Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.Bismarck und Prokesch - Vstcn wandte Aristokraten des Geistes ihm bewundernd gehuldigt haben. So hat Ein anderes ist es um den Staatsmann. Hier hat das Andenken Prokeschs Für die Masse des Publikums war sein Wirken im Orient und in der Zunächst begann Prokesch selbst mit Hilfe seines treuen Sohnes posthum Bismarck und Prokesch - Vstcn wandte Aristokraten des Geistes ihm bewundernd gehuldigt haben. So hat Ein anderes ist es um den Staatsmann. Hier hat das Andenken Prokeschs Für die Masse des Publikums war sein Wirken im Orient und in der Zunächst begann Prokesch selbst mit Hilfe seines treuen Sohnes posthum <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0560" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328026"/> <fw type="header" place="top"> Bismarck und Prokesch - Vstcn</fw><lb/> <p xml:id="ID_2584" prev="#ID_2583"> wandte Aristokraten des Geistes ihm bewundernd gehuldigt haben. So hat<lb/> ihm vor allem Graf Schack ein schönes Denkmal gesetzt in seinen Lebens¬<lb/> erinnerungen („Ein halbes Jahrhundert", Bd. 1. S. 277ff.. 324ff., Bd. 2,<lb/> S. 101 ff.).</p><lb/> <p xml:id="ID_2585"> Ein anderes ist es um den Staatsmann. Hier hat das Andenken Prokeschs<lb/> vor allem unter zwei Dingen schwer zu leiden gehabt: erstlich darunter, daß<lb/> man ihn — wie ich in meiner vorerwähnten Charakteristik dargetan habe, mit<lb/> nur sehr bedingter Berechtigung — allzu blindlings mit seinem Meister<lb/> Metternich identifizierte, der bei uns ohnehin schon vielfach nicht ganz gerecht<lb/> beurteilt wird, und sodann und vor allem darunter, daß er das Unglück hatte,<lb/> fast gegen Ende seiner Laufbahn noch einem Bismarck als Gegner in den Weg<lb/> geworfen zu werden. Wer es daher heute unternehmen will, den Namen<lb/> Antons von Prokesch auch auf diesem Felde neu zu beleben, dürfte hierfür die<lb/> Dinge zunächst ungünstig genug liegend finden.</p><lb/> <p xml:id="ID_2586"> Für die Masse des Publikums war sein Wirken im Orient und in der<lb/> Stille seines Ruhestandes verklungen. Nur einzelne Wenige hatten schon bald<lb/> nach seinem Tode noch eine rechte Vorstellung davon, wer in ihm dahingegangen<lb/> sei. Nun kam Bismarck, der damals noch die volle Wucht seiner Amtsmacht<lb/> besaß und handhabte, und führte in dem vielbändigen Poschingerschen Werke<lb/> den ganzen riesigen Apparat der preußischen Archive lückenlos ins Feld, um<lb/> seinen Leistungen und Auffassungen gebührenden Widerhall in der Welt zu<lb/> verschaffen und damit zugleich die seiner einstigen Gegner in den tiefsten Schatten<lb/> zu rücken. Keiner ist davon auch nur annähernd im gleichen Maße betroffen<lb/> worden wie Prokesch, zumal Bismarck auch in seinen inzwischen gleichfalls ver¬<lb/> öffentlichten Briefen und Tischreden aufs Erbarmungsloseste auf ihn loshieb,<lb/> und so vielleicht seine Vernichtung erreicht hätte, wenn ihm nicht eine Hilfe<lb/> käme, die auch gegen einen Bismarck die Wagschale wenden kann: die Wahrheit.<lb/> Doppelt schwer hat selbst sie es freilich in diesem Kampfspiele, weil jene<lb/> schonungslose Bekämpfung Prokeschs durch Bismarck angeblich gerade in ihren:<lb/> Namen erfolgt sein soll.</p><lb/> <p xml:id="ID_2587" next="#ID_2588"> Zunächst begann Prokesch selbst mit Hilfe seines treuen Sohnes posthum<lb/> seine Verteidigung. Wenn je das /mäiatur et altei-a pars mit Berechtigung<lb/> ausgesprochen worden ist, war es in dem Augenblicke, da der tiefgekränkte Erbe<lb/> von Prokeschs Namen und Art es auf das Titelblatt seiner Gegenveröffentlichung<lb/> setzte. Diese („Aus den Briefen des Grafen Prokesch-Osten 1849 bis 1855",<lb/> Wien 1896) hat wenigstens das eine Gute gehabt, daß einige hervorragende<lb/> Historiker in Deutschland und Österreich sich selbständig ein ganz anderes Bild<lb/> von Prokeschs staatsmännischem Wirken und menschlicher Persönlichkeit zu eigen<lb/> machten, und daß vereinzelt auch Stimmen in diesem Sinne in der Öffentlichkeit<lb/> hervorgetreten sind. Doch sind sie, an zu wenig einflußreichen Stellen erfolgt,<lb/> bald wieder verklungen, und weder jene Briefveröffentlichung noch die 1909<lb/> ihr gefolgte aus Prokeschs Tagebüchern hat im mindesten die ihr gebührende</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0560]
