Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.Grundfragen des Ainderschutzes Professor Dr. Rlumker von eher modernen Kinderschutz und moderne Jugendfürsorge wird Die Familie ist für die Erziehung des heranwachsenden Geschlechts heute Diese Entwicklung schließt zugleich die andere in sich, daß der erzieherische Genau wie beim Mann wird aber durch die Ausbildung der Familie zu Grundfragen des Ainderschutzes Professor Dr. Rlumker von eher modernen Kinderschutz und moderne Jugendfürsorge wird Die Familie ist für die Erziehung des heranwachsenden Geschlechts heute Diese Entwicklung schließt zugleich die andere in sich, daß der erzieherische Genau wie beim Mann wird aber durch die Ausbildung der Familie zu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0513" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327979"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341899_327465/figures/grenzboten_341899_327465_327979_000.jpg"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Grundfragen des Ainderschutzes<lb/><note type="byline"> Professor Dr. Rlumker</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_2379"> eher modernen Kinderschutz und moderne Jugendfürsorge wird<lb/> man selten reden hören, ohne daß ihr Wesen aus dem Übergang<lb/> von der Familie zum Staate erklärt und das berühmte Schema<lb/> Iherings berührt würde, daß alle öffentliche Tätigkeit sich von<lb/> den einzelnen und der Familie, über freie Vereinsbildung zur<lb/> staatlichen Organisation entwickle. Soweit diese ziemlich allgemeine Schilderung<lb/> dann im einzelnen veranschaulicht werden soll, begegnen wir einer Reihe von<lb/> Gedanken, die sich oft zum Teil überdecken oder wiederholen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2380"> Die Familie ist für die Erziehung des heranwachsenden Geschlechts heute<lb/> weniger geeignet als früher, weil sie einen großen Teil ihrer wirtschaftlichen<lb/> Funktionen verloren hat; sie ist aus einer produktiven Organisation zu einer<lb/> fast reinen Konsumorganisation geworden. Eine Fülle wirtschaftlicher Aufgaben,<lb/> die sich früher im Hause unter den Augen des Kindes vollzogen und nicht<lb/> unwesentlich zu seiner persönlichen und sozialen Ausbildung beitrugen, sind heute<lb/> Zu selbständigen Produktions- und Erwerbszweigen geworden, die außerhalb des<lb/> Hauses ihren Platz finden. Werkstätten, Lagerräume wie die Wohnungen der<lb/> Angestellten und Mitarbeiter sind aus dem alten einheitlichen Hausoerband ge¬<lb/> schieden und haben diesen immer mehr an allgemeinen Beziehungen ver¬<lb/> armen lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2381"> Diese Entwicklung schließt zugleich die andere in sich, daß der erzieherische<lb/> Einfluß des Vaters auf das Kind bedeutend vermindert wird, da mit jener<lb/> Trennung von Hauswirtschaft und Gütererzeugung auch eine Trennung des<lb/> Vaters als Arbeiter von seinem Haus verbunden ist, er also den größten Teil<lb/> seiner Zeit überhaupt keine oder nur vorübergehende Berührung mit seinem<lb/> Kinde hat. Gehen also dem Hause einerseits eine große Reihe erzieherischer<lb/> Eindrücke gesellschaftlicher Natur verloren, so wird anderseits die erzieherische<lb/> Kraft des Vaters in starkem Maße ausgeschaltet.</p><lb/> <p xml:id="ID_2382" next="#ID_2383"> Genau wie beim Mann wird aber durch die Ausbildung der Familie zu<lb/> einer reinen Konsumorganisation auch die produktive und erwerbende Arbeit der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0513]
[Abbildung]
Grundfragen des Ainderschutzes
Professor Dr. Rlumker von
eher modernen Kinderschutz und moderne Jugendfürsorge wird
man selten reden hören, ohne daß ihr Wesen aus dem Übergang
von der Familie zum Staate erklärt und das berühmte Schema
Iherings berührt würde, daß alle öffentliche Tätigkeit sich von
den einzelnen und der Familie, über freie Vereinsbildung zur
staatlichen Organisation entwickle. Soweit diese ziemlich allgemeine Schilderung
dann im einzelnen veranschaulicht werden soll, begegnen wir einer Reihe von
Gedanken, die sich oft zum Teil überdecken oder wiederholen.
Die Familie ist für die Erziehung des heranwachsenden Geschlechts heute
weniger geeignet als früher, weil sie einen großen Teil ihrer wirtschaftlichen
Funktionen verloren hat; sie ist aus einer produktiven Organisation zu einer
fast reinen Konsumorganisation geworden. Eine Fülle wirtschaftlicher Aufgaben,
die sich früher im Hause unter den Augen des Kindes vollzogen und nicht
unwesentlich zu seiner persönlichen und sozialen Ausbildung beitrugen, sind heute
Zu selbständigen Produktions- und Erwerbszweigen geworden, die außerhalb des
Hauses ihren Platz finden. Werkstätten, Lagerräume wie die Wohnungen der
Angestellten und Mitarbeiter sind aus dem alten einheitlichen Hausoerband ge¬
schieden und haben diesen immer mehr an allgemeinen Beziehungen ver¬
armen lassen.
Diese Entwicklung schließt zugleich die andere in sich, daß der erzieherische
Einfluß des Vaters auf das Kind bedeutend vermindert wird, da mit jener
Trennung von Hauswirtschaft und Gütererzeugung auch eine Trennung des
Vaters als Arbeiter von seinem Haus verbunden ist, er also den größten Teil
seiner Zeit überhaupt keine oder nur vorübergehende Berührung mit seinem
Kinde hat. Gehen also dem Hause einerseits eine große Reihe erzieherischer
Eindrücke gesellschaftlicher Natur verloren, so wird anderseits die erzieherische
Kraft des Vaters in starkem Maße ausgeschaltet.
Genau wie beim Mann wird aber durch die Ausbildung der Familie zu
einer reinen Konsumorganisation auch die produktive und erwerbende Arbeit der
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