Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.Die Dominien des Pazifik und die britische Reichsverteidigung die Zustimmung der Arbeiterpartei fand und ohne Schwierigkeit in Gang gesetzt Sehr große Sorge machen jedoch den Regierungen der beiden Dominien, Durch die Neuorganisation ihrer Streitkräfte sind Australien und Neu¬ Anders verhält es sich bei etwa in Indien auftretenden Unruhen, falls zu Es ist daher zu erwarten, daß im Falle von ernsten Unruhen in Indien Die Dominien des Pazifik und die britische Reichsverteidigung die Zustimmung der Arbeiterpartei fand und ohne Schwierigkeit in Gang gesetzt Sehr große Sorge machen jedoch den Regierungen der beiden Dominien, Durch die Neuorganisation ihrer Streitkräfte sind Australien und Neu¬ Anders verhält es sich bei etwa in Indien auftretenden Unruhen, falls zu Es ist daher zu erwarten, daß im Falle von ernsten Unruhen in Indien <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0219" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328953"/> <fw type="header" place="top"> Die Dominien des Pazifik und die britische Reichsverteidigung</fw><lb/> <p xml:id="ID_724" prev="#ID_723"> die Zustimmung der Arbeiterpartei fand und ohne Schwierigkeit in Gang gesetzt<lb/> werden konnte, hatte die Regierung in Neuseeland anfangs mit großen Reibungen<lb/> zu kämpfen. Im Jahre 1912 waren rund achtundzwanzigtausendsiebenhundert<lb/> Milizsoldaten, Territorials genaniit. und sechsunddreißigtausendsiebenhundert<lb/> „Senior Cadets" in die Listen eingetragen. Dazu kommt noch ein schwacher<lb/> Stamm an regulären Truppen für die Ausbildung der Milizen und zur Be¬<lb/> dienung der Küstenartillerie.</p><lb/> <p xml:id="ID_725"> Sehr große Sorge machen jedoch den Regierungen der beiden Dominien,<lb/> vor allem dem Commonwealth, die von Jahr zu Jahr steigenden Ausgaben,<lb/> da seit Einführung der allgemeinen Wehrpflicht die Kosten in fortwährender<lb/> Aufwärtsbewegung begriffen sind. Ihr stetes Steigen wird durch die großen<lb/> Ausgaben für Bekleidung, Nemontiernng, Fabrikanlagen usw. veranlaßt,<lb/> die man nicht genügend in Rechnung gezogen hat. Sie betrugen im Common¬<lb/> wealth im Jahre 1910 und 1911 1585000. 1913 und 1914 bereits 3290000<lb/> Pfund und werden bei Wetterführung der Neuorganisation bald wohl auf<lb/> 5000000 Pfund anwachsen. Tie Bundesregierung wies daher in ihrem letzten<lb/> Jahresbericht darauf hin, daß die Ausgaben in Zukunft vermindert werden<lb/> müßten, was nicht zu der an und für sich geringen Schlagfertigkeit des Heeres<lb/> beitragen kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_726"> Durch die Neuorganisation ihrer Streitkräfte sind Australien und Neu¬<lb/> seeland ebenso wie die anderen Dominien den imperialistischen Wünschen sehr<lb/> entgegengekommen. Keine dieser Kolonien hat sich jedoch, gestützt auf die<lb/> Rechte der Selbstverwaltung, dazu herbeigelassen, eine materielle Unterstützung<lb/> des Mutierlandes im Falle eines Krieges desselben gegen eine europäische Macht<lb/> zu garantieren. Eine solche Unterstützung wäre vielleicht Seilers der Dominien<lb/> des pazifischen Ozeans auch zwecklos, da sie wahrscheinlich zu spät käme. Sollte<lb/> sie dennoch freiwillig eintreten, so würden die Miliztruppen dieser Dominien,<lb/> angesichts ihrer minderwertigen Ausbildung kaum gegen einen kontinentalen<lb/> Gegner verwandt werden und sie könnten lediglich zum mittelbaren Schutz des<lb/> Britischen Jnselreiches im Anschluß an die Territorialarmee dienen. Zwischen<lb/> der Regierung von Neuseeland und der des Mutterlandes haben Verhandlungen<lb/> in dieser Hinsicht stattgefunden und Neuseeland will ein freiwilliges Expeditions¬<lb/> korps von siebentausend bis achttausend Mann schaffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_727"> Anders verhält es sich bei etwa in Indien auftretenden Unruhen, falls zu<lb/> deren Unterdrückung die englisch-indische Armee nicht ausreicht. Schon bei<lb/> Ausbruch des Bmenkrieges, also vor der Neuorganisation der Miliztruppen,<lb/> entsandte Australien sechzehntausendsechshundertzweiunddreißig Mann und Neu¬<lb/> seeland sechstausenddreihundertdreiundvierzig Mann nach Südafrika. Allerdings<lb/> haben sich diese Truppen dort nicht bewährt und wurden angesichts ihrer un¬<lb/> genügenden Ausbildung hauptsächlich auf den rückwärtigen Verbindungen verwandt.