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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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wählen) dar; bei jeder neuen Auflage fielen
die mittlerweile gestorbenen Schriftsteller weg,
und neue traten hinzu. Die Biographien
enthalten nur die Geburtsdaten, Titel- und
Rangverhältnisse sowie Wohnort des be¬
treffenden Schriftstellers. Bedeutend umfang¬
reicher und auch zuverlässiger ist Meusels
zweites Hauptwerk, das "Lexikon der vom
Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen
Schriftsteller", das in fünfzehn Bänden in
den Jahren 1312 bis 1816 von ihm heraus¬
gegeben wurde und neben ausführlichen Bio¬
graphien besonders auch wichtige biblio¬
graphische Anmerkungen gibt.

An dieses Lorpus schließt sich nun das
Lexikon an, das in jetzt acht Bänden die
Schriftsteller des neunzehnten und zwanzigsten
Jahrhunderts umfaßt*), und dessen Heraus¬
geber Franz Brummer in der Tat den der
Überschrift dieses Aufsatzes gegebenen Ehren¬
namen verdient. Zwei Bände waren eS, mit
denen in: Jahre 1877 Brümmcrs "Dichter-
Lexikon" auf den Plan trat. 1335 ging es
in die Neclamsche Universalbibliothek über,
vollkommen neubearbeitet, und hat sich seit¬
dem als ein unentbehrliches Hilfsmittel für
jeden Literalurfreund, nicht zum wenigsten
für den Literarhistoriker, erwiesen. 1395 er¬
schien es in vierter Auflage in vier Bänden,
1901 in fünfter Auflage mit reichen Nach¬
trägen; und heute liegt es in acht schmuck
gebundenen Bänden vor uns, in sechster voll¬
kommen neubearbeiteter Auflage.

Die Anlage war von vornherein anders
als das alte Meuselsche Werk. Legte dieses
das Hauptgewicht auf die bibliographisch ge¬
nauen Verzeichnisse der Schriften und um¬
faßte es alle Schriftsteller ohne Ausnahme,
so schränkte Brummer mit gutem Grunde
seine Artikel auf die schöne Literatur ein und
war bestrebt, vor allem knappe aber zuver¬
lässige Lebensabrisse zu liefern. Ein chrono¬
logisch geordnetes Schriftenverzeichnis (leider,

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Wohl der Raumersparnis halber, ohne Druck¬
ort) schließt sich jeweils an.

Voll berechtigten Stolzes kann Brummer
im Vorworte der sechsten Auflage darauf hin¬
weisen, daß sich das Schriftstellerverzeichnis
schon lediglich ziffernmäßig um das Dreifache
vermehrt hat; aus 3000 sind 990" Biographien
geworden. Unter dieser ungeheuren Vermeh¬
rung des Materials hat aber die Brauchbar¬
keit seiner Bearbeitung nicht im mindesten
gelitten; soweit ich nachprüfen konnte, sind die
Daten fast stets richtig gegeben, kleine Er¬
gänzungen dazu mögen am Schlüsse dieses
Aufsatzes folgen.

Weniger bin ich mit dem Schriftenver¬
zeichnis einverstanden. Zwar ist durchaus an¬
zuerkennen, daß Brummer stets die Gesamt¬
ausgaben und vor allen auch die im Druck
erschienenen Briefwechsel aufgenommen hat;
aber die chronologische Reihenfolge ist oft (ein
Mangel, der bereits in der vorigen Auflage
sich bemerkbar machte und in der neuen Be¬
arbeitung leider kaum behoben ist) nicht streng
eingehalten; mitunter gehen die Schriften wirr
durcheinander, besonders bei fruchtbaren Ver¬
fassern (man vergleiche zum Beispiel die Artikel:
Felix Dahn, Bd. I, S. 456f.; Karl Theodor
Gaedertz, Bd. II, S. 812; Karl Landsteiner,
Bd. III, S. 172; Adolf Graf von Schack.
Bd. VI, S. 127; Johannes Scherr, Bd. VI,
S. 168f.; Adolf Stern, Bd. VII, S. 62f.;
Viktor von Strauß und Torney, Bd. VII,
S. 116; Arthur Zäpp, Bd. VIII, S. 66) macht
das Aussuchen eines bestimmten Werkes in¬
folge dieser Unachtsamkeit manche Schwierigkeit.
Auch kann ich mich nicht damit einverstanden
erklären, daß bei einigen Schriftstellern ihre
Schriften an der Hand einer Gesamtausgabe
aufgezählt werden (man vergleiche zum Bei¬
spiel die Artikel: Fritz Reuter, Bd. V, S. 443;
Berthold Auerbach, Bd, I, S. 87 f.; Heinrich
Laube, Bd. IV, S. 179; Karl Gutzkow, Bd. III,
S. 21f.; Alfred Meißner, Bd. IV, S. 422),
bei anderen erst die Einzelausgaben chrono¬
logisch aneinandergereiht werden und dann
die gesammelten Schriften folgen. Letzterer
Modus war unbedingt überall durchzuführen,
wenn der Leser sich ein Bild von der Ent¬
wicklung eines Schriftstellers (und die ist auch
schon bei einer derartigen äußerlich trockenen
Aneinanderreihung von Titeln und Zahlen

