Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.Vismarck und prokesch - Osten <Line Ehrenrettung Ludwig Schemann Von 2. Vom Bundestage In dem Menschenalter von der Begründung des Deutschen Bundes bis Das Jahr 1848 bereitete der ganzen Bundestagsherrlichkeit, zugleich aber Und als nun dementsprechend Preußen anfänglich auch die Gedanken der Vismarck und prokesch - Osten <Line Ehrenrettung Ludwig Schemann Von 2. Vom Bundestage In dem Menschenalter von der Begründung des Deutschen Bundes bis Das Jahr 1848 bereitete der ganzen Bundestagsherrlichkeit, zugleich aber Und als nun dementsprechend Preußen anfänglich auch die Gedanken der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0602" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328068"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341899_327465/figures/grenzboten_341899_327465_328068_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Vismarck und prokesch - Osten<lb/> <Line Ehrenrettung<lb/><note type="byline"> Ludwig Schemann</note> Von<lb/> 2. Vom Bundestage</head><lb/> <p xml:id="ID_2819"> In dem Menschenalter von der Begründung des Deutschen Bundes bis<lb/> zur Revolution von 1848 hatten Ruhe und Eintracht am Bundestage, dem<lb/> Surrogat eines Zentralorgans des damaligen politischen Deutschlands, nichts<lb/> zu wünschen gelassen. Insbesondere die beiden Großmächte, welche damals alle<lb/> Hände mit den eigenen Angelegenheiten gefüllt und ein gemeinsames Interesse<lb/> daran hatten, die Wirksamkeit des Bundes nicht über die engsten ihm gezogenen<lb/> Grenzen hinauswachsen zu lassen, verstanden sich durchweg vortrefflich: sie<lb/> räumten sich stillschweigend einander ein Veto ein, und keine von ihnen brachte<lb/> weder in der Bundesversammlung noch bei den kleineren deutschen Höfen ohne<lb/> Zustimmung der anderen irgend etwas ein. Österreich handhabte zwar unbe¬<lb/> stritten das Präsidium, ließ aber unter der Hand Preußen zu einer faktischen<lb/> Teilnahme an den Präsidialgeschäften zu, setzte es wenigstens von allem in<lb/> Kenntnis.</p><lb/> <p xml:id="ID_2820"> Das Jahr 1848 bereitete der ganzen Bundestagsherrlichkeit, zugleich aber<lb/> auch dem Einvernehmen der deutschen Großmächte ein jähes Ende. Die<lb/> deutsche Frage, welche plötzlich wieder beherrschend in den Vordergrund trat,<lb/> stellte diese als Nebenbuhler einander gegenüber. Es zeigte sich jetzt, welch einen<lb/> gewaltigen Vorsprung Preußen in den Jahrzehnten seit den Freiheitskriegen<lb/> vor dem Nachbar und Bundesgefährten gewonnen hatte: es hatte ersichtlich<lb/> nicht nur die geistige Führung in Deutschland an sich gerissen, sondern auch,<lb/> namentlich durch den Zollverein, praktisch einen mächtigen Schritt vorwärts in<lb/> der Richtung der deutschen Einheit getan, kurzum, zugkräftige Proben seines<lb/> deutschen Berufes abgelegt, während das Österreich Metternichs, ganz in seinen<lb/> Sonderinteressen aufgehend, als deutsche Macht jene Jahrzehnte einfach ver¬<lb/> schlafen hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_2821" next="#ID_2822"> Und als nun dementsprechend Preußen anfänglich auch die Gedanken der<lb/> neuen Zeit, selbst in ihrer revolutionären Ausprägung, nicht, wie Österreich,<lb/> u limmL ablehnte, sondern seinen eigenen deutschen Plänen anzupassen und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0602]
[Abbildung]
Vismarck und prokesch - Osten
<Line Ehrenrettung
Ludwig Schemann Von
2. Vom Bundestage
In dem Menschenalter von der Begründung des Deutschen Bundes bis
zur Revolution von 1848 hatten Ruhe und Eintracht am Bundestage, dem
Surrogat eines Zentralorgans des damaligen politischen Deutschlands, nichts
zu wünschen gelassen. Insbesondere die beiden Großmächte, welche damals alle
Hände mit den eigenen Angelegenheiten gefüllt und ein gemeinsames Interesse
daran hatten, die Wirksamkeit des Bundes nicht über die engsten ihm gezogenen
Grenzen hinauswachsen zu lassen, verstanden sich durchweg vortrefflich: sie
räumten sich stillschweigend einander ein Veto ein, und keine von ihnen brachte
weder in der Bundesversammlung noch bei den kleineren deutschen Höfen ohne
Zustimmung der anderen irgend etwas ein. Österreich handhabte zwar unbe¬
stritten das Präsidium, ließ aber unter der Hand Preußen zu einer faktischen
Teilnahme an den Präsidialgeschäften zu, setzte es wenigstens von allem in
Kenntnis.
Das Jahr 1848 bereitete der ganzen Bundestagsherrlichkeit, zugleich aber
auch dem Einvernehmen der deutschen Großmächte ein jähes Ende. Die
deutsche Frage, welche plötzlich wieder beherrschend in den Vordergrund trat,
stellte diese als Nebenbuhler einander gegenüber. Es zeigte sich jetzt, welch einen
gewaltigen Vorsprung Preußen in den Jahrzehnten seit den Freiheitskriegen
vor dem Nachbar und Bundesgefährten gewonnen hatte: es hatte ersichtlich
nicht nur die geistige Führung in Deutschland an sich gerissen, sondern auch,
namentlich durch den Zollverein, praktisch einen mächtigen Schritt vorwärts in
der Richtung der deutschen Einheit getan, kurzum, zugkräftige Proben seines
deutschen Berufes abgelegt, während das Österreich Metternichs, ganz in seinen
Sonderinteressen aufgehend, als deutsche Macht jene Jahrzehnte einfach ver¬
schlafen hatte.
Und als nun dementsprechend Preußen anfänglich auch die Gedanken der
neuen Zeit, selbst in ihrer revolutionären Ausprägung, nicht, wie Österreich,
u limmL ablehnte, sondern seinen eigenen deutschen Plänen anzupassen und
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