Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.Reichsspiegcl Herrschaft hinarbeitet, hat Mangel an echtem Staatssinn; die Debatte über Zabern Ernst Moritz Arndt hat Kurs bei der Frankfurter Zeitung. Ihre ganze Aus¬ "O, glaubt mir, es ist Plan in der Wut. Preußen ist die erste und jetzt die Reichsspiegcl Herrschaft hinarbeitet, hat Mangel an echtem Staatssinn; die Debatte über Zabern Ernst Moritz Arndt hat Kurs bei der Frankfurter Zeitung. Ihre ganze Aus¬ „O, glaubt mir, es ist Plan in der Wut. Preußen ist die erste und jetzt die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0395" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327861"/> <fw type="header" place="top"> Reichsspiegcl</fw><lb/> <p xml:id="ID_1847" prev="#ID_1846"> Herrschaft hinarbeitet, hat Mangel an echtem Staatssinn; die Debatte über Zabern<lb/> mag man schließen, die Auseinandersetzung mit dem Militärstaat muß fortgesetzt<lb/> und durchgeführt werden: zunächst Reichsgesetz über die militärischen Dienst.<lb/> Vorschriften, dann Einschränkung der Militärgerichtsbarkeit, Autonomie für Elsaß-<lb/> Lothringen, kurz ein vollständiges Konfliktsprogramm. ES ist gut, daß man<lb/> wieder einmal deutlich sieht, wohin die Demokratie will. Es ist ein Programm<lb/> der Aufweichung und schrittweisen Beseitigung unserer verfassungsmäßigen Zu¬<lb/> stände. Voran aber steht der Kampf gegen Preußen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1848"> Ernst Moritz Arndt hat Kurs bei der Frankfurter Zeitung. Ihre ganze Aus¬<lb/> einandersetzung hat sie unter ein Motto gestellt, das aus dem Katechismus für den<lb/> deutschen Soldaten herausgerissen ist. Da wird man an ein anderes Wort von<lb/> Arndt erinnern dürfen. Es ist in seinem von 1848 stammenden Aufsatz über<lb/> Polentum und Polenbegeisterung enthalten. Er spricht in diesem Aufsatz von drei<lb/> Arten von Leuten, den Unwissenden, den Narren, den Schelmen. Er fragt da,<lb/> warum die Schelme ohne Maß und Ziel auf die Preußen und auf den König<lb/> von Preußen schimpfen und schmähen. Und er antwortet:</p><lb/> <p xml:id="ID_1849" next="#ID_1850"> „O, glaubt mir, es ist Plan in der Wut. Preußen ist die erste und jetzt die<lb/> einzige Macht, um welche die Fürsten und Völker Deutschlands sich sammeln<lb/> können und, wenn sie bestehen wollen, sich sammeln müssen. Gelänge es ihnen,</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0395]
Reichsspiegcl
Herrschaft hinarbeitet, hat Mangel an echtem Staatssinn; die Debatte über Zabern
mag man schließen, die Auseinandersetzung mit dem Militärstaat muß fortgesetzt
und durchgeführt werden: zunächst Reichsgesetz über die militärischen Dienst.
Vorschriften, dann Einschränkung der Militärgerichtsbarkeit, Autonomie für Elsaß-
Lothringen, kurz ein vollständiges Konfliktsprogramm. ES ist gut, daß man
wieder einmal deutlich sieht, wohin die Demokratie will. Es ist ein Programm
der Aufweichung und schrittweisen Beseitigung unserer verfassungsmäßigen Zu¬
stände. Voran aber steht der Kampf gegen Preußen.
Ernst Moritz Arndt hat Kurs bei der Frankfurter Zeitung. Ihre ganze Aus¬
einandersetzung hat sie unter ein Motto gestellt, das aus dem Katechismus für den
deutschen Soldaten herausgerissen ist. Da wird man an ein anderes Wort von
Arndt erinnern dürfen. Es ist in seinem von 1848 stammenden Aufsatz über
Polentum und Polenbegeisterung enthalten. Er spricht in diesem Aufsatz von drei
Arten von Leuten, den Unwissenden, den Narren, den Schelmen. Er fragt da,
warum die Schelme ohne Maß und Ziel auf die Preußen und auf den König
von Preußen schimpfen und schmähen. Und er antwortet:
„O, glaubt mir, es ist Plan in der Wut. Preußen ist die erste und jetzt die
einzige Macht, um welche die Fürsten und Völker Deutschlands sich sammeln
können und, wenn sie bestehen wollen, sich sammeln müssen. Gelänge es ihnen,
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