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") Lexikon der deutschen Dichter und Pro¬
saisten vom Beginn des neunzehnten Jahr¬
hunderts bis zur Gegenwart. Bearbeitet von
Franz Brummer. Sechste völlig neu be¬
arbeitete und stark vermehrte Auslage. Acht
Bände. Leipzig 1913. Philipp Reclam jun.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

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wählen) dar; bei jeder neuen Auflage fielen
die mittlerweile gestorbenen Schriftsteller weg,
und neue traten hinzu. Die Biographien
enthalten nur die Geburtsdaten, Titel- und
Rangverhältnisse sowie Wohnort des be¬
treffenden Schriftstellers. Bedeutend umfang¬
reicher und auch zuverlässiger ist Meusels
zweites Hauptwerk, das „Lexikon der vom
Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen
Schriftsteller", das in fünfzehn Bänden in
den Jahren 1312 bis 1816 von ihm heraus¬
gegeben wurde und neben ausführlichen Bio¬
graphien besonders auch wichtige biblio¬
graphische Anmerkungen gibt.

An dieses Lorpus schließt sich nun das
Lexikon an, das in jetzt acht Bänden die
Schriftsteller des neunzehnten und zwanzigsten
Jahrhunderts umfaßt*), und dessen Heraus¬
geber Franz Brummer in der Tat den der
Überschrift dieses Aufsatzes gegebenen Ehren¬
namen verdient. Zwei Bände waren eS, mit
denen in: Jahre 1877 Brümmcrs „Dichter-
Lexikon" auf den Plan trat. 1335 ging es
in die Neclamsche Universalbibliothek über,
vollkommen neubearbeitet, und hat sich seit¬
dem als ein unentbehrliches Hilfsmittel für
jeden Literalurfreund, nicht zum wenigsten
für den Literarhistoriker, erwiesen. 1395 er¬
schien es in vierter Auflage in vier Bänden,
1901 in fünfter Auflage mit reichen Nach¬
trägen; und heute liegt es in acht schmuck
gebundenen Bänden vor uns, in sechster voll¬
kommen neubearbeiteter Auflage.

Die Anlage war von vornherein anders
als das alte Meuselsche Werk. Legte dieses
das Hauptgewicht auf die bibliographisch ge¬
nauen Verzeichnisse der Schriften und um¬
faßte es alle Schriftsteller ohne Ausnahme,
so schränkte Brummer mit gutem Grunde
seine Artikel auf die schöne Literatur ein und
war bestrebt, vor allem knappe aber zuver¬
lässige Lebensabrisse zu liefern. Ein chrono¬
logisch geordnetes Schriftenverzeichnis (leider,

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Wohl der Raumersparnis halber, ohne Druck¬
ort) schließt sich jeweils an.

Voll berechtigten Stolzes kann Brummer
im Vorworte der sechsten Auflage darauf hin¬
weisen, daß sich das Schriftstellerverzeichnis
schon lediglich ziffernmäßig um das Dreifache
vermehrt hat; aus 3000 sind 990» Biographien
geworden. Unter dieser ungeheuren Vermeh¬
rung des Materials hat aber die Brauchbar¬
keit seiner Bearbeitung nicht im mindesten
gelitten; soweit ich nachprüfen konnte, sind die
Daten fast stets richtig gegeben, kleine Er¬
gänzungen dazu mögen am Schlüsse dieses
Aufsatzes folgen.

