Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.Die Hexe von Mayen Schwein war gestohlen. Aber der Hund stürzte nach hinten, heulte wieder und Heilwig aber jubelte: "Junker, nun habe ich Euch und werde Euch niemals Der Herzog Hans Adolf von Plön saß im Rathaus zu Manen und hielt Der Graf von Rochefort, Oberst in der französischen Armee, saß ohne "Wißt Ihr, wo dieser Kujon sich aufhält?" fragte der Herzog und der ,Ma wi, non," erwiderte er dann, "ich muß gestehen, daß mich dieser Sein Blick streifte die hohe Gestalt des Laacher Abtes, den der Herzog Herr Placidus sah den Blick nicht, aber Hans Adolf drohte dem Franzosen "Mein Herr Graf, Ihr solltet Eure Klöster in Ruhe lassen!" "Unsere Klöster?" Der Graf machte große Augen. "Was jenseits Frank¬ "Aber Ihr seid doch katholisch und solltet Eure Glaubensgenossen schonen!" "Das würde zu weit gehen!" versicherte der Oberst lächelnd und klappte Die Hexe von Mayen Schwein war gestohlen. Aber der Hund stürzte nach hinten, heulte wieder und Heilwig aber jubelte: „Junker, nun habe ich Euch und werde Euch niemals Der Herzog Hans Adolf von Plön saß im Rathaus zu Manen und hielt Der Graf von Rochefort, Oberst in der französischen Armee, saß ohne „Wißt Ihr, wo dieser Kujon sich aufhält?" fragte der Herzog und der ,Ma wi, non," erwiderte er dann, „ich muß gestehen, daß mich dieser Sein Blick streifte die hohe Gestalt des Laacher Abtes, den der Herzog Herr Placidus sah den Blick nicht, aber Hans Adolf drohte dem Franzosen „Mein Herr Graf, Ihr solltet Eure Klöster in Ruhe lassen!" „Unsere Klöster?" Der Graf machte große Augen. „Was jenseits Frank¬ „Aber Ihr seid doch katholisch und solltet Eure Glaubensgenossen schonen!" „Das würde zu weit gehen!" versicherte der Oberst lächelnd und klappte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0566" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328032"/> <fw type="header" place="top"> Die Hexe von Mayen</fw><lb/> <p xml:id="ID_2628" prev="#ID_2627"> Schwein war gestohlen. Aber der Hund stürzte nach hinten, heulte wieder und<lb/> stieß ein Freudengebell aus. Es war ein feuchter Gang, in dem er verschwunden<lb/> war. Heilwig wußte hinter ihm herkriechen und stolperte über einige steinerne<lb/> Stufen. Dann kam ein größerer Raum, der sein Licht durch Mauerritzen erhielt.<lb/> Hier lag auf verfaultem Stroh eine menschliche Gestalt, die sich mühsam auf¬<lb/> richtete.</p><lb/> <p xml:id="ID_2629"> Heilwig aber jubelte: „Junker, nun habe ich Euch und werde Euch niemals<lb/> lassen!"</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_2630"> Der Herzog Hans Adolf von Plön saß im Rathaus zu Manen und hielt<lb/> Gericht über Gerechte und Ungerechte, obgleich beide nicht ganz leicht zu<lb/> unterscheiden waren. Wenigstens für den Nordländer nicht, der die rheinische<lb/> Sprache nicht immer verstand und auch nicht begreifen konnte, daß es nur ein<lb/> Mensch gewesen sein sollte, der die Stadt den Franzosen für Geld ausgeliefert<lb/> hatte. Es verhielt sich aber so. Aus Zetteln und Aussagen eines hohen fran¬<lb/> zösischen Offiziers, den der Herzog selbst gefangen genommen hatte, war zu<lb/> ersehen, daß Lambert Wendemut seine Stellung als Vertreter des Bürgermeisters<lb/> schnöde mißbraucht und die Franzosen herbeigerufen hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_2631"> Der Graf von Rochefort, Oberst in der französischen Armee, saß ohne<lb/> Degen neben dem Herzog und berichtete ihm von allem, das er wußte. Es<lb/> war ein gelassener, vornehmer Herr, der seine Gefangenschaft gleichmütig ertrug.