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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.

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Gewinnbeteiligung der Arbeiter in der englischen Industrie

Arbeitsbedingungen sollten jedoch zwischen Direktoren und Gewerkschaften fest¬
gesetzt werden, wodurch das Gewerkschaftsprinzip durchaus zur Anerkennung
gelangte. Auch die obenerwähnte Aktienausgabe wurde den Gewerkschaften zur
Genehmigung unterbreitet.

Diese Beispiele ließen sich beliebig vermehren.

Die Gewerkschaften sind durchweg diesen Einrichtungen gegenüber feindlich
gesinnt. Sie fürchten, daß die Arbeitersolidarität dadurch gestört würde. Auch
die Fabian Society, eine intellektuelle Genossenschaft, die sich zur Aufgabe macht,
Kollektivismus zu fördern, bekämpft "proM-LkannA" und "Lo-partnersKip".
Der Arbeiter sei nicht imstande, in genügender Weise das Geschäftsergebnis zu
fördern, das häufig viel mehr von guten Abschlüssen und richtiger Geschästspolitik
abhinge. Vor allem aber steht die Befürchtung obenan, daß der an dem Werk
zu sehr interessierte Arbeiter dem Einfluß der Gewerkschaften entzogen werden
könnte. Auf dem im September d. I. in Birmingham lagerten Kongreß des
"Kriti8k ^880Lali(in' 5or tke >VävanLemont c"k Seienes" kam das Thema
"Lo-pArtnersKip" und "^raäs Unionium" zur Besprechung. Die Meinungen
darüber, ob beide sich ausschlossen, oder Hand in Hand gehen könnten, waren
sehr geteilt.

Zweifellos eignet sich die besondere Jnteressierung der Arbeiter am Werke,
sei es durch Gewinn- oder Geschäftsbeteiligung für viele Betriebe. Die jeweils
richtige Form wird von Fall zu Fall wechseln. Ein absolutes Heilmittel für
die Reibungen zwischen Kapital und Arbeit wird durch solche Einrichtungen
natürlich nicht geschaffen werden.

Geschlossene Organisationen auf beiden Seiten, Gegenübertreten und Ver¬
handeln auf gleicher Basis, wird das Endziel bilden müssen. Beide Teile
werden eingedenk sein müssen, daß der eine dem andern nötig ist, daß sie nur
zusammen ein Ganzes bilden und daß nur durch gemeinsames Arbeiten am
Gedeihen des Unternehmens beide gedeihen können.




Gewinnbeteiligung der Arbeiter in der englischen Industrie

Arbeitsbedingungen sollten jedoch zwischen Direktoren und Gewerkschaften fest¬
gesetzt werden, wodurch das Gewerkschaftsprinzip durchaus zur Anerkennung
gelangte. Auch die obenerwähnte Aktienausgabe wurde den Gewerkschaften zur
Genehmigung unterbreitet.

Diese Beispiele ließen sich beliebig vermehren.

Die Gewerkschaften sind durchweg diesen Einrichtungen gegenüber feindlich
gesinnt. Sie fürchten, daß die Arbeitersolidarität dadurch gestört würde. Auch
die Fabian Society, eine intellektuelle Genossenschaft, die sich zur Aufgabe macht,
Kollektivismus zu fördern, bekämpft „proM-LkannA" und „Lo-partnersKip".
Der Arbeiter sei nicht imstande, in genügender Weise das Geschäftsergebnis zu
fördern, das häufig viel mehr von guten Abschlüssen und richtiger Geschästspolitik
abhinge. Vor allem aber steht die Befürchtung obenan, daß der an dem Werk
zu sehr interessierte Arbeiter dem Einfluß der Gewerkschaften entzogen werden
könnte. Auf dem im September d. I. in Birmingham lagerten Kongreß des
»Kriti8k ^880Lali(in' 5or tke >VävanLemont c»k Seienes" kam das Thema
„Lo-pArtnersKip" und „^raäs Unionium" zur Besprechung. Die Meinungen
darüber, ob beide sich ausschlossen, oder Hand in Hand gehen könnten, waren
sehr geteilt.

Zweifellos eignet sich die besondere Jnteressierung der Arbeiter am Werke,
sei es durch Gewinn- oder Geschäftsbeteiligung für viele Betriebe. Die jeweils
richtige Form wird von Fall zu Fall wechseln. Ein absolutes Heilmittel für
die Reibungen zwischen Kapital und Arbeit wird durch solche Einrichtungen
natürlich nicht geschaffen werden.

Geschlossene Organisationen auf beiden Seiten, Gegenübertreten und Ver¬
handeln auf gleicher Basis, wird das Endziel bilden müssen. Beide Teile
werden eingedenk sein müssen, daß der eine dem andern nötig ist, daß sie nur
zusammen ein Ganzes bilden und daß nur durch gemeinsames Arbeiten am
Gedeihen des Unternehmens beide gedeihen können.




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[0419] Gewinnbeteiligung der Arbeiter in der englischen Industrie Arbeitsbedingungen sollten jedoch zwischen Direktoren und Gewerkschaften fest¬ gesetzt werden, wodurch das Gewerkschaftsprinzip durchaus zur Anerkennung gelangte. Auch die obenerwähnte Aktienausgabe wurde den Gewerkschaften zur Genehmigung unterbreitet. Diese Beispiele ließen sich beliebig vermehren. Die Gewerkschaften sind durchweg diesen Einrichtungen gegenüber feindlich gesinnt. Sie fürchten, daß die Arbeitersolidarität dadurch gestört würde. Auch die Fabian Society, eine intellektuelle Genossenschaft, die sich zur Aufgabe macht, Kollektivismus zu fördern, bekämpft „proM-LkannA" und „Lo-partnersKip". Der Arbeiter sei nicht imstande, in genügender Weise das Geschäftsergebnis zu fördern, das häufig viel mehr von guten Abschlüssen und richtiger Geschästspolitik abhinge. Vor allem aber steht die Befürchtung obenan, daß der an dem Werk zu sehr interessierte Arbeiter dem Einfluß der Gewerkschaften entzogen werden könnte. Auf dem im September d. I. in Birmingham lagerten Kongreß des »Kriti8k ^880Lali(in' 5or tke >VävanLemont c»k Seienes" kam das Thema „Lo-pArtnersKip" und „^raäs Unionium" zur Besprechung. Die Meinungen darüber, ob beide sich ausschlossen, oder Hand in Hand gehen könnten, waren sehr geteilt. Zweifellos eignet sich die besondere Jnteressierung der Arbeiter am Werke, sei es durch Gewinn- oder Geschäftsbeteiligung für viele Betriebe. Die jeweils richtige Form wird von Fall zu Fall wechseln. Ein absolutes Heilmittel für die Reibungen zwischen Kapital und Arbeit wird durch solche Einrichtungen natürlich nicht geschaffen werden. Geschlossene Organisationen auf beiden Seiten, Gegenübertreten und Ver¬ handeln auf gleicher Basis, wird das Endziel bilden müssen. Beide Teile werden eingedenk sein müssen, daß der eine dem andern nötig ist, daß sie nur zusammen ein Ganzes bilden und daß nur durch gemeinsames Arbeiten am Gedeihen des Unternehmens beide gedeihen können.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_327465/419>, abgerufen am 04.01.2025.