Weniger bin ich mit dem Schriftenver¬
zeichnis einverstanden. Zwar ist durchaus an¬
zuerkennen, daß Brummer stets die Gesamt¬
ausgaben und vor allen auch die im Druck
erschienenen Briefwechsel aufgenommen hat;
aber die chronologische Reihenfolge ist oft (ein
Mangel, der bereits in der vorigen Auflage
sich bemerkbar machte und in der neuen Be¬
arbeitung leider kaum behoben ist) nicht streng
eingehalten; mitunter gehen die Schriften wirr
durcheinander, besonders bei fruchtbaren Ver¬
fassern (man vergleiche zum Beispiel die Artikel:
Felix Dahn, Bd. I, S. 456f.; Karl Theodor
Gaedertz, Bd. II, S. 812; Karl Landsteiner,
Bd. III, S. 172; Adolf Graf von Schack.
Bd. VI, S. 127; Johannes Scherr, Bd. VI,
S. 168f.; Adolf Stern, Bd. VII, S. 62f.;
Viktor von Strauß und Torney, Bd. VII,
S. 116; Arthur Zäpp, Bd. VIII, S. 66) macht
das Aussuchen eines bestimmten Werkes in¬
folge dieser Unachtsamkeit manche Schwierigkeit.
Auch kann ich mich nicht damit einverstanden
erklären, daß bei einigen Schriftstellern ihre
Schriften an der Hand einer Gesamtausgabe
aufgezählt werden (man vergleiche zum Bei¬
spiel die Artikel: Fritz Reuter, Bd. V, S. 443;
Berthold Auerbach, Bd, I, S. 87 f.; Heinrich
Laube, Bd. IV, S. 179; Karl Gutzkow, Bd. III,
S. 21f.; Alfred Meißner, Bd. IV, S. 422),
bei anderen erst die Einzelausgaben chrono¬
logisch aneinandergereiht werden und dann
die gesammelten Schriften folgen. Letzterer
Modus war unbedingt überall durchzuführen,
wenn der Leser sich ein Bild von der Ent¬
wicklung eines Schriftstellers (und die ist auch
schon bei einer derartigen äußerlich trockenen
Aneinanderreihung von Titeln und Zahlen

