Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] müssen fünfundzwanzig Zeitungen, die mir el" existiert noch in Paris eine Anzahl kleinerer *) Der Direktor des Petit Journal ist seit kurzer Zeit der ehemalige Minister des Äußeren, Pichon. Pichon ist damit zu seinem ursprünglichen Fach, der Journalistik, zurück¬ gekehrt; in jungen Jahren war er Mit¬ arbeiter von Clömenceaus "Justice" und wandte sich erst später der diplomatischen Laufbahn zu. Grenzboten I 19143!)
Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] müssen fünfundzwanzig Zeitungen, die mir el» existiert noch in Paris eine Anzahl kleinerer *) Der Direktor des Petit Journal ist seit kurzer Zeit der ehemalige Minister des Äußeren, Pichon. Pichon ist damit zu seinem ursprünglichen Fach, der Journalistik, zurück¬ gekehrt; in jungen Jahren war er Mit¬ arbeiter von Clömenceaus „Justice" und wandte sich erst später der diplomatischen Laufbahn zu. Grenzboten I 19143!)
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Maßgebliches und Unmaßgebliches
müssen fünfundzwanzig Zeitungen, die mir el»
Scheindasein führen, ausgeschaltet werden.
Von den sämtlichen großen Pariser Morgen¬
blättern können höchstens sechs als geschäftlich
blühend bezeichnet werden. Die Bilanz des
Matin zeigte 1912 an Einnahmen 16260000
Franken, an Ausgaben 13760000 Franken, so
daß ein Reingewinn von 2,6 Millionen Franken
erzielt wurde. Der Reingewinn des Petit
Parisien erreichte sogar die Höhe von
3 342 000 Franken. Die Zahl der Redakteure
und ständigen Mitarbeiter belief sich beim
Matin auf rund ISO, beim Petit Parisien
auf 75. Hierbei sind jedoch die Provinz-
und Auslandskorrespondenten nicht mit¬
gerechnet. Im allgemeinen leidet die Ren¬
tabilität der Pariser Presse stark unter dem
Fehlen des festen Abonnements, wodurch sie
auf die Bahnen der Sensation gedrängt wird.
(Vgl.hierzu auch die letzteSensationshetze gegen
Caillaur,.) Was sodann den Nachrichtendienst an¬
langt, so stehen eigentlich nur der Matin, der
Petit Parisien und Petit Journal*') ziemlich un¬
abhängig da. Als sicherstes und bestinformiertes
Blatt gilt der Temps, der den meisten
Organen von Paris neben der Agence Hnvas
als Jusormativnsnuelle dient. Außerdem
existiert noch in Paris eine Anzahl kleinerer
Depeschenbureaus, wie z. B. Fournier, In¬
formation, Presse Nouvelle usw. — In welcher
Weise die Agence Havas das Jnseratgeschäft
mit dem Nachrichtengeschäft kombiniert hat,
wurde bereits in den Grenzboten an dieser
Stelle dargelegt. Es möge hier zur Er¬
gänzung hinzugefügt werden, daß der Matin
etwa 5 Millionen Franken für die Über¬
lassung des Inseratenteils als jährliche Pau¬
schalsumme von der Sociölö Gönörale des
Annonces bekommt. Der Figaro, dessen Auf¬
lage 1912 etwa 100 000 betrug, erhielt
2^2 Millionen Franken. Daß die versteckte
Reklame in der Pariser Presse eine wichtige
Rolle spielt, konnte man besonders deutlich
vor und während des letzten Balkankrieges
beobachten. Es ist ein offenes Geheimnis,
daß alle großen Pariser Blätter für eine
beschlossene Auslandsanleihe auch im redak¬
tionellen Teile Stimmung machen und hier¬
für besonders honoriert werden. — Ans
das Paris-Londoner Zeitungskartellverhältnis
zwischen Matin und Times wurde bereits
hingewiesen. In ähnlicher Weise tauscht das
nicht minder chauvinistische Echo de Paris
mit dem Daily Telegraph wichtige Nach¬
richten, sowie wirtschaftlich und politisch
wichtige Artikel auf drahtlichem Wege aus. —
Schließlich sei noch hervorgehoben, daß man
für die Gründung eines großen Pariser Tage¬
blattes modernsten Stiles etwa sechs Millionen
Franken als notwendig erachtet, wobei man
erst nach zwei bis drei Jahren auf eine
Rentabilität rechnet.
Dr. N. Hansen
*) Der Direktor des Petit Journal ist
seit kurzer Zeit der ehemalige Minister des
Äußeren, Pichon. Pichon ist damit zu seinem
ursprünglichen Fach, der Journalistik, zurück¬
gekehrt; in jungen Jahren war er Mit¬
arbeiter von Clömenceaus „Justice" und wandte
sich erst später der diplomatischen Laufbahn zu.
Grenzboten I 19143!)
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