<lb/> Er hoffte fest, bald ausgewechselt zu werden und inzwischen befand er sich unter<lb/> Kriegskameraden, die seinen stolzen Namen und sein ruhmreiches Vaterland zu<lb/> schätzen wußten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2632"> „Wißt Ihr, wo dieser Kujon sich aufhält?" fragte der Herzog und der<lb/> Gras nahm seine goldene Tabatiere aus der seidenen Weste, um sie dem Herzog<lb/> hinzuhalten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2633"> ,Ma wi, non," erwiderte er dann, „ich muß gestehen, daß mich dieser<lb/> Bursche nicht interessiert hat. Es war der Herzog von Tremouille, der sich die<lb/> Arbeit machte. 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Die Hexe von Mayen
Schwein war gestohlen. Aber der Hund stürzte nach hinten, heulte wieder und
stieß ein Freudengebell aus. Es war ein feuchter Gang, in dem er verschwunden
war. Heilwig wußte hinter ihm herkriechen und stolperte über einige steinerne
Stufen. Dann kam ein größerer Raum, der sein Licht durch Mauerritzen erhielt.
Hier lag auf verfaultem Stroh eine menschliche Gestalt, die sich mühsam auf¬
richtete.
Heilwig aber jubelte: „Junker, nun habe ich Euch und werde Euch niemals
lassen!"
Der Herzog Hans Adolf von Plön saß im Rathaus zu Manen und hielt
Gericht über Gerechte und Ungerechte, obgleich beide nicht ganz leicht zu
unterscheiden waren. Wenigstens für den Nordländer nicht, der die rheinische
Sprache nicht immer verstand und auch nicht begreifen konnte, daß es nur ein
Mensch gewesen sein sollte, der die Stadt den Franzosen für Geld ausgeliefert
hatte. Es verhielt sich aber so. Aus Zetteln und Aussagen eines hohen fran¬
zösischen Offiziers, den der Herzog selbst gefangen genommen hatte, war zu
ersehen, daß Lambert Wendemut seine Stellung als Vertreter des Bürgermeisters
schnöde mißbraucht und die Franzosen herbeigerufen hatte.
Der Graf von Rochefort, Oberst in der französischen Armee, saß ohne
Degen neben dem Herzog und berichtete ihm von allem, das er wußte. Es
war ein gelassener, vornehmer Herr, der seine Gefangenschaft gleichmütig ertrug.
Er hoffte fest, bald ausgewechselt zu werden und inzwischen befand er sich unter
Kriegskameraden, die seinen stolzen Namen und sein ruhmreiches Vaterland zu
schätzen wußten.
„Wißt Ihr, wo dieser Kujon sich aufhält?" fragte der Herzog und der
Gras nahm seine goldene Tabatiere aus der seidenen Weste, um sie dem Herzog
hinzuhalten.
,Ma wi, non," erwiderte er dann, „ich muß gestehen, daß mich dieser
Bursche nicht interessiert hat. Es war der Herzog von Tremouille, der sich die
Arbeit machte. Wir wollten ja noch ein wenig weitergehen!"
Sein Blick streifte die hohe Gestalt des Laacher Abtes, den der Herzog
hatte rufen lassen, um ihm mit Rat und Tat behilflich zu sein.
Herr Placidus sah den Blick nicht, aber Hans Adolf drohte dem Franzosen
verstohlen.
„Mein Herr Graf, Ihr solltet Eure Klöster in Ruhe lassen!"
„Unsere Klöster?" Der Graf machte große Augen. „Was jenseits Frank¬
reichs liegt, gehört uns leider nicht!"
„Aber Ihr seid doch katholisch und solltet Eure Glaubensgenossen schonen!"
„Das würde zu weit gehen!" versicherte der Oberst lächelnd und klappte
den Deckel seiner Dose wieder zu. Denn Hans Adolf hatte für den feinen
Spaniolentabak gedankt.
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