Bismarck und Prokesch - Vstcn
wandte Aristokraten des Geistes ihm bewundernd gehuldigt haben. So hat
ihm vor allem Graf Schack ein schönes Denkmal gesetzt in seinen Lebens¬
erinnerungen („Ein halbes Jahrhundert", Bd. 1. S. 277ff.. 324ff., Bd. 2,
S. 101 ff.).
Ein anderes ist es um den Staatsmann. Hier hat das Andenken Prokeschs
vor allem unter zwei Dingen schwer zu leiden gehabt: erstlich darunter, daß
man ihn — wie ich in meiner vorerwähnten Charakteristik dargetan habe, mit
nur sehr bedingter Berechtigung — allzu blindlings mit seinem Meister
Metternich identifizierte, der bei uns ohnehin schon vielfach nicht ganz gerecht
beurteilt wird, und sodann und vor allem darunter, daß er das Unglück hatte,
fast gegen Ende seiner Laufbahn noch einem Bismarck als Gegner in den Weg
geworfen zu werden. Wer es daher heute unternehmen will, den Namen
Antons von Prokesch auch auf diesem Felde neu zu beleben, dürfte hierfür die
Dinge zunächst ungünstig genug liegend finden.
Für die Masse des Publikums war sein Wirken im Orient und in der
Stille seines Ruhestandes verklungen. Nur einzelne Wenige hatten schon bald
nach seinem Tode noch eine rechte Vorstellung davon, wer in ihm dahingegangen
sei. Nun kam Bismarck, der damals noch die volle Wucht seiner Amtsmacht
besaß und handhabte, und führte in dem vielbändigen Poschingerschen Werke
den ganzen riesigen Apparat der preußischen Archive lückenlos ins Feld, um
seinen Leistungen und Auffassungen gebührenden Widerhall in der Welt zu
verschaffen und damit zugleich die seiner einstigen Gegner in den tiefsten Schatten
zu rücken. Keiner ist davon auch nur annähernd im gleichen Maße betroffen
worden wie Prokesch, zumal Bismarck auch in seinen inzwischen gleichfalls ver¬
öffentlichten Briefen und Tischreden aufs Erbarmungsloseste auf ihn loshieb,
und so vielleicht seine Vernichtung erreicht hätte, wenn ihm nicht eine Hilfe
käme, die auch gegen einen Bismarck die Wagschale wenden kann: die Wahrheit.
Doppelt schwer hat selbst sie es freilich in diesem Kampfspiele, weil jene
schonungslose Bekämpfung Prokeschs durch Bismarck angeblich gerade in ihren:
Namen erfolgt sein soll.
Zunächst begann Prokesch selbst mit Hilfe seines treuen Sohnes posthum
seine Verteidigung. Wenn je das /mäiatur et altei-a pars mit Berechtigung
ausgesprochen worden ist, war es in dem Augenblicke, da der tiefgekränkte Erbe
von Prokeschs Namen und Art es auf das Titelblatt seiner Gegenveröffentlichung
setzte. Diese („Aus den Briefen des Grafen Prokesch-Osten 1849 bis 1855",
Wien 1896) hat wenigstens das eine Gute gehabt, daß einige hervorragende
Historiker in Deutschland und Österreich sich selbständig ein ganz anderes Bild
von Prokeschs staatsmännischem Wirken und menschlicher Persönlichkeit zu eigen
machten, und daß vereinzelt auch Stimmen in diesem Sinne in der Öffentlichkeit
hervorgetreten sind. Doch sind sie, an zu wenig einflußreichen Stellen erfolgt,
bald wieder verklungen, und weder jene Briefveröffentlichung noch die 1909
ihr gefolgte aus Prokeschs Tagebüchern hat im mindesten die ihr gebührende
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