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") Lexikon der deutschen Dichter und Pro¬
saisten vom Beginn des neunzehnten Jahr¬
hunderts bis zur Gegenwart. Bearbeitet von
Franz Brummer. Sechste völlig neu be¬
arbeitete und stark vermehrte Auslage. Acht
Bände. Leipzig 1913. Philipp Reclam jun.
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[0250] Maßgebliches und Unmaßgebliches wählen) dar; bei jeder neuen Auflage fielen die mittlerweile gestorbenen Schriftsteller weg, und neue traten hinzu. Die Biographien enthalten nur die Geburtsdaten, Titel- und Rangverhältnisse sowie Wohnort des be¬ treffenden Schriftstellers. Bedeutend umfang¬ reicher und auch zuverlässiger ist Meusels zweites Hauptwerk, das „Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller", das in fünfzehn Bänden in den Jahren 1312 bis 1816 von ihm heraus¬ gegeben wurde und neben ausführlichen Bio¬ graphien besonders auch wichtige biblio¬ graphische Anmerkungen gibt. An dieses Lorpus schließt sich nun das Lexikon an, das in jetzt acht Bänden die Schriftsteller des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts umfaßt*), und dessen Heraus¬ geber Franz Brummer in der Tat den der Überschrift dieses Aufsatzes gegebenen Ehren¬ namen verdient. Zwei Bände waren eS, mit denen in: Jahre 1877 Brümmcrs „Dichter- Lexikon" auf den Plan trat. 1335 ging es in die Neclamsche Universalbibliothek über, vollkommen neubearbeitet, und hat sich seit¬ dem als ein unentbehrliches Hilfsmittel für jeden Literalurfreund, nicht zum wenigsten für den Literarhistoriker, erwiesen. 1395 er¬ schien es in vierter Auflage in vier Bänden, 1901 in fünfter Auflage mit reichen Nach¬ trägen; und heute liegt es in acht schmuck gebundenen Bänden vor uns, in sechster voll¬ kommen neubearbeiteter Auflage. Die Anlage war von vornherein anders als das alte Meuselsche Werk. Legte dieses das Hauptgewicht auf die bibliographisch ge¬ nauen Verzeichnisse der Schriften und um¬ faßte es alle Schriftsteller ohne Ausnahme, so schränkte Brummer mit gutem Grunde seine Artikel auf die schöne Literatur ein und war bestrebt, vor allem knappe aber zuver¬ lässige Lebensabrisse zu liefern. Ein chrono¬ logisch geordnetes Schriftenverzeichnis (leider, Wohl der Raumersparnis halber, ohne Druck¬ ort) schließt sich jeweils an. Voll berechtigten Stolzes kann Brummer im Vorworte der sechsten Auflage darauf hin¬ weisen, daß sich das Schriftstellerverzeichnis schon lediglich ziffernmäßig um das Dreifache vermehrt hat; aus 3000 sind 990» Biographien geworden. Unter dieser ungeheuren Vermeh¬ rung des Materials hat aber die Brauchbar¬ keit seiner Bearbeitung nicht im mindesten gelitten; soweit ich nachprüfen konnte, sind die Daten fast stets richtig gegeben, kleine Er¬ gänzungen dazu mögen am Schlüsse dieses Aufsatzes folgen. Weniger bin ich mit dem Schriftenver¬ zeichnis einverstanden. Zwar ist durchaus an¬ zuerkennen, daß Brummer stets die Gesamt¬ ausgaben und vor allen auch die im Druck erschienenen Briefwechsel aufgenommen hat; aber die chronologische Reihenfolge ist oft (ein Mangel, der bereits in der vorigen Auflage sich bemerkbar machte und in der neuen Be¬ arbeitung leider kaum behoben ist) nicht streng eingehalten; mitunter gehen die Schriften wirr durcheinander, besonders bei fruchtbaren Ver¬ fassern (man vergleiche zum Beispiel die Artikel: Felix Dahn, Bd. I, S. 456f.; Karl Theodor Gaedertz, Bd. II, S. 812; Karl Landsteiner, Bd. III, S. 172; Adolf Graf von Schack. Bd. VI, S. 127; Johannes Scherr, Bd. VI, S. 168f.; Adolf Stern, Bd. VII, S. 62f.; Viktor von Strauß und Torney, Bd. VII, S. 116; Arthur Zäpp, Bd. VIII, S. 66) macht das Aussuchen eines bestimmten Werkes in¬ folge dieser Unachtsamkeit manche Schwierigkeit. Auch kann ich mich nicht damit einverstanden erklären, daß bei einigen Schriftstellern ihre Schriften an der Hand einer Gesamtausgabe aufgezählt werden (man vergleiche zum Bei¬ spiel die Artikel: Fritz Reuter, Bd. V, S. 443; Berthold Auerbach, Bd, I, S. 87 f.; Heinrich Laube, Bd. IV, S. 179; Karl Gutzkow, Bd. III, S. 21f.; Alfred Meißner, Bd. IV, S. 422), bei anderen erst die Einzelausgaben chrono¬ logisch aneinandergereiht werden und dann die gesammelten Schriften folgen. Letzterer Modus war unbedingt überall durchzuführen, wenn der Leser sich ein Bild von der Ent¬ wicklung eines Schriftstellers (und die ist auch schon bei einer derartigen äußerlich trockenen Aneinanderreihung von Titeln und Zahlen ") Lexikon der deutschen Dichter und Pro¬ saisten vom Beginn des neunzehnten Jahr¬ hunderts bis zur Gegenwart. Bearbeitet von Franz Brummer. Sechste völlig neu be¬ arbeitete und stark vermehrte Auslage. Acht Bände. Leipzig 1913. Philipp Reclam jun.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_327465/250>, abgerufen am 29.12.2024.