</p><lb/> <p xml:id="ID_728" next="#ID_729"> Es ist daher zu erwarten, daß im Falle von ernsten Unruhen in Indien<lb/> oder bei Aufständen der den Weißen gegenüber numerisch weit überlegenen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0219]
Die Dominien des Pazifik und die britische Reichsverteidigung
die Zustimmung der Arbeiterpartei fand und ohne Schwierigkeit in Gang gesetzt
werden konnte, hatte die Regierung in Neuseeland anfangs mit großen Reibungen
zu kämpfen. Im Jahre 1912 waren rund achtundzwanzigtausendsiebenhundert
Milizsoldaten, Territorials genaniit. und sechsunddreißigtausendsiebenhundert
„Senior Cadets" in die Listen eingetragen. Dazu kommt noch ein schwacher
Stamm an regulären Truppen für die Ausbildung der Milizen und zur Be¬
dienung der Küstenartillerie.
Sehr große Sorge machen jedoch den Regierungen der beiden Dominien,
vor allem dem Commonwealth, die von Jahr zu Jahr steigenden Ausgaben,
da seit Einführung der allgemeinen Wehrpflicht die Kosten in fortwährender
Aufwärtsbewegung begriffen sind. Ihr stetes Steigen wird durch die großen
Ausgaben für Bekleidung, Nemontiernng, Fabrikanlagen usw. veranlaßt,
die man nicht genügend in Rechnung gezogen hat. Sie betrugen im Common¬
wealth im Jahre 1910 und 1911 1585000. 1913 und 1914 bereits 3290000
Pfund und werden bei Wetterführung der Neuorganisation bald wohl auf
5000000 Pfund anwachsen. Tie Bundesregierung wies daher in ihrem letzten
Jahresbericht darauf hin, daß die Ausgaben in Zukunft vermindert werden
müßten, was nicht zu der an und für sich geringen Schlagfertigkeit des Heeres
beitragen kann.
Durch die Neuorganisation ihrer Streitkräfte sind Australien und Neu¬
seeland ebenso wie die anderen Dominien den imperialistischen Wünschen sehr
entgegengekommen. Keine dieser Kolonien hat sich jedoch, gestützt auf die
Rechte der Selbstverwaltung, dazu herbeigelassen, eine materielle Unterstützung
des Mutierlandes im Falle eines Krieges desselben gegen eine europäische Macht
zu garantieren. Eine solche Unterstützung wäre vielleicht Seilers der Dominien
des pazifischen Ozeans auch zwecklos, da sie wahrscheinlich zu spät käme. Sollte
sie dennoch freiwillig eintreten, so würden die Miliztruppen dieser Dominien,
angesichts ihrer minderwertigen Ausbildung kaum gegen einen kontinentalen
Gegner verwandt werden und sie könnten lediglich zum mittelbaren Schutz des
Britischen Jnselreiches im Anschluß an die Territorialarmee dienen. Zwischen
der Regierung von Neuseeland und der des Mutterlandes haben Verhandlungen
in dieser Hinsicht stattgefunden und Neuseeland will ein freiwilliges Expeditions¬
korps von siebentausend bis achttausend Mann schaffen.
Anders verhält es sich bei etwa in Indien auftretenden Unruhen, falls zu
deren Unterdrückung die englisch-indische Armee nicht ausreicht. Schon bei
Ausbruch des Bmenkrieges, also vor der Neuorganisation der Miliztruppen,
entsandte Australien sechzehntausendsechshundertzweiunddreißig Mann und Neu¬
seeland sechstausenddreihundertdreiundvierzig Mann nach Südafrika. Allerdings
haben sich diese Truppen dort nicht bewährt und wurden angesichts ihrer un¬
genügenden Ausbildung hauptsächlich auf den rückwärtigen Verbindungen verwandt.
Es ist daher zu erwarten, daß im Falle von ernsten Unruhen in Indien
oder bei Aufständen der den Weißen gegenüber numerisch weit überlegenen
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