsreserve


Englands Geldwesen im Kriege

In 1000 Pfund Sterling

Bank von England



Am Ende des August waren also Banknoten und Verbindlichkeiten der
Bank von England nur mit kaum einem Viertel durch Metall gedeckt.

Zudem war die gesamte Geschäftslage in England wenig erfreulich. Es
zeigte sich, daß der Handelskrieg, den England in gehässigster Form mit Zwangs¬
auflösung deutscher Bankniederlassungen, Zahlungs- und Ausfuhrverboten,
Patentraub usw. gegen Deutschland eröffnet hat, der englischen Geschäftswelt
selbst außerordentlich schadet. Deutschlands Vergeltungsmaßnahmen haben dazu
geholfen und, da die Organisation der Kredithilfe, welche bei uns in den
Reichsdarlehnskassen und den Kriegskreditbanken in vorbildlicher Weise wirksam
ist, in England noch heute fehlen, so ist die Kreditnot dort sehr groß. In
englischen Zeitungen findet man jetzt bei Erörterung der Wege, auf denen der
deutsche Handel an England gebracht werden könne, immer wieder den Hinweis
auf den Mangel einer ausreichenden Kreditgewährung, deren der englische
Kaufmann gerade jetzt so sehr bedürfe. Das Anfang August erlassene Moratorium
mußte bis zum 4. Oktober verlängert werden, doch war es auch dann noch nicht
möglich, in die Bahnen geregelten Zahlungsverkehrs einzulenken. Es ist neuerdings
mit geringen Abschwächungen bis zum 4. November abermals verlängert worden.

Inzwischen hat sich der Stand der Bank von England infolge der ständigen
Goldzufuhren, welche zum Teil aus den Vereinigten Staaten fließen, schrittweise
gebessert. Von 23,7 Prozent am 26. August hat sich die Metalldeckung für
Noten und Verbindlichkeiten auf 28,5 Prozent am 7. Oktober gehoben.

Zur Einlösung der Kassenscheine des Schatzamtes wurden anfangs keinerlei
Reserven geschaffen. Dieser gesamte Notenumlauf blieb vom 7. August bis
9. September auf die Bestände in der Bank von England, an deren Kassen
die Scheine in Gold zahlbar sein sollten, angewiesen. Erst am 9. September
wurden 3 Millionen Pfund Sterling in Gold als besondere Einlösungsreserve


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[0146] Englands Geldwesen im Kriege In 1000 Pfund Sterling Bank von England Noten- und Verbindlich¬ keiten durch Metall gedeckt 1914 1913 « ^ c: Wechsel und Aus¬ leihungen guthaben Metall¬ bestand Noten¬ umlauf Z !^ öffentliche Private Am Ende des August waren also Banknoten und Verbindlichkeiten der Bank von England nur mit kaum einem Viertel durch Metall gedeckt. Zudem war die gesamte Geschäftslage in England wenig erfreulich. Es zeigte sich, daß der Handelskrieg, den England in gehässigster Form mit Zwangs¬ auflösung deutscher Bankniederlassungen, Zahlungs- und Ausfuhrverboten, Patentraub usw. gegen Deutschland eröffnet hat, der englischen Geschäftswelt selbst außerordentlich schadet. Deutschlands Vergeltungsmaßnahmen haben dazu geholfen und, da die Organisation der Kredithilfe, welche bei uns in den Reichsdarlehnskassen und den Kriegskreditbanken in vorbildlicher Weise wirksam ist, in England noch heute fehlen, so ist die Kreditnot dort sehr groß. In englischen Zeitungen findet man jetzt bei Erörterung der Wege, auf denen der deutsche Handel an England gebracht werden könne, immer wieder den Hinweis auf den Mangel einer ausreichenden Kreditgewährung, deren der englische Kaufmann gerade jetzt so sehr bedürfe. Das Anfang August erlassene Moratorium mußte bis zum 4. Oktober verlängert werden, doch war es auch dann noch nicht möglich, in die Bahnen geregelten Zahlungsverkehrs einzulenken. Es ist neuerdings mit geringen Abschwächungen bis zum 4. November abermals verlängert worden. Inzwischen hat sich der Stand der Bank von England infolge der ständigen Goldzufuhren, welche zum Teil aus den Vereinigten Staaten fließen, schrittweise gebessert. Von 23,7 Prozent am 26. August hat sich die Metalldeckung für Noten und Verbindlichkeiten auf 28,5 Prozent am 7. Oktober gehoben. Zur Einlösung der Kassenscheine des Schatzamtes wurden anfangs keinerlei Reserven geschaffen. Dieser gesamte Notenumlauf blieb vom 7. August bis 9. September auf die Bestände in der Bank von England, an deren Kassen die Scheine in Gold zahlbar sein sollten, angewiesen. Erst am 9. September wurden 3 Millionen Pfund Sterling in Gold als besondere Einlösungsreserve

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_329227/146>, abgerufen am 02.07.2024.